Bleistifte

Tipp des Tages

Wer kennt das nicht: Man greift für die Noti­zen in einer Bespre­chung zu einem anspre­chen­den Fall­mi­nen­stift, um die Zeit etwas ange­neh­mer zu gestal­ten, muss dann aber fest­stel­len, dass man den Minen­spit­zer ver­ges­sen hat oder ihn nicht benut­zen kann, weil es keine Ent­sor­gungs­mög­lich­keit für den Spitz­staub gibt1.

Tipp des Tages

Ein STAEDTLER MARS 780 aus den 1980er Jah­ren, einer der Vor­gän­ger des STAEDTLER Mars tech­nico 780

Doch man kann ver­mei­den, in diese miss­li­che Lage zu gera­ten. Anstatt mit einer lan­gen, nur an einem Ende ange­spitz­ten Mine befüllt man den Fall­mi­nen­stift mit eini­gen kur­zen, bei­den­dig spit­zen Minen­stü­cken und hat so nicht nur eine, son­dern je nach Länge des Stifts und der Stü­cke zehn oder gar mehr (!) Spit­zen parat, womit man auch bei lan­gen Bespre­chun­gen und umfang­rei­chen Noti­zen pro­blem­los ohne Minen­spit­zer über die Run­den kommt. – Hin­weis: Der Innen­durch­mes­ser der Zwin­gen man­cher Fall­mi­nen­stifte ist lei­der so knapp bemes­sen, dass die Minen­stü­cke auf­grund ihres gerin­gen Eigen­ge­wichts nicht durch­rut­schen. Mit die­sen Stif­ten funk­tio­niert der Tipp lei­der nicht.

Tipp des Tages

Die ande­ren Bespre­chungs­teil­neh­mer wer­den nei­disch sein oder ihren Ein­druck, dass der blei­schrei­bende Kol­lege ein komi­scher Kauz ist, erneut bestä­tigt sehen.

  1. Ein­wände wie „Es gibt Behälter-​Minenspitzer“ oder „Nimm einen Druck­blei­stift“ kann ich jetzt nicht gel­ten las­sen.

Alter Glanz

„Nicht schon wie­der die Gra­nate“, wer­den man­che Leser seuf­zen. Aber keine Angst – ich mach’s kurz.

Alter Glanz

Es war schon ein bemer­kens­wer­ter Zufall, dass ich vor etwa einem Jahr eine „Gra­nate“ in ihrer Urform fin­den konnte, aber ein noch grö­ße­rer war es, eine zweite zu bekom­men. Bei die­ser habe ich die Patina so gut und scho­nend wie mög­lich entfernt.

Die gut 130 Jahre und der offen­bar inten­sive Gebrauch haben Spu­ren hin­ter­las­sen: Der Mes­sing­kor­pus ist ange­sto­ßen und abge­nutzt, das Mes­ser ist stumpf und schar­tig und die Schrau­ben sind fest­ge­fres­sen und beschä­digt. Doch trotz alle­dem kann man den alten Glanz erkennen.

Uchida Polymer HB

Die Mine des holz­ge­fass­ten Blei­stifts besteht seit gut 220 Jah­ren aus Gra­phit und Ton. Diese bewährte Mischung bie­tet jedoch bei sehr dün­nen Minen nicht die Bruch­fes­tig­keit, wie man sie z. B. für mecha­ni­sche Blei­stifte braucht. Erfolg bei der Suche nach Alter­na­ti­ven hatte das japa­ni­sche Unter­neh­men Pen­tel, das 1960 die 0,9-mm-Feinmine auf den Markt brachte, für die statt Ton Poly­mere als Bin­de­mit­tel ein­ge­setzt wer­den. Die­ses Ver­fah­ren wurde stän­dig wei­ter­ent­wi­ckelt und macht sogar Minen mit einem Durch­mes­ser von nur 0,2 Mil­li­me­tern möglich.

