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Unofficial Rotring
Bereits seit Januar online ist das Weblog „unofficialroting“. Der Schwerpunkt liegt auf Tuschezeichnern, doch auch Druckbleistifte, Füllfederhalter, Zeichengerät und Zubehör gibt es zu sehen. Mich sprechen die großartigen Fotos und die detaillierten Informationen sehr an, und so werde ich dieses Weblog mit Interesse verfolgen. – Danke an Taking note!
Seltsames Muster
Manche ältere Winkelmesser wie z. B. dieses mindestens 23 Jahre alte1 Exemplar2 von Möbius+Ruppert tragen außer den Gradskalen noch ein seltsames Muster. Welchen Zweck hat dieses?
Dieser sogenannte Transversalmaßstab (engl. diagonal scale) dient der präzisen Längenmessung. Während die Teilung der meisten Lineale nur das sichere Ablesen von Millimetern erlaubt und man bei Zehntelmillimetern schätzen muss (eine solche Teilung lässt sich kaum noch vernünftig anbringen), so können mit diesem Transversalmaßstab auch letztere noch gut abgelesen werden.
Dazu legt man den Maßstab so an, dass das rechte Ende der abzumessenden Strecke auf einem Zehnerwert und das linke innerhalb des schräg schraffierten Bereichs liegt. Anschließend verschiebt man den Maßstab parallel zur Strecke, bis sich das linke Ende unter einem Schnittpunkt befindet, und liest an der unteren Skala die Millimeter ab. Die Zehntelmillimeter erhält man, indem man vom Schnittpunkt nach links zur senkrechten Skala geht. Die Strecke im Beispiel ist also 40+7+0,6=47,6 mm lang.
Benutzt wurde der Transversalmaßstab im technischen Zeichnen und – daher auch die Angabe „1:1000“ – in der Kartografie (da oft zusammen mit einem Stechzirkel). Laut dem Buch „Drawing Instruments 1580–1980“ von Maya Hambly (Sotheby’s Publications 1988) reicht die Geschichte des Transversalmaßstabs bis in das frühe 18. Jahrhundert zurück.
Danke an Herrn Fischer von Möbius+Ruppert für diesen Halbkreis-Winkelmesser!
- Das Logo wurde 1992 geändert.↩
- Dieser Winkelmesser hatte im Katalog von 1975 die Artikelnummer 2109.↩
A.W. Faber Ingenieur-Stifte
Über dieses Set mit zwölf kurzen Farbstiften, die eine recht harte, 4 mm dicke Mine haben, weiß ich nichts, und so gibt es nur Fotos1.
- Im Hintergrund ein Teil der DIN 15.↩
Kunst und Technik
Aus dem STAEDTLER-Katalog des Jahres 1982: Eine Illustration zu zwei Leistungsmerkmalen der Fallminenstifte1 MARS TECHNICO2.
Links die Klemmzange3 , die die Mine – so der Katalog – unverrückbar festhält, und rechts die „Zwingchen“ genannte Metallhülse4 auf dem Ende der Mine, die verhindert, dass die Mine bei geöffneter Klemmzange herausfällt.
Mir gefällt diese Kombination aus künstlerischer und technischer Darstellung, und ich denke, dass sie bei der Zielgruppe ebenfalls gut ankam.
Ob der Entwurf dafür mit einem MARS TECHNICO gemacht wurde?
Vielen Dank an Andreas Praefcke für den Katalog!
- Im Katalog werden sie „Zeichenminenhalter“ und „Zeichenstifte“ genannt.↩
- Neben dieser im Jahr 1951 eingetragenen Wortmarke gab es von 1960 bis 2000 noch „MARS-PAN-TECHNICO“, genutzt für den Fallminenstift 787, der Minen mit Durchmessern von 2 bis 3,15 mm aufnehmen konnte und bis Mitte der 1980er Jahre erhältlich war. – Den Namen „Technico“ finde ich gut, erinnert er doch an das griechische technikós (kunstvoll, kunstgemäß, sachverständig, fachmännisch).↩
- Zum Ursprung der Klemmzange siehe „Markenware“.↩
- Zunächst war diese Hülse fest angebracht, doch später ließ sie sich abziehen, so dass die Minen auch in andere Minenhalter passten. – Das Zwingchen gab es bis 1991; hier ist es im Detail. Es wurde abgeschafft, weil es in der oberen Öffnung der Klemmung einiger anderer Fallminenstifte hängen blieb.↩
Kleine Kreise
Aus der Rubrik „Gerät von gestern“: Ein Fallnullenzirkel von STAEDTLER aus den 1990er Jahren zum Zeichnen von Kreisen und Kreisbögen mit Radien bis 10 mm.
