Möller & Breitscheid

Ver­triebs­un­ter­neh­men für Schreib­wa­ren und Büro­ar­ti­kel in Köln (1869–1975)

Die Pressschraube

Ein cha­rak­te­ris­ti­sches Merk­mal des als „Gra­nate“ bekann­ten Hand­spit­zers habe ich bis­her nur neben­bei erwähnt, näm­lich die Befes­ti­gung des Mes­sers mit einer Rän­del­schraube und zwei Stif­ten. Diese war – wenn auch nicht von Anfang an – viele Jahr­zehnte üblich, zeich­net die meis­ten der heute noch anti­qua­risch erhält­li­chen Exem­plare aus und ist mei­nes Wis­sens bei kei­nem ande­ren Spit­zer zu fin­den. Doch wann und durch wen kam es dazu? Ant­wor­ten dar­auf lie­fert die­ser Beitrag.

Mit sei­nem am 15. April 1891 ver­öf­fent­lich­ten Patent „Neue­rung an Blei­stift­spit­zern“ erfand Ewald Breit­scheid den Spit­zer, der ab 1901 „Gra­nate“ hei­ßen sollte. Die­ser hatte eine koni­sche Boh­rung und – das war neu – ein voll­stän­dig auf­lie­gen­des Mes­ser, das sich bei Gebrauch nicht abhob, gegen Ver­dre­hen gesi­chert war und zum Schlei­fen oder Aus­tausch leicht abge­nom­men wer­den konnte. Damit kann die „Gra­nate“ als Urform des moder­nen Hand­spit­zers gese­hen werden.

Ein­ein­halb Jahre nach dem Patent Ewald Breit­scheids folgte ein wei­te­res zum Spit­zer, dies­mal unter dem Namen des Unter­neh­mens, das er und Wil­helm Möl­ler 1869, also 23 Jahre zuvor, in Köln gegrün­det hat­ten. Am 22. Juli 1892 mel­de­ten sie beim Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nös­si­schen Amt für geis­ti­ges Eigen­tum ihre Erfin­dung „Blei­stift­spit­zer mit aus­wech­sel­ba­rem durch Press­schraube und Stell­stifte gehal­te­nem Mes­ser“ an und am 30. Novem­ber 1892 wurde ihr Patent Nr. 5335 veröffentlicht.

Die Pressschraube

In der Patent­schrift wird die Erfin­dung wie folgt beschrie­ben1:

Der in der Zeich­nung dar­ge­stellte Blei­stift­spit­zer, Fig. 1, besteht aus einem mit Län­gen­aus­schnitt a ver­se­he­nen Dreh­kör­per b, bei wel­chem auf der einen Seite des Aus­schnit­tes ein Mes­ser c ange­ord­net ist, wel­ches durch eine Press­schraube d fest auf die Auf­la­ge­flä­che gedrückt und durch zwei Stell­stifte e in sei­ner Lage gesi­chert wird. Das Mes­ser kann bei die­ser Anord­nung nach Stumpf­wer­den, resp. nach dem bei wie­der­hol­tem Schlei­fen ein­tre­ten­den Schmä­ler­wer­den nach Ablö­sung der Press­schraube d ent­fernt und gegen ein neues Mes­ser, Fig. 2, aus­ge­wech­selt wer­den, wobei die­ses dann mit­telst der Stell­stifte e ohne jede Regu­li­rung sofort die rich­tige Schneid­lage erhält.

Die Pressschraube

Beim Blick auf die Zeich­nung über­ra­schen die Pro­por­tio­nen; ich denke nicht, dass sie der Rea­li­tät ent­spra­chen. – Die bei­den Schrau­ben wur­den also durch eine Press­schraube2 und zwei Stell­stifte ersetzt. Der Patent­an­spruch fasst es zusammen:

Ein Blei­stift­spit­zer, bei wel­chem in dem Aus­schnitt a des durch einen Dreh­kör­per b gebil­de­ten Gehäu­ses ein aus­wech­sel­ba­res Mes­ser c ange­ord­net ist, wel­ches durch eine Press­schraube d gegen Abhe­ben und durch einen oder meh­rere Stell­stifte e gegen Sei­ten­be­we­gun­gen gesi­chert ist.

Hat­ten vor­her zwei Schrau­ben sowohl für den Kraft- als auch den Form­schluss gesorgt, so über­nah­men die bei­den Stifte letz­te­ren und die Press­schraube drückte nur das Mes­ser an. Zudem ließ sich das Mes­ser leich­ter abneh­men, da statt zwei Schrau­ben nur noch eine gelöst wer­den musste und für diese oben­drein kein Werk­zeug nötig war3.

Und wie pas­sen die­ses Patent und die Mel­dung vom 17. Novem­ber 1892 zusam­men, nach der die Boyd & Abbot Com­pany den in den USA als „Car­tridge“ bekann­ten Spit­zer ver­bes­sert und mit einer „thumb­s­crew“ – also ver­mut­lich Rän­del­schraube – aus­ge­stat­tet hat? Sie erschien keine zwei Wochen vor der Ver­öf­fent­li­chung des Patents von Möl­ler & Breit­scheid, und so hatte man offen­bar unab­hän­gig von­ein­an­der die glei­che Idee (für einen Ver­gleich müsste man natür­lich die Details der Ände­rung durch Boyd & Abbot kennen.)

