L. & C. Hardtmuth 1910
Einfach schön: Der in meinen Augen wunderschöne Titel des Katalogs von L. & C. Hardtmuth aus dem Jahr 1910.
Danke an Herbert R. für diesen Scan!
Einfach schön: Der in meinen Augen wunderschöne Titel des Katalogs von L. & C. Hardtmuth aus dem Jahr 1910.
Danke an Herbert R. für diesen Scan!
Den Härtegrad eines Bleistifts findet man meist auf seinen Seitenflächen. Manche Hersteller ergänzen diese Kennzeichnung durch eine farbige Tauchkappe oder eine graue Fläche, deren Helligkeit mit der Härte korrespondiert; Beispiele dafür sind der Maped Black’Peps und der inzwischen nicht mehr erhältliche Pantone Graphite. Eine andere, mich sehr ansprechende Gestaltung zur raschen Identifikation des Härtegrads wählten L. & C. Hardtmuth beim SCALA № 1012, den diese Anzeige im Jahr 1927 bewarb.
Die Politur in fünf abgestuften Rottönen – zweifellos eine ästhetische Palette – sollte den Griff zum gewünschten Härtegrad erleichtern. Da sie den Bleistift komplett überzog, war dieser in jeder Lage wiedererkennbar.
L. & C. Hardtmuth konnten sich offenbar kaum bremsen, den Nutzen zu betonen. Doch war er wirklich so groß? Ich kann mir vorstellen, dass man einem einzigen Stift nicht sofort die Härte ansehen konnte, sondern nur im Vergleich mit allen anderen, und so auch mal den benachbarten Grad erwischte. Stärker kontrastierende Farben mit vertrauter Bedeutung sind vermutlich praktischer.
Dennoch: Die Idee war gut, und ich bin mir sicher, dass ich ein Set des SCALA № 1012 gekauft hätte.
Danke an Herbert R. für den Scan!
Anm.: Im dritten Bild fällt auf, dass das Attribut „eigenartig“ im Gegensatz zu heute positiv konnotiert war. Oder ist das vielleicht eine österreichische Besonderheit?
Heute ein rascher Blick auf alte Stifte mit ungewöhnlichen Formen.
Fünfflächige Bleistifte aus aktueller japanischer Produktion gibt es hier zu sehen. – Danke an Herbert R. für die Scans!
Nachtrag vom 28.8.11: Einen zwölfflächigen Bleistift gibt es hier.
Nachtrag vom 1.10.11: Die große Formenvielfalt als geschmackvolles, zierendes Element genutzt hat L. & C. Hardtmuth auf dem Titel dieses Katalogs aus dem Jahr 1910.
Nachtrag vom 7.8.12: 1898 ging es auch bei Johann Faber hexagonal-konisch zu, wie der Katalog von Richard Best, New York, zeigt.
Danke an Faber-Castell für diesen Scan!
Ob klein und schwarz oder grau und groß, als schlanker Schattenspender oder kultureller Stützpfeiler – den liebenswürdigen und in zahlreichen Varianten auftretenden Rüsseltieren fühle ich mich nicht nur als langjähriger Bürger Rüsselsheims aufs Engste verbunden, und so ist es mir ein sehr großes Vergnügen, hier und heute gleich drei weiteren gemütlichen, gedächtnisstarken und zudem gegen den Graphit antretenden Dickhäutern sowohl Auslauf als auch die verdiente Aufmerksamkeit verschaffen zu dürfen.
Aus dem Gehege des traditionsreichen und in Tschechien ansässigen Herstellers Koh-I-Noor stammt der erste aus dem Trio. Schlicht mit „300/40“ benannt macht er dem Graphit den Garaus, und was dem mit 8 × 23 × 37 mm recht kleinen Kerl an körperlicher Größe fehlt, gleicht er durch den Einsatz des ihm beigegebenen Schleifmittels mehr als aus.
Groß und weich war der Radiergummi „Elefant“, für den sein Erzeuger Ferd. Marx & Co. in Hannover vor etwa 90 Jahren mit dieser attraktiven Reklamemarke warb. Eine imposante Gestalt, mit der sich wohl selbst ein harter Bleistift nur äußerst ungern angelegt hätte!
Dieser elastische, 35 mm große Akrobat schwingt im Rahmen der Aktion „Fans of Earth“ des Anbieters Brunnen seine Hufe und nimmt mit seiner hohen Gelenkigkeit zweifellos eine Sonderstellung unter den gerüsselten Radierern ein. Woher jedoch sein überraschter Blick herrührt, wollte er mir bisher nicht verraten.
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Mit entspanntem Gesichtsausdruck und offenbar zufrieden führt der vornehme Herr am Stehpult den dicken, langen Bleistift über das Papier. Seine für das Schreiben mit Graphit denkbar ungeeigneten Handkrausen lassen vermuten, dass er nur für eine kurze Notiz am Katheder steht, ansonsten aber schreiben lässt und allenfalls für eine Unterschrift oder zur Erledigung privater Korrespondenz zum Federkiel greift.
