Rückseite
Etikett auf der Rückseite eines Kunststoffbehälters mit einem Dutzend Minen STAEDTLER Mars Lumograph № 1904 3B (vermutl. späte 1960er)
Marke von STAEDTLER, eingetragen 1931
Etikett auf der Rückseite eines Kunststoffbehälters mit einem Dutzend Minen STAEDTLER Mars Lumograph № 1904 3B (vermutl. späte 1960er)
Bei der Betrachtung des STAEDTLER Mars Lumograph 02886 6B ist mir etwas aufgefallen, was ich noch an keinem holzgefassten Bleistift gesehen habe.
Die 3,3 mm dicke Mine ist gerillt.
Über den Zweck dieses Profils kann ich nur spekulieren. Sollte es die Minenoberfläche vergrößern und damit die Verleimung unterstützen? Oder wollte man mit einem zusätzlichen Formschluss den Halt der Mine im Holz verbessern?
Diese Rillen kannte ich bisher nur von Minen für Fallminenstifte, wo sie dem besseren Halt in der Zwinge dienten. – Unten zwei Lumograph 1904 von STAEDTLER aus den 1940er Jahren. Das Zwingchen (hier fest angebracht, später abziehbar) gab es bei STAEDTLER bis 1991; es verhinderte das Herausfallen der Mine.
Nachtrag vom 18.7.12: Ein Leser vermutet, dass man vielleicht mangelbedingt Fallminen in Holz gefasst hat.
Nachtrag vom 28.8.12: Mein Leser Carlos hat mich auf die Abflachungen an der Spitze angesprochen; diese stammen vom Fräser des Kurbelspitzers (hier: der Westcott iPoint Classact).
Vergraben in einem Allerlei alter Blei- und Kopierstifte: Ein originalverpacktes Dutzend und einige lose J.S. STAEDTLER Mars Lumograph 02886 im Härtegrad 6B.
Die Variante des auf der Verpackung abgebildeten Marskopfes war von 1925 bis 1952 in Gebrauch. Da STAEDTLER meines Wissens während des zweiten Weltkriegs nicht lackiert hat, gehe ich davon aus, dass die Bleistifte aus den frühen 1940er Jahren stammen, also etwa 70 Jahre alt sind. Der Zustand der Stifte ist indes hervorragend – kein Exemplar ist verzogen oder weist andere dem Gebrauch oder dem Aussehen abträgliche Merkmale auf.
Der Karton trägt die Kennzeichnungen „N/1309“ und „ZULASSUNGS-Nr. 3I Sch 004“. Für diese Angaben und die Null vor der Artikelnummer habe ich keine Erklärung. – Am Rande: 1963 wurde die Richtung der Beschriftung umgekehrt und 1967 von der 2886 auf die 100 umgestellt.
Der schwarze Prägedruck enthält den 1887 als Warenzeichen angemeldeten Viertelmond sowie die bis in die 1960er Jahre hinein genutzte Kombination aus dem astronomischen Zeichen für den Planeten Mars und den beiden Mars-Monden Phobos und Deimos.
Die Verarbeitung ist sehr gut, und wenn man genau hinschaut, erkennt man längslaufende Rillen in der Mine, wie sie auch mal bei Fallminen üblich waren; ich vermute, sie sollten die Verleimung, d. h. den Halt der Mine im Holz verbessern (mehr dazu hier).
Das Holz mit seiner Maserung und der rötlichen Färbung ist eine Pracht, und beim Spitzen war ich überrascht: Mir ist noch kein Bleistift untergekommen, der so intensiv und angenehm nach Zeder duftet! (Gespitzt habe ich den 02886 übrigens mit dem iPoint Classact von Westcott.)
Der 02886 hat einen Durchmesser von 8,8 mm (Schlüsselweite 8 mm) und eine 3,3 mm dicke Mine mit sauberer Abgabe und kräftiger Schwärzung. Sie ist fettiger als die im Vergleich beinahe kreidig wirkende des Faber-Castell 9000 Jumbo 6B. Zudem fällt auf, dass sie leichter gleitet und mehr glänzt, sich aber etwas schlechter radieren lässt; dies könnte für feineren Graphit, eine höhere Minendichte und eine stärkere Imprägnierung sprechen.
Ein beeindruckender Bleistift!
Den Klassiker Mars Lumograph 1001 von STAEDTLER kennt wohl fast jeder, doch wer weiß schon, wie seine Lackierung entsteht?
Zur Erinnerung: Graphit, Ton und Wasser werden gemischt, in Stränge gepresst, auf Stiftlänge gebracht, gebrannt und in Paraffin getaucht. Die so gefertigten Minen kommen mit Leim2 zwischen zwei genutete Brettchen; aus diesem Leimling fräst man dann die Rohbleistifte3.
Dieser Rohbleistift (hier aus Zeder) geht dreimal in die Durchstoßlackierung. Er wird dazu in einen mit Lack gefüllten Behälter geschossen und verlässt ihn lackiert.
Es folgt eine Schicht eines hochglänzenden, transparenten Lacks.
Im nächsten Schritt bekommt der Stift seine Folienprägung – Kennzeichnung, Strichcode, EAN und Artikelnummer – sowie die Blindprägung (rechts neben „Lumograph“).
