Landkartenstifte 1938–60
Nach den hier schon mehrfach gezeigten Landkartenstiften nun einiges gedrucktes Material mit zusätzlichen Informationen (Scans zum Vergrößern anklicken).
Danke an Herbert R. für die Scans!
Nach den hier schon mehrfach gezeigten Landkartenstiften nun einiges gedrucktes Material mit zusätzlichen Informationen (Scans zum Vergrößern anklicken).
Danke an Herbert R. für die Scans!
Bereits dreimal gab es hier Landkartenstifte zu sehen1, nämlich den LYRA-ORLOW № 2736 sowie den schwarzen und die farbigen von Eberhard Faber. Vermutlich der Nachfolger von letzteren ist der aus den 1940ern stammende Cartograph 541.
Die flache und in meinen Augen sehr ansprechend gestaltete Blechschachtel bietet Platz für sechs Farbstifte, von denen noch drei vorhanden sind.
Die drei runden Cartograph-Stifte haben einen Durchmesser von 6,5 mm und eine 4 mm dicke, kreideartige Mine, die sich recht gut radieren lässt.
Neben ihrem Namen, der im Gegensatz zu dem auf der Schachtel gerade verläuft, tragen die Stifte die Kennzeichen ihres Herstellers, die Typenbezeichnung und einen Farbcode.
Wie schon das Behältnis der älteren Landkartenstifte zeigt auch dieses einen Kartenausschnitt, allerdings ohne Ortsangaben. Die Markierungen legen einen militärischen Gebrauch nahe, bei dem die Position der eigenen Truppen in blau und die der gegnerischen in rot eingetragen wurde.
Beim Kauf dabei waren drei CARTOR 2890 von A.W. Faber, die nur unwesentlich dicker sind und über eine sehr ähnliche Mine verfügen. Dem Namen nach könnten sie dem gleichen Zweck gedient haben.
Die für „Cartograph“ genutzte Schrift gefällt mir ausgemacht gut3, und das ungewöhnliche C erinnert ein wenig an das auf diesem Schild der Eberhard Faber KG. Den Schatten finde ich gelungen, ebenso die Neigung nach links, die mich sofort an die früher auf topografischen Karten übliche Schriftart Römisch Linkskursiv hat denken lassen.
Für mich ein prächtiges Stück aus der Geschichte des Schreibzeugs!
Passend zum alten Geraffel der letzten Zeit hier ein weiteres Exponat aus dem Museumskeller, das heute mal an die Luft und in die Sonne durfte.
Landkartenstifte gab es nicht nur von Eberhard Faber, sondern auch von LYRA. Vermutlich um die 70 Jahre und damit etwa so alt wie erstere ist dieses knapp 12 × 5 × 2 cm große Set LYRA-ORLOW № 2736 mit zehn kurzen Farbstifte des Typs LYRATO 675.
Jedem Kartenelement waren eine Farbe und eine Nummer zugewiesen; die Lücken in der Nummerierung lassen vermuten, dass diese Farben nur eine Auswahl aller verfügbaren waren. – Bemerkenswert finde ich die Anordnung von Legende und Beispielen, befinden sich die zusammengehörenden Details doch immer auf gleicher Höhe.
Die Stifte sind schlicht und haben die üblichen Kennzeichnungen. Auf den Farben 15 und 23 jedoch findet sich ein mir fremdes Symbol, und zwar ein dicker Punkt mit einem waagrechten Strich.
Leider wurde LYRA in beiden Weltkriegen stark beschädigt, und so hat das Archiv des Unternehmens auch zu diesen Farbstiften keine Informationen mehr.
Noch bevor ich näheren Informationen zu dem hier kürzlich gezeigten Landkartenstift des Herstellers Eberhard Faber finden konnte, hatte ich (sensibilisiert durch diesen Hinweis) das Glück, eine mit „No. 541“ gekennzeichnete farbige Variante dieses ungewöhnlichen Stifts aus der Elektrobucht fischen zu können.
