Die ungewöhnliche, nach links geneigte Schriftart „Römisch Linkskursiv“ war bis vor einigen Jahren ein charakteristisches Merkmal topografischer Karten, doch mittlerweile ist sie durch die vereinfachte Kartengestaltung nur noch selten anzutreffen.
Genutzt wurde sie für den Satz der Gewässernamen, wobei sich ihre Höhe von 1,5 bis 6 mm an der Größe des Gewässers orientierte; bei 6 mm kam eine hohle, d. h. eine Outline-Variante zum Einsatz. – Weitere Details nennt das Musterblatt für die Topographische Karte 1:25000 auf Seite 58.
Die oben gezeigte Legende für Gewässer und Gelände ist übrigens eine Besonderheit, denn sie wirkt wie eine eigene Landkarte. Wie ich vom Hessischen Landesvermessungsamt (heute Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation) vor einiger Zeit erfahren konnte, empfanden viele diese Darstellung als missverständlich, so dass sie Mitte der 1990er Jahre durch die tabellarische Form abgelöst wurde. Leider hat diese Behörde keine Details zu dieser Schrift.
Ich habe die stets in blau gehaltene „Römisch Linkskursiv“, deren besondere Ästhetik mich anspricht, nie außerhalb topografischer Karten angetroffen und kenne auch ihre Herkunft nicht. Linotype führt eine auf den ersten Blick ähnlich wirkende, bei genauer Betrachtung jedoch deutlich abweichende Schriftart unter „Roemisch Rueckwaerts Liegend“, kann aber nichts zum Ursprung dieser sagen.
Wer weiß etwas zur Geschichte dieser Schrift?
Nachtrag vom 12.5.12: Weiter geht’s unter „Römisch Linkskursiv (2)“.
This is only partly related to your post, but I wanted to mention it just the same having seen the indication of „Bach“ on your map.
Beethoven said of J.S. Bach that „His name ought not to be ‚Bach‘ (brook) but ‚Ocean’…“ Here, Beethoven was referring to the unfathomable depths of Bach’s treatment of harmony.
Anyway, thanks for your post.
Sean
Ich hätte gedacht, dass dies als „Römisches Links Italic“ benannt werden müssen? Spaß, wie die Namen „Kursiv“ und „Italic“ unterschiedlich verwendet sind, je nachdem, ob es sich um Handschrift oder Druck handelt. Kursiv = Italic – aber „Cursive“ ist kein „Italic“. :-)
(Amerikanisch vs. Europäisch?)
mvG.
Henrik
Sean, thank you for your comment and for Beethoven’s quote on Bach. I am not familiar with classical music but I remember a German joke in which the names of famous composers were used: Bach for, well, „Bach“ (stream), Haydn for „Heide“ (heathen), Strauß for „Strauß“ (bunch [of flowers]), Mendelssohn for „Sohn“ (son), Liszt for „List“ (cunning) etc.
Henrik, danke für Deinen Kommentar und die sehr richtige Anmerkung. Die Verwendung der Begriffe „kursiv“ und „italic“ bei den Schriftarten ist nicht immer korrekt; hinzu kommt der Umstand, dass die „italic“-Schnitte nicht immer echte sind, sondern manchmal nur verschiefte Varianten des Normalschnitts. Die sprachspezifischen Details spielen sicher auch noch eine Rolle.
Vielleicht kann der Autor des Blogs http://www.blog.druckerey.de/ weiterhelfen?
Danke für diesen Hinweis! Ich werde mich an Herrn Schröder, dem Mann hinter dem genannten Blog, wenden.
oh, die linkskursive, es gibt sie also doch digital!
in meiner ausbildung beim HLVA/HLBG hab ich sie digital fälschen müssen da sie uns nicht zur verfügung stand… ich dachte sie wäre einfach nicht digitalisiert.
ich finde es sehr schade das sie in der DTK nicht vorgesehen ist, aber da verändert sich immer noch mal was, vielleicht muß man nur mal jemanden auf die idee bringen, sie wieder aufleben zu lassen :)
die Kartenlegende gefällt mir übrigens auch besser, da man gleichzeitig erklärung und beispielhafte anwendung hat.
weißt du noch mit wem du beim HLBG gesprochen hast?
in der kartographie gibt es doch einige spezialisten von denen ich mir vorstellen könnte das sie dir vielleicht weiterhelfen könnten
Danke für Deinen Kommentar und die Erinnerung an das „digitale Fälschen“ der Römisch Linkskursiven. Sehe ich es richtig, dass es damals zwar die digitale Römisch gab, aber nicht ihren linkskursiven Schnitt?
