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A. W. Faber-​Castell 1958

Der bekannte Blei­stift 9000 und die fast 200-​jährige Erfah­rung sei­nes Her­stel­lers stan­den im Mit­tel­punkt die­ser ganz­sei­ti­gen Anzeige, mit der A. W. Faber-​Castell, Newark (New Jer­sey, USA) im Mai 1958 die Leser der Zeit­schrift „Pro­gres­sive Archi­tec­ture“ ansprach.

A. W. Faber-Castell 1958

Haupt­dar­stel­ler die­ses Auf­tritts war ein aus Zei­chen­uten­si­lien zusam­men­ge­setz­ter Kopf, der mir aus­neh­mend gut gefällt, nicht zuletzt wegen sei­ner kon­zi­sen Ausdrucksweise.

A. W. Faber-Castell 1958

Pas­send zu der auch durch die gezeigte Blei­stift­spitze cha­rak­te­ri­sier­ten Ziel­gruppe ging man sehr ins tech­ni­sche Detail: „99% pure car­bon“, „low index of fric­tion“, „microlet-​milling pro­cess“, „opaque adhe­sion“ – wer vom Fach wollte sich da nicht ange­spro­chen füh­len? Die Bezeich­nung „Black Gold“ nutze man übri­gens noch in ande­ren Anzeigen.

A. W. Faber-Castell 1958

A. W. Faber-Castell 1958

Neben dem Blei­stift 9000 wur­den die Minen 9030 und der Fall­mi­nen­stift Lock­tite 9800 Tel-​A-​Grade bewor­ben; letz­te­rer war wohl der erste sei­ner Art mit Härtegradindikator.

A. W. Faber-Castell 1958

Beim „Color-​Coding“ indes habe ich gestutzt, denn bis jetzt ist mir noch kein far­big gekenn­zeich­ne­ter 9000 unter­ge­kom­men. Der Begriff „rare waxes“ lässt mich rät­seln: Ich weiß zwar, dass man das Holz durch Druck­im­prä­gnie­rung schnit­ti­ger machen kann, kenne jedoch nicht die dafür benutz­ten Stoffe. – Die vier här­tes­ten Grade sind über die Jahre weg­ge­fal­len; heute endet die Skala bei 6H.

A. W. Faber-Castell 1958

Wer sich durch die genann­ten Vor­züge nicht über­zeu­gen ließ, wusste spä­tes­tens am Ende der Anzeige, warum er sei­nen Händ­ler auf­su­chen und zum grün­ge­fass­ten Gra­phit grei­fen muss.

A. W. Faber-Castell 1958

Kunst und Konstruktion

Die Ästhe­tik der tech­ni­schen Zeich­nung begeis­tert mich min­des­tens ebenso wie die frü­her dafür benutz­ten Uten­si­lien, und so greife ich mir jedes Buch zur Geschichte die­ser Kunst, das ich bekom­men kann. Nach „The Art of the Engi­neer“ fie­len mir kürz­lich zwei wei­tere in die Hände, und zwar „Zir­kel und Lineal. Kul­tur­ge­schichte des kon­struk­ti­ven Zeich­nens“ von Jörg Sel­len­riek (1987) sowie „Kul­tur­ge­schichte des tech­ni­schen Zeich­nens“ von Alois Ne­doluha (1960).

Kunst und Konstruktion

Beide Bücher sind sehr inter­es­sant auf­ge­macht und ver­spre­chen eine span­nende Lek­türe zu wer­den. Bereits ihre äußere Gestal­tung erfreut mich: Die Kon­struk­tion einer Son­nen­uhr von Albrecht Dürer aus „Underw­ey­sung der Mes­sung, mit dem Zirckel und Richt­scheyt“ (1525) schmückt den Lei­nen­ein­band des ers­ten Titels und die sti­li­sierte Dar­stel­lung eines Zei­chen­kop­fes nebst des­sen Füh­rung den des zweiten.

Kunst und Konstruktion

Sol­che Details finde ich ein­fach klasse.

