Faber-Castell

Paperworld 2011 (1)

Vor weni­gen Tagen ging die Paper­world 2011 in Frankfurt/​Main zu Ende; hier der erste Teil mei­ner Noti­zen, die selbst­ver­ständ­lich nicht reprä­sen­ta­tiv sind.

Einige Her­stel­ler, deren Stand ich mir gerne ange­schaut hätte, waren lei­der nicht vertre­ten, so z. B. LAMY, Mitsubishi/​uni, Peli­kan, Pen­tel, Sakura, Schwan-​STABILO, Tom­bow und West­cott. Dafür gab es auf­fäl­lig viele Anbie­ter von Taschen, Ruck­sä­cken und ähn­li­chen Behältnissen.

Paperworld 2011

Der Auf­tritt von Faber-​Castell stand im Zei­chen des 250. Fir­men­ju­bi­lä­ums, auch wenn ich kein Pro­dukt mit his­to­ri­schem Bezug habe ent­de­cken kön­nen. Zu der viel­sei­ti­gen Präsen­tation gehör­ten pla­ti­nierte Man­schet­ten­knöpfe, Acces­soires aus Kalbs­le­der wie Schlüssel- und Visi­ten­kar­ten­etuis sowie Vitri­nen mit Fotos von Pro­mi­nen­ten und ihrer bevor­zug­ten Schreib­ge­räte von Faber-​Castell (dar­un­ter Chris­to­pher Lee und Eva Herzigova).

Paperworld 2011

Eine der Attrak­tio­nen war auch dies­mal der „Pen of the Year“, der einen Kor­pus mit russi­scher Jade hat. Pas­send zum Grün­dungs­jahr gibt es ihn in einer Auf­lage von 1761 Stück; der Preis beträgt etwa 3500 Euro.

Paperworld 2011

Die Schreib­ge­räte der neuen Serie „Ele­mento“ haben einen Schaft aus Oliven-​Stirnholz mit Edel­harz. Der Dreh­blei­stift kommt für 350 Euro in den Handel.

Paperworld 2011

Eine wei­tere Beson­der­heit zum Jubi­lä­ums­jahr ist die­ser Kof­fer mit dem kom­plet­ten Künst­lersortiment für vor­aus­sicht­lich 2000 Euro, von dem es eben­falls nur 1761 Stück geben wird.

Paperworld 2011

Doch damit nicht der genug der Super­la­tive: Zu sehen war auch der teu­erste Blei­stift der Welt, eine Luxus-​Variante des „Per­fek­ten Blei­stifts“ mit einer Kappen-​Spitzer-​Verlängerer-​Kombination aus rei­nem Weiß­gold mit drei Bril­li­an­ten. Die Preis­an­gabe für die­sen auf 99 Exem­plare limi­tier­ten Arti­kel schwankt zwi­schen 10.000 Euro (Paper­world) und 9000 Euro (Web­site).

Paperworld 2011

Neu sind diese Blei­stifte, die den Namen ihres Her­stel­lers als grif­fige Appli­ka­tion tragen.

Paperworld 2011

Zuwachs in der GRIP-​Familie: Die drei­flä­chi­gen Farb­stifte „GRIP Color Magic“ sind ver­mal­bar und wech­seln bei Kon­takt mit Was­ser ihre Farbe.

Paperworld 2011

Noch nicht vor­ge­stellt wer­den konnte das Buch „Faber-​Castell since 1761“ aus der Collec­tion Rolf Heyne, auf des­sen Erschei­nen am 14. April ich gespannt bin.

Paperworld 2011

Wei­ter geht’s im nächs­ten Teil.

„Fortschritt in Ihrer Hand“

Mit die­sem pfif­fi­gen Slo­gan und der dazu­ge­hö­ri­gen Gra­fik warb Faber-​Castell in den 50er und 60er Jahren.

Fortschritt in Ihrer Hand

Das gelun­gene Motiv war u. a. auf Streich­holz­brief­chen zu sehen und schmückte die Num­mer 36 der Haus­zei­tung „Der CASTELL-​Brief“ vom Juli 1961.

Fortschritt in Ihrer Hand

Wenn ich rich­tig sehe, zeigt das Wap­pen zwei sti­li­sierte Berg­män­ner mit Eisen oder Schlä­gel; zum Ursprung des Zei­chens und den Bezug zum Unter­neh­men kann ich jedoch lei­der nichts sagen. – Diese Werk­zeuge des his­to­ri­schen Berg­baus fan­den sich auch im Sinn­bild von Johann Faber.

Fortschritt in Ihrer Hand

Unnö­tig zu sagen, dass mir die Gestal­tung außer­or­dent­lich gut gefällt.

Fortschritt in Ihrer Hand

Danke an Faber-​Castell für den Scan!

Feuer und Flamme

Feuer und Flamme

Mit die­sem auf­wän­dig gestal­te­ten Streich­holz­brief­chen bewarb Faber-​Castell haupt­säch­lich Kugel­schrei­ber, aber auch andere Teile des Sortiments.

