Holzbleistifte

Minimalismus

Durch Zufall kam ich an einige Exem­plare eines mini­ma­lis­tisch gestal­te­ten Blei­stifts von Mitsubishi/​uni.

Minimalismus

Außer dem Logo des Her­stel­lers und dem bis August 2008 genutz­ten für die Japa­nese Indus­trial Stan­dards trägt er nur den Här­te­grad und eine sech­stel­lige Blind­prä­gung. Auf den ers­ten Blick wirkt er wie eine Vari­ante des 1958 ein­ge­führ­ten uni, doch sein Farb­ton ist etwas röt­li­cher und sein Ende offen; zudem fehlt der schwarze Ring. Han­delt es sich viel­leicht um einen der sog. „Mark Sheet“-Bleistifte, die meist nur sehr spar­sam gekenn­zeich­net sind? Wie auch immer – er gefällt mir!

Kurz notiert

  • Möbius+Ruppert, der in Erlan­gen ansäs­sige Her­stel­ler von Spit­zern und Zei­chen­ge­rä­ten mit über 100-​jähriger Geschichte, hat seine Web­site über­ar­bei­tet und führt mit dem ARTEX sowie dem DUPLEX zwei neue Hand­spit­zer auf. – Das dem ARTEX zugrunde lie­gende Patent „Spit­zer für Stifte“ wurde im April 2019 veröffentlicht.
  • Mit einem neuen Blei­stift rich­tet sich Mitsubishi/​uni (Japan) an Schü­ler. Der Abstrich der neu ent­wi­ckel­ten Mine des nur im Här­te­grad 2B, aber drei ver­schie­de­nen Lackie­run­gen erhält­li­chen (so die auto­ma­ti­sche Über­set­zung) „uni tablet class pen­cil“ soll bei glei­chem Schreib­druck stär­ker schwär­zen, weni­ger glän­zen und weni­ger reflek­tie­ren als die eines übli­chen Blei­stifts, sich aber genauso gut radie­ren lassen.
  • Das kürz­lich ver­öf­fent­lichte Gebrauchs­mus­ter „Stift mit PLA/​PBS-​Schaftgrundmaterial“ von STAEDTLER beschreibt einen Stift mit einem Schaft aus Poly­ac­tid (PLA) und Poly­bu­ty­len­suc­ci­nat (PBS). Diese bei­den Bio­kunst­stoffe sind im Gegen­satz zu dem bis­her für extru­dierte Stifte ver­wen­de­ten Poly­sty­rol bio­lo­gisch abbau­bar, bie­ten aber die glei­chen Gebrauchs­ei­gen­schaf­ten, vor allen Spitz­bar­keit und Bie­ge­fes­tig­keit. Wei­tere Bestand­teile des neuen Schaft­ma­te­ri­als sind Cel­lu­lose als Füll­stoff, Wachs, einige Addi­tive und Farbmittel.
  • Nach dem hal­ben Blei­stift zum dop­pel­ten Preis gibt es von Black­wing jetzt den Black­wing Lab 11.24.23. Die zwölf Blei­stifte die­ses Sets stam­men aus dem Aus­schuss, der über drei Jahre gesam­melt wurde, und las­sen befürch­ten, dass das nächste „Lab“-Set aus dem besteht, was beim Aus­fe­gen der Werk­statt anfällt.

Kurz notiert

  • Den Druck­blei­stift Pen­tel Kerry gibt es nur für 0,5-mm-Minen, doch der Reddit-​Nutzer Progstu hat ihn auf unge­wöhn­li­che Weise für 0,3 mm modi­fi­ziert.
  • Wohl schon län­ger online, aber für mich neu: Das Rot­ring Museum des kroa­ti­schen Archi­tek­ten Duje Šeg­vić. Ich finde es sehr ansprechend!
  • Mit „Half the pres­sure, twice the speed“ bewarb Eber­hard Faber sei­nen Black­wing 602, und auch der neue Halb­stift Black­wing 602 (Short), der mit dem Ori­gi­nal nur den Namen gemein­sam hat, trägt die­sen Slo­gan. Ich ver­mute jedoch, dass das ein Irr­tum ist und man ihn eigent­lich mit „Half the pen­cil, twice the price“ kenn­zeich­nen wollte. Also: Schnell zugrei­fen – die­ser Fehl­druck wird bestimmt eine Rari­tät, die sich in Kürze für das Mehr­fa­che des jet­zi­gen Schnäppchen-​Preises von 20 US-​Dollar pro Dut­zend ver­kau­fen lässt.
  • Von 2005 bis 2014 gab es in Japan das her­vor­ra­gend gemachte Sta­tio­nery Maga­zine, in dem sich Her­stel­ler, Händ­ler und andere, die mit Schreib­wa­ren zu tun haben, prä­sen­tie­ren konn­ten (siehe z. B. hier, hier und hier). Lei­der war nach zehn Aus­ga­ben Schluss, doch bereits im Mai die­ses Jah­res brachte Heri­tage das Sta­tio­nery Maga­zine 2023 her­aus. Ich habe es bestellt und bin gespannt, was mich erwartet.
  • Der Bei­trag zum Pen­tel Black Poly­mer 999 ent­hält jetzt auch Fotos der Dut­zend­pa­ckung der α-​Variante.