Der 125 mm lange, aus Metall und in Nürnberg gefertigte Zirkel hat eine um 11 mm in der Führung verschiebbare und außergewöhnliche spitze Nadel und im Schenkel einen Adapter für Tuschezeichner und Druckstifteinsätze (im Bild: ein 2-mm-Fallminenstift). Sein Gebrauch ist einfach: Radius über die seitliche Rändelschraube einstellen, Schenkel anheben, Nadel im Zentrum einstechen, Zirkel am Kopf halten, Schenkel absenken und Stift mit Hilfe des gerändelten Zylinders rotieren.
Der Zirkel mit 0,5-mm-Druckstifteinsatz hat mich bei eBay 3 Euro gekostet. Ob ich ihn brauche? Nein, aber er gefällt mir zu gut, als dass ich auf den Kauf hätte verzichten können.
Nachtrag vom 25.4.14: Der Fallnullenzirkel hatte die Artikelnummer 556 58 und war von den frühen 1980er bis Mitte der 1990er Jahre erhältlich; den Fallminenstift-Einsatz aus der CIRCOFIX-Reihe mit der Artikelnummer 556 92 gab es zur gleichen Zeit.
Mini-Mechanik
Die kleinste mir bekannte Druckbleistiftmechanik kommt von STAEDTLER Japan und wird als Einsatz für Zirkel angeboten.
Das Teil ist knapp 52 mm lang, hat an der dicksten Stelle einen Durchmesser von 6 mm und wiegt gut 5 Gramm. Zur Aufnahme in den Zirkel dient ein geschlitzter 4-mm-Zapfen. Ein dreiteiliges Klemmfutter als Metall hält die Mine, und hat sich ein Minenrest darin verirrt, lässt sich das Vorderteil mit dem Minenführungsröhrchen abschrauben. Um einen versehentlichen Minenvorschub zu verhindern, kann die Mechanik durch Verdrehen gegen den Zapfen arretiert werden. Nachgefüllt wird der Druckstifteinsatz durch die Öffnung am geschlitzten Ende. – Die Material- und Verarbeitungsqualität macht auf mich einen sehr guten Eindruck. Oberfläche, Kanten und Aufdruck sind sauber und die Mechanik hat nur sehr geringes Spiel.
Den Einsatz gibt es in den Normstrichstärken 0,3 mm, 0,5 mm und 0,7 mm; er hat die Artikelnummer 956 0x (x = 3, 5 oder 7) und kostet 700 Yen (knapp 5 Euro). Außer der gezeigten Variante führt STAEDTLER Japan eine weitere mit 3,5-mm-Zapfen in den gleichen Strichstärken (möglicherweise ist diese sogar noch etwas kleiner).
Als ich mich vor etwa 30 Jahren im technischen Zeichnen versucht habe, hatte STAEDTLER Deutschland Druckstifteinsätze aus Kunststoff im Sortiment, die mir im Zirkel Mars Technico 555 sehr gute Dienste geleistet haben (montiert wurden diese Einsätze über das Gewinde für die Aufnahme von Tuschefüllfederhaltern). Interessanterweise gab es diese nicht nur in den drei Normstrichstärken, sondern auch mit 2-mm-Fallminenmechanik.
Wer die aktuellen Druckstifteinsätze für STAEDTLER Japan fertigt, weiß ich nicht; mich würde jedoch nicht wundern, wenn sie von OHHIRA kämen.
Vielen Dank an Helmut für das bemerkenswerte Stück!
Anm.: Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist der kompakte Zirkel Penpass von Raymay, denn eine der beiden Varianten arbeitet ebenfalls mit einer kleinen 0,5-mm-Druckstiftmechanik (qualitativ kommt diese jedoch nicht an die von STAEDTLER Japan heran). KUM, der deutsche Vertrieb, hat allerdings nur den Penpass mit geklemmter 2-mm-Mine im Sortiment.
Nachtrag vom 25.4.14: Der 0,5-mm-Druckstifteinsatz aus der CIRCOFIX-Reihe hatte die Artikelnummer 556-95 (0,3 mm: 556-93, 2 mm: 556-92) und war von den frühen 1980er bis Mitte der 1990er Jahre erhältlich.
„Helps the hand that shapes the future“
Aus der „Progressive Architecture“ vom November 1960: Eine in meinen Augen gelungene Anzeige von A.W. Faber-Castell USA mit einem starken Slogan.