Pen­tel ver­band spä­ter beide Wel­ten und stellte 1986 den Holz­blei­stift Pen­tel Black Poly­mer 999 mit einer 2 Mil­li­me­ter star­ken Poly­mer­mine1 vor. Die­ser Blei­stift, der bis 2011 erhält­lich war, gibt mir bis heute Rät­sel auf, denn ich weiß nach wie vor nicht, wer ihn her­ge­stellt hat2. Doch es gab diese beson­dere Mine auch für Fall­mi­nen­stifte, und zwar von Uch­ida, einem der bei­den größ­ten japa­ni­schen Anbie­ter von Zei­chen­zu­be­hör3.

Uchida Polymer HB

Das Etui mit der Arti­kel­num­mer 826-​04094 ent­hält sechs 120 mm lange Minen mit einer klei­nen trans­pa­ren­ten Kunst­stoff­hülse am Ende, die ver­hin­dert, dass die Mine bei geöff­ne­ter Klemm­zange her­aus­fällt5; dazu fin­det sich auf der Rück­seite des Etuis ein erklä­ren­der Text6.

Uchida Polymer HB

Ist es wirk­lich eine Poly­mer­mine wie im Pen­tel Black Poly­mer 999? Ja, denn sie hat die glei­chen Eigen­schaf­ten: Sie glei­tet außer­or­dent­lich leicht, hat eine sau­bere Abgabe, schwärzt her­vor­ra­gend, ist sehr gut radier­bar und zeigt auch das typi­sche leichte Haf­ten. Es über­rascht aber, dass sie erheb­lich wei­cher ist als ihr holz­ge­fass­tes Pen­dant, ja sogar wei­cher als 2B7.

Uchida Polymer HB

Mit einem Mitsubishi/​uni Hi-​uni (ver­mutl. 1980er Jahre) und dem Minen­spit­zer Tor­toise

Es blei­ben aller­dings Fra­gen: Wer hat diese Minen her­ge­stellt? Wann waren sie erhältlich?

  1. Der Voll­stän­dig­keit hal­ber sei erwähnt, dass es hier um die gebrannte Poly­mer­mine geht (in Fach­krei­sen auch „abge­lei­tete Poly­mer­mine“ genannt). Die unge­brannte fin­det man z. B. in den extru­dier­ten Blei­stif­ten von STAEDTLER aus „Upcy­cled Wood“ (ursprüng­lich WOPEX, spä­ter Noris Eco).
  2. Von Pen­tel kam viel­leicht die Mine (da habe ich wider­sprüch­li­che Infor­ma­tio­nen), nicht aber die Holz­fas­sung, denn soweit ich weiß, hatte Pen­tel nie eine Holz­blei­stift­fer­ti­gung. – Pen­tel bot damals noch andere Blei­stifte mit Poly­mer­mine an, die sich inter­es­san­ter­weise in der Rezep­tur unter­schie­den. Mit dem Eye­ball Olen Mark Sheet, dem Kut­suwa Oren­pitsu und dem Kut­suwa Hoku­sign sind auch heute noch Holz­blei­stifte mit Poly­mer­mine erhält­lich.
  3. Der andere ist Dra­pas.
  4. Über diese konnte ich her­aus­fin­den, dass diese Minen auch in 3H (-0413), 2H (-0412), H (-0411), F (-0410) und B (-0408) ange­bo­ten wur­den. Gab es noch wei­tere?
  5. Siehe dazu „Kunst und Tech­nik“.
  6. Unter dem Auf­kle­ber steht „UCHIDA YOKO CO., LTD.“
  7. Ich habe lei­der keine wei­che­ren Grade des Pen­tel Black Poly­mer 999 und kann daher keine wei­te­ren Ver­glei­che vor­neh­men.

Tombow MONO KC

Durch Zufall bin ich auf einen unge­wöhn­li­chen Blei­stift auf­merk­sam geworden.