Die Presschraube

Der Umstand, dass bei die­ser „Gra­nate“4 die Boh­run­gen im Mes­ser deut­lich grö­ßer sind als die Stifte, könnte Zwei­fel am Form­schluss auf­kom­men las­sen. Wich­tig ist aber nur, dass das Mes­ser daran gehin­dert wird, der beim Spit­zen wir­ken­den Kraft aus­zu­wei­chen, sich also vom Blei­stift radial weg­zu­be­we­gen, und das ist gewähr­leis­tet. – Inter­es­sant zu wis­sen wäre, ob man das Mes­ser dadurch etwas dicker machen musste, weil es nur noch in der Mitte gehal­ten wurde und prin­zi­pi­ell die Mög­lich­keit bestand, dass es sich an den Enden zumin­dest leicht anhob.

Die Funk­tion der Stifte über­nahm spä­ter das Mes­ser­bett, was auch die Her­stel­lung des Mes­sers ver­ein­fachte. Die Schraube aber ist geblie­ben5, und so lebt in jedem heu­ti­gen Hand­spit­zer mit ver­schraub­tem Mes­ser die Press­schraube von Möl­ler & Breit­scheid aus dem Jahr 1892 weiter.

  1. Die Schrei­bung ent­spricht der im Patent­do­ku­ment.
  2. Ich benutze die Begriffe „Press­schraube“ und „Rän­del­schraube“ syn­onym. Der erste beschreibt die Funk­tion und der zweite die Form, und auch wenn „Press­schraube“ heute nicht mehr üblich ist, bleibe ich im Zusam­men­hang mit dem Patent dabei.
  3. Ich habe auch schon Exem­plare der „Gra­nate“ gese­hen, deren Schraube gerän­delt und geschlitzt war.
  4. Sie trägt die Kenn­zeich­nung „W.Z. № 507558“, die auf das 1939 ein­ge­tra­gene Waren­zei­chen von Möl­ler & Breit­scheid hin­weist. – Sehr ähn­lich war das Modell 14/​I von Möbius+Ruppert aus dem Jahr 1938.
  5. Ihre Form hat sich jedoch über die Jahr­zehnte geän­dert, denn nach der Rändel- kam zunächst eine Schlitz- und dann eine Kreuz­schlitz­schraube (siehe „Gene­ra­tio­nen­tref­fen).

Der Ursprung der „Granate“

Ein neuer und in mehr­fa­cher Hin­sicht bemer­kens­wer­ter Fund zur Geschichte des Hand­spit­zers „Gra­nate“ führt in das Jahr 1890 und damit noch wei­ter zurück als bisher.

Am 6. Okto­ber 1890 mel­dete Ewald Breit­scheid aus Köln beim Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nös­si­schen Amt für geis­ti­ges Eigen­tum seine Erfin­dung „Neue­rung an Blei­stift­spit­zern“ an und am 15. April 1891 wurde sein Patent Nr. 2894 veröffentlicht.

Der Ursprung der „Granate“

Darin heißt es ein­lei­tend1:

Der nach­fol­gend beschrie­bene neue Blei­stift­an­spit­zer ist dadurch cha­rak­te­ri­sirt, dass er dem Mes­ser, wel­ches zum Zwe­cke des Schlei­fens leicht abge­nom­men und wie­der ange­setzt wer­den kann, eine voll­stän­dig feste Auf­la­ge­flä­che bie­tet, so dass das Mes­ser beim Schnei­den nicht vibri­ren kann und eine schöne glatte Flä­che herstellt.

Das Doku­ment schließt mit dem Patentanspruch:

Ein Blei­stift­an­spit­zer, bestehend aus dem mit koni­scher Boh­rung k und Sei­ten­aus­schnitt e, d ver­se­he­nen Gehäu­se­man­tel a, des­sen Aus­schnitt so ange­ord­net ist, dass der­selbe eine zur Boh­rung des Konus k nahezu tan­gen­tial ver­lau­fende Flä­che d besitzt, auf wel­cher das Mes­ser f durch Schrau­ben g, h befes­tigt ist.

Der paten­tierte Spit­zer ist also der erste, der über ein voll­stän­dig auf­lie­gen­des Mes­ser ver­fügt. Die koni­sche Boh­rung wird zwar nicht als für die Erfin­dung cha­rak­te­ris­tisch auf­ge­führt, aber im Patent­an­spruch erwähnt (ob der Schutz auch für diese galt, bezweifle ich, denn mei­nes Wis­sens gab es sie bereits 1852 beim „Pen­cil Cut­ter and Shar­pe­ner“ von A. Marion & Co.2). Damit hat Ewald Breit­scheid den moder­nen Hand­spit­zer erfun­den3.

Die Beschrei­bung des Spitz­vor­gang könnte – abge­se­hen von der Schreib­weise – heute ver­fasst wor­den sein:

Beim Ein­füh­ren eines neuen Blei­stifts in die Boh­rung i gelangt das­selbe zuerst an den unte­ren Theil der Schneid­kante des Mes­sers f und wird nun durch Dre­hen und Hin­ein­drü­cken in den Konus k ver­jüngt und zuge­spitzt, so dass es immer tie­fer in den Konus k hin­ein­dringt und von einem immer grö­ße­ren Theil des Mes­sers bear­bei­tet wird.
Nach­dem das Holz des Bleis dann in die­ser Weise den gan­zen Konus durch­lau­fen hat, gelangt die Blei­ein­lage allein in die Durch­boh­rung l und wird nun hier von dem obers­ten Theil der Schneid­kante völ­lig zuge­spitzt, womit die ganze Ope­ra­tion been­det ist.