Feuer und Flamme

Neben dem gelun­ge­nen Gra­fik­de­sign gefällt mir, dass man für die Köpfe zwei Far­ben ge­wählt hat. – Das Alter die­ses Streu­ar­ti­kels schätze ich auf über 40 Jahre.

Feuer und Flamme

Nach­trag vom 19.1.11: Faber-​Castell datiert diese Streich­holz­brief­chen auf die zweite Hälfte der 1950er Jahre.

Spitzenleistung

Keine Frage: Mit einer der­art rie­si­gen Blei­stift­spitze muss diese Anzeige der A.W. Faber-​Castell Pen­cil Com­pany aus dem Jahr 1963 unbe­dingt hier her.

Spitzenleistung

Die an einen hand­ge­schnitz­ten Lang­konus erin­nernde Spitze erzielte bei den Lesern der Zeit­schrift „Archi­tec­tu­ral Record“ sicher die gewünschte Auf­merk­sam­keit, auch wenn ihre Form nicht ganz so spek­ta­ku­lär ist wie die des „VAN DYKE“ von Eber­hard Faber.

Spitzenleistung

Ob man mit die­ser Dar­stel­lung die inver­tier­ten, im Text ange­spro­che­nen Repro­duk­tio­nen andeu­ten wollte?

Spitzenleistung

Hier über­rascht mich, dass die Anfang des 20. Jahr­hun­derts ein­ge­führte, also zur Zeit der Anzeige bereits ver­traute Typen­be­zeich­nung „9000“ nur sehr klein, näm­lich im Text des Cou­pons, zu sehen war.

Spitzenleistung

Die gra­fi­sche Aus­rich­tung und strenge Gestal­tung die­ser Anzeige gefal­len mir sehr gut, und so würde ich mich freuen, Der­ar­ti­ges als wohl­tu­en­den Kon­trast zur Flut foto­rea­lis­ti­scher Ren­de­rings wiederzusehen.

Spitzenleistung

Apollo-​Mission

Hin und wie­der suche ich nach dem Ursprung eines Stifts. Da der Apollo L hier kürz­lich eine beson­dere Rolle spie­len konnte, habe ich mich an Hous­ton Faber-​Castell gewandt und Details zu die­sem erfragt.

Apollo-Mission

Erst­mals ange­bo­ten wurde die Apollo-0.5-Serie im Waren­ka­ta­log von 1983 (siehe oben). Der Kata­log von 1992 führte den Apollo L nur noch in Schwarz und Rot auf; 1993 war er nicht mehr im Pro­gramm. Als Nach­fol­ger kam im sel­ben Jahr der neu­ge­stal­tete Apollo, der bis 2000 erhält­lich war und mit sei­nem dun­kel­grü­nen Schaft dem TK fine ähnelte (der damals eben­falls neue Con­tura DS hatte die glei­che Form, aber eine Metallspitze).

Apollo-Mission

Danke an Faber-​Castell für die Infor­ma­tio­nen und den Katalog-Scan!

Anm.: Wie die Amt­li­che Publikations- und Regis­ter­da­ten­bank des Deut­schen Patent- und Mar­ken­amts infor­miert, wurde die Wort­marke „Apollo“ bereits 1895 registriert.

Ein besonderes Erlebnis

Vor einer Weile machte mich mein Leser boo­me­rang auf einen Comic von Flix auf­merk­sam. In die­sem betrau­erte der bekannte Künst­ler das Ende sei­nes Druck­blei­stifts Apollo L 0.5, mit dem er 15 Jahre lang gear­bei­tet hat. Da fühlte ich mit, denn die enge Bezie­hung zu Schreib­ge­rä­ten ist mir ver­traut, und erin­nerte mich an einen Apollo in mei­nem Fun­dus (die­ser Stift von Faber-​Castell ist schon lange nicht mehr erhält­lich). Kurz dar­auf war mein Exem­plar als Geschenk an Flix unter­wegs, auch wenn ich wusste, dass der blaue Apollo sein rotes Ori­gi­nal nicht erset­zen kann.

Wenige Tage spä­ter war ich beim Blick in die Post glei­cher­ma­ßen gerührt wie hingerissen:

Ein besonderes Erlebnis

Herz­li­chen Dank an Flix für diese wun­der­schöne Zeich­nung, die mich – dem­nächst gerahmt und auf­ge­hängt – immer erfreuen wird!

Nach­trag vom 18.10.10: Details zum Stift gibt es unter „Apollo-​Mission“.

Zweitausend

2000

Zur Deko­ra­tion: Detail des Blei­stifts Faber-​Castell DESSIN 2000 2H

Kaum zu glau­ben: Der 2000. (in Wor­ten: zwei­tau­sendste) Kom­men­tar steht ins vir­tu­elle Haus. Bei die­ser sowohl run­den als auch gro­ßen Zahl gibt es natür­lich etwas zu gewin­nen, und zwar zwei der offi­zi­el­len Lexikaliker-​Bleistifte. Wer also den 2000. Kom­men­tar (nicht not­wen­di­ger­weise auf die­sen Bei­trag) und dabei eine gül­tige E-​Mail-​Adresse hin­ter­lässt, bekommt die bei­den Stifte frei Haus. Los geht’s!

