Möbius+Ruppert

Her­stel­ler von Spit­zern, Zei­chen­ge­rä­ten und Zube­hör in Erlan­gen, gegrün­det 1922

M+R Pollux

Auf der Paper­world im Januar vor­ge­stellt und seit vier Wochen auf mei­nem Schreib­tisch: Der Pol­lux von Möbius+Ruppert.

M+R Pollux

(Bil­der zum Ver­grö­ßern anklicken)

Die Beson­der­heit des Pol­lux ist sein gekrümm­tes Mes­ser, mit dem er eine lange, kon­kave Spitze mit einem Win­kel von etwa 18,5° schnei­det. Die Gestal­tung des Pol­lux spie­gelt diese Spit­zen­form ele­gant wider.

M+R Pollux

Rechts die Gra­nate

Der Spit­zer ist 28 mm lang, 15 mm dick, gut 24 g schwer und aus Mes­sing gefer­tigt; die Stift­auf­nahme hat einen Durch­mes­ser von 8 mm. Auf­grund sei­ner Geo­me­trie benö­tigt er eigene Ersatz­mes­ser, denn die her­kömm­li­chen sind zu kurz. Die Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät des Pol­lux ist wie bei allen Pro­duk­ten von M+R sehr gut1.

M+R Pollux

Von links: Pol­lux, Faber-​Castell Janus 4048, KUM 400-​5L, CARL Decade DE-​100, Gra­nate

Der Ver­gleich zeigt, dass die Spitze des Pol­lux nicht ganz so kon­kav ist wie die des Faber-​Castell Janus 4048. Dies hat den ent­schei­den­den Vor­teil, dass die radial auf die Mine wir­kende Kraft deut­lich gerin­ger ist und sich somit auch wei­chere Blei­stifte und sogar Farb­stifte pro­blem­los spit­zen las­sen (ob das in allen Fäl­len sinn­voll ist, sei mal dahin­ge­stellt). Ein wei­te­rer Unter­schied besteht darin, dass beim Janus 4048 die auf 0,6 mm Durch­mes­ser redu­zierte Mine den Spit­zer ver­lässt, der Pol­lux aber eine nadel­feine Spitze produziert.

M+R Pollux

Von links: Mitsu­bi­shi Hi-​uni HB, STAEDTLER Lumochrom 104-​4, STAEDTLER Mars Lumo­graph 6B, Mitsu­bi­shi Arterase Color 373

Die Gebrauchs­ei­gen­schaf­ten des Pol­lux emp­finde ich als sehr gut. Der Spit­zer lässt sich gut hand­ha­ben, seine Rän­de­lung ist ange­nehm und das Spit­zen fällt leicht. Der Span ist mit durch­schnitt­lich 0,26 mm sehr dünn und die Schnitt­flä­chen von Holz und Mine sind sauber.

M+R Pollux

Mir gefal­len der Pol­lux und die Ästhe­tik der Spitze, die er schnei­det, außer­or­dent­lich gut, und so erfreue ich mich täg­lich an ihm. – Wann der Spit­zer in den Han­del kom­men und wie­viel er kos­ten wird, steht noch nicht fest.

Danke an Möbius+Ruppert für das Muster!

  1. Wer genau schaut, erkennt im zwei­ten Foto am unten Teil des Pol­lux kleine Ker­ben, die ver­mut­lich beim Gleit­schlei­fen durch das Anein­an­der­sto­ßen der Spit­zer ent­stan­den sind. Ich weiß nicht, ob man sie ver­mei­den kann, doch ohne sie sähe der Pol­lux bes­ser aus. Auch die Spu­ren an den End­flä­chen durch das Ablän­gen stö­ren den Gesamt­ein­druck etwas.

Granate 1938–1980

Alte Kata­loge von Möbius+Ruppert lie­fern wei­tere Details zur Geschichte des Hand­spit­zers „Gra­nate“.

Granate 1938–1980

1938

Der älteste mir vor­lie­gende Ein­trag stammt aus dem Jahr 1938 und führt den Mes­sing­spit­zer unter der Num­mer 14/​I auf. Es gab auch eine Vari­ante aus „Elektron-​Metall“, wie es damals hieß, also aus einer Magnesium-​Aluminium-​Legierung; sie hatte die Num­mer 14/​II.

