Möbius+Ruppert
Hersteller von Spitzern, Zeichengeräten und Zubehör in Erlangen, gegründet 1922
Kurz notiert
- Möbius+Ruppert, der in Erlangen ansässige Hersteller von Spitzern und Zeichengeräten mit über 100-jähriger Geschichte, hat seine Website überarbeitet und führt mit dem ARTEX sowie dem DUPLEX zwei neue Handspitzer auf. – Das dem ARTEX zugrunde liegende Patent „Spitzer für Stifte“ wurde im April 2019 veröffentlicht.
- Mit einem neuen Bleistift richtet sich Mitsubishi/uni (Japan) an Schüler. Der Abstrich der neu entwickelten Mine des nur im Härtegrad 2B, aber drei verschiedenen Lackierungen erhältlichen (so die automatische Übersetzung) „uni tablet class pencil“ soll bei gleichem Schreibdruck stärker schwärzen, weniger glänzen und weniger reflektieren als die eines üblichen Bleistifts, sich aber genauso gut radieren lassen.
- Das kürzlich veröffentlichte Gebrauchsmuster „Stift mit PLA/PBS-Schaftgrundmaterial“ von STAEDTLER beschreibt einen Stift mit einem Schaft aus Polyactid (PLA) und Polybutylensuccinat (PBS). Diese beiden Biokunststoffe sind im Gegensatz zu dem bisher für extrudierte Stifte verwendeten Polystyrol biologisch abbaubar, bieten aber die gleichen Gebrauchseigenschaften, vor allen Spitzbarkeit und Biegefestigkeit. Weitere Bestandteile des neuen Schaftmaterials sind Cellulose als Füllstoff, Wachs, einige Additive und Farbmittel.
- Nach dem halben Bleistift zum doppelten Preis gibt es von Blackwing jetzt den Blackwing Lab 11.24.23. Die zwölf Bleistifte dieses Sets stammen aus dem Ausschuss, der über drei Jahre gesammelt wurde, und lassen befürchten, dass das nächste „Lab“-Set aus dem besteht, was beim Ausfegen der Werkstatt anfällt.
Das Messerbett
Es lohnt sich, Patentdokumente zu lesen. Indem sie jeden Aspekt einer Erfindung präzise darstellen, schärfen sie den Blick für kleinste Details. Sie zeigen auch, wann und wie Dinge, die heute alltäglich sind, in die Welt gekommen sind, und bei manchen kann man sich nur schwer vorstellen, dass sie einst völlig neu waren.
Zu letzteren gehört der heutige Handspitzer1. Sein Aufbau wirkt so einfach und naheliegend, dass man sich darüber wundert, wie spät er kam und wie viele aus heutiger Sicht umständliche Vorrichtungen zum Spitzen von Bleistiften angeboten und benutzt wurden. Seine Bestandteile wurden jedoch getrennt erdacht und fanden mit großem zeitlichen Abstand zueinander; um einen davon geht es in diesem Beitrag.
Am 20. Juni 1892 meldete Jonas R. Foster aus Stoneham (USA) seine Erfindung „Pencil-Sharpener“ beim United States Patent Office an und am 28. Februar 1893 wurde sein Patent Nr. 492669 veröffentlicht2.
Hier fällt sofort das „Granate“-Design des abgebildeten Spitzers3 auf, doch es geht nicht um dieses, sondern um die Befestigung des Messers. Waren es bei der „Granate“ (1891) und der US-amerikanischen Kopie „Peerless“ (1892) zwei Schrauben, die das Messer hielten4, so hatte Foster die Idee, es zu klemmen5. Dazu nutzte er zwei kleine Platten, die angeschraubt wurden, wobei die erste (c) das Messer in Position hielt und die zweite (d) es an den Spitzerkorpus drückte. Bemerkenswert sind seine Anmerkungen zur ersten Platte:
It is further obvious that instead of forming the abutment on the plate c, against which the end of said blade abuts, such abutment may be formed on the body a, but such slight variation while coming within the spirit and scope of this invention would increase the cost of manufacture, so that the construction herein provided is I consider preferable.
