Kultur

Zeichnung und Zierde

Alte Lite­ra­tur zum tech­ni­schen Zeich­nen finde ich fas­zi­nie­rend. Vor allem ihre Ästhe­tik und die Details zu den Werk­zeu­gen begeis­tern mich, aber auch die – im Fall von Lehr­bü­chern – instruk­tive Spra­che mit ihrer nüch­ter­nen Sorg­falt übt gro­ßen Reiz auf mich aus.

Zeichnung und Zierde

Manch­mal lohnt bereits die Umschlag­ge­stal­tung den (oft sehr güns­ti­gen) Kauf, so auch beim Titel „Tech­ni­sches Zeich­nen“ von Arthur Gru­ber1. Die­ses Design hat etwas, beson­ders die Illus­tra­tion! – Ver­wand­tes gibt es unter „Kunst und Kon­struk­tion“.

  1. Gru­ber, Dipl.-Ing. Arthur: Tech­ni­sches Zeich­nen. Ravens­burg: Otto Maier Ver­lag, 3. Auf­lage, ver­mutl. 1940er Jahre.

Tolle Typen

Durch Raum und Zeit und über den elek­tri­schen Floh­markt in meine Schreib­stube: Vier höl­zerne Ligaturen.

Tolle Typen

Ihrer ursprüng­li­chen Funk­tion und Umge­bung beraubt deko­rie­ren diese Druck­let­tern nun den Schreib­tisch. – Alter und Her­kunft kenne ich jedoch nicht, und auch den Font konnte ich noch nicht identifizieren.

Nach­trag vom 6.1.18: Bei dem Font han­delt es sich wohl um die Futura Medium.

Von Abbreviatur bis Zwischenschlag

Ich mag kleine Nach­schla­ge­werke, beson­ders dann, wenn sie alt sind und „Klei­nes a-​b-​c …“ hei­ßen. Heute daher ein Blick auf und in Her­mann Pal­mers „Klei­nes a-​b-​c der Dru­cke­rei“ aus dem Thebal-​Verlag in Stutt­gart. – Bil­der zum Ver­grö­ßern anklicken.

Von Abbreviatur bis Zwischenschlag

Augen­pul­ver, Bezeich­nung für beson­ders kleine, eng­ge­setzte u. des­halb schwer les­bare Schriftarten.

Cha­rak­ter­zeile ist die Zeile einer Besuchs- (Visiten-) Karte, die Beruf, Stel­lung od. Rang angibt. Wort­kür­zun­gen sol­len bei ihr tun­lichst ver­mie­den werden.

Von Abbreviatur bis Zwischenschlag

Eier­ku­chen, scherz­hafte Bezeich­nung für einen in- oder durcheinander­geschobenen Satz.

Von Abbreviatur bis Zwischenschlag

Eng­li­sche Höhe der Let­tern beträgt 62,03 Punkte gegen 62⅔ der deut­schen Normalhöhe.

Von Abbreviatur bis Zwischenschlag

Fak­tor (lat. Fak­tor = der Besor­gende) nennt man den tech­ni­schen Lei­ter einer Dru­cke­rei und in Groß­be­trie­ben die Vor­ste­her der ein­zel­nen Zweige im Buch­gewerbe, z. B. Set­ze­rei, Buch­dru­cke­rei, Buch­bin­de­rei, gleich­sam Meis­ter, der auch im all­ge­mei­nen die Meis­ter­prü­fung abge­legt haben muß.

Von Abbreviatur bis Zwischenschlag

Hering, beim Buch­dru­cker die Bezeich­nung für Ver­weis, Rüge, Rüffel.

Kus­tos, die am Schluß einer rech­ten Seite meist allein auf dem Ende einer Zeile ste­hen­den Anfangs­sil­ben oder Wör­ter der nächst­fol­gen­den Seite, die den Leser hin­über­lei­ten soll­ten. Heute nicht mehr üblich.