Vielleicht hat man sich ganz bewusst für eine Vereinfachung der Schriften entschieden und dabei diesen historische Font ausgemustert. Es kann natürlich auch sein, dass es die digitale Variante noch nicht so lange gibt und sie, als die Entschediung fiel, noch nicht verfügbar war.
Leider weiß ich nicht mehr, mit wem ich damals gesprochen habe, und an meine Unterlagen komme ich zur Zeit nicht heran. Ich erinnere mich jedoch gerne daran, dass alle, mit denen ich dort Kontakt hatte, sehr freundlich und kundig waren und ich bei meinen späteren Anrufen auch noch Kopien aus der Fachliteratur zugesandt bekam.
Jetzt hab ich doch tatsächlich meine (unglaublich ordentlichen) Ausbildungsordner (fast ohne Chaos! von MIR!!!) rausgekramt und mir die entsprechende Arbeit noch mal angeschaut: ich glaub schon das wir die Römisch hatten, aber sicher bin ich mir nicht. Unsere Übungsarbeiten sind ja nicht in die Produktion eingegangen, von daher war es „eh nicht so wichtig“. (sooo lang ist es übrigens noch nicht her ;)
Digital wurde die Römisch ja schon begradigt (das große K!)… wenn ich mir da meine Tusche-Schriftübungen so anschaue… =)
Sicher ist das eine Vereinfachung und Modernisierung – es gibt keine Serifen mehr, der Digitaldruck erlaubt viel mehr Farben und Farbflächen und eigentlich ist es ja richtig: die Schrift muß keinen eigenen Schnitt haben, sie hat ja schon eine eigene Farbe, das reicht als eindeutige Auszeichnung. In der TK war die Schriftfarbe zwar auch schon eindeutig, aber ich vermute das das linkskursive noch aus farbärmeren Zeiten stammt :) – mit nur einer Farbe ist ein Fluß nämlich nicht so eindeutig zu erkennen.
Eine schwarzweiß Kopie einer alten TK ist gut lesbar, bei der DTK bin ich mir nicht so sicher.
so, jetzt hab ich auch noch mal in den historischen Karten gestöbert, Flüsse sind da noch rechtskursiv, aber mit Zusatz vom Artikel und/oder Fließrichtungspfeil und/oder eindeutigem Zusatz („Main-Fluß“). Ich glaube die Ursprungsstiche sind so aus der zeit bis 1850… jetzt würde mich doch interessieren ab wann die Linkskursive auftaucht…
Danke für Deinen ausführlichen Kommentar sowie die interessanten und fachkundigen Details.
Der Aspekt der guten Lesbarkeit auch einer Schwarzweiß-Kopie (oder davor Lichtpause) ist natürlich sehr wichtig und könnte durchaus eine Motivation für die Herstellung des linkskursiven Schnitts gewesen sein.
Auch Dein Hinweis auf die Beschriftung der historischen Karten und die Datierung sind bemerkenswert. Dies spräche dafür, dass die Linkskursive in der Zeit eingeführt wurde, als Pausverfahren verfügbar waren, also ab etwa 1880.
du weisst doch bestimmt auch wie dieses furchtbar stinkende vervielfältigungsverfahren heißt, die schrift wird so lila dabei…?
in der grundschule haben wir noch solche kopien bekommen, aber mir fällt die bezeichnung nicht ein.
werd mal weiter in meinem kartenfundus kramen :)
An die korrekte Bezeichnung dieses Verfahrens kann ich mich leider nicht mehr erinnern, dafür aber umso besser an das besonders aromatische Lösungsmittel, durch das die Farbe von der Rückseite des glatten, auf eine Trommel gespannten Papiers (der Matrize) angelöst und übertragen wurde. Lange war ich nur Konsument dieser Abzüge, doch später habe ich ebenfalls Vorlagen erstellt und dabei natürlich auch mal vergessen, das Trennblatt zu entfernen, und hatte dann das besondere Vergnügen, die Kopien von diesem labberigen Trennblatt erstellen zu können (eine Notlösung, aber besser als gar keine). Spitzenmäßig fand ich die farbigen Einleger, mit denen es möglich war, mehrfarbige Matrizen und damit auch ebensolche Kopien zu erstellen – high tech! ;-)
Du hast einen Kartenfundus? Du Glücklicher!