Und wie sah der Spit­zer aus? Diese Zeich­nung gibt Aufschluss.

Der Ursprung der „Granate“

Das ist die Geburts­ur­kunde des Spit­zers, der gut zehn Jahre spä­ter den Mar­ken­na­men „Gra­nate“4 bekom­men und unter die­sem bekannt wer­den sollte.

Moment, wer­den jetzt einige sagen, das Patent stammt doch aus der Schweiz, und Ewald Breit­scheid kam aus Deutsch­land. Gab es kein deut­sches Patent? Nein, das gab es nicht, denn die Jahre von 1884 bis 1894 waren eine patent­amts­lose Zeit in Deutsch­land, und so wichen Erfin­der auf benach­barte Län­der aus. Beliebt waren die Schweiz und Däne­mark, und so kam Ewald Breit­scheid zu einem Schwei­zer Patent (der Schutz bestand dann auch nur in der Schweiz).

Für die Posi­tio­nen und die voll­stän­dige Beschrei­bung ver­weise ich auf das Patent­do­ku­ment, doch zwei Punkte seien her­vor­ge­ho­ben, da diese schon recht bald nach Ertei­lung des Patents geän­dert wurden:

  • Der Aus­schnitt im Kör­per des Spit­zers ist recht­wink­lig, wobei die eine Flä­che bei­nahe senk­recht und die andere nahezu tan­gen­tial zur koni­schen Boh­rung verläuft.
  • Zu den bei­den Schrau­ben, mit denen das Mes­ser befes­tigt ist, wird vor­ge­schla­gen, dass man sie „zweck­mä­ßig etwas groß macht und an der Seite des Kop­fes mit klei­nen Rie­fen oder Ril­len ver­sieht, damit man sie und somit auch das Mes­ser ein­fach durch Hand lösen und ent­fer­nen kann“.

Gegen Ende geht es um die Gestal­tung für eine sichere Hand­ha­bung des Spitzers:

Um den Blei­stift­an­spit­zer beim Arbei­ten gut hal­ten zu kön­nen, ist der­selbe auf der äus­se­ren Flä­che mit Hohl­keh­len und kreuz­weise ange­ord­ne­ten Rie­fen oder Ril­len ver­se­hen, wie diess Fig. 1 und 2 zeigt; doch kann natür­lich für die­sen Zweck auch jede belie­bige andere Methode gewählt werden.

Damit kam – eigent­lich neben­bei – ein typi­sches Merk­mal der „Gra­nate“ in die Welt, das seit­dem unver­än­dert ist, näm­lich die vier Rän­de­lun­gen5. Auch die für die Funk­tion des Spit­zers eben­falls nicht not­wen­dige Ver­jün­gung am Ende blieb erhalten.

Wäh­rend also der zen­trale Aspekt des paten­tier­ten Spit­zers – das voll­stän­dig auf­lie­gende Mes­ser – zum Stan­dard wurde, ist sein Design, das nicht zum Patent­an­spruch gehörte, auch heute noch etwas Einzigartiges.

Han­delt es sich bei der unter „Reise ins 19. Jahr­hun­dert“ gezeig­ten „Gra­nate“ um das ursprüng­li­che Modell? Vie­les spricht dafür.

Der Ursprung der „Granate“

Es fällt jedoch sofort auf, dass das Mes­ser und die Schrau­ben­köpfe etwas anders geformt sind. Ich kann mir vor­stel­len, dass die untere Ecke des Mes­sers stö­rend über die Rän­de­lung her­aus­ge­ragt hat und und daher schon früh abge­run­det wurde6. Bei den Schrau­ben wird man schnell erkannt haben, dass sie auf­grund ihrer Größe selbst mit Ril­len nicht gut von Hand zu betä­ti­gen sind, und hat sie ein­fa­cher ausgeführt.

Der Ursprung der „Granate“

Beim Blick auf den Stift­ein­lass in der Zeich­nung über­rascht des­sen gerin­ger Durch­mes­ser. Mich würde nicht wun­dern, wenn er zu klein gera­ten wäre, denn der gra­fisch ermit­telte Spitz­win­kel beträgt gerade ein­mal 14°7. Alle ande­ren Maße stim­men pro­por­tio­nal weit­ge­hend mit denen der alten „Gra­nate“ überein.

Und wie unter­schei­det sich die aktu­elle von der Ur-„Granate“?

Der Ursprung der „Granate“

Die moderne „Gra­nate“, heute von Möbius+Ruppert in Erlan­gen gefer­tigt, ist mit 15 mm genau so dick wie die alte, aber bei fast gleich­lan­gem Mes­ser 5 mm kür­zer und etwa 20% leich­ter. Das Mes­ser liegt in einem Bett8, so dass es durch Form­schluss vor dem Ver­dre­hen geschützt ist und eine Schraube aus­reicht. Der Aus­schnitt ist 120° statt 90° groß, wodurch die Späne bes­ser abflie­ßen kön­nen, und durch die drei­mal so große Aus­tritts­öff­nung las­sen sich Holz- und Minen­reste leich­ter ent­fer­nen. Die Rän­de­lun­gen sind etwas fei­ner und die Nuten schma­ler und fla­cher, so dass der Spit­zer gefäl­li­ger ist; dazu trägt auch das bün­dig abschlie­ßende Mes­ser bei. Doch trotz die­ser Ver­bes­se­run­gen ist ihr Cha­rak­ter geblie­ben, und so hätte man die neue „Gra­nate“ auch 1891 sofort erkannt9.