Granate 1938–1980

1960er Jahre

In den 1960er Jah­ren bot man nur noch die Magnesium-​Ausführung an. Sie trug jetzt die Num­mer 14/​II und hatte statt der Rändel- eine Schlitz­schraube aus Messing.

Granate 1938–1980

1971

Die Befes­ti­gung mit einer Schraube und zwei Stif­ten behielt man bis in die frü­hen 1970er Jahre bei.

Granate 1938–1980

1975

Eine wei­tere Ände­rung bestand im Weg­fall der bei­den Stifte; wie jedoch das Mes­ser gegen Ver­dre­hen geschützt war, kann ich die­ser Abbil­dung lei­der nicht ent­neh­men. Die „Gra­nate“ bekam nun die heute noch aktu­elle Arti­kel­num­mer 6041.

Granate 1938–1980

1980

In der zwei­ten Häfte der 1970er Jahre legte man das Mes­ser in ein Mes­ser­bett, wodurch es in Posi­tion gehal­ten wurde; daher stand es auch nicht mehr über und ließ den Spit­zer gefäl­li­ger aus­se­hen. Es musste dafür aller­dings schma­ler gemacht wer­den, und so gab (und gibt) es eigene Ersatz­mes­ser nur für die „Gra­nate“. – Die letzte kon­struk­tive Ände­rung2 war der Umstieg von der im Haus gefer­tig­ten Mes­sing­schraube auf eine aus kal­tem Draht gepresste und zum Schutz vor Rost gal­va­ni­sierte Kreuz­schlitz­schraube von Laro (Ita­lien)3.

Danke an Möbius+Ruppert für die Leih­gabe der Kataloge!

  1. Genauer: Zuerst 604 0, spä­ter 604.0 und heute 0604.
  2. Zu Ände­run­gen bei den Mate­ria­lien und Fer­ti­gungs­ver­fah­ren kann ich nichts sagen.
  3. Quelle: „Waren­probe: Das steckt alles in einem Spit­zer“.

Paperworld 2016 (3)

Im drit­ten und letz­ten Teil mei­ner Noti­zen zur Paper­world 2016 geht es um die neuen Pro­dukte von Möbius+Ruppert1, die für mich die inter­es­san­tes­ten der dies­jäh­ri­gen Paper­world waren.

Paperworld 2016 (3)

Schon eine Weile erhält­lich ist der Min­o­fix für Minen mit 2 und 3,2 mm Durch­mes­ser; er ist der ein­zige mir bekannte Messing-​Minenspitzer aus aktu­el­ler Pro­duk­tion. – Den Spitzer-​Klassiker „Gra­nate“ gibt es jetzt auch mit einer klei­nen Boh­rung, um ihn z. B. an einem Ring oder einer Schnur zu befestigen.

Paperworld 2016 (3)

Der Knül­ler sind die Langkonus-​Spitzer Cas­tor und Pol­lux. Cas­tor hat einen Spitz­win­kel von etwa 18,5°2 und Pol­lux schnei­det mit sei­nem gekrümm­ten Mes­ser einen kon­ka­ven Konus.

Paperworld 2016 (3)

Ich hatte das Ver­gnü­gen, ein Mus­ter des Pol­lux aus­gie­big tes­ten zu dür­fen, und war be­geistert. Mit die­sen bei­den Spit­zern dürf­ten die Wün­sche vie­ler Blei­stift­nut­zer in Erfül­lung gehen! – Die neuen Spit­zer kom­men vor­aus­sicht­lich im April in den Handel.

Paperworld 2016 (3)

Das war’s für die­ses Jahr; die nächste Paper­world öff­net am 28.1.2017.

  1. Möbius+Ruppert ist mei­nes Wis­sens der welt­weit ein­zige Her­stel­ler von Mes­sing­spit­zern (KUM hat die Fer­ti­gung sei­ner Mes­sing­spit­zer vor etwa drei Jah­ren ein­ge­stellt).
  2. Zum Ver­gleich: „Gra­nate“ 22°, KUM 400-​5L 19°.

„Normal – Color – Steno“

Gut 40 Jahre alt ist die­ser Dreifach-​Behälterspitzer von Möbius+Ruppert1.

