Pentel
Paperworld 2016 (1)
Vor wenigen Tagen gingen die Paperworld und die zeitgleich stattfindende Creativeworld in Frankfurt/Main zu Ende; hier der erste Teil meiner kurzen und nicht repräsentativen Notizen. – Diesmal nicht vertreten waren u. a. Atoma, Brunnen, Dahle, Haff, Herlitz, Koh- I-Noor, LAMY, Pilot, Plus, Schneider und Schwan-Stabilo.
Der Auftritt von STAEDTLER stand ganz im Zeichen des 50-jährigen Jubiläums von FIMO. Es gab auch einen Aufsteller mit Bleistiften, darunter der Mars Lumograph, doch zu meiner großen Überraschung wurde nicht dessen erweitertes Sortiment präsentiert. – Bei Faber-Castell und Eberhard Faber sind mir keine Neuheiten aufgefallen, ebenso wenig bei KUM.
Neu vom Schweizer Hersteller Caran d’Ache ist der Bleistift GENIUS 353 mit Touchscreen-Tip, den es mit schwarzem und weißem Lack, aber nur in HB gibt. – Der Tip ist nicht abnehmbar.
Zu sehen war auch das im vergangenen August eingeführte Geschenkset „Swiss Wood“ mit einem Bleistift aus Jura-Buche und einem aus Arve nebst Radierer und Magnesium-Spitzer. Letzterer trägt außer „Made in Germany“ auf dem Messer keine Kennzeichnung, doch ich vermute aufgrund der Ähnlichkeit, dass er wie der Spitzer im Technograph-Set von Eisen stammt.
Bei zwei der vier Bleistifte eines Sets der GRAFIK-Serie fielen mir außermittig sitzende Minen auf.
Vorgestellt wurden zudem zwei Sonderausführungen des im Jahr 1930 erstmals erhältlichen Fixpencil, mit dem der Schweizer Architekt Mario Botta gewürdigt wird. Die Sets mit Fixpencil, Graphitmine in B und vier wasservermalbaren Farbminen sind ab April erhältlich.
Die wohl ungewöhnlichsten Bleistifte der diesjährigen Paperworld kommen vom Start-Up Manaomea.
Das Münchener Unternehmen fertigt sie nach eigenem patentierten Verfahren aus Jute, Flachs und anderen Naturfasern sowie Biopolymeren. Die Materialien für die beiden Bleistifte und das Mäppchen stammen meist aus Entwicklungsländern und immer aus Bio-Anbau, und beim gesamten Herstellungsprozess wird auf Fairness und Umweltverträglichkeit geachtet. Die verwendete Technik bietet große Gestaltungsfreiheiten, und so lassen sich Stifte in unterschiedlichen Profilen, Farben und Oberflächen fertigen.
Bei Pentel konnte ich erfahren, dass die Verfügbarkeit der Metallvariante des 0,2-mm-Druckbleistifts Pentel orenz in Deutschland davon abhängt, wie gut die anderen Ausführungen ankommen.
Die großartigen Ecoline-Wasserfarben des niederländischen Anbieters Royal Talens gibt es ab sofort auch als Pinselstift. – Interessantes Detail: Die Farbe in den Pinselstiften ist etwas konzentrierter als die im Glas, damit die Farben zueinander passen. Würde man den Pinselstift nachfüllen (was möglich ist), wäre der Abstrich zu hell.
Im zweiten Teil geht es um DOMS, Viarco und CARL.
Kurz notiert
- Wer an alten Schreibwaren und Büroutensilien Gefallen findet, wird auch an den Fotos von @nrpq Freude haben. – Danke an Sola für den Hinweis!
- Eine bemerkenswerte Kombination aus Hand- und Kurbelspitzer ist der CARL CPS-80.
- Den Druckbleistift Pentel orenz, inzwischen in 0,2 und 0,3 mm erhältlich, wird ab dem 26. Januar auch mit Metallgriff angeboten.
- Von Mitsubishi/uni Japan gibt es ab dem 25. Januar anlässlich des 130-jährigen Firmenjubiläums drei limitierte Bleistift-Jubiläumssets, und zwar eines mit dem uni und zwei mit dem Hi-uni; alle enthalten ein Notizbuch.