Wie so oft blei­ben Fra­gen. Wer hat den Spit­zer von Ewald Breit­scheid damals her­ge­stellt?10 Gibt es deutsch­spra­chige Ver­öf­fent­li­chun­gen aus der dama­li­gen Zeit, in der für ihn gewor­ben wurde? Wel­che Erfah­run­gen und Über­le­gun­gen führ­ten wann zu den kon­struk­ti­ven Ände­run­gen?11

Auch wenn die zen­trale Frage zur Geschichte der „Gra­nate“ jetzt beant­wor­tet sein dürfte12, so bleibt es doch interessant!

  1. Die Schrei­bung ent­spricht der im Patent­do­ku­ment.
  2. Damit ist die Behaup­tung im Stadt­le­xi­kon des Stadt­ar­chivs Erlan­gen wider­legt, Theo­dor Paul Möbius (1868–1953) habe im Jahr 1908 den kegel­för­mig gebohr­ten Blei­stift­spit­zer erfun­den.
  3. Zuwei­len wird Wal­ter Kitt­redge Fos­ter aus Ban­gor, Maine (USA) als Erfin­der des Hand­spit­zers bezeich­net, doch sein an einen Ker­zen­lö­scher erin­nern­des Gerät aus dem Jahr 1855 (man­chen Quel­len zufolge 1851) hatte keine koni­sche Boh­rung und ein ein­ge­gos­se­nes Mes­ser.
  4. Eine zweite Anmel­dung des Namens erfolgte 1939.
  5. Oder die Rän­de­lung mit drei Nuten (der Begriff „Hohl­kehle“ passt mei­ner Ansicht nach hier nicht). – Spä­tere Vari­an­ten der „Gra­nate“ für dickere Stifte hat­ten nur drei Rän­de­lun­gen.
  6. Viel­leicht geschah dies auch erst durch den Benut­zer; die etwas unsau­bere Ver­run­dung könnte dafür spre­chen.
  7. Zum Ver­gleich: Der Spit­zer mit dem zur­zeit kleins­ten Win­kel, der KUM Mas­ter­piece, kommt auf 16°.
  8. Auf­grund der durch das Bett geän­der­ten Lage des Mes­sers sitzt der Stift­ein­lass, der immer noch einen Durch­mes­ser von 8 mm hat, außer­mit­tig.
  9. Die hel­len Stel­len las­sen ver­mu­ten, dass die alte „Gra­nate“ eben­falls aus Mes­sing ist (die Patina werde ich nicht ent­fer­nen). – Hin und wie­der liest man, die alte „Gra­nate“ wäre aus Muni­tion gefer­tigt wor­den, doch das ist natür­lich Unsinn.
  10. Man kann davon aus­ge­hen, dass Möl­ler & Breit­scheid den Spit­zer nur ver­trie­ben, aber nicht pro­du­ziert hat, denn das von Wolf­gang Möl­ler und Ewald Breit­scheid 1869 gegrün­dete und 1975 auf­ge­löste Unter­neh­men lief als Schreibwaren-​Großhandel und hatte keine eigene Fer­ti­gung.
  11. Hat man den Aus­schnitt ver­grö­ßert, um die Späne leich­ter abflie­ßen zu las­sen oder um die spä­ter genutzte Rän­del­schraube bes­ser grei­fen zu kön­nen? Warum sind jetzt beide Sei­ten des Aus­schnitts geneigt? Wurde der Stift­ein­lass und dadurch der ganze Spit­zer ver­kürzt, weil man fest­ge­stellt hat, dass der Blei­stift auch so aus­rei­chend geführt wird und man damit Mate­rial spa­ren konnte? Warum hat man die Aus­tritts­öff­nung grö­ßer gemacht?
  12. Damit ist mein Bei­trag zur „Gra­nate“ im Buch Sta­tio­nery Fever“/„Schreibwaren“ (2016) in Tei­len über­holt.

W.Z. № 47683

Ein wei­te­res Expo­nat im vir­tu­el­len Museum zum Spit­zer­klas­si­ker „Gra­nate“, und zwar aus Mes­sing, für dicke Stifte mit einem Durch­mes­ser von bis zu 11 mm und mit einer inter­es­san­ten Kennzeichnung.

W.Z. № 47683

Das Stück war in kei­nem guten Zustand, und so musste ich erst einen Früh­jahrs­putz1 vornehmen.

W.Z. № 47683

Die­ses Modell hat die glei­che Form und Größe wie das bereits vor­ge­stellte mit dem 1939 ein­ge­tra­ge­nen Waren­zei­chen 507558 und trägt eben­falls die Prä­gung „GRANATE“. Es fällt auf, dass es auch hier nur drei statt der übli­chen vier Rän­de­lun­gen gibt; dies ist das typi­sche Merk­mal der Vari­an­ten für dickere Stifte. – Das Mes­ser ist stumpf und schar­tig, so dass ich auf einen Funk­ti­ons­test ver­zich­tet habe.

W.Z. № 47683

Hier zu sehen ist jedoch das Waren­zei­chen 47683, das 1900 ange­mel­det und 1901 für Möl­ler & Breit­scheid ein­ge­tra­gen wurde; dar­aus schließe ich, dass der Spit­zer von die­sem Anbie­ter stammt und um die 100 Jahre alt sein könnte. 

