Ein kleiner Ausflug nach Frankfurt/Main führte mich zur Paperworld 2009, die – so der Veranstalter – „internationale Leitmesse für alle Handelsformen der Bürowirtschaft“. Hier ein paar Notizen.
LAMY und Herlitz waren überraschenderweise nicht vertreten, dafür aber bekannte Namen aus Japan wie z. B. OHTO, Uchida und Platinum, die jedoch (noch?) keinen deutschen Vertrieb für ihre sehr interessanten Produkte haben. Verwundert hat mich auch die Antwort, die ich am Stand des Herstellers PLUS aus Japan auf meine Frage nach dem äußerst praktischen Schnellhefter, dessen Dicke sich an den Inhalt anpassen lässt, erhielt: „For some reason we don’t display it.“ Selbstverständlich war Koh-I-Noor ebenfalls vertreten, wenn auch plötzlich „very busy“, als ich mich als „end-user“ zu erkennen gab – sehr schade, erst recht angesichts des Umstands, dass ich auf meine Anfragen beim Hauptsitz nach Bezugsquellen keine Antwort bekam.
War es bisher ziemlich schwierig, den pfiffigen Minenspitzer von Gedess hierzulande zu bekommen, so ist das Problem nun gelöst, denn Standardgraph vertreibt ihn jetzt. Nahezu magisch angezogen hat mich der „Showroom“ von uni, in dem ich von außen eine Präsentation der neuen Druckbleistift-Minen der „Nano Dia“-Serie erspähen konnte. Bedauerlicherweise ließ man mich nicht hinein, tröstete mich jedoch mit einem Kuru Toga. Pentel bietet nun auch in Deutschland den Graph 600 und den Graph 1000 an; neu im Programm sind u. a. Stiftradierer mit Druckmechanik und dreieckigem sowie quadratischem Querschnitt.
(Bilder zum Vergrößern anklicken)
Einen sehr guten Eindruck machte auf mich eine futuristisch gestaltete Spitzmaschine von Westcott, die mit Bleistiften sehr unterschiedlicher Dicken umgehen kann. Sie ist mit zwei Fräsern und einem Saugnapf ausgestattet; zum einfachen Leeren des Behälters kann das Oberteil entriegelt und abgenommen werden. Die Befestigung mit dem Saugnapf ist notwendig, da man den zu spitzenden Stift hineindrücken muss und daher keine Hand zum Halten des Spitzers mehr frei hat. Diese ungewöhnliche Maschine, die nicht nur wegen ihrer an eine Wählscheibe erinnernden Front ein echter Hingucker ist, muss unbedingt auf meinen Schreibtisch!
Auch hatte ich Gelegenheit, die etwa 300 Euro teure Spitzmaschine El Casco M-430 CN näher zu betrachten. Diese wird ebenfalls mit einem Saugnapf am Tisch befestigt, was aber kein Extra, sondern (wie beim Gerät von Westcott) nötig ist, da es keinen Vorschub für den Bleistift gibt. Eine dreiteilige, gefederte Metallklammer zentriert den Stift und hinterlässt dabei nur geringfügige Spuren.
Die Schublade, so sagte man mir, sei etwas krumm, da sie aus einem Stück Metall getrieben würde; dies mache es auch unmöglich, sie bei Verlust einfach auszutauschen. Sollte die Schublade einmal verlorengehen, so müsse die ganze Maschine eingeschickt und eine neue eingepasst werden.
Das verstellbare Werk bietet vier Einstellungen, wobei die feinste eine äußert lange und konkave Spitze produziert. Doch so schön das Ergebnis auch sein mag: Mich erinnert der Spitzer eher an die Maschinen von Rube Goldberg und William Heath Robinson als an ein Gerät des täglichen Gebrauchs.
Ein Highlight bei LYRA war neben dem GROOVE die COLORSTRIPE-Serie, bei der die Mine nicht zentriert im Stift sitzt, sondern bis an eine der drei Kanten des Stifts geht.
STABILO hat mit dem EASYgraph und den EASYcolors nun auch Blei- und Farbstifte mit Griffmulden wie beim LYRA GROOVE im Programm; diese sollen Ende des Jahres in die Läden kommen. Die Pressemitteilungen „STABILO EASYcolors und STABILO EASYgraph: Beste Bedingungen für einen leichten Schulstart“ sowie „Ergonomische Einschätzung des STABILO EASYcolors“ informieren über die Ergonomie der unterschiedlichen, durch farbige Enden gekennzeichneten Versionen für Links- und Rechtshänder. Ebenfalls neu auf dem deutschen Markt ist die komplette „Exam Grade“-Reihe, die neben dem Bleistift „micro 288“ in den Härtegraden HB und 2B einen Dosenspitzer sowie einen sehr guten schwarzen Radierer in zwei Größen umfasst.
Eine echte Sensation zeigte STAEDTLER mit dem WOPEX (Wood Pencil Extrusion), einem Bleistift, der durch Coextrusion aus drei Sorten Granulat für Mine, Schaft und Überzug gefertigt wird.
Das Material für den Schaft besteht zu etwa 70% aus einheimischer Fichte zertifizierter, nachhaltig bewirtschafteter Wälder und ist sehr dicht, was sich in einem höheren Gewicht des Bleistifts ausdrückt. Das besondere Herstellungsverfahren sorgt zudem für eine homogene Struktur, die das Spitzen einfacher machen soll.
Die rutschfeste Oberfläche des lösungsmittelfrei produzierten WOPEX fühlt sich samtig und im Gegensatz zu anderen Stiften mit ähnlicher Beschichtung nicht klebrig an.
Die Mine hat eine saubere Abgabe und das Schreibgefühl ist sehr gut. – Leider kommt dieser interessante Bleistift erst im vierten Quartal des Jahres in die Läden, und so wurden die wenigen Vorzeige- und Testexemplare aufs schärfste bewacht. Im Interesse meines Wohlbefindens habe ich auch darauf verzichtet, einen Spitzer zu zücken und ihn am WOPEX anzusetzen ;-)
Nachtrag vom 7.2.09: WoodChuck vom Timberlines-Blog konnte mit dem Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von STAEDTLER sprechen und weiß zu berichten, dass es den WOPEX, der holzgefasste Bleistifte nicht ersetzen, sondern ergänzen soll, in den Härtegraden H, HB und B geben wird.