(Hervorhebung von mir.) Was Foster hier vorschlägt, sollte sich erst einige Jahrzehnte später durchsetzen, nämlich die flache Ausfräsung im Spitzerkorpus, die das Messer aufnimmt, durch Formschluss am Verdrehen hindert und heute als „Messerbett“ bezeichnet wird6.
Damals erschien es ihm jedoch zu teuer in der Fertigung, so dass er es bei der Erwähnung beließ7. – Ob Fosters Erfindung vermarktet wurde und es andere Patente gab, die sich mit dem Messerbett befassten, bleibt zu klären.
Das Messerbett ist inzwischen üblich, aber es wäre interessant zu wissen, bei welchem Handspitzer es zum ersten Mal genutzt wurde (die „Granate“ bekam ihres erst in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre).
Eine Sonderform ist das konkave Messerbett. In diesem wird das Messer durch Anziehen der Schraube gekrümmt, was der Bleistiftspitze eine ungewöhnliche Form gibt. Es kam erstmals 1935 mit dem A.W. Faber Janus 4046 auf den Markt und war etwa zur gleichen Zeit auch beim Johann Faber Helios 5078 anzutreffen; der 1965 eingeführte Faber-Castell Janus 4048 (im Bild) hatte es ebenfalls.
Alle drei Modelle verfügten ein zweischneidiges Messer, doch nur der Janus 4048 bot eine Aussparung an der Kante des Messerbetts, an dem das Messer anlag, um Schäden an der Schneide beim Befestigen des Messers zu vermeiden. – Heute ist das konkave Messerbett nur noch beim M+R Pollux zu finden.
Nachtrag vom 18.8.23: Es gibt zurzeit noch einen zweiten Handspitzer mit konkavem Messerbett, und zwar den Blackwing One-Step Long Point Sharpener. Dieser in China gefertige Behälterspitzer hat einen Spritzguss-Einsatzspitzer mit verschraubtem Messer, das etwas weniger stark gekrümmt ist als das des Pollux. – Danke an Herrn Ehrmann für den Hinweis!
- Es gibt natürlich nicht den einen Handspitzer; gemeint ist hier die prinzipielle Bauform mit kegelförmiger Bohrung und vollständig aufliegendem, verschraubtem Messer.↩
- Auf dieses Patent hat mich mein Leser Wowter bereits 2016 aufmerksam gemacht.↩
- Vermutlich hat Foster diesen Spitzer deshalb gezeigt, weil es zu dieser Zeit keinen anderen gab, an dem seine Erfindung hätte angewandt werden können.↩
- Das Patent zur Pressschraube und zwei Stiften von Möller & Breitscheid sollte erst am 30. November 1892 – also gut fünf Monate später – veröffentlicht werden, so dass Foster es noch nicht kennen konnte.↩
- Nach Angaben Fosters ist diese Klemmung selbstjustierend, doch da man das Messer auch schief einklemmen kann, habe ich Zweifel daran. – Er erwähnt zudem, dass seine Erfindung dem Nutzer die Justage des Messers erspart. War diese wirklich nötig?↩
- Manche der heutigen Messerbetten sind allerdings geradlinige Anschläge und nicht so weit umschließend wie das der „Granate“.↩
- Auf eine mögliche Einsparung bei der Herstellung des Messers, das durch die Klemmung kleiner sein konnte und keine Löcher brauchte, ging Foster nicht ein, ebenso wenig auf die Möglichkeit der Nachrüstung.↩
Der Ursprung der „Granate“
Ein neuer und in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerter Fund zur Geschichte des Handspitzers „Granate“ führt in das Jahr 1890 und damit noch weiter zurück als bisher.
Am 6. Oktober 1890 meldete Ewald Breitscheid aus Köln beim Schweizerischen Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum seine Erfindung „Neuerung an Bleistiftspitzern“ an und am 15. April 1891 wurde sein Patent Nr. 2894 veröffentlicht.
