Als mir vor recht langer Zeit in alten US-amerikanischen Spielfilmen Bleistifte aufgefallen sind, die spitzer angespitzt waren als unsere einheimischen, habe ich mich nach dem dafür notwendigen Utensil umgesehen. Dies war jedoch kein ganz leichtes Unterfangen, denn als Reaktion auf meinen Wunsch „Ich hätte gerne einen Spitzer, der spitzer spitzt als andere Spitzer“ hatte ich Fragen wie „Möchten sie ein Glas Wasser?“ oder „Soll ich einen Arzt rufen?“ befürchtet, aber glücklicherweise blieb mir derartiges erspart.
Bei meiner Suche habe ich mich auch direkt an KUM gewandt, einen in Franken ansässigen Hersteller, der im nächsten Jahr sein 90-jähriges Bestehen feiert. Dort hatte man ein offenes Ohr für mich, und kaum hatte ich mein Anliegen nebst einer eingescannten Skizze per E-Mail vorgebracht, wurde mir auch schon geholfen. So zählen nun schon seit vielen Jahren die Langkonus-Spitzer von KUM zu meinen Favoriten, ganz besonders das Modell 400 aus einer Magnesiumlegierung. Letzteres möchte ich hier kurz vorstellen.
Langkonus-Spitzer von KUM. Links: Modell 202 („Stenograph”), 1998; rechts: Modell 400 („Metal Stenograph”), 2007
Der in Deutschland hergestellte und mit 9 g vergleichsweise leichte Metall-Spitzer, der sich durch seine sogenannte Bettstattform sehr gut halten lässt, misst 41 × 15 × 17 mm und ist für Bleistifte mit einem Standard-Durchmesser von 8 mm ausgelegt. Sein auffälligstes Merkmal ist die große Klinge aus gehärtetem Stahl, die fast 20% länger ist als z. B. die des klassisch-keilförmigen und ebenso hochwertigen M+R 600 aus Messing (das muss sie auch sein, ist doch die Schnittfläche bei einem kleineren Spitzwinkel größer).
KUM Long Point 400 (links) und M+R 600 (rechts)
Die Unterschiede der resultierenden Spitzenformen sind deutlich sichtbar. – Zur Ehrenrettung des M+R 600 muss ich an dieser Stelle sagen, dass die Klinge meines Stücks nicht mehr ganz scharf ist und die Schnittfläche daher rauher ausfiel; ein neues Exemplar spitzt selbstverständlich besser.
Spitzergebnis des M+R 600 (oben) und des KUM Long Point 400 (unten) am Tombow Mono J
Der KUM 400 sorgt für eine 23 mm lange Spitze (M+R 600: 17 mm), wobei etwa 5 mm der Graphitkerns freigelegt werden (M+R 600: 3 mm). Daher unterscheidet sich auch der Spitzabfall: Während die Dicken der Abfälle nahezu gleich sind, nimmt der Land-Konus-Spitzer aufgrund der größeren Schnittfläche mehr Holz weg.
Spitzabfälle des KUM Long Point 400 (links) und des M+R 600 (rechts) vom Tombow Mono J
Eine Spitze mit vergleichbarer Geometrie formt die Elektro-Spitzmaschine Dahle 230, doch da diese mit einem Fräser arbeitet, ist die Holzfläche etwas glatter und der Übergang vom Holz zur Mine sauberer.
Spitzergebnis des Dahle 230 (oben) und des KUM Long Point 400 (unten) am Tombow Mono J
Der KUM Long Point 400 aus Magnesium kostet etwa einen Euro und ist für Bleistifte der Handspitzer meiner Wahl. – Ein Dreierpack Ersatzklingen wird für gut zwei Euro angeboten.
KUM Long Point 202, ursprüngliches Modell (Herstellungsjahr unbekannt)
Obiges Bild zeigt das (soweit ich informiert bin) ursprüngliche Modell des KUM Long Point 202. Ich habe ihn um 1998 herum bekommen, vermute jedoch, dass er deutlich älter ist. Kann meine geschätzte Leserschaft etwas zum Alter dieses Exemplars sagen?
Nachtrag vom 30.6.08: Wer nicht immer, sondern nur manchmal spitzer spitzen möchte, findet in diesem speziellen Spitzer vielleicht eine Alternative zum KUM Long Point.
Nachtrag vom 22.2.14: Der 400-5L, wie der Spitzer korrekt heißt, wurde überarbeitet.
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