100 Jahre NORICA

Heute vor 100 Jah­ren wurde die Marke „NORICA“ für STAEDTLER eingetragen.

100 Jahre NORICA

J.S. STAEDTLER “Norica” 6045 (1920er Jahre), STAEDTLER norica 132 46 (aktu­elle Pro­duk­tion1)

(Hier stand ursprüng­lich, dass der Name „Norica“ auf den gleich­na­mi­gen Stamm zurück­geht, der im 11. Jahr­hun­dert die Ansied­lung Norim­berga (auch „Noren­berg“) auf dem Burg­berg gegrün­det hat und dar­aus die Stadt Nürn­berg ent­stand. Nach einem Kom­men­tar habe ich die Quelle dafür gesucht, aber nicht mehr wie­der­ge­fun­den; ich kann daher nicht aus­schlie­ßen, dass meine Infor­ma­tion falsch ist.) – Seit 1972 ist die Marke inter­na­tio­nal geschützt.

Danke an Wow­ter für den aktu­el­len norica!

  1. Her­ge­stellt in Thai­land.

Tombow ✕ 五十音 shoushin-mono

Vor 16 Jah­ren gab es in Japan einen Blei­stift, den es dann doch nicht gab.

Tombow ✕ 五十音 shoushin-mono

2007 kam der Blei­stift­ver­län­ge­rer „Pin­guin“ auf den japa­ni­schen Markt. Er wurde ent­wor­fen von Kyoko Uino, der Betrei­be­rin des Geschäfts und Blei­stift­mu­se­ums Gojuon (五十音) im Tokyo­ter Ein­kaufs­vier­tel Ginza1.

Tombow ✕ 五十音 shoushin-mono

Im sel­ben Jahr brachte Gojuon in Zusam­men­ar­beit mit dem japa­ni­schen Her­stel­ler Tom­bow einen kur­zen Blei­stift her­aus, der für den Gebrauch mit die­sem Ver­län­ge­rer gedacht war und mit ihm in einem Set ange­bo­ten wurde2. Die­ser Blei­stift, eine knapp 9 cm lange Vari­ante des im August 1963 ein­ge­führ­ten MONO, bekam den Namen „shoushin-​mono“3.

Tombow ✕ 五十音 shoushin-mono

Das japa­ni­sche Wort „shous­hin“ bedeu­tet hier „klei­ner Graphit-​Kern“, heißt aber auch „wil­lens­schwach“. Nun ist „mono“ auch das Wort für „Per­son“, und so lässt sich der Name des Blei­stifts als „wil­lens­schwa­che Per­son“ lesen. Das gefiel den Füh­rungs­kräf­ten bei Tom­bow nicht, und so wurde die Pro­duk­tion auf hal­bem Wege gestoppt und Gojuon been­dete den Verkauf.

Danke an Tetsuya Wada für die­sen sehr schö­nen Blei­stift und die inter­es­san­ten Details!

  1. Mehr zu Gojuon unter „Ito-​ya and Gojuon, Ginza, Tokyo“ bei Con­trap­un­ta­lism.
  2. Etwas Ähn­li­ches gab es 2008, als Mitsubishi/​uni Japan zum 80-​jährigen Jubi­läum den Blei­st­ver­län­ge­rer UPH-​8000 her­aus­brachte und für die­sen eine 13,6 cm kurze Vari­ante des uni HB anbot.
  3. Die hier gezeigte Form des Schrift­zugs „Tom­bow“ war von 1957 bis 1995 in Gebrauch und damit 2007, als der „shoushin-​mono“ her­aus­kam, nicht mehr üblich. – Quelle: „Story of the Tom­bow Logo“.