Darin heißt es einleitend1:
Der nachfolgend beschriebene neue Bleistiftanspitzer ist dadurch charakterisirt, dass er dem Messer, welches zum Zwecke des Schleifens leicht abgenommen und wieder angesetzt werden kann, eine vollständig feste Auflagefläche bietet, so dass das Messer beim Schneiden nicht vibriren kann und eine schöne glatte Fläche herstellt.
Das Dokument schließt mit dem Patentanspruch:
Ein Bleistiftanspitzer, bestehend aus dem mit konischer Bohrung k und Seitenausschnitt e, d versehenen Gehäusemantel a, dessen Ausschnitt so angeordnet ist, dass derselbe eine zur Bohrung des Konus k nahezu tangential verlaufende Fläche d besitzt, auf welcher das Messer f durch Schrauben g, h befestigt ist.
Der patentierte Spitzer ist also der erste, der über ein vollständig aufliegendes Messer verfügt. Die konische Bohrung wird zwar nicht als für die Erfindung charakteristisch aufgeführt, aber im Patentanspruch erwähnt (ob der Schutz auch für diese galt, bezweifle ich, denn meines Wissens gab es sie bereits 1852 beim „Pencil Cutter and Sharpener“ von A. Marion & Co.2). Damit hat Ewald Breitscheid den modernen Handspitzer erfunden3.
Die Beschreibung des Spitzvorgang könnte – abgesehen von der Schreibweise – heute verfasst worden sein:
Beim Einführen eines neuen Bleistifts in die Bohrung i gelangt dasselbe zuerst an den unteren Theil der Schneidkante des Messers f und wird nun durch Drehen und Hineindrücken in den Konus k verjüngt und zugespitzt, so dass es immer tiefer in den Konus k hineindringt und von einem immer größeren Theil des Messers bearbeitet wird.
Nachdem das Holz des Bleis dann in dieser Weise den ganzen Konus durchlaufen hat, gelangt die Bleieinlage allein in die Durchbohrung l und wird nun hier von dem obersten Theil der Schneidkante völlig zugespitzt, womit die ganze Operation beendet ist.
Und wie sah der Spitzer aus? Diese Zeichnung gibt Aufschluss.
Das ist die Geburtsurkunde des Spitzers, der gut zehn Jahre später den Markennamen „Granate“4 bekommen und unter diesem bekannt werden sollte.
Moment, werden jetzt einige sagen, das Patent stammt doch aus der Schweiz, und Ewald Breitscheid kam aus Deutschland. Gab es kein deutsches Patent? Nein, das gab es nicht, denn die Jahre von 1884 bis 1894 waren eine patentamtslose Zeit in Deutschland, und so wichen Erfinder auf benachbarte Länder aus. Beliebt waren die Schweiz und Dänemark, und so kam Ewald Breitscheid zu einem Schweizer Patent (der Schutz bestand dann auch nur in der Schweiz).
Für die Positionen und die vollständige Beschreibung verweise ich auf das Patentdokument, doch zwei Punkte seien hervorgehoben, da diese schon recht bald nach Erteilung des Patents geändert wurden:
- Der Ausschnitt im Körper des Spitzers ist rechtwinklig, wobei die eine Fläche beinahe senkrecht und die andere nahezu tangential zur konischen Bohrung verläuft.
- Zu den beiden Schrauben, mit denen das Messer befestigt ist, wird vorgeschlagen, dass man sie „zweckmäßig etwas groß macht und an der Seite des Kopfes mit kleinen Riefen oder Rillen versieht, damit man sie und somit auch das Messer einfach durch Hand lösen und entfernen kann“.
Gegen Ende geht es um die Gestaltung für eine sichere Handhabung des Spitzers:
Um den Bleistiftanspitzer beim Arbeiten gut halten zu können, ist derselbe auf der äusseren Fläche mit Hohlkehlen und kreuzweise angeordneten Riefen oder Rillen versehen, wie diess Fig. 1 und 2 zeigt; doch kann natürlich für diesen Zweck auch jede beliebige andere Methode gewählt werden.