Von Abbreviatur bis Zwischenschlag

Land­kar­ten­pa­pier, zum Druck von Land­kar­ten aus bes­ten Faser­stof­fen her­gestelltes, gut geleim­tes Spe­zi­al­pa­pier, an das beson­dere Anfor­de­run­gen in Bezug auf Dehn­bar­keit gestellt wer­den, da es sich beim Über­ein­an­der­dru­cken ver­schie­de­ner Far­ben, das meist im Stein­druck unter star­kem Feuch­ten erfolgt, nicht ver­zie­hen darf.

Von Abbreviatur bis Zwischenschlag

Lay-​out, eine aus dem Ame­ri­ka­ni­schen über­nom­mene Bezeich­nung für eine → Anord­nungs­skizze für einen Druckauftrag.

Lexi­kon, ein frü­her übli­ches Papier­for­mat von 50×65 cm Sei­ten­länge. Heute ersetzt durch DIN → Papierformate.

Von Abbreviatur bis Zwischenschlag

Melo­ty­pie, Bezeich­nung für die satz­tech­ni­sche Her­stel­lung von Musiknoten.

Von Abbreviatur bis Zwischenschlag

Pachulke, Bezeich­nung für den Set­zer, der nicht voll­stän­dige Satz­ar­beit lie­fert, son­dern nur Teil­satz herstellt.

Von Abbreviatur bis Zwischenschlag

Signa­tur. 1. eine runde oder eckige Ein­ker­bung an der Vor­der­seite jeder Druck­type. Sie dient zur leich­te­ren Unter­schei­dung von ähn­li­chen Schrif­ten glei­chen Kegels und ermög­licht dem Set­zer, die Typen durch blo­ßes Abfüh­len mit dem Fin­ger in die rich­tige Stel­lung im Win­kel­ha­ken zu brin­gen. 2. Signa­tur des Druck­bo­gens → Norm.

Von Abbreviatur bis Zwischenschlag

Speck, scherz­hafte, aber oft gebräuch­li­che Bezeich­nung für irgend­ei­nen Vor­teil (Speck­satz, Speck­zeile, Speck­schie­bung für güns­ti­ges Manu­skript usw.).

Von Abbreviatur bis Zwischenschlag

Zeug nennt der Set­zer alle Buch­sta­ben, die am Schrift­bild oder sonst beschä­digt und zum Druck nicht mehr geeig­net sind. Sie wer­den in der Zeug­kiste gesam­melt und spä­ter eingeschmolzen.

Von Abbreviatur bis Zwischenschlag

Hein­rich Pal­mer: Klei­nes a-​b-​c der Dru­cke­rei. Mit vier Farb­ta­feln, Lei­nen­ein­band. Theba-​Ver­lag, Stutt­gart, 2. erwei­terte Auf­lage, ohne Jah­res­an­gabe (ver­mutl. 1950er Jahre). 11 × 15 cm, 120 Sei­ten. – Der Blei­stift im ers­ten Bild ist ein A.W. Faber Gold­fa­ber 1221 HB; die Blei­let­tern hal­ten das Büch­lein offen.

(low) tech writer

Es ist schon einige Zeit her, dass ich auf den Arti­kel „General’s Semi-​Hex 498 2 2/​4 … Rea­sons Why #1“ gesto­ßen bin, doch ich weiß noch, dass er mir gut gefal­len hat – so gut, dass ich das Web­log „(low) tech wri­ter“ von David Mad­da­lena im Auge behal­ten habe.

Wie ich spä­ter erfuhr, gehört der Arti­kel über den Blei­stift von Gene­ral zu 50 Essays, in de­nen sich der im Sili­con Val­ley lebende Autor zwi­schen Januar 2009 und Dezem­ber 2010 mit alt­mo­di­schen, ein­fa­chen und schö­nen Din­gen und Orten aus­ein­an­der­ge­setzt hat. Aus die­sen zunächst als Web­log ver­öf­fent­li­chen Tex­ten wurde danach eine Web­site und im April die­ses Jah­res ein Buch.