Tombow MONO KC

Er kommt vom japa­ni­schen Her­stel­ler Tom­bow und wird wohl Hand­wer­kern ange­dient, denn die auto­ma­ti­sche Über­set­zung des Tex­tes auf der Falt­schach­tel lie­fert mal „Archi­tek­tur­stift“, mal „Kon­struk­ti­ons­blei­stift“; auch das Foto des Baum­quer­schnitts spricht dafür1. Mir nicht ganz klar ist seine Bezeich­nung. Auf der Ver­pa­ckung fin­det sich „MONO-​KC 6P HB HK“, wobei „6P“ ver­mut­lich den Sech­ser­pack bezeich­net und „HB“ den Här­te­grad. Ich nenne ihn daher „MONO KC“2.

Tombow MONO KC

Vor­der­seite: Archi­tek­tur­stift HB | MONO, Rück­seite: [Blind­prä­gung] [Libelle3] Tom­bow JAPAN | weich

Seine zurück­hal­tende Gestal­tung gefällt mir, denn wäh­rend viele Blei­stifte aus Japan aus­führ­lich beschrif­tet sind, gibt es hier nur das Nötigste. Die Farb­wahl und der Umstand, dass man auf den Strich­code und die GTIN ver­zich­tet hat, tra­gen zur Attrak­ti­vi­tät bei. – Die Blind­prä­gung „HS1704“ mei­ner Exem­plare steht für die Her­stel­lung im April 2017; „HS“ bezeich­net die Charge4. Im Jahr 2016 hat Tom­bow einige Fer­ti­gungs­schritte der Holz­blei­stift­pro­duk­tion nach Viet­nam ver­legt. Ob davon auch der MONO KC betrof­fen war, konnte ich nicht her­aus­fin­den5.

Das Finish des 177 mm lan­gen und 7,8 mm dicken6 Blei­stifts liegt lei­der unter dem, was man von Tom­bow erwar­ten würde. Der Lack7 ist nicht immer gleich­mä­ßig, und bei man­chen Exem­pla­ren sind Unre­gel­mä­ßig­kei­ten und unsau­bere Stel­len zu erken­nen; der Prä­ge­druck ist jedoch sau­ber. – Farbe, Mase­rung und Aroma des Hol­zes spre­chen für Weihrauch-​Zeder.

Tombow MONO KC

Er lässt sich im zuwei­len pin­ge­li­gen M+R Pol­lux pro­blem­los spit­zen, was die hohe Qua­li­tät von Mine und Ver­lei­mung zeigt. Die 2 mm dicke Mine ist nicht beson­ders wisch­fest, hat aber eine sau­bere Abgabe und ist sehr gut radier­bar8. Ihre Härte ent­spricht der des STAEDTLER Mars Lumo­graph 100 B und ihre Schwär­zung der des Lumo­graph 2B.

Trotz sei­ner klei­nen Schwä­chen braucht der MONO KC den Ver­gleich mit vie­len ande­ren Blei­stif­ten nicht zu scheuen, und da er zudem optisch anspre­chend ist, macht er sich nicht nur in der Werk­zeug­kiste gut, son­dern auch auf dem Schreib­tisch. – Es gibt ihn außer in HB noch in 2H und als Rot­stift, aber offen­bar nur bei Ver­sen­dern in Asien9; der Sech­ser­pack kos­tet etwa 800 Yen (ca. 4,70 Euro).

  1. Tom­bow fer­tigt noch einen wei­te­ren Blei­stift für das Hand­werk, aber als OEM und für Tajima.
  2. Im aktu­el­len Kata­log von Tom­bow ist er nicht zu fin­den.
  3. Die Libelle, das Logo von Tom­bow, hat seit ihrer Ein­füh­rung im Jahr 1927 einige Ände­run­gen erfah­ren; 2013 bekam sie die Form, die hier zu sehen ist (siehe „Story of the Tom­bow Logo“).
  4. Quelle: Tom­bow Deutsch­land.
  5. Die Angabe „Made in Japan“ auf der Falt­schach­tel wider­spricht dem, es sei denn, sie gilt nur für die Ver­pa­ckung.
  6. Schlüs­sel­weit 7,2 mm.
  7. Wenn ich rich­tig sehe, gibt es zwei Lack­schich­ten.
  8. Getes­tet mit dem Kokuyo Resare, dem SEED Radar und dem Tom­bow MONO.
  9. Zur­zeit fin­det man ihn u. a. bei Ama­zon, Arde, Askul und Mono­taro.