W.Z. № 47683

  1. Sehr hilf­reich dabei war das Ein­wei­chen in der Sidol-​Metallpolitur und das anschlie­ßende Bear­bei­ten mit einer alten Zahn­bürste; die fest­sit­zende Rän­del­schraube konnte ich mit Caramba Super Plus Vielzweck-​Spray (heute Caramba Super Plus Pre­mium Mul­tiöl) lösen.

Granate 1901

Ein wei­te­res Detail aus der Geschichte des Spit­zer­klas­si­kers: Das „Waa­ren­zei­chen­blatt“, her­aus­ge­ge­ben vom Kai­ser­li­chen Patent­amt, gab in der Aus­gabe vom März 1901 die Anmel­dung und die Ein­tra­gung des Waren­zei­chens „Gra­nate“ für die Schreibwaren-​Großhandlung Möl­ler & Breit­scheid in Köln bekannt.

Granate 1900

Möl­ler & Breit­scheid hatte bereits am 27. Januar 1900 den Namen „Gra­nate“ ange­mel­det, musste aber zunächst eine Ableh­nung hin­neh­men, da „das Wort mit­hin eine Angabe über die Beschaf­fen­heit der Waare ent­halte und daher dem Ver­kehr frei­ge­hal­ten wer­den müsse“1. Erst die Auf­he­bung die­ser Ent­schei­dung am 13. Novem­ber 1900 machte die Ein­tra­gung mög­lich, die dann am 4. Februar 1901 unter der Num­mer 47683 vor­ge­nom­men wurde. – Eine wei­tere (erneute?) Ein­tra­gung des Waren­zei­chens „Gra­nate“ fand am 14. Februar 1939 statt.

Granate 1900

Geht man davon aus, dass sich die dama­lige „Gra­nate“ nicht wesent­lich von der des Jah­res 1913 unter­schei­det, so hat der heute von Möbius+Ruppert unter der Arti­kel­num­mer 604 ange­bo­tene Spit­zer eine min­des­tens 115-​jährige Geschichte.

Danke an das DPMA für die Scans!

  1. Quelle: Chemiker-​Zeitung vom 18. Mai 1901.

Granate 1901

Ein inter­es­san­tes Detail zur Geschichte des als „Gra­nate“ bekann­ten Blei­stift­spit­zers fin­det sich in der Chemiker-​Zeitung vom 18. Mai 1901.

Granate 1901

Granate 1901

Granate 1901

Granate 1901

Granate 1901

In der Rubrik „Ent­schei­dung in Waa­ren­zei­chen­sa­chen“ heißt es:

II. Beschwerde-​Abtheilung I des Patentamtes.
[…]
2. Die Ein­tra­gung des Wor­tes „Gra­nate“ für Blei­stift­spit­zer war von der Abt­hei­lung für Waa­ren­zei­chen abge­lehnt wor­den, weil Blei­stift­spit­zer in Form einer Gra­nate, wenn auch aus­schliess­lich von der Anmel­de­rin her­rüh­rend, seit Jah­ren im Ver­kehr seien, das Wort mit­hin eine Angabe „über die Beschaf­fen­heit“ der Waare ent­halte und daher dem Ver­kehr frei­ge­hal­ten wer­den müsse. Die Beschwerde-​Abtheilung I (Ent­sch. vom 13. Novem­ber 1900) hob diese Ent­schei­dung auf, weil die Form einer Gra­nate keine sach­li­che Bezie­hung zu einem Blei­stift­spit­zer habe, und weil fer­ner die Form einer Gra­nate im freien Ver­kehr nicht all­ge­mein üblich für Blei­stift­spit­zer sei. 

Die „Gra­nate“ war also bereits vor 1900 auf dem Markt1, und schon damals wollte man sich den Namen schüt­zen las­sen; mög­lich wurde das jedoch erst durch die hier erwähnte Auf­he­bung der Ent­schei­dung, den Ein­trag abzu­leh­nen. Wer die Anmel­de­rin war, bleibt hier lei­der offen, aber es könnte die Ver­triebs­firma Möl­ler & Breit­scheid gewe­sen sein, denn diese wurde am 1. Mai 1869 gegrün­det und hat die „Gra­nate“ sehr lange ange­bo­ten2.

Unklar ist, ob dar­auf­hin ein Waren­zei­chen ein­ge­tra­gen wurde, also bereits vor der Regis­trie­rung für Möl­ler & Breit­scheid im Jahr 1939 ein Schutz bestand, doch ein Ein­trag im Buch „Ger­man Tool and Blade Makers. A guide to manu­fac­tu­r­ers and dis­tri­bu­tors, their trade­marks and brand names“ von John Wal­ter (Nevill Publi­shing 2012) könnte dafür sprechen:

GRANATE (1901, no. 47683)
Möl­ler & Breit­scheid, Köln a. Rh.
Regis­try class: 9b
Style: block 

Die Quelle für diese Infor­ma­tion kenne ich aller­dings nicht, und auf meine Anfrage beim Autor habe ich bedau­er­li­cher­weise keine Ant­wort erhalten.

