Mit „Faber-Castell since 1761“ gibt es seit kurzem eine umfangreiche Unternehmens- und Familiengeschichte der Bleistiftdynastie. Hier ein paar subjektive Anmerkungen.
Der üppig gestaltete, etwa 24,5 × 29 cm große und 520-seitige Band aus der Collection Rolf Heyne ist fadengeheftet, gebunden und durchgehend vierfarbig. Die Verarbeitungsqualität des in Italien gedruckten Werkes ist, soweit ich das beurteilen kann, sehr gut.
Die Gliederung des chronologisch aufgebauten Buchs orientiert sich im wesentlichen an den acht Generationen und bietet über die mit „Wie die Welt aussah“ betitelten Rubriken den zeitgeschichtlichen Kontext, was mir gut gefällt. Den Bauwerken ist ein eigenes Kapitel gewidmet, und der Anhang enthält u. a. einen Ausschnitt aus den Stammtafeln der Familien Faber und Castell sowie den Familienstammbaum.
Das Buch erfreut mit sehr ästhetischen Darstellungen; hier der Erwerb einer Graphitmine in Südsibirien durch Lothar von Faber im Jahre 1856 und Werbematerial für die Marken ACME und Apollo von Johann Faber.
Sämtliche Produktbereiche von gestern und heute werden präsentiert, darunter – neben Blei- und Farbstiften – Schiefertafeln und -griffel, Tinten und Tuschen, Rechenstäbe, Füllhalter, Zeichengeräte sowie Kosmetik.
Manches hätte ich gerne jedoch etwas ausführlicher gesehen, so z. B. das Sortiment von Eberhard Faber in den USA und die Bleistiftspitzer; vielleicht wäre auch das eine oder andere ungewöhnliche und heute fast vergessene Produkt (wie etwa der Flachminen-Drehbleistift TK 9600) eine Erwähnung wert gewesen.
Angesichts des ganzen Know-how hinter den vielfältigen Produkten verwundert mich, wie wenig Technik gezeigt wird – Patentzeichnungen, Werkzeuge, Maschinen, Prototypen, halbfertige Produkte und andere Details zu Entwicklung und Fertigung fehlen fast völlig, was ich sehr schade finde.
Markengeschichte und Imagepflege indes sind ausführlich dokumentiert, und so wirken nicht wenige Seiten wie aus einer Werbebroschüre (und auf mich in einem solchen Buch unangenehm).
Dass mich die ausführliche Darstellung der Bauwerke wenig und die zahlreichen privaten Einblicke kaum ansprechen, liegt vermutlich daran, dass ich nicht zur Zielgruppe dieses Buchs gehöre.
„Faber-Castell since 1761“ ist sicher reizvoll, würde mir aber erheblich besser gefallen, wenn es weniger Familienfotos und Eigenwerbung und dafür mehr technikgeschichtliche Details enthalten würde; so kann ich das 58 Euro teure Buch leider nur eingeschränkt empfehlen.
Nachtrag vom 20.10.13: Unter „Faber-Castell Since 1761 (3)“ bietet Sean von Contrapuntalism einen Blick auf die englische Ausgabe dieses Buches, zu der mir der Verlag Ende September sagte, es gäbe sie nicht.