Das mit schweren, ledergebundenen Folianten gut gefüllte Regal und die weißgepuderte (Staats-?)Perücke des reifen Herrn könnten das auf dieser etwa 58 × 40 mm großen und wahrscheinlich vor 80 oder mehr Jahren ausgegebenen Reklamemarke des österreichischen Unternehmens L. & C. Hardtmuth gezeigte Büro als eines des 18. Jahrhunderts ausweisen; auch die Schreibfeder, deren stählerne Variante um 1800 erfunden wurde, spräche dafür.
Die Angabe von Serien- und Bildnummer zeigt, dass man sich der großen Popularität der Reklamemarke als Sammelobjekt bewusst war und dieses Bedürfnis gezielt steigerte, aber auch befriedigte.
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Teil eines kürzlich erstandenen Allerleis waren zwei ungewöhnliche historische Bleistifte von L. & C. Hardtmuth, auch bekannt unter Koh-I-Noor.
Diese Stücke mit sehr ähnlicher und inzwischen rissiger Lackierung unterscheiden sich in der Dicke und der Gestaltung, haben jedoch die gleiche Modellnummer (bei einem ist sie nahezu vollständig abgegriffen, mit einer Lupe aber problemlos erkennbar). Das Alter dieser Stifte kenne ich ebenso wenig wie deren ursprüngliche Länge. Der Aufdruck des 5,5 mm dicken Exemplars ist nicht mehr komplett, und der dünnere mit dem Durchmesser von 4,5 mm wirkt nicht wie werkseitig angespitzt; sie dürften also länger gewesen sein.
Neben der Nummer, dem Härtegrad, dem späteren Firmennamen „KOH-I-NOOR“ und dem des Herstellers tragen die Bleistifte drei Andreaskreuze mit jeweils vier Punkten, die mir bereits beim LYRA 2801 aufgefallen sind und für deren Verwendung im Bleistiftkontext ich noch keine Erklärung habe (möglicherweise dienten sie ausschließlich der Dekoration).
Die Form der Enden lassen vermuten, dass beide Stifte – wie diese sehr dünnen von J.J. Rehbach – für die Unterbringung im Notizbuch oder Kalender gedacht waren, bieten sie doch den Fingern beim Herausziehen guten Halt; der wie eine Tellerkapsel geformte Aufsatz verhindert zudem das Durchrutschen. Beim dafür verwendeten Material könnte es sich um Kunststoff handeln, doch da bin ich mir aufgrund der Bearbeitungsspuren nicht sicher.
Laut Kennzeichnung und dem Schreibgefühl haben die Minen beider Stifte die Härte HB, wobei die des dickeren im direkten Vergleich ein klein wenig kratziger wirkt.
Mit gefallen diese Bleistifte, und gäbe es diese heute noch oder wieder, würde ich sie kaufen.
Wenn auch nicht knallbunt, so doch wenigstens zweifarbig – und das zudem in stark kontrastierendem Rot und Blau – geht es zu, wenn der Bürofarbstift von Koh-I-Noor Hardtmuth zum Einsatz kommt.
Der zweigeteilte Stift mit hexagonalem Querschnitt, einer Länge von 175 mm und einer Dicke von 7 mm (also den für Blei- und Buntstifte typischen Abmessungen) trägt die Aufschrift »KOH-I-NOOR HARDTMUTH AG „Bürofarbstift“ 62 SM« und in einer Art Logo »Austria«. Die für die Bezeichnung des Stifts genutzte fette Serifenschrift erinnert dabei an alte Tage, was durch den goldfarbenen Folienprägedruck noch verstärkt wird. Warum der Name des Stifts in Anführungszeichen gesetzt wurde, wird wohl ein Geheimnis des Herstellers bleiben. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass man sich damit auf die alltagssprachliche Bezeichnung bezog oder eine solche schaffen wollte.
Die stabilen Minen des Bürofarbstifts, die auch bei etwas stärkerem Druck nicht abbrechen, gleiten ohne zu kratzen über das Papier. Seine gut aufeinander abgestimmten Farben, die hier nicht ganz korrekt wiedergegeben werden, empfinde ich als ansprechend. Sie lassen sich auch vergleichsweise ordentlich radieren, und so hinterlassen gute Radierer wie z. B. der Schaumradierer von Pilot und der Läufer PLAST-0140 nur äußerst geringe Spuren.
Das Holz des Stifts ist von hoher Qualität – ein hochwertiger Spitzer (hier: die „Granate“ von Möbius+Ruppert) trägt das Material sehr sauber ab und hinterlässt eine glatte Schnittfläche. Bei genauem Blick auf das blaue Ende nach dem Spitzen erkennt man eine dünne rote Schicht unter der blauen, was vermuten lässt, dass der Stift zunächst komplett rot und danach halb blau lackiert wurde.
Für den täglichen Gebrauch bevorzuge ich zwar Druckfarbstifte wie die Color Eno von Pilot oder die noch etwas besseren von Mitsubishi/uni, doch der Griff zum Bürofarbstift ist eine angenehme Abwechslung.
Er ist offiziell nicht mehr im Handel erhältlich, da sein österreichischer Hersteller von gut zehn Jahren in Konkurs ging; der neue Anbieter hat jedoch unter der Art.-Nr. 3423 einen ähnlichen Artikel im Programm (siehe Seite B22 im aktuellen Katalog). Restbestände des Bürofarbstifts sind aber hier und da noch anzutreffen.