Sonderanfertigung (2)
Einer meiner Druckbleistift-Favoriten ist der Pentel GraphGear 500, den es in zwei Varianten gibt. Der für den US-amerikanischen Markt (PG52x1) hat Schäfte in kräftigen Farben, doch der für Japan und Deutschland (PG51x) kommt in einem für mich wenig schönen Grau und einem anderen Drücker daher. So hat auch die nur in Japan erhältliche 0,4-mm-Version (PG514) diesen grauen Schaft, der zudem bei allen mir bekannten Exemplaren Schlieren aufweist. Gibt es eine Möglichkeit, zu einem attraktiveren Pentel GraphGear 500/0,4 zu kommen?
Ja, die gibt es! isu von the uncomfortable chair2, der mir schon bei Pilot S20/0,4mm geholfen hat, weiß einen Weg, für den man einen Pentel Graphgear 500/0,4 und einen Pentel GRAPHLET 0,4 mm (PG504) braucht.
Zunächst entfernt man die Spitze und das Griffstück des GRAPHLET…
… und anschließend den Ring, der über dem Griffstück sitzt. Leider lässt sich dieser nur mit Feile und Zange, also nicht zerstörungsfrei lösen, und es besteht die Gefahr, dass man dabei den Schaft unterhalb des Rings verkratzt. Das macht jedoch nichts, da dieser Teil später vom neuen Griffstück verdeckt wird.
Anschließend löst man das Vorderteil vom GraphGear 500 …
… und schraubt es auf den GRAPHLET. Fertig!3 – Der Korrektheit halber sei erwähnt, dass der Schaft des GRAPHLET weder richtig schwarz noch ganz frei von Schlieren ist. Beides fällt aber nur bei genauem Hinschauen auf, so dass er mir wesentlich besser gefällt als der graue des GraphGear 500.
Hier habe ich allerdings noch eine weitere kleine Änderung vorgenommen. Fällt jemandem auf, welche?
Danke an isu für seine Hilfe!
Anm.: Der Stoff im Hintergrund ist ein sogenanntes Tenugui, ein traditionelles japanisches Handtuch. Es stammt vom Yuruliku und zeigt eine stilisierte Schreibtischschale mit unterschiedlichen Füllungen.
- x steht für die Minenstärke: 3 = 0,3 mm, 5 = 0,5 mm usw.↩
- Auch sein Instagram-Account lohnt den Besuch.↩
- Den so gebastelten Druckbleistift nenne ich Pentel Gearlet 54.↩
Frankenstift
Vor wenigen Tagen kam der Tsunago der japanischen Nakajima Jukyudo Co., der zwar als Spitzer geführt wird, aber nur dazu gedacht ist, Bleistiftreste miteinander zu verbinden, um sie weiter benutzen zu können. Hier der erste Versuch mit stark strapazierten Teilen des Pentel Black Polymer 999, STAEDTLER Mars Lumograph und STAEDTLER Noris:
Ich nenne dieses Ungetüm „Pendtler Frankenstift HB“. – Die Spuren am Pentel stammen von der Klemme eines Bleistiftverlängerers und die am Noris vom oberen Teil eines Kugelschreiberschafts, den mein kreativer Kollege deh als Verlängerer benutzt hat (er bekam den Stift dann auch). – Eine ausführliche Besprechung des Tsunago folgt.
Nachtrag vom 18.12.15: Bei einem weiteren Versuch habe ich einen Pentel Black Polymer 999 B und einen STAEDTLER Noris 120 B kombiniert.
Die abgerundeten Enden beider Stifte habe ich vorher mit dem Bandschleifer entfernt. – Die Spitzen stammen vom Faber-Castell Janus 4048 (links) und vom CARL Angel-5 Premium mit dem Fräser des Angel-5 Standard (rechts).
Kurz notiert
- Nach dem er lange ein schwer zu findendes Sammlerstück war, ist der graue Pentel Smash (Q1005-2A) seit Juni wieder erhältlich; vertrieben wird er exklusiv von Amazon Japan (der schwarze ist nach wie regulär erhältlich.). – Danke an Sola für den Hinweis!
