Lumograph
Marke von STAEDTLER, eingetragen 1931
„MARS LUMOGRAPH PENCILS“
Nicht „Draußen nur Kännchen“, sondern „Heute nur Scans“, und zwar von einem Tintenlöscher, mit dem die Keuffel & Esser Co. in den USA für den MARS LUMOGRAPH 2886 von J.S. STAEDTLER warb.
Das etwa 16 × 8,5 cm große Stück ist in den Lumograph-Farben Blau, Weiß und Schwarz gehalten, was es in meinen Augen sehr ansprechend macht. Ungewöhnlich ist das S, das – noch mehr als das y – auszubrechen scheint. Hat da jemand seine künstlerischen Freiheiten ausgelebt?
Der kleine Mond darf selbstverständlich nicht fehlen.
Auffällig ist das Zeichen neben dem Härtegrad auf der Tauchkappe. Gut möglich, dass es das Plus ist, mit dem damals für kurze Zeit die verbesserte Minenrezeptur gekennzeichnet wurde.
„Eliminate ink tracings“ und die anderen Vorzüge beziehen sich natürlich auf die Eigenschaft des Lumograph, einen opaken und damit für Lichtpausen geeigneten Abstrich zu liefern, so dass man auf das Ausziehen mit Tusche verzichten konnte.
Die Gestaltung finde ich großartig.
Auch die lange, mit dem Messer gespitzte Spitze ist reizvoll.
Das Alter dieses Tintenlöschers kenne ich nicht, doch da nur 13 Härtegrade aufgeführt sind, vermute ich, dass er aus der Anfangszeit des Lumograph, also aus den frühen 1930er Jahren stammt (später bot man 19 Grade an).
„Der Universalstift“
Heute gibt’s schon wieder Scans, und zwar von einem beidseitig bedruckten Blatt im Format DIN A4, mit dem J.S. STAEDTLER vor allem seinen MARS-LUMOGRAPH 2886 anpries. Es fällt mir schwer, dieses Blatt zu datieren; ich vermute, dass es aus den späten 1930er Jahren stammt.
Die Vorderseite hebt vor allem die „hervorragende Lichtpausfähigkeit“ des MARS-LUMOGRAPH hervor.
Wie auch bei diesem Faltblatt ist der Zeichnungsausschnitt aufgeklebt.
Soweit ich weiß, wurde dieses Logo nach dem zweiten Weltkrieg nicht mehr benutzt (eine andere Variante findet sich hier).
Auf der Rückseite werden fünf weitere Produkte vor allem für Künstler und Techniker detailliert vorgestellt.
In der Beschreibung des Lumograph fällt der Hinweis auf die rechteckige Mine und den runden Schaft des Härtegrads ExExB (heute 8B) auf.
Zu den Besonderheiten gehören der Künstlerstift 1018, der Vorläufer des 1019, der flachovale Lichtpaus-Langstrichstift 2888 mit einer Mine rechteckigen Querschnitts sowie der auf den 2888 abgestimmten Verlängerer.
Der MARS-Chromabella-Zeichenfarbstift war vermutlich der Vorgänger des MARS-LUMOCHROM.
„Wenn’s drauf ankommt“
Aus heutiger Sicht zurückhaltend, ja fast bescheiden wirkt diese Anzeige von STAEDTLER aus dem Jahr 1959.
Wie einfach waren doch die Sprache und die Beispiele: Brücke, Motor und Haus – darunter konnte sich jeder etwas vorstellen. Heute würde es bestimmt anders klingen: Statt „Ausführung“ hieße es vermutlich „Realisierung“, und die „fortschrittlichen Fertigungsmethoden“ kämen wohl inflationär als „innovative Produktionstechnologien“ daher.
Unnötig zu sagen, dass mich die Gestaltung dieser Anzeige sehr anspricht.
Zur Jahreszahl 1662 und dem damit verbundenen Rechtsstreit gibt es hier ein paar Details.
Der hier beworbene Technico 1001 mit Druckmechanik kam in den frühen 1950er Jahren auf den Markt; sein Vorgänger war der Lumograph 1019 mit Schraubklemmung.
Diese Variante des Marskopfes wurde übrigens 1957 eingeführt und bis 1963 genutzt.
Würde es heute noch jemand wagen, mit „immer gleich gut“ zu werben? Sicher nicht, denn heute muss Perfektion angepriesen und das Streben nach ständiger Verbesserung versprochen werden.