Blau, Blau und Blau

Als ich vor weni­gen Tagen den Radie­rer Resare von Kokuyo („aqua blue“) aus­ge­packt habe, fiel mir die farb­li­che Ähn­lich­keit mit dem Druck­blei­stift Color Flight von Zebra („sky blue“) und dem Gel­rol­ler Signo Needle von Mitsubishi/​uni („light blue“) auf.

Blau, Blau und Blau

Natür­lich habe ich in mei­nem Fun­dus nach wei­te­ren Schreib­ge­rä­ten und Uten­si­lien in die­sem Farb­ton gesucht, aber lei­der ver­geb­lich. – Eine farb­li­che Beinahe-​Übereinstimmung von Pro­duk­ten ver­schie­de­ner Her­stel­ler in einer ande­ren Farbe als schwarz und weiß sieht man nicht alle Tage!

Sonderanfertigung (6)

Den Druck­blei­stift P200 von Pen­tel, der 1970 auf den Markt kam und wohl kei­ner Vor­stel­lung mehr bedarf, gibt es in einer fast unüber­schau­ba­ren Viel­falt, aber nicht voll­stän­dig trans­pa­rent1. Diese Lücke fül­len wir mit einer schnel­len Bas­te­lei2.

Wir brau­chen:

  • Einen Pen­tel P200
  • Den trans­pa­ren­ten Schaft eines P200-​Imitats3, z. B. von Ali­Ex­press
  • Etwa 110 mm trans­pa­ren­tes Rohr, Innen-⌀ 4 mm, Außen-⌀ 5 mm, z. B. vom Modellbau-​Profi in Frankfurt/​Main
  • Das übli­che Zeug wie Mes­ser, Sekun­den­kle­ber usw.

Sonderanfertigung (6)

Die Umset­zung ist einfach:

  1. Pen­tel P200 und Imi­tat zer­le­gen. – Vom P200 brau­chen wir alles außer dem Schaft und dem Radie­rer (er wird spä­ter nicht mehr pas­sen) und vom Imi­tat nur den Schaft.
  2. Minen­re­ser­voir des P200 am Absatz (etwa 4 mm ober­halb der Feder) abschnei­den. – Es ist rat­sam, das Kunst­stoff­teil mit einer koni­schen Ver­tie­fung zu ver­se­hen (z. B. mit einem Boh­rer), damit die Minen leich­ter in die Mecha­nik finden.
  3. Trans­pa­ren­tes Rohr mit Sekun­den­kle­ber auf dem Kunst­stoff­teil der Mecha­nik befestigen.
  4. Mecha­nik und Rohr in den Schaft ein­set­zen, Spitze auf­schrau­ben und eine Mine in die Zwinge brin­gen. – Letz­te­res ist nötig, damit man beim Kür­zen des Kunst­stoff­rohrs nicht zuviel abschneidet.
  5. Länge des trans­pa­ren­ten Rohrs so mar­kie­ren, dass die auf­ge­steckte Kappe zur Hälfte aus dem Schaft her­aus­schauen würde.
  6. Stift wie­der zer­le­gen und trans­pa­ren­tes Rohr kürzen.
  7. Mit Kle­be­band das Ende des trans­pa­ren­ten Rohrs soweit umwi­ckeln, dass die Kappe aus­rei­chend fest sitzt.
  8. Teile zusam­men­set­zen.

Fer­tig!

Sonderanfertigung (6)

Man muss aller­dings damit rech­nen, dass der trans­pa­rente P200 nicht lange so schön bleibt, weil sich der Abrieb der Minen im Minen­re­ser­voir sammelt.