Mitsubishi/​uni Mark Sheet White

Im asia­ti­schen Raum sind maschi­nen­les­bare Prü­fungs­bö­gen weit ver­brei­tet. Zum Aus­fül­len die­ser Bögen bie­ten fast alle gro­ßen, dort ansäs­si­gen Her­stel­ler eigene Blei­stifte1 und oft auch abge­stimmte Radie­rer an. Diese soge­nann­ten „Mark Sheet“-Bleistifte sind manch­mal sehr knapp beschrif­tet, damit der Prü­fungs­kan­di­dat nicht in den Ver­dacht gerät, sie als Merk­hilfe zu benut­zen2. Von Mitsubishi/​uni Japan gibt es gleich zwei Blei­stifte die­ser Gat­tung, wobei der eine nor­mal und der andere fast gar nicht gekenn­zeich­net ist. Letz­te­rer sei kurz vorgestellt.

Der nur im Drei­er­pack erhält­li­che Mark Sheet White ist werk­sei­tig gespitzt und hat eine milchig-​transparente Schutz­kappe, die gut sitzt und dank einem klei­nen Steg nicht wegrollt.

Der Text auf der Ver­pa­ckung bewirbt die Vor­züge des Blei­stifts aus­führ­lich und infor­miert dar­über, dass er des­we­gen keine Anga­ben trägt, weil das Mit­brin­gen von Blei­stif­ten mit Kenn­zeich­nung zu man­chen Prü­fun­gen ver­bo­ten ist3.

Übli­cher­weise kom­men in Japan die Blei­stifte unge­spitzt in den Han­del, da dort gespitzte Blei­stifte als gebraucht gel­ten. Bei man­chen „Mark Sheet“-Bleistiften – so auch bei die­sem – macht man jedoch eine Aus­nahme (ver­mut­lich sol­len sie sofort ein­setz­bar sein).

Die ein­zige Kenn­zeich­nung ist das aus drei Rau­ten bestehende Logo von Mitsu­bi­shi auf dem Käpp­chen; selbst auf die Blind­prä­gung hat man ver­zich­tet4.

Wie von Mitsubishi/​uni gewohnt ist die Qua­li­tät die­ses attrak­ti­ven Blei­stifts her­vor­ra­gend, und so habe ich trotz genauem Blick und län­ge­rem Test keine Schwä­chen fin­den kön­nen5. Die Mine kann ich von der des Mitsu­bi­shi uni HB nicht unter­schei­den; mich würde nicht wun­dern, wenn es die glei­chen wären6. Ihre Härte ent­spricht etwa der des STAEDTLER Mars Lumo­graph 100 2B. 

Das Drei­er­set des Mitsubishi/​uni Mark Sheet White hat die Arti­kel­num­mer UMSME3PHB.1 und kos­tet 330 Yen (etwa 2,10 Euro). – Lei­der kenne ich kei­nen Anbie­ter außer­halb Japans, der es im Sor­ti­ment hat.

Danke an Sola von pen­cils and other things für die­ses Set!

  1. Übli­cher­weise haben die Blei­stifte den Här­te­grad HB bis 2B. – Hier zu sehen waren bereits der Tom­bow MONO Mark Sheet, der STAEDTLER White 103, der STAEDTLER Mark 2B und der Kut­suwa HiLine Oren­pitsu.
  2. Natür­lich wür­den sich die übli­chen Kenn­zeich­nun­gen bei nähe­rer Betrach­tung als sol­che und damit als harm­los her­aus­stel­len, doch dann wäre der Nut­zer bereits in einer unschö­nen Lage.
  3. Über­setzt mit Google Lens. – In der Über­set­zung ist sogar aus­drück­lich von eng­li­schen Kenn­zeich­nun­gen die Rede.
  4. Einen ähn­li­chen Weg geht Tom­bow mit einer Vari­ante des MONO Mark Sheet, des­sen schwar­zen Lack nur das Fir­men­logo, die Libelle, ziert; er hat aber eine Blind­prä­gung.
  5. Dass vom Holz (zwei­fel­los Weihrauch-​Zeder) am Über­gang zur Mine etwas her­aus­ge­bro­chen ist, liegt ver­mut­lich am nicht mehr ganz so schar­fen Mes­ser des M+R Pol­lux.
  6. Ich denke zudem, dass sich der White nur in der Gestal­tung vom ande­ren „Mark Sheet“-Bleistift von Mitsubishi/​uni unter­schei­det.

Dünne Stifte von damals

Aus einem Kon­vo­lut alter Blei- und Kopier­stifte von von J.S. STAEDTLER: Drei sehr schlanke und wohl gut 100 Jahre alte Exemplare.