(low) tech writer

In „(low) tech wri­ter“ betrach­tet David Mad­da­lena u. a. ein­fa­che Werk­zeuge, Land­kar­ten, Wör­ter­bü­cher und Selbst­ge­mach­tes und spricht mich damit gleich in mehr­fa­cher Hin­sicht an. Doch er ist kein Maschi­nen­stür­mer – ganz im Gegen­teil: Er tritt ein für ein sinn­vol­les, über­legtes Neben­ein­an­der von alter und neuer Tech­nik und so für eine bewuss­tere Wahl der Mit­tel. Sei­ner Wert­schät­zung schlich­ter, dem High-​Tech zuwei­len über­le­ge­ner Dinge ver­leiht er klug und humor­voll Aus­druck und regt zum Nach­den­ken an.

„(low) tech wri­ter – low tech prin­ci­ples in a high tech world“ hat etwa A5-​Format, 158 Sei­ten und ent­hält zahl­rei­che Schwarzweiß-​Abbildungen sowie einige zuvor nicht veröf­fentlichte Texte. Es ist bei Lulu als Print-​on-​Demand erschie­nen und kos­tet 11,39 Euro.

Danke an Kai für den Hin­weis auf das Buch!

Im Bild: Becher von Wäch­ters­bach (alt), Notiz­buch „Agenda“ (heute „Pocket“) von Leuchtturm1917, Blei­stift STAEDTLER Noris 120 B, Spit­zer Faber-​Castell Janus 4048 und Radie­rer Mitsu­bi­shi Boxy.

Römisch Linkskursiv (2)

Man­che Dinge las­sen mir keine Ruhe, so auch die Frage nach der Her­kunft der auf topo­grafischen Kar­ten – und nur dort – ver­wen­de­ten Schrift „Römisch Links­kur­siv“1.

Römisch Linkskursiv (2)

Aus­schnitt der topo­gra­fi­schen Karte für Groß-​Gerau (© Hes­si­sches Lan­des­ver­mes­sungs­amt 1997)

Die die­ser Schrift eigene Ästhe­tik hat es mir ange­tan2. Schon ein­mal habe ich etwas über sie geschrie­ben; in der Zwi­schen­zeit hatte ich das Glück, mehr zu erfahren.

Römisch Linkskursiv (2)

Aus­schnitt der topo­gra­fi­schen Karte für Groß-​Gerau (© Hes­si­sches Lan­des­ver­mes­sungs­amt 1997)

Die links­ge­neig­ten Buch­sta­ben stam­men nicht immer aus typo­gra­fi­schen Satz­schrif­ten, son­dern wur­den beson­ders bei alten Kar­ten nur für diese gra­viert, gezeich­net oder geschrie­ben. Die typo­gra­fi­sche Erstel­lung der Kar­ten­be­schrif­tung wurde erst mit dem Foto­satz ren­ta­bel mög­lich; dass es die „Römisch Links­kur­siv“ bereits zu Zei­ten des Blei­sat­zes gab, darf bezwei­felt wer­den. – Den Pro­to­ty­pen eines Foto­satz­ap­pa­ra­tes ent­wi­ckelte Ing. Hugo Heine in den 1950er Jah­ren beim Braun­schwei­ger Westermann-​Verlag. Die­ser Pro­to­typ wurde spä­ter von der H. Bert­hold AG zur Dia­typ wei­ter­ent­wi­ckelt und 1958 auf der DRU­PA vor­ge­stellt. Erwäh­nens­wert in die­sem Zusam­men­hang ist ein Kom­men­tar von Ste­phen Coles bei Typophile, in dem er Erik Spie­ker­mann zitiert:

These used to be the fonts car­to­graph­ers used. Left-​leaning ita­lic for rivers, etc. They used to be engra­ved, thus the look. Bert­hold used to cre­dit them with the admi­nis­tra­tion respon­si­ble for the stan­dard, i.e. Baye­ri­sches Landes­vermessungsamt (Bava­rian Office for Land Regis­try or some­thing — the state car­to­gra­phy office). They’re really cool and i’ve been mea­ning to use them for years. I set maps with that stuff on a Dia­type, back in the 60s (i know, i know…)