  1. Ich gehe davon aus, dass es sich bei dem in der Chemiker-​Zeitung genann­ten Spit­zer nicht um einen ande­ren mit zufäl­lig glei­chem Namen han­delt.
  2. Im „Hand­buch für Papier und Büro­be­darf“ von Dipl.-Hdl. Franz Karl Reckert aus dem Jahr 1949 heißt es, die „Gra­nate“ wäre vor etwa 60 Jah­ren, also um 1889 auf den Markt gekom­men.

Spurensuche

Nach wie vor unbe­kannt ist mir der Ursprung des unter dem Namen „Gra­nate“ bekann­ten Hand­spit­zers, und so greife ich zu allem, was Auf­schluss geben könnte. Zwei Funde der jüngs­ten Zeit lie­fern inter­es­sante Details.

Spurensuche

Im Bild die aktu­elle „Gra­nate“ von Möbius+Ruppert

Das „Hand­buch für Papier und Büro­be­darf“ von Dipl.-Hdl. Franz Karl Reckert, einem gut 600-​seitigen Fach­buch für den Bürobedarfs- und Papier­wa­ren­han­del aus dem Max Schwabe Ver­lag, erschie­nen im Jahre 19491, nennt und zeigt die „Gra­nate“ in der Rubrik „Blei­stift­an­spit­zer“.

Spurensuche

Das hier abge­bil­dete Modell ähnelt sehr der „Gra­nate 5“ von Möl­ler & Breitscheid

Bemer­kens­wert ist der Hin­weis dar­auf, dass die­ser Spit­zer vor etwa 60 Jah­ren, also um 1889 in den Han­del gekom­men sein soll.

Die „Kleine Anspitzer-​Fibel“ von Leon­hard Ding­werth nennt als Erfin­der der „Gra­nate“ den Fran­zo­sen de Thierry; das Patent soll er am 14. April 1847 erhal­ten haben. Die Fibel ent­hält zwei Anzei­gen von 1900 und 1925, die mit dem Namen „Gra­nate“ wer­ben, doch die­ser wurde erst 1939 als Waren­zei­chen für Möl­ler & Breit­scheid ein­ge­tra­gen. War er schon frü­her üblich, aber nicht als Marke regis­triert? Wei­ter heißt es dort, die „Gra­nate“ wäre ab ca. 1847 von Möl­ler & Breit­scheid her­ge­stellt wor­den, was jedoch im Wider­spruch zum „Hand­buch für Papier und Büro­be­darf“ steht. Hinzu kommt, dass Möl­ler & Breit­scheid keine eigene Pro­duk­tion hatte, son­dern nur eine Ver­triebs­firma war.

Mir neue Infor­ma­tio­nen lie­ferte der Arti­kel „Con­stant de Thierry des Estivaux, Mar­quis de Fale­tans – Inven­tor of the Pen­cil Shar­pe­ner“ von Rupert Will­oughby, ver­öf­fent­licht im Juli 2011.

Spurensuche

Con­stant de Thierry des Estivaux (Quelle: Rupert Will­oughby)

Con­stant de Thierry des Estivaux2, gebo­ren 1797 in Paris, erhielt 1839 sein ers­tes Patent. Nach einer wei­te­ren Erfin­dung im Jahr 18463 folgte 1847 das dritte Patent, dies­mal für einen rohr­för­mi­gen Blei­stift­spit­zer mit kegel­för­mi­ger Boh­rung und einem Mes­ser4. Wie die­ser aus­sah, müss­ten die Patent­un­ter­la­gen zei­gen5, doch wer hat die­sen Spit­zer wann und wo erst­mals gefer­tigt? Wie kam das Design6 dann zu Möbius+Ruppert und dem Her­stel­ler, der Möl­ler & Breit­scheid belie­fert hat? Hat viel­leicht Möbius+Ruppert für Möl­ler & Breit­scheid produziert?

Es gibt noch einige Spu­ren zu verfolgen!

Nach­trag vom 23.3.15: Die „Gra­nate“ stammt nicht von Con­stant de Thierry des Estivaux; Details zu sei­ner Erfin­dung gibt es hier.

