Heute vor 100 Jahren wurde die DIN 476 veröffentlicht und damit die Grundlage für unser Papierformat-System geschaffen.
Die Grundsätze nach DIN 476: Benachbarte Formate gehen durch Halbieren oder Verdoppeln auseinander hervor (links) und alle Formate haben das gleiche Seitenverhältnis (1:√2, rechts); das Ausgangsformat der A-Reihe (A0) hat eine Fläche von 1 m
Die Geschichte der Papierformate (nicht nur nach DIN) wurde schon sehr oft behandelt, so dass ich dies nicht auch noch tun möchte. Stattdessen empfehle ich zwei Bücher:
- Markus Krajewski: Restlosigkeit – Weltprojekte um 1900 (Fischer 2006)
Dieser Titel beschreibt – ausführlich wie keine andere mir bekannte Quelle – die Entstehung der DIN-Formate und bietet dabei zahlreiche und zum Teil weniger bekannte Details. - Melanie Kurz, Thilo Schwer (Hg.): Raster, Regeln, Ratio – Systematiken und Normungen im Design des 20. Jahrhunderts (av edition 2022)
Diese Zusammenstellung von Beiträgen zur Jahrestagung der Gesellschaft für Designgeschichte 2021 an der FH Aachen erschien anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der DIN 476; der erste Beitrag „Vom Werkbundstreit zur Papierformatnormung“ geht auf diese ein.
Als kleine historische Beigabe gibt’s eine Übersicht der Anwendungen der A-Reihe aus dem „Handbuch für Papier und Bürobedarf“ von Dipl.-Hdl. F. K. Reckert, erschienen 1949 im Max Schwabe Verlag.
Mit der ISO 216 vom Juni 1975 wurden die Formatreihen A und B der DIN 476 zum internationalen Standard; lediglich in den USA und in Kanada1 werden sie nicht verwendet.
- Hier bin ich mir nicht sicher, da ich widersprüchliche Informationen gefunden habe.↩
Great story and interesting literature. Thank you making me aware of this 100 years in existence. Tolle Geschichte!
Yes, it’s indeed a “tolle Geschichte” :-) I also found it fascinating to learn that efforts to standardize paper sizes date back to the 14th century.
Hallo,
A4 Papier (8.27″ x 11.69″) kann man in den USA unter anderem bei Staples und Walmart bestellen. Es wird wohl von Firmen und Hochschulen verwendet die internationale Beziehungen haben.
Danke für dieses Detail! So ganz kann sich die USA dieser Norm offenbar auch nicht verweigern.
DIN Ax ist eine tolle Erfindung. Von Acryla gab es sogar einen Plexiglas Massstab, der das DIN Ax-Verhältnis in beliebigem Massstab erzeugen lässt:
https://www.flickr.com/photos/c_m_z/52330067380/in/photostream/
Das ist ja ein interessanter Maßstab! Wie hat man ihn denn benutzt?
P.S.: Ich habe den Link angepasst, damit man ihn anklicken kann.
Da kann ich leider nur mutmassen, da ich ihn aus zweiter Hand besitze…
Ich denke jedoch, dass er im Grafikbereich seinen Einsatz fand. Das (analoge) Entwerfen von Drucklayouts erfolgte ja nicht immer im Maßstab 1:1, sondern auch in kleineren Maßstäben. Da war es vermutlich praktisch das DIN-Seitenverhältnis rasch und ohne Dreisatz auf skizzieren zu können. Genau wie die Architekten, welche nicht immer rechnen wollen einen Dreikantmaßstab mit 6 unterschiedlichen Maßstabskalen verwenden:
https://www.gerstaecker.ch/Dreikantmassstab-Architekt.html?gclid=EAIaIQobChMIpeDG-9H4-QIVGed3Ch1QMwIcEAQYASABEgIOHfD_BwE
Der Maßstab hat wohl eine 1:1- und eine 1:√2-Skala, d. h. wenn ich z. B. eine 10 cm lange Seite eines Rechtecks mit der 1:1-Skala anlege, kann ich die zweite Seite auch mit (aufgedruckten) 10 cm anlegen, die eigentlich 10/√2 = 7,1 cm sind, so dass das Rechteck DIN-Seitenverhältnisse hat. – Diese Dreikantmaßstäbe sind praktisch, ebenso diese Varianten, bei denen die Skalen auf einer drehbaren Rolle angelegt sind.
Ja genau, so funktioniert der Maßstab.
Die dreieckigen Maßstäbe sind praktisch zum Messen. Zum Zeichnen taugen sie aber nicht. Ich benütze deshalb lieben einen flachen Maßstab. Besonders mag ich die durchsichtigen Maßstäbe der Firma Akryla.
Danke für die Details. – Es gibt viele interessante Lineale und Maßstäbe, doch auch ich bevorzuge die einfachen, flachen Modelle aus Acryl; hin und wieder greife ich jedoch zu einem aus Birnbaumholz von Rumold (leider wurden diese vor etwa zehn Jahren aus dem Sortiment genommen).