  1. Einen trans­pa­ren­ten Schaft, aber ein bedruck­tes Minen­re­ser­voir hat­ten die Son­der­aus­ga­ben mit Moti­ven von Dis­ney und Pop­eye aus den 1970er Jah­ren, die jedoch heute kaum noch anzu­tref­fen und daher sehr teuer sind. – Ich meine gele­sen zu haben, dass Pen­tel danach kei­nen trans­pa­ren­ten Schaft mehr ange­bo­ten hat, weil die­ser im Ver­gleich zu den ande­ren nicht so lang­le­big ist.
  2. Die Qua­li­tät und die leichte Zer­leg­bar­keit des P200 hat schon zu vie­len alter­na­ti­ven Schäf­ten von Dritt­an­bie­tern geführt, dar­un­ter von Turn of the Cen­tury, Spoke und IJ Instru­ments.
  3. Eigent­lich lehne sich sol­che dreis­ten Pro­dukt­ko­pien ab, doch in die­sem Fall bin ich froh dar­über, weil dadurch ein trans­pa­ren­ter Schaft ver­füg­bar ist. – Vom Gebrauch des hier genann­ten P200-​Imitats kann ich nur abra­ten, denn der Clip sitzt zu locker, der Minen­vor­schub ist zu groß und die Mine hat im Füh­rungs­röhr­chen Spiel. Das Imi­tat (zumin­dest mein Exem­par) hat jedoch den Vor­teil, dass der Wulst am Schaft­ende ober­halb der Spitze, der man­che stört, nicht so aus­ge­prägt ist wie beim Ori­gi­nal.

Gebrauchsspuren

Vor lan­ger Zeit, als die Jah­res­zah­len noch mit „19“ anfin­gen und ich nur eine Hand­voll Schreib­ge­räte hatte, war der Druck­blei­stift MARS-​MICROGRAPH 770 151 von STAEDTLER mein stän­di­ger Begleiter.

Gebrauchsspuren

Gekauft habe ich ihn zusam­men mit der 0,3- und der 0,7-mm-Variante für das tech­ni­sche Zeich­nen, doch er wurde schnell zu mei­nem bevor­zug­ten Schreib­ge­rät und blieb es auch für die dar­auf­fol­gen­den 19 Jahre. Dies hat natür­lich Spu­ren hinterlassen.

Gebrauchsspuren

Die Spitze und der Griff sind teil­weise kor­ro­diert und der Prä­ge­druck2 ist fast voll­stän­dig abge­rie­ben. Auch der Blau­ton hat gelit­ten3 und ist nur noch im Här­te­g­rad­fens­ter zu erah­nen. Schleif­spu­ren am Drü­cker zeu­gen von häu­fi­ger Betä­ti­gung, doch die Mecha­nik funk­tio­niert noch so gut wie am ers­ten Tag.

Vor etwa 20 Jah­ren habe ich den MICROGRAPH in den wohl­ver­dien­ten Ruhe­stand geschickt und mich ande­ren Model­len zuge­wandt. Als ich kürz­lich ein neues Exem­plar4 bekom­men konnte, bot sich die Gele­gen­heit für diese Gegenüberstellung.

  1. Er war der erste Druck­blei­stift von STAEDTLER mit gerän­del­tem Metall-​Griffstück und Här­te­grad­in­di­ka­tor. – Die Modell­num­mer 770 gab es erst­mals 1969 beim Druck­blei­stift MARS-​770. Der MARS-​MIRCOGRAPH 770 1x kam 1978 in vier Strich­stär­ken auf den Markt und war bis 1990 erhält­lich, wobei zunächst alle Vari­an­ten den glei­chen blauen Schaft und eine gerade Spitze hat­ten. Spä­ter erhielt jede Strich­stärke ihren eige­nen Blau­ton (0,5: Mars­blau), und in einer wei­te­ren Ände­rung wurde die Spitze etwas kür­zer und bekam einen Absatz; dies ist die hier gezeigte Ver­sion. – Quelle: „STAEDTLER ID guide 1969-​2022“. bei Knocko­logy.
  2. Dem auf­merk­sa­men Beob­ach­ter wird auf­ge­fal­len sein, dass der Prä­ge­druck beim neuen Exem­plar etwas wei­ter links sitzt als beim alten. Dafür habe ich keine Erklä­rung; ich will nicht aus­schlie­ßen, dass es bei der drit­ten Gene­ra­tion die­ses Druck­blei­stifts zu wei­te­ren Ände­run­gen – in die­sem Fall bei der Posi­tion der Kenn­zeich­nung – kam.
  3. Aber es geht noch schlim­mer: Hin und wie­der sieht man die 0,3-mm-Variante, deren Hell­blau zu einem blas­sen Tür­kis gewor­den ist.
  4. Genauer: „NOS“, also „new old stock“, wie es gerne heißt.

