Papier

Schwarz

Schwarz

Manch­mal habe ich keine Lust zu (be)schreiben, son­dern möchte nur etwas foto­gra­fie­ren. Heute: Notiz­buch von Design.Y, Blei­stift Pen­tel Black Poly­mer 999 und Füll­fe­der­hal­ter Pilot Le­gno 89s. – Natür­lich geht das alles noch wesent­lich bes­ser; so stört z. B. die weiße Refle­xion am rho­di­nier­ten Ende der Kappe.

Herausragendes Merkmal

Über ein im wahrs­ten Sinne des Wor­tes her­aus­ra­gen­des Merk­mal ver­fügt die­ses Notiz­buch von Hobo­ni­chi, dem Her­aus­ge­ber des Hobo­ni­chi Techo, und Mizu­shima, einer Schreibwarenmarke.

Herausragendes_Merkmal

Das Notiz­buch1 im For­mat A5 hat 80 karierte Sei­ten; das Ras­ter­maß beträgt 3,7 mm. Die erste Seite trägt einen Index.

Herausragendes_Merkmal

Jedes Blatt hat am Rand gegen­über der Bin­dung sechs halb­kreis­för­mige Per­fo­ra­tio­nen (hier man­gels Kon­trast nur sehr schwer zu erkennen).

Herausragendes_Merkmal

Trennt man diese Per­fo­ra­tion auf, kann man das Papier herausklappen …

Herausragendes_Merkmal

… und erhält damit ein Griffregister.

Herausragendes_Merkmal

Der Umschlag des Notiz­buchs ragt so weit über den Rand, dass das Griff­re­gis­ter geschützt ist.

Herausragendes_Merkmal

Das Notiz­buch kos­tet 702 Yen (etwa 5,40 Euro) und ist auch als Blanko-​Variante sowie in A6 verfügbar.

Anm.: Der Stoff im Hin­ter­grund ist ein soge­nann­tes Tenu­gui, ein tra­di­tio­nel­les japa­ni­sches Hand­tuch, das sti­li­sierte Pini­en­na­deln zeigt. In Japan gilt die Pinie – ebenso wie der Bam­bus und die Ume – als Sym­bol für ein lan­ges Leben.

  1. Die Zei­chen auf der Ban­de­role はみだし ノ–ト (hami­da­shi no-​to) bedeu­ten her­vor­tre­ten, her­aus­ste­hen (hami­da­shi) und Notiz­buch (no-​to).

Basteln mit dem Lexikaliker (13)

Über das Notiz­buch­blog, das stets akku­rat über das Mar­ke­ting aus der PBS1-Welt berich­tet, bin ich auf die „Mind-​Papers“2 von X17 auf­merk­sam geworden.

Bemer­kens­wert an den „Mind-​Papers“ finde ich die Dis­kre­panz zwi­schen der Ein­fach­heit des Pro­dukts und der wer­ben­den Über­hö­hung sei­nes Nut­zens. Den von einem Stück Leder ein­ge­schla­ge­nen Kar­tei­kar­ten, die durch eine Foldback-​Klammer mit Stift­schlaufe, genannt „Sloop“, zusam­men­ge­hal­ten wer­den, spricht X17 beein­dru­ckende Leis­tungs­merk­male zu:

  • „Zusam­men mit der Stift­klemme »Sloop« ent­steht ein voll­kom­men neues Instru­ment zur Selbst­or­ga­ni­sa­tion, das so fle­xi­bel ist, dass es fast über­all ein­ge­setzt wer­den kann“3
  • „Ihr könnt pro­blem­los euch sel­ber, eure Noti­zen oder Dinge des täg­li­chen Lebens mana­gen“4
  • „Die Mög­lich­kei­ten sind schier unbe­grenzt!“3

In sei­nem Buch „Manage­ment by Kar­tei­karte – Die neue Zet­tel­wirt­schaft“, das zu den „Mind-​Papers“ emp­foh­len wird, legt Mat­thias Bütt­ner, der Geschäfts­füh­rer von X17, noch eins drauf, und so fin­det sich unter „Ler­nen“ der Ein­trag „Ver­hal­ten ändern“. Oha!

STIFT & PAPIER wirft einen genauen Blick auf die „Mind-​Papers“5 und stellt einige Ferti­gungsmängel fest: Die Kar­tei­kar­ten sind nicht gleich groß, und die Filz­stück­chen an der Klam­mer, die Leder und Stift schüt­zen sol­len, sit­zen und pas­sen nicht so recht. Beim Blick auf die Fotos dachte ich noch an ande­res: Ver­hin­dert der Filz im Klam­merin­nern wirk­lich Druck­stel­len? Ich denke nicht, denn irgend­wann ist der Filz platt, und wenn er sich lösen sollte, kön­nen Kle­ber­reste blei­ben. Und: Den Filz auf der Rück­seite, der den Blei­stift beim Ein­ste­cken schüt­zen soll, halte ich sogar für ent­behr­lich, wenn man die Schlaufe umge­staltet. Und damit geht es ans Basteln.