Römisch Linkskursiv (2)

Aus­schnitt der Legende zur topo­gra­fi­schen Karte für Bad Karls­ha­fen (© Nie­der­säch­si­sches Lan­des­ver­mes­sungs­amt 1987)

Offen­bar gab es nicht nur eine links­kur­sive Kar­ten­schrift, son­dern ver­schie­dene, je nach Bun­des­land und zustän­di­gem Amt. Wer diese nie frei erhält­li­chen Schrif­ten gestal­tet hat, ist nicht über­lie­fert (Lino­type nennt daher ledig­lich „Ger­man Car­to­gra­phic Design“). In die digi­tale Zeit geschafft haben es nur zwei Schrif­ten mit gene­ri­schem Namen, näm­lich „Rö­misch“ und „Kur­siv­schrift“; von bei­den gibt es auch einen links­ge­neig­ten Schnitt.

Römisch Linkskursiv (2)

Römisch Rück­wärts Lie­gend (Lino­type)

Römisch Linkskursiv (2)

Kur­siv­schrift Rück­wärts Lie­gend (Lino­type)

Wer sich einige Ori­gi­nale anschauen möchte, wird im Mus­ter­blatt für die Topo­gra­fi­sche Karte 1:25000 fün­dig. Die­ses zeigt auf Seite 58 alle Vari­an­ten der links­kur­si­ven Schrift und macht Anga­ben zu ihrer Verwendung.

Römisch Linkskursiv (2)

Schrift­mus­ter für Gewäs­ser­na­men (Aus­schnitt des Mus­ter­blatts für die Topo­gra­fi­sche Karte 1:25000; Lan­des­ver­mes­sungs­amt Nordrhein-​Westfalen, 3. Auf­lage 1993)

Span­nend wäre ein Besuch der Biblio­thek des Georg-​Eckert-​Instituts in Braun­schweig, wo unzäh­lige alte Kar­ten ein­seh­bar sind. – Vie­len Dank an Indra Kup­fer­schmid, Flo­rian Hard­wig und Jür­gen Sie­bert für die inter­es­san­ten und hilf­rei­chen Details!

Nach­trag vom 21.9.12: Wei­ter geht’s unter „Römisch Links­kur­siv (3)“.

  1. Ich weiß nicht mehr, woher ich die­sen Namen habe. Auch wenn jetzt ein ande­rer viel­leicht bes­ser pas­sen würde, so behalte ich ihn wegen der Kon­sis­tenz bei.
  2. Nicht nur die Ästhe­tik die­ser Schrift, son­dern auch die der topo­gra­fi­schen Kar­ten all­ge­mein finde ich sehr reiz­voll. Schade, dass deren Gestal­tung nach und nach geän­dert wird und un­zählige schöne Details der Ver­ein­fa­chung zum Opfen fal­len.

Thoreaus Bleistifte

Henry David Tho­re­aus Bedeu­tung für den ame­ri­ka­ni­schen Blei­stift ist groß1, und so hat der Diogenes-​Verlag zum 150. Todes­tag des Schrift­stel­lers am 6. Mai 2012 sechs Blei­stifte in einer Metall­box her­aus­ge­bracht. Das Set2 ist jedoch mit rund 10 Euro recht teuer, so dass ich mich mit dem Kauf erst ein­mal zurück­halte. – Danke an Kai für den Hinweis!

Nach­trag vom 17.5.12: Eine Bespre­chung des Sets gibt es hier.

  1. Für einen schnel­len Ein­stieg siehe „Thoreau’s Pen­cils“ von John H. Lien­hard.
  2. Auf der Diogenes-​Website konnte ich die Blei­stifte kurio­ser­weise nicht fin­den.
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