Mir gefällt, dass man hier eine echte Handschrift und nicht etwa einen an eine solche erinnernden Font verwendet hat. Was es jedoch mit dem Strich über dem w auf sich hat, ist mir ein Rätsel.
„A drawing pencil you know you can trust“
Stammleser dieses Weblogs wissen von meiner Freude am Zerlegen alter Anzeigen. Heute geht es an eine aus der „Progressive Architecture“ vom April 1953, mit der J.S. STAEDTLER USA für den MARS LUMOGRAPH 2886 warb (selbstverständlich rücke ich nur dem Scan zu Leibe, nicht dem papiernen Original).
Wischfestigkeit
Aus heutiger Sicht etwas ungewöhnlich wirkt diese Anzeige von J.S. STAEDTLER aus dem Jahr 1940, in der die Wischfestigkeit des Bleistifts MARS-LUMOGRAPH 2886 hervorgehoben wird.
Den „Universal-Zeichen- und Lichtpausstift“ Lumograph, der am 1. August 1930 auf den Markt kam, diente STAEDTLER hauptsächlich solchen Nutzern an, die ihre Zeichnungen per Lichtpause vervielfältigen wollten. War es bis dahin üblich, Zeichnungen mit Tusche auszuziehen, um die notwendige Lichtundurchlässigkeit zu erhalten, so versprach der Lumograph, einen ausreichend opaken Abstrich zu liefern und so diesen Schritt überflüssig zu machen1.
Damit lagen die Originale nur in Bleistift vor, so dass die Wischfestigkeit noch wichtiger wurde. Doch was macht eigentlich den Abstrich eines Bleistifts wischfest? Jeder Bleistiftnutzer, der darauf achtet, kennt die zum Teil erheblichen Unterschiede.
Um es vorwegzunehmen: Ich weiß es nicht, möchte aber ein paar Details aufführen, von denen ich denke, dass sie von Bedeutung sind2. Zwei Aspekte entziehen sich dem Einfluss des Minenherstellers, nämlich die Oberflächenbeschaffenheit des Beschreibmaterials und der Anpressdruck des Schreibenden. Raues Papier und hoher Druck schaffen zwar eine festere Verbindung zwischen Papier3 und Mine4, sorgen aber auch für eine stärkere Abgabe; erstere verbessert die Wischfestigkeit und letztere verschlechtert sie.
Die Korngröße des Graphits spielt sicher ebenfalls eine Rolle – ist der Graphit fein, kriecht er besser in die Papierporen und lässt sich schlechter verwischen. Eine weitere Voraussetzung für gute Wischfestigkeit ist eine saubere Abgabe, die u. a. durch eine homogene Minenmasse und eine hohe Dichte erreicht wird. Auch die Wahl des Wachses, mit dem die Minen nach dem Brennen imprägniert werden, beeinflusst die Bindung von Minenmaterial und Papier: Ein hydrophiles (wasserliebendes) Wachs schafft eine bessere Verbindung mit dem Papier als ein hydrophobes (wassermeidendes)5.
Es fällt auf, dass vieles von dem, was die Wischfestigkeit verbessert, die Radierfähigkeit verschlechtert, und so liegt es in der Kunst des Herstellers, einen guten Mittelweg zu finden.
- Siehe dazu auch „Patentschrift Nr. 74853“ sowie „Mine und Mischung“.↩
- Ich möchte also – im positiven Sinn – dilettieren.↩
- Die im technischen Zeichnen beliebten Polyesterfolien, die unter den Markennamen Mylar und Hostaphan angeboten wurden, kamen erste Mitte der 1950er Jahre auf den Markt. Für diese Folien gab es dann auch spezielle Bleistifte wie z. B. den Duralar und den Dynagraph (beide von STAEDTLER), deren Minen anders zusammengesetzt waren.↩
- Ich betrachte hier nur den Bleistift mit keramisch gebundener Mine, also die Mine mit Ton, nicht jedoch die ungebrannte Polymermine (STAEDTLER WOPEX, EPCON, Conté Evolution) und die gebrannte Polymermine (Pentel Black Polymer 999, Feinminen für Druckbleistifte).↩
- Ich hoffe, bald mehr zu der Bedeutung des Wachses sagen zu können.↩
J.S. STAEDTLER MARS-LUMOGRAPH 2390 HB
Die Zwinge: Hexagonal und sauber auf den bearbeiteten Bleistift aufgebracht. Klasse!
Vielen Dank an Sean von Contrapuntalism für den MARS-LUMOGRAPH 2390!