Nach­trag vom 17.10.10: Ein Aus­schnitt des Lei­nen­ein­bands von „The Art of Mecha­ni­cal Dra­wing – A Prac­ti­cal Course for Draf­ting and Design“ (Wil­liam F. Wil­lard, Popu­lar Mecha­nics 1912, Neu­auf­lage Hearst Books 2009).

Kunst und Konstruktion

Zeitreise

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. in „Civil Engineering” (April 1960)

Vor gut 50 Jah­ren war­ben diese Anzei­gen der J.S. STAEDTLER Inc. für die Qua­li­tä­ten des Mars Dura­lar, dem Vor­gän­ger des Dyna­graph, beim Zeich­nen auf Mylar und heute sol­len sie auf­merk­sam machen auf den her­vor­ra­gen­den Bei­trag „Staedt­ler Mars Dyna­graph pen­cils and leads“ bei pen­cil talk, in dem uns der sehr kun­dige Autor auf einen Aus­flug in die Ver­gan­gen­heit des tech­ni­schen Zeich­nens mit­nimmt. Hin­ge­hen und staunen!

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. in „Civil Engineering” (April 1960)

Zweck und Zentrum

Im Mit­tel­punkt mei­ner heu­ti­gen Betrach­tung steht – bes­ser: liegt und steckt – ein klei­nes Zei­chen­zu­be­hör, und zwar die Zentrierzwecke.

Zentrierzwecken Haff Nr. 160 (links) und STAEDTLER Japan (rechts)

Der Zweck des hier in gleich zwei Vari­an­ten gezeig­ten Hel­fer­leins ist schnell beschrie­ben: Das wie­der­holte Ein­ste­chen einer Zir­kel­spitze an der­sel­ben Stelle (z. B. für das Zeich­nen kon­zen­tri­scher Kreise) wei­tet den Ein­stich­punkt unnö­tig aus, was die Zei­chen­ge­nau­ig­keit ver­rin­gert und oben­drein das Beschreib­ma­te­rial stra­pa­ziert; eine Zen­trier­zwe­cke hilft da zweifach.

Zentrierzwecke Nr. 160 von Haff

Die metal­lene, unten mit einer fei­nen Nadel und oben mit einer eben­sol­chen Ver­tie­fung ver­se­hene Zen­trier­zwe­cke (hier die Nr. 160 von Haff, ange­bo­ten für 3 Euro „zur Scho­nung des Mit­tel­punk­tes einer Zeich­nung“) ver­mei­det bei­des – ein­mal posi­tio­niert hält sie den Zir­kel zuver­läs­sig am Platz und redu­ziert zudem die Bean­spru­chung des Materials.

Die knapp 1,6 mm hohe Zwe­cke aus Leicht­me­tall (wohl Alu­mi­nium) hat die Form eines Kegel­stump­fes, einen Durch­mes­ser von 10 mm und ist an der Unter­seite ange­fast, damit sie sich leich­ter lösen lässt; eine kleine Hülse hält die 2,4 mm weit hin­aus­ste­hende und 0,5 mm dicke Nadel mit­tels Press­pas­sung im Zentrum.

Zentrierzwecke 553G von STAEDTLER Japan

Wo der Ein­stich nicht erwünscht oder gar unmög­lich ist, kommt die zweite Zen­trier­zwe­cke zum Ein­satz (im Bild oben der Arti­kel 553G von STAEDTLER Japan, ca. 1,20 Euro). Sie wird durch einen Gum­mi­ring an ihrer Unter­seite sicher in Posi­tion gehal­ten; ein Faden­kreuz im trans­pa­ren­ten Inne­ren erleich­tert die Platzierung.

Das 3,4 mm starke und aus har­tem, trans­pa­ren­tem Kunst­stoff gefer­tigte Uten­sil mit einem Durch­mes­ser von gut 16 mm ver­fügt an sei­ner Ober­seite über eine Rif­fe­lung, damit die Fin­ger nicht abrut­schen, denn im Gegen­satz zu der Zwe­cke von Haff arbei­tet diese nicht mit Form-, son­dern mit Kraft­schluss. Ebenso wie ers­tere trägt sie keine Kennzeichnung.