Damit kam – eigentlich nebenbei – ein typisches Merkmal der „Granate“ in die Welt, das seitdem unverändert ist, nämlich die vier Rändelungen5. Auch die für die Funktion des Spitzers ebenfalls nicht notwendige Verjüngung am Ende blieb erhalten.
Während also der zentrale Aspekt des patentierten Spitzers – das vollständig aufliegende Messer – zum Standard wurde, ist sein Design, das nicht zum Patentanspruch gehörte, auch heute noch etwas Einzigartiges.
Handelt es sich bei der unter „Reise ins 19. Jahrhundert“ gezeigten „Granate“ um das ursprüngliche Modell? Vieles spricht dafür.
Es fällt jedoch sofort auf, dass das Messer und die Schraubenköpfe etwas anders geformt sind. Ich kann mir vorstellen, dass die untere Ecke des Messers störend über die Rändelung herausgeragt hat und und daher schon früh abgerundet wurde6. Bei den Schrauben wird man schnell erkannt haben, dass sie aufgrund ihrer Größe selbst mit Rillen nicht gut von Hand zu betätigen sind, und hat sie einfacher ausgeführt.
Beim Blick auf den Stifteinlass in der Zeichnung überrascht dessen geringer Durchmesser. Mich würde nicht wundern, wenn er zu klein geraten wäre, denn der grafisch ermittelte Spitzwinkel beträgt gerade einmal 14°7. Alle anderen Maße stimmen proportional weitgehend mit denen der alten „Granate“ überein.
Und wie unterscheidet sich die aktuelle von der Ur-„Granate“?
Die moderne „Granate“, heute von Möbius+Ruppert in Erlangen gefertigt, ist mit 15 mm genau so dick wie die alte, aber bei fast gleichlangem Messer 5 mm kürzer und etwa 20% leichter. Das Messer liegt in einem Bett8, so dass es durch Formschluss vor dem Verdrehen geschützt ist und eine Schraube ausreicht. Der Ausschnitt ist 120° statt 90° groß, wodurch die Späne besser abfließen können, und durch die dreimal so große Austrittsöffnung lassen sich Holz- und Minenreste leichter entfernen. Die Rändelungen sind etwas feiner und die Nuten schmaler und flacher, so dass der Spitzer gefälliger ist; dazu trägt auch das bündig abschließende Messer bei. Doch trotz dieser Verbesserungen ist ihr Charakter geblieben, und so hätte man die neue „Granate“ auch 1891 sofort erkannt9.
Wie so oft bleiben Fragen. Wer hat den Spitzer von Ewald Breitscheid damals hergestellt?10 Gibt es deutschsprachige Veröffentlichungen aus der damaligen Zeit, in der für ihn geworben wurde? Welche Erfahrungen und Überlegungen führten wann zu den konstruktiven Änderungen?11
Auch wenn die zentrale Frage zur Geschichte der „Granate“ jetzt beantwortet sein dürfte12, so bleibt es doch interessant!
