Der MONO 100 kam im September 1967 zum 55-jährigen Jubiläum des japanischen Unternehmens Tombow auf den Markt. Seitdem ist er der Spitzenbleistift dieses Herstellers und wohl einer der vier besten zurzeit erhältlichen Bleistifte der Welt.

Der Tombow MONO 100 von 1967 in der Broschüre „The 100 Year History of Tombow Pencil“
Durch Zufall bin ich darauf aufmerksam geworden, dass es seit etwa vier Monaten Exemplare des MONO 100 gibt, die in Vietnam hergestellt wurden. Tombow betreibt dort seit Oktober 2003 eine Produktionstätte, doch dass jetzt ausgerechnet eines der Vorzeigeprodukte des japanischen Unternehmens außerhalb des Heimatlandes produziert wird, hat mich überrascht. Ein Leser meines Weblogs war so freundlich, mir ein aktuelles Exemplar zukommen zu lassen, so dass ich vergleichen kann. – Selbstverständlich lässt sich daraus keine allgemeine Aussage ableiten, denn dafür ist die Stichprobe zu klein.

Der deutlichste Unterschied ist der Wegfall des Prägedrucks „MADE IN JAPAN“; stattdessen gib es nun die Blindprägung „MADE IN VIETNAM“, die aber nach wenigen Spitzvorgängen verschwunden ist. – Interessant zu wissen wäre, ob „H1506“ und „K1608“ für das Produktionsdatum im Format JJMM stehen; wenn ja, so wäre der obere Bleistift im Juni 2015 und der untere im August 2016 hergestellt worden.

Es fällt auf, dass die Lackierung des neuen MONO 100 nicht so stark glänzt wie die des alten und auch nicht so sauber ausgeführt ist; zudem finden sich kleine und große Einschlüsse. – Wer ganz genau schaut, erkennt kleine Unterschiede im Prägedruck: Beim Stift aus Japan ist das „R“ in „FOR“ und „DRAFTING“ schmaler und „hi-precision“ hat eine stärkere Neigung sowie einen anderen Bindestrich. Die GTIN ist unverändert.

Seltsam finde ich den Abstand zwischen weißem Streifen und goldfarbenem Ring auf beiden Seiten. Ist das auch ein Produktionsfehler?

Außer den Unregelmäßigkeiten im Lack gibt es bei dem Bleistift aus Vietnam zahlreiche kleine Punkte in der Farbe des Prägedrucks zu bemängeln. Wie diese entstehen, ist mir rätselhaft. – Die Stiftdicke ist geblieben; beide haben eine Schlüsselweite von 7,2 mm.

Bedauerlicherweise gibt es auch bei der Mine spürbare Unterschiede, denn die des neuen Exemplars wirkt geringfügig härter und gleitet nicht ganz so leicht wie die des alten. Bei Schwärzung, Glanz und Radierbarkeit konnte ich jedoch keine Unterschiede feststellen.

Hier mit dem Pollux von Möbius+Ruppert
Angesichts meiner Testexemplare muss ich leider sagen, dass der in Vietnam gefertigte Tombow MONO 100 nicht an den aus Japan herankommt.
Nachtrag vom 2.5.17 Von Tombow Deutschland konnte ich heute mehr erfahren. Die Mine des aktuellen MONO 100, deren Rezeptur gleich geblieben ist, wird nach wie vor in Japan hergestellt; auch die Brettchen werden dort noch gefräst. In Vietnam werden Brettchen und Minen verklebt, die so entstandenen Sandwiches gefräst, die Stifte geschliffen, lackiert, bedruckt und mit den Kunststoffkappen versehen. Die Verlagerung dieser Produktionsschritte geschah aus Kostengründen; sie begann Ende Juni 2016 und war im September 2016 abgeschlossen. Die Kennzeichnung „Made in Japan“ musste aus Zollgründen durch „Made in Vietnam“ ersetzt werden. – Die Blindprägung hat tatsächlich das Format XJJMM, wobei X für die Charge steht; dies hilft, die Ursache für fehlerhafte Stifte ausfindig zu machen.
Nachtrag vom 2.5.17: Beim Betrachten älterer, noch in Japan hergestellter Exemplare im Fachgeschäft FORMAT in Darmstadt ist mir bei einigen auch der Abstand zwischen dem weißen Streifen und dem goldfarbenen Ring aufgefallen. Dies hat also nichts mit der Produktion in Vietnam zu tun.
Nachtrag vom 3.5.17: Ich wundere mich immer noch über die Verlagerung der Produktion ausgerechnet des MONO 100 mit diesen Folgen für die Qualität. Der Absatz von Bleistiften nicht nur in Japan mag nachlassen, ebenso die Nachfrage nach High-End-Bleistiften sowie die Bereitschaft, für diese einen höheren Preis zu zahlen. Ist vielleicht ein Nachfolger des MONO 100 in Arbeit, der im September, 50 Jahre nach der Markteinführung des MONO 100, vorgestellt wird? Mit der Verlagerung der Produktion könnten in Japan Kapazitäten freigesetzt worden sein. Und ein Nachfolger des MONO 100 würde diesen abwerten, so dass man nicht mehr den gleichen Preis verlangen kann und die Herstellungskosten senken muss. Aber das sind alles nur wilde Spekulationen …