Zentrierzwecke des Reißzeugs „Präcision” IX.P von Otto Richter

Obi­ges Foto zeigt die Zen­trier­zwe­cke des Reiß­zeugs „Präcis­ion“ IX.P. von Otto Rich­ter (65 oder mehr Jahre alt), und unten­ste­hende Abbil­dung habe ich der 20. Aus­gabe des Haupt-​Katalogs der Gebrü­der Wich­mann (Ber­lin) von 1940 ent­nom­men. – Eine dem Pro­dukt von STAEDTLER sehr ähn­li­che Zwe­cke fin­det sich unter der Num­mer 52 im Zube­hör­pro­gramm der Reiß­zeug­fa­brig See­lig GmbH & Co. KG.

Zentrierzwecke Nr. 827 aus dem Lieferprogramm der Gebrüder Wichmann

Mit der DIN 585291 gab es über­dies eine Norm für – so ihr Titel – „Zen­trier­zwe­cken und Zen­trier­schei­ben für Reiß­zeuge“2. Zu der darin spe­zi­fi­zier­ten Zen­trier­zwe­cke aus Mes­sing (Durch­mes­ser 8±1 mm, eine Nadel) und der Zen­trier­scheibe aus Neu­sil­ber und Kunst­stoff (Durch­mes­ser 16±1 mm, drei Nadeln) heißt es:

Die Zen­trier­schei­ben die­nen dazu, das Zei­chen­pa­pier zu scho­nen, wenn um das glei­che Zen­trum viele Kreise mit dem Zir­kel gezo­gen wer­den sol­len. In die­sen Fäl­len wird die Zen­trier­scheibe so über das zu schüt­zende Zen­trum gesetzt, daß die­ses gut durch die Scheibe sicht­bar ist. Der Zir­kel wird dann in die Kunst­stoff­scheibe genau über dem Zen­trum eingesetzt.

Wer bis hier­hin durch­ge­hal­ten hat, bekommt noch eine ety­mo­lo­gi­sche Zugabe: „Zwe­cke“, die weib­li­che Form von „Zweck“, geht zurück auf das alt- und mit­tel­hoch­deut­sche „zwec“, das „Nagel“, „Pflock“ und vor allem „Pflock in der Mitte der Ziel­scheibe“ bedeu­tete. Dar­aus wurde im 15. Jahr­hun­dert „Ziel“, wobei die ursprüng­li­che Bedeu­tung als „Zwe­cke“ erhal­ten blieb. Abge­lei­tet davon sind u. a. „bezwe­cken“ und „ver­zwickt“, wobei letz­te­res also für „ver­na­gelt“ steht. (Quelle: Fried­rich Kluge, Ety­mo­lo­gi­sches Wör­ter­buch der deut­schen Spra­che, 24. Auf­lage, 2002.)

  1. Letzte Fas­sung vom 1. März 1971, zurück­ge­zo­gen im Novem­ber 1996.
  2. „Cen­ter tacks, horn cen­tres for dra­wing instru­ments”; eine eng­li­sche Fas­sung hat es nicht gege­ben.

Licht und Farbe (2)

Ebenso wie die kürz­lich gezeigte bewarb auch diese Anzeige der hier schon mehr­fach genann­ten Ver­tre­tung von J.S. STAEDTLER in Hacken­sack, New Jer­sey (USA), den Zei­chen­farb­stift MARS-​LUMOCHROM und betonte dabei seine attrak­ti­ven Eigen­schaf­ten, mit denen er sich selbst heute, ein hal­bes Jahr­hun­dert danach, wohl immer noch sehen las­sen könnte.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Mich ver­wun­dert, dass in die­sen Anzei­gen zwar die sehr gute Radier­bar­keit der Farb­stifte, nicht jedoch ein dazu pas­sen­der Radie­rer bewor­ben wurde.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Die Gestal­tung der Tauch­kappe ist der des Blei­stifts Noris 120, der kurz zuvor auf den Markt kam und diese – beson­ders deren Bögen – als eines sei­ner Mar­ken­zei­chen trug (und heute noch trägt), recht ähnlich.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Licht und Farbe (1)

