Als der französische Kaufmann Jean-Pierre Alibert Mitte des 19. Jahrhunderts im südlichen Sibirien nach Gold suchte, machte er eine ungewöhnliche Entdeckung. Die Brocken reinen Graphits, die er nahe Irkutsk fand, ließen ihn nach der Quelle suchen; 1847 ortete er diese schließlich auf dem Gipfel des Berges Batugol im Sajangebirge, gut 430 km westlich der ursprünglichen Fundstelle.
Blick in die Graphit-Mine des Batugol (Holzstich, ca. 1870–1885)
Erst nach sieben Jahren des mit unglaublichem Aufwand betriebenen Abbaus stieß er auf eine zweite Lagerstätte, deren Graphit die Alibert-Mine legendär machen sollte, denn in der Qualität stand dieser dem aus Cumberland in nichts nach.
Den zahlreichen Ehrungen Jean-Pierre Aliberts folgte im Jahr 1856 ein Exklusivvertrag mit der Bleistiftfabrik A.W. Faber, die fünf Jahre später die ersten Stifte mit sibirischem Graphit auf den deutschen Markt brachte; 1865 waren diese auch in Amerika erhältlich.
Anzeige für Bleistifte von Johann Faber mit sibirischem Graphit (USA 1888)
Die hohe Qualität des Graphits und dessen Kombination mit bayerischem Ton ermöglichten erstmals die Fertigung von Bleistiften in 16 reproduzierbaren Härtegraden, die unter dem Namen „Polygrades“ in den Handel kamen und auf der Londoner Weltausstellung im Jahr 1862 gefeiert wurden.
(Warum ich das schreibe, wo es doch schon in Henry Petroskis Klassiker „Der Bleistift“, diversen Broschüren von Faber-Castell und auch unter „Looking for Gold, Finding Graphite: Faber, Alibert and the Siberian Mines“ bei Palimpsest steht? Nun, ich konnte den Stich und die Anzeige bekommen und wollte beides nicht ohne Drumherum zeigen.)
Nachtrag vom 5.3.10: Hier noch ein paar Worte zu den Quellen der beiden Dokumente. Der 178 × 118 mm große Holzstich war bei zwei eBay-Anbietern zu finden, wobei ihn der eine auf 1800–1870 und der andere auf 1885 datiert hat (dabei ist die erste Angabe sicher nicht ganz korrekt, gab es die Mine doch erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts). Eine weitere Suche förderte zwei Antiquariate zutage, die diesen Stich ebenfalls führen und die Jahre 1878 und 1888 angeben; eines nennt als Künstler Franz Schreyer.
Signatur unten links
Die Signaturen auf dem Holzstich (wenn es denn welche sind) haben mir bis jetzt nicht weitergeholfen, ebenso wenig die Angabe „Vol. 11“ in der linken unteren Ecke des Blattes (sie ist in der hier gezeigten Reproduktion nicht zu sehen).
Signatur unten rechts
Die Anzeige stammt laut eBay-Händler von 1888 und aus „Century Illustrated Monthly Magazine“ oder „Harper’s Magazine“.
Nachtrag vom 14.3.10: Erhard Sattmann schreibt in seinem Buch „Vom Faustkeil zum Bleistift” (1949) zu dieser Graphitmine:
- Das Graphitvorkommen in den Gebirgsschluchten von Irkutsk soll schon vor Jean-Pierre Alibert durch den Kosakenoffizier Tscherepanoff entdeckt, aber nicht ausgewertet worden sein.
- Bis man auf den hochwertigen Graphit stieß, mussten mehr als 300 Tonnen eines minderwertigen aus dem 2000 Meter über dem Meer liegenden Lager gefördert werden.
- Der Berg Batugol erhielt später zu Ehren des französischen Kaufmanns den Namen „Alibertberg”.
- Der sibirische Graphit wurde anfänglich sogar im Naturzustand für Bleistifte verwandt und erst später mit Ton gemischt.
Danke an Herbert R. für den Hinweis auf dieses Buch!