  1. Vor­läu­fer waren das Hand­buch für den Bürobedarfs- und Papier­wa­ren­han­del von Dr. Her­mann Wildt, Arthur Gut­hke und Dipl.-Hdl. Franz Karl Reckert, erschie­nen 1939 im Max Schwabe Ver­lag (Ber­lin), sowie das Hand­buch des Papier- und Schreib­wa­ren­han­dels, her­aus­ge­ge­ben vom Reichs­bund Deut­scher Papier- und Schreib­wa­ren­händ­ler e.V. und erschie­nen 1928 im Ver­lag Der Papier­händ­ler GmbH (Würz­burg). – Diese drei Bücher unter­schei­den sich deut­lich. Das erste hat im Gegen­satz zum zwei­ten und drit­ten keine Abbil­dun­gen, und nur das dritte zeigt die „Gra­nate“; zudem wurde es über Anzei­gen mit­fi­nan­ziert (z. B. mit die­ser für die Argument-​Füllhalterfabrik).
  2. Der Name Thierry des Estivaux wird auch im Buch „Pot­lo­den & Pun­ten­sli­j­pers“ von Paul Dirks und Toon Kes­sels erwähnt. – Als Erfin­der des ers­ten Blei­stift­spit­zers, der unse­rem heu­ti­gen jedoch gar nicht ähn­lich sieht, wird oft der Fran­zose Ber­nard Las­si­monne (auch Las­si­mone) genannt; sein Patent mit der Num­mer 2444 soll aus dem Jahr 1828 stam­men (siehe dazu diese Quelle).
  3. Seine ers­ten bei­den Erfin­dun­gen hat­ten nichts mit Blei­stif­ten und Spit­zern zu tun.
  4. Laut dem Stadt­le­xi­kon des Stadt­ar­chivs Erlan­gen hat Theo­dor Paul Möbius (1868–1953) im Jahr 1908 den kegel­för­mig gebohr­ten Blei­stift­spit­zer erfun­den und noch im sel­ben Jahr mit der indus­tri­el­len Fer­ti­gung begon­nen. Ging es bei sei­ner Erfin­dung viel­leicht eher um die Pro­duk­ti­ons­tech­nik? Auch hier lohnt sicher ein genauer Blick. – Das Unter­neh­men Möbius+Ruppert wurde 1922 von Alfred Möbius, einem Bru­der von Theo­dor Paul Möbius, und Hein­rich Rup­pert gegrün­det; Theo­dor Paul Möbius‘ Betrieb ging nach finan­zi­el­len Schwie­rig­kei­ten 1983 in die Auf­fang­ge­sell­schaft DUX GmbH über.
  5. Diese auf­zu­trei­ben dürfte eine inter­es­sante Her­aus­for­de­rung sein.
  6. Man beachte die Unter­schiede der alten Modelle – die gerän­delte Schraube der älte­ren Vari­ante wurde spä­ter durch eine geschlitzte ersetzt, und auch das Mes­ser bekam eine andere Form.

Puck

Die „Gra­nate“ war sicher der bekann­teste, aber nicht der ein­zige Spit­zer von Möl­ler & Breit­scheid aus Köln.

Puck

Schlan­ker, nicht so mar­tia­lisch und in ver­wand­ter Form kam der „Puck“ daher, den es aus Mes­sing und Magne­sium gab.

Puck

Gut 21 mm lang und knapp 13 mm dick ver­schafft er Blei­stifte mit einem Durch­mes­ser von bis zu 8 mm einen Standard-​Konus von 22° und geht dabei spar­sam, näm­lich mit einer Span­di­cke von durch­schnitt­lich 0,22 mm zu Werke.

Puck

Auch beim „Puck“ wird das Mes­ser durch zwei Stifte in Posi­tion gehal­ten, doch statt der von älte­ren Spit­zern bekann­ten Rändel- hat er bereits eine Schlitzschraube.

Puck

Die Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät ent­täuscht etwas, denn die Mate­ri­al­stärke am unte­ren Ende des Mes­sers ist so knapp dimen­sio­niert, dass sich ein Riss zeigt.

Puck

Das Spit­z­er­geb­nis des „Puck“ ist ähn­lich unge­wöhn­lich wie das der „Gra­nate 5“, da ein etwa 0,6 mm dün­ner Minen­zap­fen den Spit­zer verlässt.

Möller & Breitscheid

Der Name Möl­ler & Breit­scheid ist heute weit­ge­hend ver­ges­sen, doch im Rheinisch-​Westfälischen Wirt­schafts­ar­chiv gibt es noch einige Unter­la­gen. Aus die­sen geht her­vor, dass die Kauf­leute Wil­helm Möl­ler und Ewald Breit­scheid ihr Unter­neh­men am 1. Mai 1869 in Köln gegrün­det haben. Durch ihre Freund­schaft zu dem Erfin­der der Kugel­spitz­fe­der Died­rich Leo­nardt1 aus Bir­ming­ham bestand ihre erste unter­neh­me­ri­sche Tätig­keit in der Ein­fuhr die­ser Federn nach Deutsch­land; zudem erhiel­ten sie den Allein­ver­trieb für Europa.

Wil­helm Möl­ler hei­ra­tete die Schwes­ter sei­nes Kom­pa­gnons und hatte mit ihr meh­rere Kin­der. Nach dem Tod Breit­scheids, der als Jung­ge­selle 1895 ver­starb, wurde zunächst der erste Sohn Eugen, spä­ter der zweite Sohn Oskar Inha­ber der Firma. Der erste starb 1907 und der zweite 1939; Gesell­schaf­ter in den 1950er Jah­ren war Fried­rich Wil­helm – genannt Fritz – Möller.

Ein Fra­ge­bo­gen von 1937, mit dem die Aus­fuhr von Blei­stift­spit­zern und Ersatz­mes­sern in zahl­rei­che euro­päi­sche Län­der und die USA bean­tragt wurde, belegt, dass das Unter­neh­men als offene Han­dels­ge­sell­schaft lief und vier kauf­män­ni­sche Ange­stellte sowie einen Arbei­ter beschäf­tigte. Er zeigt außer­dem, dass Möl­ler & Breit­scheid keine eigene Fer­ti­gung hatte und sich aus­schließ­lich mit dem Ver­trieb von Schreib­wa­ren und Büro­ar­ti­keln befasste. Ein wei­te­res For­mu­lar, ver­mut­lich aus der Kriegs­zeit, führt die Firma als Groß­han­del und erwähnt sechs Beschäf­tigte, aber keine Roh­ma­te­ria­lien. Es spricht also eini­ges dafür, dass die unter den Eigen­mar­ken „Gra­nate“ und „Puck“ ver­trie­be­nen Spit­zer von einem oder meh­re­ren ande­ren Unter­neh­men her­ge­stellt und von Möl­ler & Breit­scheid exklu­siv ver­trie­ben wur­den. – In den 1950er Jah­ren spiel­ten diese bei­den Spit­zer neben Spitz­ma­schi­nen eine Haupt­rolle im von Möl­ler & Breit­scheid ange­bo­te­nen Bürobedarf.