- Die Schreibung entspricht der im Patentdokument.↩
- Damit ist die Behauptung im Stadtlexikon des Stadtarchivs Erlangen widerlegt, Theodor Paul Möbius (1868–1953) habe im Jahr 1908 den kegelförmig gebohrten Bleistiftspitzer erfunden.↩
- Zuweilen wird Walter Kittredge Foster aus Bangor, Maine (USA) als Erfinder des Handspitzers bezeichnet, doch sein an einen Kerzenlöscher erinnerndes Gerät aus dem Jahr 1855 (manchen Quellen zufolge 1851) hatte keine konische Bohrung und ein eingegossenes Messer.↩
- Eine zweite Anmeldung des Namens erfolgte 1939.↩
- Oder die Rändelung mit drei Nuten (der Begriff „Hohlkehle“ passt meiner Ansicht nach hier nicht). – Spätere Varianten der „Granate“ für dickere Stifte hatten nur drei Rändelungen.↩
- Vielleicht geschah dies auch erst durch den Benutzer; die etwas unsaubere Verrundung könnte dafür sprechen.↩
- Zum Vergleich: Der Spitzer mit dem zurzeit kleinsten Winkel, der KUM Masterpiece, kommt auf 16°.↩
- Aufgrund der durch das Bett geänderten Lage des Messers sitzt der Stifteinlass, der immer noch einen Durchmesser von 8 mm hat, außermittig.↩
- Die hellen Stellen lassen vermuten, dass die alte „Granate“ ebenfalls aus Messing ist (die Patina werde ich nicht entfernen). – Hin und wieder liest man, die alte „Granate“ wäre aus Munition gefertigt worden, doch das ist natürlich Unsinn.↩
- Man kann davon ausgehen, dass Möller & Breitscheid den Spitzer nur vertrieben, aber nicht produziert hat, denn das von Wolfgang Möller und Ewald Breitscheid 1869 gegründete und 1975 aufgelöste Unternehmen lief als Schreibwaren-Großhandel und hatte keine eigene Fertigung.↩
- Hat man den Ausschnitt vergrößert, um die Späne leichter abfließen zu lassen oder um die später genutzte Rändelschraube besser greifen zu können? Warum sind jetzt beide Seiten des Ausschnitts geneigt? Wurde der Stifteinlass und dadurch der ganze Spitzer verkürzt, weil man festgestellt hat, dass der Bleistift auch so ausreichend geführt wird und man damit Material sparen konnte? Warum hat man die Austrittsöffnung größer gemacht?↩
- Damit ist mein Beitrag zur „Granate“ im Buch Stationery Fever“/„Schreibwaren“ (2016) in Teilen überholt.↩
Generationentreffen
Die Geschichte des als „Granate“ bekannten Handspitzers, der seit knapp 90 Jahren von Möbius+Ruppert hergestellt wird1, lässt sich bis 1892 zurückverfolgen2. Die Form hat sich über die Jahre nur wenig geändert3, wohl aber das Messer und seine Befestigung; der kürzliche Fund von zwei alten Varianten bietet die Gelegenheit für einen Vergleich.
Bis in die 1950er Jahre hinein wurde das Messer durch eine Rändelschraube und zwei Stifte gehalten. Um 1960 herum löste eine Schlitzschraube aus Messing die Rändelschraube ab (links); dies behielt man bis in die frühen 1970er Jahre bei. Dann fielen die beiden Stifte weg4 und ein paar Jahre später legte man das nun anders geformte Messer in ein Messerbett, um es gegen Verdrehen zu sichern (Mitte). In dieser Zeit – vielleicht sogar schon etwas früher – wurde die „Granate“ auch einen Millimeter kürzer. Als letzte Änderung ersetzte man in den 1980er Jahren die im Haus gefertigte Schlitzschraube durch eine aus kaltem Draht gepresste und zum Schutz vor Rost galvanisierte Kreuzschlitzschraube (rechts).
- Dieser Spitzer war in den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts auch als „Granate 5“ im Sortiment der Vertriebsfirma Möller & Breitscheid, doch wer diese Variante gefertigt hat, konnte ich bis jetzt nicht herausfinden (Möbius+Ruppert war es nicht).↩
- Dem „Handbuch für Papier und Bürobedarf“ von 1949 zufolge kam die „Granate“ um 1889 in den Handel, doch dafür habe ich noch keine Bestätigung finden können.↩
- Hin und wieder sieht man die „Granate“ mit drei statt der vier typischen Rändelungen; dies ist die heute nicht mehr erhältliche Ausführung für dicke Stifte.↩
- Quelle: Katalog des Jahres 1975 von Möbius+Ruppert. – Diese Variante habe ich leider nicht; ich wüsste zu gerne, wie das Messer in Position gehalten wurde.↩
M+R Castor
Die Bleistiftspitzer von Möbius+Ruppert in Erlangen sind schon lange meine Favoriten, vor allem die Modelle aus Messing. Eine ganz besondere Erweiterung erfuhr das Sortiment im Januar 2016, als M+R auf der Paperworld in Frankfurt/Main die Langkonus-Spitzer Castor und Pollux vorstellte. Der Pollux war sicher der auffälligere der beiden, schneidet er doch wie kein anderer zurzeit erhältlicher Spitzer eine konkave Spitze1. Doch auch der Castor hat seine Vorzüge.