Dünne Stifte von damals

Die 15 cm lan­gen und 6 mm dün­nen Stifte waren ver­mut­lich für den Gebrauch mit einem Notiz­buch gedacht, wobei man sie in des­sen Rücken oder einer Schlaufe unter­brin­gen konnte; die soge­nannte Tel­ler­kap­sel beim № 907 ver­hin­derte das Durch­rut­schen. – Der Prä­ge­druck ist bemer­kens­wert aus­führ­lich und sorgfältig.

Dünne Stifte von damals

Zum Grö­ßen­ver­gleich ein J.S. STAEDTLER MARS-​LUMOGRAPH 2886

Der Här­te­grad der 2 mm dicken Blei­stift­mi­nen ent­spricht etwa dem des STAEDTLER Mars Lumo­graph 100 HB. Die eng­li­sche Kenn­zeich­nung des gel­ben Kopier­stifts LUNA 783 mit der teil­weise kor­ro­dier­ten Kappe lässt ver­mu­ten, dass er für den Export vor­ge­se­hen war. Sein Ver­wen­dungs­zweck ist mir jedoch unklar, denn sei­nen Abstrich kann man zumin­dest auf wei­ßem Papier nur schwer erkennen.

Ein wei­te­rer Hin­weis auf die Nut­zung die­ser Stifte fin­det sich in der Bro­schüre „Die Staedtler’schen Blei­stifte und ihr Ent­wick­lungs­gang“ (ver­mutl. 1910er Jahre), denn darin wird der „Brief­ta­schen­stift Nr. 912 mit Spit­zen­scho­ner“ aufgeführt.

Dünne Stifte von damals

Er ist dem „Memo­ran­dum“ im Foto sehr ähn­lich, hat aber keine Metallkapsel.

Sol­che dün­nen Blei­stifte sind heute nicht mehr üblich. Zu den noch erhält­li­chen gehö­ren der Viking Mikado und der L. Cor­ne­lis­sen Slim HB, doch eine über­ra­schend große Aus­wahl bie­tet der por­tu­gie­si­sche Her­stel­ler Viarco, der in sei­nem umfang­rei­chen Werbemittel-​Sortiment auch dünne runde und hexa­go­nale Blei­stifte in vier Durch­mes­sern von 3,9 bis 5,5 mm und vier Län­gen von 9 bis 18 cm hat. – Ähn­li­che Blei­stifte gibt es unter „Memo­ran­dum“, „Rank und schlank“ sowie „L. & C. Hardt­muth 1516“ zu sehen.

STAEDTLER STENO 111

Zu den jün­ge­ren1 Blei­stif­ten von STAEDTLER, die man kaum noch antrifft, gehört der STENO 111.

STAEDTLER STENO 111

Wann es ihn gab, kann ich nicht genau sagen, doch die Form des Mar­s­kop­fes lässt dar­auf schlie­ßen, dass er zwi­schen 1973 und 2001 erhält­lich war. In einem Ring­buch mit Pro­dukt­fo­tos, zusam­men­ge­stellt um 1970, sieht man den MARS-​STENOFIX 1012 zusam­men mit dem STAEDTLER-​STENO 111, der wohl der Vor­gän­ger des STENO 111 war und als güns­tige Alter­na­tive zum MARS-​STENOFIX 101 ange­bo­ten wurde.

STAEDTLER STENO 111

Wäh­rend der MARS-​STENOFIX 101 in 2B, B und HB ver­füg­bar war, gab es den STAEDTLER-​STENO 111 nur in einer – so die Angabe im Ring­buch – „Spe­zi­al­härte“. Auch der STENO 111 trägt kei­nen Här­te­grad; seine Härte ent­spricht etwa der des STAEDTLER MARS Lumo­graph B.

Ein sehr ähn­li­cher Blei­stift war der in den glei­chen Far­ben gehal­tene und in Eng­land3 gefer­tigte STAEDTLER SHORTHAND, der unter „Sta­tio­nery Archeo­logy 3“ zu sehen ist.

  1. Soll hei­ßen: Jün­ger als 50 Jahre.
  2. Der MARS-​STENOFIX 101 (spä­ter Mars sten­o­fix 101) war der Nach­fol­ger des 1935 ein­ge­führ­ten MARS-​STENOFIX 2884; seine Pro­duk­tion wurde Ende 2011 ein­ge­stellt.
  3. Das Werk in Pon­ty­clun wurde 2008 geschlos­sen.
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