Den Zei­chen­farb­stift MARS-​LUMOCHROM bewarb diese gut 50 Jahre alte Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc. in Hacken­sack, New Jer­sey (USA). Die auf­ge­führ­ten Eigen­schaf­ten des in 24 Far­ben erhält­li­chen Stifts beein­dru­cken: Er ist licht­echt, wisch- und was­ser­fest, sehr gut radier­bar, hat eine bruch­sta­bile Spitze und ist per­fekt repro­du­zier­bar (letz­te­res bezog sich wohl auf die für Licht­pau­sen idea­ler­weise hohe Licht­ab­sorp­tion; auch die Illus­tra­tion spricht dafür).

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

An dem Stift im alten Design mit Vier­tel­mond, dem Sym­bol für den Pla­ne­ten Mars und seine bei­den Monde fällt sofort die aus heu­ti­ger Sicht sehr unge­wöhn­li­che Spitze auf, die mög­li­cher­weise mit dem hier auch genann­ten „Draftsman’s Pen­cil Shar­pe­ner“ ange­bracht wurde (eine andere Anzeige aus der glei­chen Zeit lässt ver­mu­ten, dass diese Spit­zen­form damals keine Beson­der­heit war). Merk­wür­dig zumin­dest in mei­nen Augen ist die Abkür­zung „DRP“, denn sie ver­weist auf eine Ein­tra­gung beim Reichs­pa­tent­amt, das jedoch bereits 1945 seine Tätig­keit ein­ge­stellt hat.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Wie lange es den MARS-​LUMOCHROM, des­sen Name von 1953 bis 2003 geschützt war, gab, weiß ich nicht. Außer der holz­ge­fass­ten Vari­ante waren spä­ter auch 2-​mm-​Farbminen mit die­sem Namen im Pro­gramm des Her­stel­lers, doch diese sind inzwi­schen eben­falls fast ver­schwun­den und nur noch sel­ten als Rest­be­stände anzu­tref­fen. – Gerne hätte ich mal eine mit dem MARS-​LUMOCHROM erstellte Zeich­nung gese­hen oder gar die­sen Farb­stift benutzt.

Anzeige der J.S. STAEDTLER Inc.

Mine und Mischung

Der zufäl­lige Fund einer mehr als 60 Jahre alten Patent­schrift über die Ver­rin­ge­rung der Licht­durch­läs­sig­keit von Blei­stift­mi­nen zur Ver­bes­se­rung ihrer Licht­paus­fä­hig­keit hat mich neu­gie­rig gemacht und zu einer wei­te­ren Suche motiviert.

Bereits wäh­rend der Lek­türe die­ses Doku­ments kam mir der Wer­be­text zum Blei­stift LYRA Orlow 6300, zitiert in der Jubi­lä­ums­schrift „Mei­len­steine. 150 Jahre Lyra-​Orlow“, und der darin ent­hal­tene Ver­weis auf das DRP (Deut­sches Reichs­pa­tent) 746988 in den Sinn; zudem habe ich mich an einige Exem­plare des orlow-​techno 6300 HB mit dem Auf­druck „ELIOGRAPH“ in einer mei­ner Schub­la­den erinnert.

Mine und Mischung

Das Deut­sche Patent- und Mar­ken­amt in Mün­chen bie­tet zahl­rei­che Mög­lich­kei­ten der kos­ten­freien Online-​Recherche. Eine Abfrage des DEPA­TIS­net nach dem von LYRA genann­ten Patent 746988 lie­fert Details zu einem „Ver­fah­ren zur Her­stel­lung von gebrann­ten Schreib­kör­pern, z. B. Blei­stift­mi­nen, Grif­feln oder Krei­den“ zum Zweck, „die Farb­kraft und Licht­ab­sorp­tion die­ser Schreib­mi­nen zu ver­bes­sern“, erdacht von Dr. Rai­mund Ber­ger aus Nürnberg.