„Normal – Color – Steno”

„Normal – Color – Steno”

Er ist etwa 50 × 35 × 20 mm groß und aus Kunst­stoff gefer­tigt; sein Magnesium-​Einsatzspitzer wird durch Press­pas­sung gehal­ten. Die drei Stift­ein­lässe haben einen Durch­mes­ser von 8 mm. – Der trans­pa­rente Deckel sitzt nicht mehr fest, doch das führe ich auf das Alter des Spit­zers zurück, und so emp­finde ich die Verarbeitungs- und die Mate­ri­al­qua­li­tät als sehr gut.

„Normal – Color – Steno”

Die Kenn­zeich­nung ist knapp. Neben „NORMAL“, „COLOR“ und „STENO“ sowie den drei Pfei­len trägt der Spit­zer das 1972 ein­ge­tra­gene und bis 1992 genutzte Logo von Möbius+Ruppert. Es hatte zwi­schen M und R zwei Geo­drei­ecke und ein Spitz­loch, wobei letz­te­res zuwei­len für ein „O“ gehal­ten und das Logo dann als „MOR“ gele­sen wurde.

„Normal – Color – Steno”

Es ist eine Freude, die­sen Spit­zer zu benut­zen. Die Mes­ser schnei­den sehr gut und die Schnitt­flä­chen sind sau­ber; von ande­rem Spit­zern bekannte Auf­fäl­lig­kei­ten wie das Wackeln des Ein­satz­spit­zers oder ein Quiet­schen konnte ich nicht fest­stel­len. Die Spit­zen sind bei mei­nen zahl­rei­chen Tests mit Exem­pla­ren des STAEDTLER Noris 120 aus den 1990er Jah­ren (Zeder) nicht abge­bro­chen. Die Span­di­cke liegt bei durch­schnitt­lich 0,25 mm2, womit der Spit­zer noch als spar­sam durchgeht.

„Normal – Color – Steno”

Von links: Nor­mal, Color, Steno

Die Spitz­win­kel betra­gen 22° (Nor­mal), 33° (Color) und 21° (Steno). Letz­te­rer lässt sich nicht ein­deu­tig bestim­men, da sich an der Spitze ein klei­ner und sicher unge­woll­ter Zap­fen bil­det. – Zum Ver­gleich: Der M+R 604 („Gra­nate”) schnei­det einen Win­kel von 22° und der Kur­bel­spit­zer CARL Decade DE-​100 einen von 18° (auch die­ser gilt nur nähe­rungs­weise, da die Spitze leicht kon­kav ist).

„Normal – Color – Steno”

Von links: M+R 604, CARL Decade DE-​100, M+R 3-​fach Steno

Danke an Möbius+Ruppert für die Leihgabe!

  1. Die Typen­be­zeich­nung rei­che ich nach.
  2. Nor­mal: 0,20 mm; Color: 0,30 mm; Steno: 0,26 mm.

Granate 1901

Ein wei­te­res Detail aus der Geschichte des Spit­zer­klas­si­kers: Das „Waa­ren­zei­chen­blatt“, her­aus­ge­ge­ben vom Kai­ser­li­chen Patent­amt, gab in der Aus­gabe vom März 1901 die Anmel­dung und die Ein­tra­gung des Waren­zei­chens „Gra­nate“ für die Schreibwaren-​Großhandlung Möl­ler & Breit­scheid in Köln bekannt.

Granate 1900

Möl­ler & Breit­scheid hatte bereits am 27. Januar 1900 den Namen „Gra­nate“ ange­mel­det, musste aber zunächst eine Ableh­nung hin­neh­men, da „das Wort mit­hin eine Angabe über die Beschaf­fen­heit der Waare ent­halte und daher dem Ver­kehr frei­ge­hal­ten wer­den müsse“1. Erst die Auf­he­bung die­ser Ent­schei­dung am 13. Novem­ber 1900 machte die Ein­tra­gung mög­lich, die dann am 4. Februar 1901 unter der Num­mer 47683 vor­ge­nom­men wurde. – Eine wei­tere (erneute?) Ein­tra­gung des Waren­zei­chens „Gra­nate“ fand am 14. Februar 1939 statt.

Granate 1900

Geht man davon aus, dass sich die dama­lige „Gra­nate“ nicht wesent­lich von der des Jah­res 1913 unter­schei­det, so hat der heute von Möbius+Ruppert unter der Arti­kel­num­mer 604 ange­bo­tene Spit­zer eine min­des­tens 115-​jährige Geschichte.

Danke an das DPMA für die Scans!

  1. Quelle: Chemiker-​Zeitung vom 18. Mai 1901.
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