Ein Ein­trag im Han­dels­re­gis­ter vom 13. Januar 1975 belegt die Auf­lö­sung des zuletzt in Roden­kir­chen bei Köln ansäs­si­gen Unternehmens.

Danke an das Rheinisch-​Westfälische Wirt­schafts­ar­chiv für diese Details!

Nach­trag vom 4.5.12: Das Waren­zei­chen­blatt des dama­li­gen Reichs­pa­tent­amts teilte in der Aus­gabe vom 31.3.1939 die Ein­tra­gung der Mar­ken „Puck“ (507555) und „Leonardt’s Kugelspitz-​Feder“ (507556) mit:

Warenzeicheneintragung „Puck”

Warenzeicheneintragung „Leonardt's Kugelspitz-Feder”

Danke an das DPMA für die Scans!

Nach­trag vom 10.5.15: Das Buch „Ger­man Tool and Blade Makers. A guide to manu­fac­tu­r­ers and dis­tri­bu­tors, their trade­marks and brand names“ von John Wal­ter (Nevill Publi­shing 2012) ent­hält fol­gen­den Eintrag:

PUCK (1900, no. 42154)
Möl­ler & Breit­scheid, Köln a. Rh.
Regis­try class: 9b
Style: block 

Gut mög­lich, dass damit der hier gezeigte Spit­zer gemeint ist.

  1. Zuwei­len wird auch Fried­rich Soenne­cken als Erfin­der genannt.

Granate 5

Die „Gra­nate 5“ war die mei­nes Wis­sens letzte Ver­sion vor der aktu­el­len und sowohl bei Möl­ler & Breit­scheid als auch – mit ande­rer Bezeich­nung – bei Möbius+Ruppert1 im Programm.

Granate 5

Links: „Gra­nate 5“ von Möl­ler & Breit­scheid, rechts: „Gra­nate“ (M+R 604) von Möbius+Ruppert

Ange­sichts der Kenn­zeich­nun­gen „W.Z. № 507558“ an der Stift­öff­nung, „MB“ auf dem Mes­ser und „Gra­nate 5“ an der Spitze gehe ich davon aus, dass die­ses Exem­plar von Möl­ler & Breit­scheid2 aus Köln stammt.

Granate 5

Bei der Befes­ti­gung des Mes­sers zei­gen sich die größ­ten kon­struk­ti­ven Unter­schiede. Sorg­ten frü­her zwei kurze Stifte für den Form­schluss, so erle­digt dies heute eine Ver­tie­fung. Oben­drein wurde die Rändel- durch eine Kreuz­schlitz­schraube ersetzt, wobei letz­tere eine grö­ßere Stei­gung hat. Es fällt zudem auf, dass die Stift­öff­nung in der aktu­el­len „Gra­nate“ exzen­trisch sitzt, ver­mut­lich bedingt durch den Wunsch, das (0,5 mm län­gere) Mes­ser kom­plett zu ver­sen­ken und weder auf­sit­zen noch über­ste­hen zu las­sen. Die Länge des Spit­zers wurde von 26,5 mm auf 24,8 mm ver­rin­gert; der Durch­mes­ser blieb bei 15 mm. Es war eine gute Ent­schei­dung, die Rän­de­lun­gen fei­ner und die Ril­len zwi­schen ihnen schma­ler und fla­cher zu machen, denn dadurch wurde der Spit­zer gefäl­li­ger. – Einen Unter­schied im Spitz­win­kel konnte ich nicht feststellen.

Granate 5

Bei Gebrauch der „Gra­nate 5“ über­ra­schen zwei Dinge: Zum einem stauen sich die Späne3 hin­ter der Rän­del­schraube und zum andern ist die Geo­me­trie nicht opti­mal – ein 0,6 mm dün­ner Minen­zap­fen ver­lässt den Spit­zer mit einem spri­al­för­mi­gen Mus­ter. Da diese Spitze selbst bei einem här­te­ren Blei­stift sofort abbricht, gehe ich davon aus, dass dies nicht beab­sich­tigt war.

Granate 5

Test mit einem STAEDTLER Noris 120 (Zeder, alt)

Trotz die­ser Eigen­hei­ten ist die „Gra­nate 5“ im Gegen­satz zu manch ande­rem his­to­ri­schen Spit­zer auch heute noch zu gebrauchen.

Zur „Gra­nate“ siehe auch:

  1. Siehe das Modell 14/​I von 1938 und die Prä­sen­ta­tion auf der Paper­world 2012, die eine weit­ge­hend ähn­li­che Form (wenn auch mit ande­rer Schraube) zeigt.
  2. Wann die­ses Unter­neh­men exis­tiert hat und wie alt die­ses Exem­plar sein könnte, weiß ich nicht; bis jetzt konnte ich nur her­aus­fin­den, dass der Her­stel­ler bis 1975 ein­ge­tra­gen war.
  3. Ein kur­zer Test an einem STAEDTLER Noris 120 (Jel­utong) hat gezeigt, dass der Span mit durch­schnitt­lich 0,19 mm außer­ge­wöhn­lich dünn, die „Gra­nate 5“ also sehr spar­sam ist.
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