Wow, mehrfarbig ^^ so fortschrittlich war meine Grundschule noch nicht, ehrlichgesagt wahrscheinlich eher das Gegenteil, ich glaub ich war eine der wenigen in meiner späteren Klasse die überhaupt „in diesen Genuß“ gekommen ist.
Man hat ja doch sofort daran geschnüffelt – und wusste sofort ob die Abzüge noch vom letzten Jahr übrig waren, ein paar Tage lagen oder ob der Lehrer zu spät gekommen ist, weil vergessen hatte sie füher zu kopieren :)
Wie es funktioniert wußte ich bislang nicht – darum such ich auch nach dem Namen – aber deine Beschreibung erklärt es ja schon ganz gut :)
Nun, die mehrfarbigen habe ich erst im Gymnasium kennengelernt, und auch da waren sie nichts für jeden Tag. Der „Riechtest“ ;-) gehörte natürlich auch für uns dazu. – Ich werde weiter nach der genauen Bezeichnung dieses Verfahrens suchen.
Kannst Du Dich noch an die ersten Fotokopien erinnern? Diese waren vergleichsweise dick und hatten eine sehr glatte Oberfläche, bei der man, fuhr man mit den Fingernägeln darüber, Gänsehaut bekommen konnte.
An welche Sinneseindrücke man sich wohl erinnern wird, wenn man an die Datenträger von heute zurückdenkt?
Ein kundiger Kollege hat mir weitergeholfen: Das waren die sog. „Umdrucke“, hergestellt mit dem Spirit-Carbon-Verfahren.
ich hab weitergeforscht – ein umdruck erschien mir (zumindest laut wikipedia) doch noch eine spur zu kompliziert für den schulaltag – und tatsächlich bin ich drauf gestoßen:
Hektographie und Matritzen, das wars was ich noch irgendwo gespeichert hatte!
danke :)
die ersten fotokopien… ganz dunkel, das war so ein ganz komisches papier, oder? ich glaub ich hab schon beim anfassen gänsehaut bekommen, das muß ich verdrängt haben weil ich es so furchtbar fand.
das muß wohl für dieses verfahren gewesen sein http://de.wikipedia.org/wiki/Nasskopie
die datenträger von heute… was macht die denn aus? größe? stromverbrauch? geräuschquelle (hat sich aber auch schon fast erledigt)? design? gute frage. bis auf die optik recht eigenschaftslos. und da meist einfallslos.
papier dagegen ist ja quasi all-in-one – datenträger und wiedergabe“gerät“ in einem…
Soweit ich weiß, war die Hektografie deutlich aufwändiger als das Spirit-Carbon-Verfahren. – „Matrize“ nannte man auch das Original, dessen Rückseite die Vorlage für die Umdrucke trug.
Ja, die ersten Fotokopien kamen auf – aus heutiger Sicht – komischem Papier und fassten sich nicht so schön an. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob diese noch Nasskopien waren, denn sie waren von minderer Qualität.
Den Datenträger von heute kennzeichnet seine Fähigkeit zur raschen Vernichtung der ihm anvertrauten Daten ;-) Einer meiner USB-Sticks hat in recht kurzer Zeit dreimal alles verloren und ist jetzt im Müll. Aber ich will nicht pessimistisch klingen – die modernen Datenträger möchte ich keinesfalls vermissen, auch wenn Zellulose immer noch mein Favorit ist.
„Außerdem haftete frischen Hektographien ein hartnäckiger Ethanolgeruch an, der wohlriechend war und Schulkinder regelmäßig zum „Schnüffeln“ verführte. Die Matrizen wurden daher in der Schweiz umgangssprachlich als Schnapsmatrizen bezeichnet.“ (Wikipedia)
:D
ich glaub viele haben matrize fälschlicherweise als bezeichnung für die kopie benutzt…
Ah, danke! Da habe ich mich geirrt. – An diese olfaktorischen Eigenschaften der Hektografien erinnere ich mich nur zu gut :-) Auch das violette Druckbild ist mir noch vertraut.
Du kannst diese Frage mal bei http://www.typografie.info/typoforum/ stellen.
Danke für den Tipp! Hier ist meine Anfrage: „Römisch Linkskursiv“.