Favorit von Berühmtheiten wie John Steinbeck und Nelson Riddle, Objekt der Begierde etlicher Bleistiftliebhaber und inzwischen einzeln teurer als zwei Dutzend anderer: Der Blackwing 602 von Eberhard Faber.
Es ist nicht leicht, diesen Bleistift unvoreingenommen zu betrachten. Experten schätzen seine inneren Werte, und sein Äußeres vermittelt den Eindruck hoher Qualität. Die Farbe des Prägedrucks im dunklen, matten Lack korrespondiert mit dem Glanz der ungewöhnlich geformten Zwinge, so dass der Blackwing 602 auch eine elegante Erscheinung abgibt.
Der mittlerweile wohl berühmte Slogan des Blackwing 602 ziert die gegenüberliegende Seite – eine weitere Besonderheit, denn wie oft findet man derartiges? Ja, ich mag so etwas, und freue mich zudem über die gelungene Typografie.
Für weniger gelungen indes halte ich die Umsetzung der zweifellos pfiffigen Idee mit dem nachfüllbaren Radierer, denn die hervorstehenden Kanten der Klammer sind scharf. Das Gewicht dieser Konstruktion verschiebt den Schwerpunkt des Stiftes auch recht weit nach hinten. – Ausprobiert habe ihn den Radierer nicht, denn er ist hart geworden.
Es kostet schon Überwindung, einen solch schwer ersetzbaren Bleistift zu spitzen, doch ich bekam ihn geschenkt mit der Vorgabe, ihn zu testen. Der Spitzer meiner Wahl für Fälle wie dieser ist der DX4112 von DUX, der das rötliche Holz dünn und sauber abträgt und die hochgelobte Mine freilegt.
Beim ersten Strich wird der ganze Kult sofort verständlich: Der Blackwing 602 gleitet verblüffend leicht und ein wenig wachsig über das Papier, ohne dabei zu krümeln. Nichts kratzt, schmiert, bröckelt oder bremst: Man könnte meinen, er schwebe. Obendrein lässt er sich perfekt radieren und hat eine gute, aber nicht überragende Schwärzung. – Ich konnte es allerdings nicht übers Herz bringen, seine Bruchfestigkeit zu prüfen.
Der Blackwing 602 gilt zu Recht als einzigartig, und auch ich kenne keinen vergleichbaren Bleistift. Sein Gleiten und die äußerst saubere Abgabe haben mich jedoch an den Black Polymer 999 von Pentel Japan erinnert, der aber leider seit kurzem ebenfalls nicht mehr gefertigt wird.
Vielen Dank an Jürg für den außergewöhnlichen Blackwing 602!
P.S.: 1998 hat Sanford die Produktion dieses Bleistifts wegen geringen kommerziellen Erfolgs eingestellt, und es gibt das Gerücht, CalCedar, der Hersteller des Palomino, wolle einen Nachfolger auf den Markt bringen.