- Den 0,2-mm-Druckbleistift Pentel orenz wird es ab Herbst 2015 auch in Deutschland geben.
Spitzenleistung
Bei Espacenet1 bin ich auf das Patent WO2014157731 (A1) („Mechanical Pencil”) des japanischen Herstellers Kotobuki & Co., Ltd.2 aufmerksam geworden. In der Zusammenfassung heißt es:
The present invention provides a mechanical pencil that can rotate a lead by an appropriate rotational angle in accordance with the pressure applied to said mechanical pencil.
Wenn ich das richtig verstehe, handelt es sich hier um eine Variante der Technik, die beim Kuru Toga3 von Mitsubishi zum Einsatz kommt. Die Mine in diesem Druckbleistift wird nach jedem Papierkontakt leicht gedreht, um eine gleichmäßige Abnutzung zu erzielen. Während jedoch der Drehwinkel beim Kuru Toga konstant ist, so hängt er bei dieser Erfindung vom Schreibdruck ab, d. h. die Mine wird um so mehr gedreht, je stärker der Druck ist4. – Diese Technik ist nur bei solchen Schriftsytemen und Schreibstilen nützlich, bei denen der Stift oft angehoben und abgesetzt wird (also z. B. im Japanischen oder bei Druckbuchstaben); bei der hier üblichen Schreibschrift kann er sein Potential nicht voll ausspielen.
Diese Zeichnung aus der Patentschrift ist hier mehr Dekoration als Information, denn bis auf die Zusammenfassung ist das Patentdokument auf Japanisch, so dass mir der genaue Blick auf die Funktionsweise leider verwehrt bleibt.
- Eine kleine Einführung zur Nutzung von Espacenet gibt es unter „Blick in die Zukunft“.↩
- Zu Kotobuki siehe „The Mysterious Kotobuki“ bei Dave’s Mechanical Pencils.↩
- Wenn ich richtig informiert bin, liegt dem Kuru Toga das Patent JP4240417 (B2) aus dem Jahr 2006 zugrunde. – Kotobuki hat sich bereits 2008 mit dem Patent JP2010120204 (A) eine Technik zur Minendrehung gesichert, und Pentel war 2010 mit Ähnlichem befasst, wie das Patent JP2011173343 (A) belegt.↩
- Ganz spontan dachte ich, dass es vielleicht sinnvoll wäre, das Maß der Drehung einstellen zu können, da sich eine weiche Mine bei gleichem Schreibdruck stärker abschreibt als eine harte und so auch mehr gedreht werden muss.↩
Pentel orenz
Mit dem orenz1 hat Pentel Japan seit Mitte Januar2 wieder einen 0,2-mm-Druckbleistift im Sortiment.
0,2 Millimeter? Bricht da nicht die Mine beim geringsten Schreibdruck ab? Nein, denn im orenz wird die Mine durch ein Führungsröhrchen geschützt, das beim Schreiben nachgibt und in den Stift hineingleitet („lead support system”, wie es auf dem Schaft heißt und durch die Gestaltung des „o“ im Produktnamen symbolisch dargestellt wird).
Im Gegensatz zu anderen Druckbleistiften (und der Darstellung im obigen Bild) darf die Mine des orenz während des Gebrauchs nicht aus dem Führungsröhrchen herausragen, sondern muss bündig mit ihm abschließen. Ist die Mine heruntergeschrieben und das Röhrchen nahe an oder gar in der Spitze, schiebt ein einziger Druck auf das andere Ende des Stifts Mine und Röhrchen wieder heraus.
Die Illustrationen auf dem Beileger3 der Blisterverpackung verdeutlichen dies auch denen, die – so wie ich – kein Japanisch können (lediglich ノック 1回だけ, wörtlich „drücken einmal nur“, unten rechts, erschließt sich den Sprachunkundigen nicht)4. Der Vorteil der so vor Bruch geschützten Mine wird allerdings mit dem Nachteil erkauft, dass das Minenführungsröhrchen beim Schreiben ständig auf dem Papier gleitet. Durch die Verrundung der Röhrchenkante ist die Reibung jedoch – wie ich finde – vertretbar, erst recht auf glattem Beschreibmaterial und bei leichtem Anpressdruck.