Seine zylindrische Form ist der des Pollux bis auf dessen konkave Verjüngung recht ähnlich, und beide nutzen das gleiche Messer. Allerdings ist das des Castor nicht gekrümmt, so dass Holz und Mine beim Spitzen weniger strapaziert werden, was bei Farbstiften und weichen Bleistiften, aber auch bei günstigen Stiften von Vorteil sein kann.
Von oben: Pollux, Castor, „Granate“2
Der Castor nimmt mit seinem Stifteinlass von 8 mm alle üblichen holzgefassten3 Blei- und Farbstifte auf und bringt sie durch die sichere Führung und das hochwertige Messer sehr sauber in Form. Sein Spitzwinkel beträgt 18,5° und ist damit kleiner als der des KUM 400-5L mit 19°, der meines Wissens lange Zeit der einzige Langkonus-Spitzer aus Metall war4. – Die Spandicke des Castor beträgt etwa 0,24 mm, womit er zu den sparsamen Spitzern gehört.
Mit einem STAEDTLER Mars Lumograph 100 3B
Der sehr empfehlenswerte Castor hat die Artikelnummer 0610 und ist bereits ab 11,50 Euro erhältlich.
- Der letzte dieser Art war der Faber-Castell Janus 4048, der von 1965 bis in die frühen 1970er Jahre produziert wurde.↩
- Das von der „Granate“ freigelegte Minenstück wirkt hier genauso lang wie vom Castor geformte, doch wer genau schaut, erkennt einen kleinen Zapfen, der „durchgespitzt“ wurde. Dieser bildet sich nur in Ausnahmefällen; in der Regel formt auch die „Granate“ eine nadelfeine Spitze, die etwas kürzer als die gezeigte ist.↩
- Für extrudierte Stifte benötigt man einen Spitzer, der einen dickeren Span abnimmt; daher eignen sich der Castor und auch der Pollux für diese nicht.↩
- Einen noch kleineren Spitzwinkel hat nur der KUM Masterpiece, der aber in zwei Schritten arbeitet.↩
Kurz notiert
- Unter dem Namen „Forest Supporter“ haben der japanische Hersteller Mitsubish/uni, die japanische Post, der Saatgutproduzent Sakata und der Bildungsausschuss des Bezirks Shinagawa (Tokio) ein Recycling-Konzept für Bleistifte vorgestellt. Im Zentrum steht der aus einer heimischen Zypresse gefertigte Bleistift, bei dem die Mine nur bis gut zur Hälfte in das Holz geht und dessen Rest nach Gebrauch gemahlen und als Dünger benutzt wird. Die Verleimung und die Lackierung sind auf diese Weiterverwendung abgestimmt, und zur Sammelbox für den „Forest Supporter“-Bleistift gehört eine weitere für die Stummel konventioneller Bleistifte, die energetisch genutzt werden.
- Die Frage, ob es den Druckbleistiftklassiker Pentel P200 in 0,4 mm gab, beschäftigt Fans und andere schon seit vielen Jahren. Soweit ich weiß, war diese Variante nie erhältlich, doch wer das ändern möchte, bekommt von isu, der auch mir schon zu mancher Sonderanfertigung verholfen hat hat (z. B. zum Pilot S15), Hinweise zum Bau eines P204.
- Den Radierer Zi-Keshi von Kutsuwa aus Japan, dessen Späne sich mit einem Magneten einsammeln lassen, gibt es nicht nur mit Shiba-Manschette und in einigen anderen Ausführungen, sondern jetzt auch mit Auffangbehälter.
- Der Planer Hobonichi Techo und der Bleistift STAEDTLER Mars Lumograph haben den Good Design Long Life Design Award 2021 erhalten, und für den Kugelschreiber MONO graph sowie den Kleberoller Pit Air von Tombow gab es den Good Design Award 2021.