Die flache Blechschachtel, deren Deckel außen und innen beklebt ist, enthält sechs runde Stifte, die 17,5 cm lang sind (bzw. waren), einen Durchmesser von 7,5 mm haben und über 4 mm dicke Minen verfügen. Bis auf einen, der leicht gekrümmt ist, sind alle gut erhalten. Während zwei nahezu unbenutzt wirken, wurden die anderen vier vermutlich mit einem Messer gespitzt. Bemerkenswert ist, dass der in diesem Set enthaltene schwarze Stift die gleiche Nummer trägt wie der vor kurzem besprochene (nämlich 541/29), im Gegensatz zu diesem jedoch lackiert ist. Die Minen dieser beiden schwarzen Stifte ist zudem etwas wachsiger als die der anderen.
Die Stifte schreiben bis auf den schwarzen recht rauh und haben einen vergleichsweise starken Abrieb, sind aber, wie es auf der Schachtel heißt, radierbar (auch wenn dies nur in Grenzen und nicht für alle Farben in gleichem Maße gilt). Die Abwaschbarkeit konnte ich nicht bestätigen; ich vermute, dass diese einen besonderen Zeichen-Untergrund voraussetzt oder sich auf die Haut bezieht.
Gerne hätte ich hier das eine oder andere historische Detail genannt und so etwas Licht in das Dunkel um den Landkartenstift gebracht, doch leider war meine Suche bis jetzt nicht von Erfolg gekrönt. Das Deutsche Historische Museum in Berlin, das diese Stifte in der Rubrik „Alltagskultur“ führt, datiert sie auf 1933 bis 1945, macht aber keine Angaben zum ursprünglichen Verwendungszweck (auf meine Anfrage habe ich bis heute keine Antwort erhalten). So musste ich mich hier auf die reine Darstellung beschränken und hoffe nun auf einen nützlichen Hinweis von meiner geschätzten Leserschaft.
Bei der topografischen Karte im Hintergrund handelt es sich um das Blatt Lauterbach, bearbeitet durch das hessische Katasteramt 1909.
Einen Fund der ungewöhnlichen Art machte ich kürzlich beim Durchsehen von Blei- und Farbstiften, die aus einem Feuer gerettet werden konnten. Die meisten Stücke wurden entweder teilweise oder weitgehend beschädigt, doch ein paar Landkartenstifte von Eberhard Faber blieben unversehrt.
Der runde, ungespitzte und unlackierte Stift ist 17,5 cm lang und hat einen Durchmesser von gut 8 mm. Neben der Bezeichnung „Landkartenstift“ in einer der Rundgotisch ähnlichen Schriftart trägt er das Logo und den Namen des Herstellers Eberhard Faber; daneben findet sich ein sechzackiger Stern sowie die Bezeichnung „0541/29“. Die Oberfläche des Holzes und die Aufdrucke sind unregelmäßig, könnten es aber auch erst über die Jahre hinweg geworden sein.
Der Landkartenstift hat nicht nur das Feuer, sondern auch die (wie ich schätze) sechs bis sieben Jahrzehnte davor gut überstanden – kein Exemplar ist krumm, und das Holz lässt sich gut spitzen. Die tiefschwarze, etwa 4,5 mm dicke Mine, die bei meinen Exemplaren nie wirklich mittig sitzt, ist deutlich weicher als z. B. die des STAEDTLER Mars Lumograph 100 8B. Bei meiner Suche nach etwas Vergleichbarem wurde ich im STABILO All 8046 fündig.
Ebenso wie der STABILO All 8046 ist der Landkartenstift gut verwisch- und auch etwas wasservermalbar, doch im Gegensatz zu diesem schreibt er nicht auf Glas und anderen glatten Flächen.
Meine Suche nach Informationen zu Alter und Verwendungszweck des Landkartenstifts war nahezu erfolglos – selbst der Hersteller kannte ihn nicht mehr. Ein Kartograph vermutete, dass dieser Stift ursprünglich zur sogenannten Schummerung benutzt wurde. Diese flächige Schattierung, die sich an den Höhenunterschieden orientiert, erzeugt einen räumlichen Eindruck im Kartenmaterial. Bis in die 60er Jahre geschah dies mit einfachen Malwerkzeugen und danach häufig mit Airbrush; heute wird die Schummerung meist automatisch auf der Basis von Geodaten vorgenommen.
Nachtrag vom 21.6.08: Es gab auch eine farbige Variante des Landkartenstifts; Details dazu hier.