Ausgrabungen

Ebenso wie sicher noch viele andere, die sich ein­ge­hen­der mit der Geschichte des Blei­stifts beschäf­ti­gen, ging auch die öster­rei­chi­sche Zeit­schrift „Der Papier­händ­ler“1 in ihrer 58. Aus­gabe vom 15. Dezem­ber 1950 davon aus, dass Fried­rich Staedt­ler 1662 erst­mals als Blei­stift­ma­cher erwähnt wurde und damit als der älteste sei­ner Zunft gilt. Kurz dar­auf erhielt das Blatt eine Zuschrift mit äußerst bemer­kens­wer­ten his­to­ri­schen Details, die diese Annahme wider­le­gen, und ver­öf­fent­lichte in der 61. Aus­gabe vom 1. Februar 1951 eine Rich­tig­stel­lung. Dank mei­nes sehr kun­di­gen Lesers Her­bert R., der mir freund­li­cher­weise eine Kopie des betref­fen­den Arti­kels hat zukom­men las­sen, kann ich diese inter­es­san­ten Aspekte mit mei­nen Lesern tei­len. Ich zitiere:

Daß ein gewis­ser Fried­rich Staedt­ler, der als Vater eines Täuf­lings im Jahre 1662 im Tauf­buch von St. Lorenz in Nürn­berg genannt ist, der erste Blei­stift­ma­cher war, ist nicht rich­tig, denn es fin­det sich unter dem 7. Februar 1659 im Kirchen­buch von St. Lorenz eine Auf­zeich­nung, nach der Hans Bau­mann auf dem Johannis-​Friedhof beer­digt wurde, der gele­gent­lich der Ver­hei­ra­tung sei­nes Soh­nes als „Schrei­ner dann Wei­ßer­bei­ter und Bley­stefft­ma­cher“ bezeich­net ist. Auch sein Sohn Hans, gebo­ren 1642, übte den Beruf des Bley­stefft­ma­chers aus. Zur Zeit ist somit Hans Bau­mann d. Ä. der erste in Nürn­berg nament­lich erwähnte Blei­stift­ma­cher, bei dem es noch dazu durch seine Her­kunft aus dem Schrei­ner­ge­werbe unzwei­fel­haft ist, dass er Blei­stifte mit Holz­hülle herstellte.

Der Ver­fas­ser der Ein­wen­dung hält jedoch auch Hans Bau­mann nicht für den Erfin­der des Blei­stifts und ver­mu­tet, dass die Erfin­dung wahr­schein­lich viel frü­her und in einer ganz ande­ren Gegend gemacht wurde. Dabei ver­weist er auf einen Kup­fer­stich eines Köl­ner Stra­ßen­händ­lers aus dem Jahr 1589, der Bün­del von Stif­ten ver­kauft; als Quelle nennt er die His­to­ri­ker Johan­nes Bisch­off und Franz Feld­haus. – Wei­ter­hin heißt es:

Die unun­ter­bro­chene Rei­hen­folge der Ver­er­bung des Blei­stift­ma­cher­ge­wer­bes von Fried­rich Staedt­ler auf Pau­lus Staedt­ler ist his­to­risch nicht nach­zu­wei­sen. Die Firma J.S. STAEDTLER wurde erst 1835 gegrün­det. Die Behaup­tung, daß Pau­lus Staedt­ler der erste Nürn­ber­ger Blei­stift­fa­bri­kant gewe­sen ist, ist inso­ferne falsch, als viel frü­her, näm­lich um die Mitte des 18. Jahr­hun­derts, die jet­zige Firma A.W. Faber-​Castell am Rande Nürn­bergs gegrün­det wurde und im Jahre 1806 Johann Froesch­eis die jet­zige Johann Froesch­eis LYRA-​Bleistiftfabrik grün­dete. Auch die angeb­li­che Erfin­dung der heu­ti­gen Oel­krei­de­stifte durch J.S. STAEDTLER im Jahre 1834 läßt sich widerlegen.

Einer Bewer­tung möchte ich mich ent­hal­ten, da ich nicht das dazu not­wen­dige Wis­sen ha­be. Seit die­ser Rich­tig­stel­lung, deren Autor lei­der nicht ange­ge­ben wurde, sind jedoch fast sechs Jahr­zehnte ver­gan­gen, und ich weiß nicht, ob es inzwi­schen neue Erkennt­nisse gibt, die sie wider­le­gen oder bestätigen.

Danke an Her­bert R. für den Artikel!

  1. „Der Papier­händ­ler“ war eine Halb­mo­nats­schrift für die Inter­es­sen des öster­rei­chi­schen Papier- und Schreib­wa­ren­han­dels, her­aus­ge­ge­ben von Franz Bondi; gedruckt und ver­legt hat sie Johann L. Bondi & Sohn in Wien-​Perchtoldsdorf.
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