Der 145 mm lange und gut 10 g leichte orenz hat eine etwa 45 lange Griffzone, deren Durchmesser sich von 8,5 auf 7,5 mm verringert. Mir gefällt, dass die Eindrehungen in der Griffzone mit denen in der Spitze korrespondieren und die Spitze mal keine geraden, sondern geschwungene Konturen hat. Der Clip sitzt verdrehsicher und ist abnehmbar; einen Härtegradindikator gibt es nicht. Alle Teile sind sauber und passgenau verarbeitet. – Zusätzlich zum Radierer unter der Kappe war ein zweiter in einem kleinen Beutel mit einem Hinweis außen an der Verpackung angebracht. Dieser hat einen dünnen Draht zum Reinigen der metallenen, dreiteiligen Zwinge und des Minenführungsröhrchen; die in Form eines vierblättrigen Kleeblatts verdrehte Stelle soll vermutlich die Handhabung erleichtern5.
Im Vergleich zum 1981 eingeführten und nicht mehr erhältlichen Pentel PG2-AD6 zeigen sich vor allem beim Minenführungsröhrchen deutliche Unterschiede7. Während es beim PG2-AD 4 mm herausschaut und nur 2 mm nachgibt, also nie ganz verschwindet, so geht das 3 mm lange des orenz vollständig in die Spitze zurück. Damit kann man mit dem orenz länger schreiben, ohne erneut drücken zu müssen; zudem macht es ihn hemdtaschenfreundlich. Beide Röhrchen haben einen Außendurchmesser von 6 mm, doch das des orenz hat stärker verrundete Kanten, die es leichter gleiten lassen.
Der Pentel orenz ist in fünf Schaftfarben erhältlich, hat die Artikelnummer PP502 und kostet in Japan 500 Yen (gut 3,50 Euro).
Zusammen mit dem orenz hat Pentel auch passende Minen aus der Reihe Ain STEIN in den Härtegraden HB und B auf den Markt gebracht8. Ein Döschen mit zehn 60 mm langen Minen wird in Japan für 200 Yen (etwa 1,40 Euro) angeboten.
Der zurzeit einzigartige Pentel orenz ist ein verbesserter Nachfolger des PG2-AD und eine interessante Bereicherung der Druckbleistiftwelt. Er bietet ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und einen hohen Gebrauchswert; ich hoffe, dass dieser Stift und die dazugehörigen Minen auch in das Sortiment von Pentel Deutschland aufgenommen werden.
Vielen Dank an isu von the uncomfortable chair für den Pentel orenz und die Minen!
- Ich wüsste ja zu gerne, wie man auf diesen Namen gekommen ist.↩
- Auch im Pentel-Blog wurde er vorgestellt.↩
- Weitere Erklärungen gibt es beim Pentel Customer Service.↩
- In der obersten Abbildung gibt es ein interessantes Detail. Während wir und viele andere Teile der westlichen Welt den Haken (✓) für „OK“ oder „Ja“ und das Kreuz (✗) für „Nicht OK“ oder „Nein“ verwenden, benutzt man in Japan den Kreis (◯) für „OK“ und nicht nur (wie hier) das Kreuz (✗), sondern zuweilen auch den Haken (✓) für „Nicht OK“. Letzterer wäre auf Produkten, die exportiert werden, natürlich ungünstig.↩
- Auch dabei hilft der Pentel Customer Service.↩
- Vorgänger war der Pentel PS1042 aus dem Jahr 1973. – Die Schrift des Patents „Mechanical pencil for fine leads“ (1971) zum gleitenden Minenführungsröhrchen gibt es bei Espacenet.↩
- Der PG2-AD hatte außerdem einen Härtegradindikator und einen abnehmbaren Clip.↩
- Wenn ich richtig informiert bin, gab es zu Zeiten des PG2-AD nur HB-Minen.↩