Ebenso wie LYRA haben noch andere Schreibgeräte-Hersteller mit Reklamemarken für sich geworben, darunter auch Johann Faber aus Nürnberg, dessen „ACME“-Bleistiftspitzer hier auf 54 × 54 mm grafisch durchaus reizvoll angepriesen wird. – Die erste Variante dieses aus drei Teilen (Korpus, zweiseitig geschliffenes Messer und Rändelschraube) bestehenden Spitzers kam laut Leonhard Dingwerths „Kleiner Anspitzer-Fibel“ um 1905 auf den Markt; der Gebrauch des englisches Wortes „acme“ auf dem deutschen Markt der damaligen Zeit überrascht mich jedoch.
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Ich falle Ihnen ungern ins Wort, werter Lexikaliker, aber „ACME“ ist hier vermutlich kein englisches Wort.
Akme (oder ακμή) ist ein Wort im Griechischen und bezeichnet den Höhepunkt einer Entwicklung. In dieser Bedeutung wird es m.E. auch in dieser Werbung verwendet, wenngleich die (in der Tat englische) Schreibweise mit „C“ verwundert. Vermutlich existierte zu Beginn des 20 Jahrhunderts noch eine relevante Zielgruppe der Altphilologen mit hohen Erwartungen an die Qualität von Bleistiftspitzern.
Im englischsprachigen Bereich hat ACME aber eine andere und m.E. heute bekanntere Bedeutung (die aber wahrscheinlich erst lange nach der Werbung entstanden ist): ACME ist der Name einer fiktiven Firma, der beispielsweise in Filmen verwendet wird. Das Akronym wird gedeutet als „A Company that Makes Everything“ oder auch „American Company that Makes Everything“. Bekannt ist die Firma ACME vor allem aus den Warner-Brothers-Zeichentrickfilmen (Bugs Bunny & Co) der 30er Jahre, wo quasi jeder verwendete Gebrauchsgegenstand (Sprengstoff, mobile Löcher, die man nach Belieben an eine Wand kleben kann etc. pp.) von ACME hergestellt wird. Daran angelehnt tauchen aber in diversen anderen Trick- und Realfilmen Zeugnisse des ACME-Imperiums auf, jüngst z.B. der ACME-Supermarkt, in dem Mickey Rourke in „The Wrestler“ arbeitet.
Ha, endlich weiß ich, woher die „ACME“-Lastwagen in den Road Runner-Trickfilmen kamen. Danke für die profunde Aufklärung!
Der Hinweis von Herrn Matthias auf den wahrscheinlich griechischen Ursprung von ACME finde ich sehr interessant.
Anzumerken bleibt, dass der Fremdwortgebrauch nicht erst seit unseren Tagen üblich ist, wie die Gründung des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins 1885 und seine Kritik am „Fremdwörterunwesen“ belegt; und dies keineswegs nur am damals vorherrschenden Französisch, sondern auch an Latein, Griechisch und Englisch. Die gelegentliche Lektüre von Theodor Fontane und insbesondere Thomas Manns ist in diesem Zusammenhang sehr aufschlussreich: „Langsam, Gabriele, take care, mein Engel.“ (Tristan)
Matthias, danke für Ihre sehr interessanten Ausführungen. Als großer Fan der alten Warner-Brothers-Cartonns kannte ich zwar „ACME“ (und schloss von diesem auch fälschlicherweise auf die englische Herkunft des Wortes), doch der griechische Ursprung war mir gänzlich unbekannt. Mit Ihrer Vermutung, die Altphilologen könnten damals als Zielgruppe eine nicht zu vernachlässigende Rolle gespielt und daher im Blick der Werbung gestanden haben, könnten Sie richtig liegen – ein bemerkenswerter Aspekt!
zonebattler, für die Herkunft von ACME gab (gibt?) es noch eine weitere Erklärung: In einer Ausstellung zu den Cartoons der Warner Brothers in Frankfurt 1997 hieß es, der Name wäre auf einigen der Schienen zu sehen gewesen, mit denen die Zeichnungen für das Fotografieren fixiert wurden (eine Bestätigung dafür habe ich bis jetzt jedoch nicht gefunden).
Frank, das Alter der Kritik am „Fremdwörterunwesen“ und dessen Umfang ist beeindruckend! Danke für dieses Detail – auch das war mir neu.
Einschlägig zur Fremdwortkritik ist Gustav Wustmann, Allerlei Sprachdummheiten — Kleine deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des Häßlichen, Leipzig 1891 (mit vielen späteren Auflagen), ein aus heutiger Sicht höchst amüsant zu lesendes und antiquarisch leicht greifbares Buch.