Die­ser Text bezieht sich auf vor­han­dene Kennt­nisse über die Imprä­gnie­rung der Minen mit Farb­kör­pern sowie mit Stof­fen, die ultra­vio­let­tes Licht absor­bie­ren, damit jedoch nur die Ergeb­nisse bestimm­ter Kopier­ver­fah­ren ver­bes­sern hel­fen. Man ging davon aus, dass die optisch wirk­sa­men Zusatz­stoffe haupt­säch­lich auf den Ober­flä­chen der inne­ren Poren und Kapil­la­ren der Mine ver­teilt sein müs­sen, um den Glanz des Abstrichs zu ver­rin­gern und des­sen Licht­ab­sorp­tion zu erhö­ren, und strebte ein Ver­fah­ren an, bei dem sich die mit­tels einer Imprä­gnie­rung zuge­führ­ten Sub­stan­zen durch eine Wär­me­be­hand­lung in che­misch andere Stoffe umwan­deln. Diese Umset­zungs­pro­dukte soll­ten sich in äußerst fei­ner Form in den Hohl­räu­men gleich­mä­ßig abla­gern und so eine opti­male opti­sche Wir­kung erzie­len; zum Ein­satz kamen dabei orga­ni­sche Stoffe wie z. B. Koh­len­hy­drate, die beim Erhit­zen unter Sau­er­stoff­ab­schluss im Minen­in­ne­ren amor­phen Gra­phit bil­de­ten. Die bloße Bei­gabe von letz­te­rem zur Minen­masse (etwa in Form von Ruß) macht schon bei weni­gen Pro­zen­ten die Mine rau­her und min­dert ihre Gleit­fä­hig­keit, doch das genannte Ver­fah­ren bot den Vor­teil, die Glätte des kris­tal­li­nen Gra­phits und mit die­ser die Schreib­qua­li­tät des Blei­stifts zu erhal­ten, den Abstrich schwär­zer sowie mat­ter zu machen und damit Schärfe und Kon­trast von Licht­pau­sen zu steigern.

Unter den fünf ent­ge­gen­ge­hal­te­nen Doku­men­ten fin­det sich auch das Patent 627646 von J.S. STAEDTLER aus dem Jahr 19301, das die Bei­gabe von licht­dich­ten Sudan-​Farbstoffen zur Imprä­gnier­masse beschreibt. Dem­nach sol­len bereits eine kleine Menge Sudan­gelb oder Sudan­vio­lett ermög­li­chen, „die Licht­dichte der Mine so zu stei­gern, daß sie Minen­ab­stri­che von hoher Schwarz­wir­kung lie­fert“. Wenige Jahre zuvor ging die Kalle & Co. AG aus Bie­brich am Rhein mit dem Patent 517159 („Ver­fah­ren zur Dar­stel­lung von Tuschen, Zei­chen­stift­mas­sen und dgl. für Lichtp­aus­zwe­cke“) den Übel­stand2 der licht­durch­läs­si­gen Linien von Tusche- und Stift­zeich­nun­gen durch den Zusatz von im Ultra­vio­lett stark absor­bie­ren­der Sub­stan­zen an.

Kon­zep­tio­nell ganz anders ist das US-​amerikanische Patent 1504209 („Pen­cil and pro­cess of making the same“) aus dem Jahr 1924, in dem der Erfin­der den Ton mit Holz­staub und ande­ren koh­len­stoff­hal­ti­gen Mate­ria­lien mischte. Diese Stoffe soll­ten beim Bren­nen der Mine zu Kohle wer­den und so die Schwär­zung des Abstrichs erhö­hen; die dabei ent­ste­hen­den und die Mine brü­chig machen­den Hohl­räume wollte er mit Stearin­säure füllen.