Wir brau­chen:

  • 1 Foldback-​Klammer (hier: eine 32 mm breite von WEDO)
  • Leder, etwa 15 × 17 cm (hier: natur­ge­gerb­tes Rinds­le­der, ca. 1,5 mm dick)
  • 25 Kar­tei­kar­ten im For­mat A7 (hier: Exa­compta, 205 g/​m2, gelb, kariert)

Wie hier üblich bedarf es kei­ner beson­de­ren Fähig­kei­ten oder Gerät­schaf­ten – grundlegen­de Fin­ger­fer­tig­kei­ten und der im gut sor­tier­ten Bas­tel­haus­halt anzu­tref­fende Kram reichen.

Der 17 × 11 cm große Leder­lap­pen für die Kar­tei­kar­ten ist schnell zuge­schnit­ten; eine An­leitung dazu erspare ich mir. Es emp­fiehlt sich, ihn etwas über den Rand der Kar­tei­kar­ten hin­aus­ste­hen zu las­sen (ich habe ihn 17 × 11 cm groß gemacht). – Tipp: Die Ecken kann man leich­ter ver­run­den, wenn man eine Münze an die Ecke hält und an ihrer Kante ent­lang schneidet.

Für die Stift­schlaufe schnei­det man einen Leder­strei­fen in der Breite der Foldback-​Klammer; der Strei­fen sollte etwas län­ger sein als nötig. In sei­ner Mitte bringt man im Abstand von 5 mm vom Rand zwei unge­fähr 1,2 mm lange Schnitte ein. (Die Länge der Schnitte hängt vom Leder ab; je dicker es ist, desto län­ger müs­sen sie sein. Das Maß von 1,2 mm gilt für das ver­wen­dete Leder mit einer Dicke von 1,5 mm.) Sitzt der Blei­stift stramm, haben sie die rich­tige Länge.

Basteln mit dem Lexikaliker (13)

Nun setzt man die Klam­mer auf einen Block oder ein Brett, damit sie etwas weni­ger weit geöff­net ist als spä­ter auf dem in Leder gehüll­ten Kar­tei­kar­ten­sta­pel. Anschlie­ßend rich­tet man den Leder­strei­fen mit ein­ge­steck­tem Stift stramm so auf der Klam­mer aus, dass der Stift mit­tig auf der Klam­mer sitzt, mar­kiert das über­ste­hende Leder und schnei­det es ab. Beson­ders hier lohnt es sich, sorg­fäl­tig zu arbeiten.

Basteln mit dem Lexikaliker (13)

Das Leder – natür­lich ohne Blei­stift – klebt man auf die geöff­nete Klam­mer, da sonst der Stift beim spä­te­ren Öff­nen der Klam­mer nicht fest genug gehal­ten wird und her­aus­fal­len kann.

Basteln mit dem Lexikaliker (13)

Ich habe Pat­tex Clas­sic benutzt und damit gute Erfah­run­gen gemacht. – Das hier gezeigte Brett hat eine Dicke von 12 mm und so ein geeig­ne­tes Maß.

Basteln mit dem Lexikaliker (13)

Nach dem Trock­nen des Kle­bers löst man die Klam­mer und ent­fernt even­tu­elle Klebstoffreste.

Basteln mit dem Lexikaliker (13)

Wie schon oben zu sehen, muss das Leder auf den Außen­sei­ten der Schnitte zur Foldback-​Klammer hin gedrückt wer­den. Auch wenn es nach kur­zer Benut­zung in die­ser Form bleibt, so ist es doch rat­sam, es mit einem Trop­fen Kle­ber zu fixie­ren, um ein Ver­rut­schen beim Ein­ste­cken des Stifts zu ver­mei­den6.

Basteln mit dem Lexikaliker (13)

Die bei­den nie­der­ge­drück­ten Strei­fen am Rand machen das Filz­stück auf dem Rücken der Foldback-​Klammer über­flüs­sig, da sie den Kon­takt von Stift und Metall ver­hin­dern. – Der fer­tige Selbst­bau kann schließ­lich so aus­se­hen (ich habe das Leder noch mit einem Pflege­mittel behandelt):

Basteln mit dem Lexikaliker (13)

Wenn der Stift zu stramm sitzt, kann man die Schlitze vor­sich­tig etwas grö­ßer schnei­den. – „Der Stift dazu ist unge­mein prak­tisch“7, meint X173 – klar, denn unbe­schrif­tete Kartei­karten haben längst nicht das Poten­tial beschrif­te­ter. Ich habe nichts dage­gen, dass man kräf­tig auf die Wer­be­trom­mel haut, doch durch Sprü­che wie die hier zitier­ten fühle ich mich ver­al­bert. Warum ich das dann nach­baue? Ich habe Freude an Blei­stif­ten, Karteikar­ten und klei­nen Bas­te­leien, doch ob ich das End­pro­dukt nut­zen werde, halte ich für fraglich.