Ich zitiere aus dem Kapitel „Fremdwörter“:
„Viele [Fremdwörter], die vor vierzig, fünfzig Jahren noch für fein galten, fristen heute nur noch in den untersten Volksschichten ein kümmerliches Dasein; man denke an Madame, Logis, Piece, vis-à-vis, peu-à-peu (in Leipzig beeabeeh gesprochen), retour, charmant, meschant, inkommodiren und viele andere. Wer amüsiert sich noch?doch nur der Hottig; der anständige Mensch hat längst wieder angefangen sich zu vergnügen. Wie lange der feine junge Mann in Deutschland seine Tänzerinnen noch engagiren wird? Lange hoffentlich nicht mehr, denn in Leipzig engagirt man schon die Scheuerfrau. […] Wo ist das Parapluie geblieben, das doch auch einmal fein war, und wie fein! Ein verhältnismäßig neues Fremdwort ist funktioniren; aber wie bald wird es seinen Modeweg zurückgelegt haben! Sagt doch schon der Kellner zu einem locker gewordnen Zigarrenabschneider: er funktionirt nicht mehr ordentlich.[…]
Wundern muß man sich, daß die Männer der Wissenschaft, bei denen man doch die größte Einsicht voraussetzen sollte, gegenwärtig noch fast alle in dem Wahne befangen sind, daß sie durch Fremdwörter ihrer Sache Glanz und Bedeutung verleihen könnten. Auf den Universitätskathedern und in der fachwissenschaftlichen Litteratur, da jagen sich die Fremdwörter noch. Der deutsche Professor glaubt immer noch, daß er sich mit editio princeps, terra incognita, eo ipso, bona fide, Publikation, Argumentation, Acquisition, Kontroverse, Resultat, Analogie, intellektuell, individuell, ethisch, identisch, irrelevant, adaequat, ediren, polemisiren vornehmer ausdrücke als mit erste Ausgabe, unbekanntes Land, von selbst, in gutem Glauben, Veröffentlichung, Beweisführung, Erwerbung, Streitfrage, Ergebnis u.s.w.“
(So gehts noch seitenweise weiter.)
Hiermit erkläre ich „Hottig“ zu meinem Wort des Tages, ohne genau zu wissen, was so einen Hottig (abgesehen von den mangelhaften Umgangsformen) so auszeichnet …
Nachtrag bezüglich des Hottig:
Die Gebrüder Grimm kennen den Hotticht:
„HOTTICHT, n. lumpenpack, lumpiges gesindel; in verstärkender zusammensetzung: das ärgste lumpenhottigt. causenm. 43. es ist jedenfalls mit dem von VILMAR 180 als vorzugsweise niederhessisch verzeichneten huttich, hottich, hutch, masc., schimpfwort für einen armseligen, lumpigen, bettelhaften menschen, auch in dem verschärfenden compositum lausehottich, lausehutch, aufs engste verwandt, das sich seinerseits wieder mit hudel berührt, s. dort.“
Das ist ja klasse! Danke auch für diese interessanten Details. „Hottig“ ist in der Tat ein sehr schönes Wort, und die Vorstellung, dass sich „der Hottig amüsiert“, bereitet mir Vergnügen. – In meinen Nachschlagewerken habe ich dieses Wort vergeblich gesucht; vielleicht ist es ja mit „Hottentotte“ verwandt.
Does that sharpener has a screw on the back?
Yes! Just like e. g. the Faber-Castell Janus 4046.
But this big screw seems more practical than the tiny one on the 4046. It looks almost like the adjustment screw on my lovely Dux.
It’s surely practical, and older versions of the “Granate” had a similar screw too. I think that back then the blades were of lower quality, making a frequent replacement necessary; a screw which could be operated by hand was very useful. Today’s blades surely last much longer so using a screwdriver (or – in the case of some older sharpeners like the Janus 4048 – a coin) is not expecting too much of the user.
Didn’t knew that. Thank you for the clarification. People out there in blogs and forums are quick to say that all pocket sharpeners lose their edge pretty soon. Guess they don’t speak from experience, or their experience is limited to old sharpeners.
What frequency do you recommend for replacing blades?
And by the way, do you happen to have the KUM Automatic Long Point sharpener? Mine stopped working on the blade that sharpens the lead. No matter how many blades I try, it keeps on breaking the points of my pencils and also, it just won’t get leads needle sharp. Already contacted KUM but there has been no reply whatsoever. Any ideas?
As soon as leads start breaking too often.
My Pollux neaded a new blade quite soon, but maybe it was just a quirk.
As for your long point, did you try scrubbing underneath the blade ?
Guillermo de la Maza: Matt is right: as soon as the lead breaks too often it’s time to replace the blade. – My blades usually last quite long (however, I can’t give a certain time).
Matt: I think it was a quirk.
Many years ago I had the KUM Longpoint Automatic but it hasn’t worked properly for me, not even once so I have binned it.
Guess I’ll keep mine for wood removal and lead sharpening only. Too bad!
I can imagine that you stop using the KUM Automatic Longpoint as soon as you get the KUM Masterpiece ;-)
I’m thinking along those lines too! ;o)
By the way, there’s also an A.W. Faber Saphir sharpener that also has the screw for the blade on the back. Have you ever seen or own one?
You won’t regret switching to the Masterpiece! :-)
So far I have seen the A.W. Faber Saphir online only. – A few years ago I have bought one or the other vintage sharpener but since they only stay in a drawer I’ve stopped – I have enough crammed drawers already ;-)