Ob die für den Orlow 6300 bewor­be­nen Eigen­schaf­ten auch für den LYRA orlow-​techno 6300 gel­ten, kann ich nicht sagen; ein schnel­ler Ver­gleichs­test mit aktu­el­len Blei­stif­ten von STAEDTLER, Tom­bow, Pen­tel und STABILO zeigte zwar die hohe Qua­li­tät und die gute Schwär­zung die­ses Blei­stifts, nicht aber eine erkenn­bar gerin­gere Refle­xion im für das bloße Auge sicht­ba­ren Spek­trum (mit Abstand am mat­tes­ten war der Abstrich des STABILO Micro 288). – Die Wort­marke „ELIOGRAPH“ auf dem LYRA orlow-​techno 6300 wurde 1963 ein­ge­tra­gen und 2003 gelöscht. Ihren Ursprung kenne ich nicht; viel­leicht war es eine an „Helio­gra­fie“ oder die ita­lie­ni­sche Über­set­zung für „Licht­pause“, „elio­gra­fica“, ange­lehnte Wortschöpfung.

  1. Es wurde jedoch erst 1936 ver­öf­fent­licht.
  2. Die­ses schöne, mir bis­her unbe­kannte Wort musste ich unbe­dingt aus der Patent­schrift über­neh­men.

Patentschrift Nr. 74853

Einen Hin­weis auf die Sub­stan­zen, die man der Graphit-​Ton-​Mischung für Blei­stift­mi­nen bei­geben wollte (und viel­leicht auch bei­gege­ben hat), gibt diese Patent­schrift von 19451, auf die ich bei der Suche nach etwas völ­lig ande­rem gesto­ßen bin.

Patentschrift Nr. 74853

Zu Zei­ten der Licht­pause war ein hoher Kon­trast zwi­schen dem Beschreib­ma­te­rial und der Schrift wün­schens­wert. Bei ers­te­rem hatte man die Wahl und griff zu sehr dün­nem oder Trans­pa­rent­pa­pier, doch der Blei­stift bot diese nicht, da sein Här­te­grad den Anteil des die Licht­un­durch­läs­sig­keit bestim­men­den Gra­phits vor­gab. Laut die­ser Patent­schrift bil­det der Ton durch den Brenn­vor­gang einen kera­mi­schen, glas­ähn­li­chen Kör­per, des­sen Abstrich eine für Paus­zwe­cke ungüns­tige Licht­durch­läs­sig­keit aufweist.

Die Erfin­dung bestand darin, der Minen­masse Stoffe zuzu­ge­ben, die das beim Bren­nen des Tons ent­ste­hende Mate­rial licht­un­durch­läs­sig macht und damit des­sen Licht­paus­fä­hig­keit ver­bes­sert. Diese Zusätze soll­ten beim Bren­nen für Glä­ser sor­gen, die die beim Licht­pau­sen genutz­ten Wel­len­län­gen absor­bie­ren; infrage kamen dazu Ver­bin­dun­gen mit Schwer- und Erd­al­ka­li­me­tal­len sowie mit Metal­len der sel­te­nen Erden, die in ganz unter­schied­li­cher Form bei­gege­ben wer­den konn­ten und etwa 4 bis 8 Pro­zent der Gesamt­masse aus­mach­ten. – Wer diese Idee hatte und ob sie es damals bis in die Pro­duk­tion schaffte, konnte ich noch nicht herausfinden.

Ich gehe davon aus, dass die­ser Ver­such längst nicht der ein­zige war, um die Eig­nung der Blei­stift­mine für einen bestimm­ten Zweck durch Bei­men­gun­gen zu ver­bes­sern. Ein Kata­log von LYRA aus den 1950er Jah­ren (wie­der­ge­ge­ben in dem Buch „Mei­len­steine. 150 Jahre Lyra-​Orlow“) schreibt zur Spit­zen­sorte Orlow 6300, es sei „durch ein beson­de­res Ver­fah­ren die Reflex­wir­kung des Gra­phits abge­schwächt“ und außer­dem „die Licht­paus­fä­hig­keit der Mine durch ein paten­tier­tes Ver­fah­ren noch wei­ter gestei­gert“ wor­den – gar auf einem dem oben genann­ten ähn­li­chen Weg?

Anm.: Dies ist die 400. Bei­mi­schung in die­sem Weblog.

  1. Kurio­ser­weise ent­hält es nicht den Namen des Patent­in­ha­bers.
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