Anschließend wird das Ende, auf den die Tauchkappe kommt, verrundet („geschärfelt”).
Nach dem ersten Tauchgang, in dem auf Länge der Kappe Isolierlack aufgebracht wird, kommt ein zweiter mit weißem Lack, …
… ein dritter mit schwarzem, der knapp über den Rand geht, …
… und ein vierter ebenfalls mit schwarzem Lack. Ein Überzug mit hochglänzendem, transparentem Lack4 vervollständigt die Tauchkappe.
Die Härtegrad-Kennzeichnung wird angebracht.
Zum Schluss wird der Stift gespitzt5. Fertig!
Diese Muster stammen aus dem Unterrichtsset, das STAEDTLER auf der Paperworld 2011 vorgestellt hat. Vielen Dank an STAEDTLER für das Set!6
Zum Wochenende ein rascher Blick auf einen historischen Fallminenstift, der wohl um die 70 Jahre alt sein dürfte.
Der MARS LUMOGRAPH 1019 von J.S. STAEDTLER ist gut 15 lang und hat einen sechsflächigen, marsblauen Holzschaft mit durchgehender Bohrung; seine Gestaltung erinnert an den Bleistift MARS-LUMOGRAPH 2886, der am 1. August 1930 auf den Markt kam. Der Aufdruck „H“ lässt vermuten, dass es noch weitere Ausführungen mit anderen Härtekennzeichnungen gab.
Eine Metallkappe ohne Minenspitzer schließt das Stiftende, über das auch die Minen nachgefüllt werden können.
Die viergeteilte Klemmung mit Überwurf hält die Mine.
Damit die Minen nicht aus dem Stift herausfallen, hat STAEDTLER sie bis 1991 mit einem sogenannten Zwingchen versehen. Dieses vergrößert den Durchmesser, so dass die Mine nicht mehr durch die Klemmung passt (das Zwingchen im Bild ist fest angebracht; später war es abziehbar). – Die Längsriffelung der Mine dient dem besseren Halt.
Der Aufdruck zeigt auch das astronomische Zeichen für den Planeten Mars mit den Monden Phobos und Deimos (eine deutlichere Abbildung gibt es hier).
Soweit ich weiß, war der Lumograph 1019 der letzte Fallminenstift mit Schraubklemmung von STAEDTLER; in den frühen 50er Jahren wurde er durch den Technico 1001 mit Druckmechanik abgelöst.
Hin und wieder werde ich gefragt, welchen Bleistift ich bevorzuge; hier eine kurze Antwort.
Es sind zwei, nämlich der STAEDTLER Mars Lumograph B und der Pentel Black Polymer 999 HB. Der erste bedarf sicher keiner Worte, ist er doch schon seit über 80 Jahren erhältlich und weltweit für seine Qualität und sein Design bekannt1. Der zweite hingegen ist ein Exot, denn er hat als einziger mir bekannter holzgefasster Stift statt der keramik- eine polymergebundene Mine, wie man sie sonst nur wesentlich dünner für Druckbleistifte nutzt. Diese Mine ist äußerst bruchfest, sehr gut radierbar und hat eine saubere Abgabe2. – Der Black Polymer 999 kam im August 1987 auf den japanischen Markt; leider wurde die Produktion im vergangenen Jahr eingestellt3 (meine kleine Reserve müsste noch eine Weile reichen).
Die Welt der Bleistifte ist jedoch zu facettenreich, als dass ich mich beim alltäglichen Schreiben auf diese beiden Exemplare beschränken könnte, und so greife ich manchmal nicht nur zu weiteren Härtegraden der genannten Stifte, sondern auch zu anderen Exemplaren und erfreue mich an der Vielfalt.
Und welche Bleistifte bevorzugen meine Leser?
Die Mine eines Bleistifts kennt jeder, doch wie sieht es in ihrem Inneren aus? Diese Aufnahmen des Rasterelektronenmikroskops LEO 1530 VP lassen uns in eine verborgene Welt schauen.
(Bilder zum Vergrößern anklicken)
Hier die Mine eines STAEDTLER Mars Lumograph 100 HB in unterschiedlichen Vergrößerungen.
Die mäandernde Struktur der Graphit-Ton-Matrix ergibt sich durch den Formgebungsprozess.
Das letzte Bild zeigt eine einzelne Graphitflocke und die schichtenförmige Anordnung der hexagonalen Graphitplättchen.
Vielen Dank an STAEDTLER und das Zentrum für Werkstoffanalytik Lauf für die Aufnahmen und die Genehmigung zur Veröffentlichung!
Anm.: STAEDTLER möge mir nachsehen, dass ich mich mit „Reise in den Stift“ bei dem Titel des hervorragenden und schon oft gezeigten Exponats bedient habe.
Mehrere Jahrzehnte blieb diesem 149 × 83 mm kleinen Löschblatt mit rosa Rückseite und Reklame für die „Mars“-Produkte von STAEDTLER der bestimmungsgemäße Gebrauch erspart.
Auch bei mir ist es sicher, muss es doch keine Tinte, sondern nur meinen interessierten Blick aufsaugen.