- Ein Teilnehmer auf Reddit hat den Spitzer Faber-Castell Janus 4048 mit dem Messer des M+R Pollux bestückt und ein beeindruckendes Ergebnis erzielt. Natürlich habe ich das auch versucht, doch was bei mir herauskam, zeige ich besser nicht.
- Der US-amerikanische Bleistift-Hersteller Musgrave und der japanische Spitzer-Produzent NJK haben sich zusammengetan und einen Behälterspitzer auf den Markt gebracht. Er ist aus Aluminium und hat einen Kunststoff-Einsatzspitzer mit zwei Messern. – Danke an Stephen für den Hinweis!
- Eine ausführliche Darstellung der Geschichte und zahlreicher Produkte der österreichischen Brevillier-Urban Bleistiftfabrik A.G., die als Schmiede und Schraubenfabrik begann, gibt es unter „AT | G | Graz-Gösting | Brevillier-Urban Bleistiftfabrik A.G.“.
- Vor einigen Wochen hat Faber-Castell die Reihe Pitt Graphite Matt um die Grade 10B, 12B und 14B erweitert, so dass es diesen Bleistift nun in acht Härtegraden gibt. Ich habe ihn mir in 14B bestellt, fand aber den ersten Test ernüchternd: Er ist zwar wirklich matt, gleitet aber so, als enthielte er Ruß, und hat für mich eher den Härtegrad 7B.
- Als zufriedener Nutzer des uni-ball Signo Needle hat mich die Vorstellung des uni-ball one neugierig gemacht. Seine Farben sollen intensiver sein und weniger stark reflektieren, und nach längerer Nutzung von vier Farbvarianten kann ich das bestätigen, wobei es mir die schwarze besonders angetan hat. – Der uni-ball one F hat die gleiche Mine, aber andere Schaftfarben und eine Metallspitze, durch die der Schwerpunkt weiter nach vorne rückt.
Kurz notiert
- Eine sehr flotte Präsentation des Handspitzers Pollux von Möbius+Ruppert bietet Folge 13 der Serie „Hammertijd“ vom Rijksdienst voor Ondernemend Nederland, der Agentur des niederländischen Ministeriums für Wirtschaft und Klima und des Ministeriums für Landwirtschaft, Natur und Lebensmittelqualität.
- Bereits eine Weile auf dem US-amerikanischen und dem griechischen Markt ist der Bleistift Rafael 138, mit dem Faber-Castell die 1895 eingetragene Marke „Rafael“ wiederbelebt. Der Bleistift ist nur im Härtegrad B erhältlich. – Danke an Stephen für den Hinweis!
- Sehr ungewöhnlich gestaltete Bleistifte gibt es bei tät tat in der Schweiz. Die zehn mit unterschiedlichen Ausfräsungen dekorierten Bleistifte sind einzeln, in Geschenkverpackungen und im Set erhältlich; die Preise beginnen bei 7,50 Euro pro Stift. – Danke an Dirk B. für den Hinweis!
- Dem 1948 eingeführten Fallminenstift TK 4800 hat Faber-Castell einen langen Artikel gewidmet: „Geniously simple – simply genious: The success story of the clutch pencil“. – Danke an Stephen für den Hinweis!
- Vor kurzem wurde das Sortiment rund um den Hobonichi Techo 2022 vorgestellt. Die Cover finde ich auch dieses Jahr nicht so prickelnd, aber das beige „Taut“ gefällt mir recht gut.
- Einen interessanten Blick auf die alten und neuen Polygrade-Bleistifte von A.W. Faber und Faber-Castell wirft das Weblog Pencil Fodder unter „A.W.Faber’s Polygrade Pencils and the moving F grade“ und stellt dabei Bemerkenswertes zum Härtegrad F fest.
- Mit einer 212-gliedrigen Kette aus zwei Bleistiftminen hat es M. Manoj aus Indien ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft: „Indian artist carves 212-link chain from pencil graphite“.