Manormus, das denkende Lineal

Aus dem Museum für ver­al­tete Zei­chen­tech­nik: Der Manormus.

Manormus, das denkende Lineal

Das – so die Angabe auf dem Uten­sil – „Universal-​Gerät für Linea­tu­ren Netze Tabel­len Schraf­fu­ren Beschrif­tun­gen“ wurde für das Zeich­nen von Linien mit gleich­mä­ßi­gen, defi­nier­ten Abstän­den genutzt. Dazu steckte man den Blei­stift in eines der 140 Löcher1 und führte den Manor­mus an der Zei­chen­schiene oder dem Lineal entlang.

Manormus, das denkende Lineal

Die waag­rech­ten Hilfs­li­nien gal­ten für die acht genorm­ten Schrift­grö­ßen nach DIN, wobei drei ver­schie­dene Zei­len­ab­stände zur Aus­wahl stan­den. Für jede Schrift­größe gab es ein Loch­sys­tem, und bei der Wahl der rich­ti­gen Feder­strich­breite hal­fen zwei senk­rechte par­al­lele Linien sowie die Num­mern der Redis- und ATO-​Federn2.

Manormus, das denkende Lineal

Die linke Kante diente dem Zeich­nen von Hilfs­li­nien im Win­kel von 75° für schräge Schrift. – Zusätz­lich gab es Scha­blo­nen für einige im Maschi­nen­bau gebräuch­li­che Zeichen.

Manormus, das denkende Lineal

Die Gestal­tung der vier­sei­ti­gen Anlei­tung finde ich sehr anspre­chend, vor allem wegen der roten Zwi­schen­über­schrif­ten, die in der Signal von Wal­ter Wege aus dem Jahr 1931 gesetzt sind3. – Manor­mus4 und Anlei­tung kamen in einem brau­nen Umschlag, den ich lei­der nicht habe. Das Alter die­ses Exem­plars schätze ich auf etwa 50 bis 60 Jahre5.

Manormus, das denkende Lineal

Ein Hilfs­mit­tel mit sehr ähn­li­cher Ziel­set­zung ist der vor gut 100 Jah­ren erfun­dene Ames Let­te­ring Guide, des­sen Beson­der­heit eine dreh­bare Scheibe ist6; er wird auch heute noch gerne von Kal­li­gra­phen genutzt (siehe z. B. „Gui­de­lines in a breeze: The Ames Let­te­ring Guide for Cal­li­graph­ers“).

  1. Diese Löcher waren konisch und ver­jüng­ten sich nach unten auf einen Durch­mes­ser von gut 1 mm.
  2. Soweit ich weiß, war „ATO“ die Bezeich­nung der Band­zug­fe­dern von Heintze & Blan­ckertz, dem ers­ten deut­schen Her­stel­ler von Schreib­fe­dern.
  3. Eine Digi­ta­li­sie­rung der Signal erschien vor eini­gen Wochen als FDI Let­to­graph.
  4. Wie der Her­stel­ler auf „das den­kende Lineal“ kommt, ist mir rät­sel­haft.
  5. Es gab min­des­tens eine ältere, aber iden­tisch aus­ge­führte Vari­ante mit einer aus­führ­li­che­ren Anlei­tung, die mehr ins Detail ging und auch Schrift­mus­ter ent­hielt.
  6. Zum Erfin­der siehe „Crea­tor: O.A. Olson, Ames Let­te­ring Guide Inven­tor“.
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