„Ver­hal­ten ändern“ – ja, sel­ber den­ken und sel­ber machen.


Ich denke, dass der Reiz auch die­ses Pro­dukts darin liegt, dass es sug­ge­riert, mit ihm – end­lich! – das schaf­fen zu kön­nen, was man bis­her nicht oder nur unzu­rei­chend geschafft hat. Der kleine, ästhe­ti­sche Gegen­stand erscheint als uni­ver­selle Lösung, und das umso mehr, je mehr Fähig­kei­ten ihm zuge­spro­chen wer­den. Der Zau­ber­trank aus dem Schreib­warenladen! Doch eines Tages muss man fest­stel­len, dass man den All­tag mit ihm auch nicht bes­ser auf die Reihe kriegt, nach wie vor viel ver­gisst, nicht krea­ti­ver gewor­den ist und die schlech­ten Ange­wohn­hei­ten immer noch nicht abge­legt hat, und dann lan­det er bei den ande­ren Wun­der­mit­teln in der Schublade.

Nach­trag vom 1.7.19: Die Stift­klemme „Sloop!“ (die übri­gens tat­säch­lich paten­tiert ist, siehe „Vor­rich­tung zur Ver­bin­dung zweier Gegen­stände“) hat ein Update erfah­ren. Hatte die alte Vari­ante (noch hier zu sehen) keine Schlitze im Leder und ein Filz­stück zum Schutz des Stif­tes, so ver­fügt die neue Vari­ante über die von mir vor­ge­schla­gene Umge­stal­tung mit zwei Schlitzen.

← vor­he­rige | Bas­teln mit dem Lexi­ka­li­ker | nächste →

  1. Papier, Büro, Schreib­wa­ren.
  2. Wer dabei an den „Hips­ter PDA“ denkt, liegt nicht ganz falsch.
  3. Quelle: „Das Kon­zept Mind-​Papers“.
  4. Quelle: „Mind-​Papers – wahr­lich uni­ver­sell“.
  5. Der Preis für die „Mind-​Papers“ liegt je nach For­mat und Mate­rial zwi­schen 9,90 (A8) und 29,90 Euro (A5); den „Sloop“ gibt es für 4,90 bis 5,90 Euro.
  6. Wer Klam­mer und Blei­stift noch schnel­ler ver­bin­den möchte, wird hier fün­dig.
  7. „Mit ihm kann man sogar die Rück­seite der Kar­tei­kar­ten beschrif­ten”, bin ich geneigt hinzu­zufügen; zudem wun­dere ich mich, warum der Radie­rer keine Erwäh­nung fin­det.

Kurz notiert

Nach­trag vom 8.10.14: Bemer­kens­werte Details zur Tomoe­gawa Co., dem Her­stel­ler des „Tomoe River“-Papiers, gibt es unter „Tomoe River Paper“ bei pen­cils and other things.

  1. Nein, ich bekomme nichts für diese Emp­feh­lung.

Fachliteratur

Fachliteratur

Zum Grö­ßen­ver­gleich: Der Rot-​Blau-​Stift Mitsu­bi­shi 772.

Das gut 280-​seitige Buch „Adven­tures in Sta­tio­nery. A Jour­ney Through Your Pen­cil Case“ von James Ward ist am 11. Sep­tem­ber erschie­nen und war sofort in mei­nem vir­tu­el­len Waren­korb. (Die für Mai 2015 ange­kün­digte US-​amerikanische Aus­gabe trägt übri­gens den Titel „The Per­fec­tion of the Paper­clip: Curious Tales of Inven­tion, Acci­den­tal Genius, and Sta­tio­nery Obses­sion“ – kurios, aber die bei­den letz­ten Worte spre­chen mich durch­aus an.) Auf die Lek­türe bin ich sehr gespannt, doch vor­her lese ich noch „On the Dot. The Speck That Chan­ged the World“ von Alex­an­der und Nicho­las Humez zuende.

Nach­trag vom 28.9.14:
The Black­wing Pages: The Black­wing 602 in Adven­tures in Stationery
Blei­stift: Don’t mess with a pen­cil enthusiast.
The Inde­pen­dent: Adven­tures In Sta­tio­nery: Aut­hor James Ward loves Post-​it notes, pa­per clips and stap­lers so much he has writ­ten a whole book about them
The Guar­dian: From sta­tio­nery fiends to hand dryer enthu­si­asts… who are you cal­ling boring?
Web­log des Autors James Ward: I Like Bor­ing Things
Web­log zum Buch: Adven­tures In Stationery

Nach oben scrollen