Bleistiftverlängerer mit Kappe sind sehr selten anzutreffen, und so war ich erfreut, beim japanischen Anbieter StationeryProgram gleich mehrere zu sehen. Sie sind alle auf ihre Weise reizvoll, doch zwei Modelle haben mich besonders beeindruckt und zur einer Bestellung veranlasst. Eines davon ist das Modell „Pinguin“ (ペンギン)1.
Der in Japan gefertigte Verlängerer kam sorgfältig verpackt in einer transparenten Folie und einer milchigen Polypropylen-Hülle mit einer Stecklasche in Form einer Schreibfeder. Ein kleiner Pinguin mit Stift und der Schriftzug „Gojuon” zieren die Hülle2.
Das Modell „Pinguin“ wurde entworfen von Kyoko Uino, der Betreiberin des Geschäfts und Bleistiftmuseums Gojuon in Tokyo3, und kam 2007 auf den Markt4. Weitere Modelle folgten und erweiterten die „Mimic“5 genannte Serie, zu der auch ein sehr kurzer, ein doppelter und ein Verlängerer mit Öse an der Kappe gehören.
Er ist aus Celluloseacetat6, gut 20 g leicht und mit Kappe 14,5 cm lang; das Griffstück hat einen Durchmesser von 11 mm. – Die Kappe wird durch einen Metalleinsatz mit fünf Blattfedern sicher auf dem Griffstück gehalten. Sie ist in ihrem Inneren so ausgeführt, dass sie nur bis knapp über das Griffstück reicht; so wird eine Beschädigung der Bleistiftspitze vermieden.
Der Verlängerer nimmt Bleistifte bis 11 cm Länge auf, und die viergeteilte Klemmung hält selbst einen sehr kurzen Stummel noch zuverlässig, wie am mitgelieferten zu sehen ist7. – Auf dem Griffstück finden sich der lasergravierte Schriftzug „Ginza Gojuon“ und der Pinguin.
Die Material- und Verarbeitungsqualität des Verlängerers ist makellos, und durch die Kappe sowie die Möglichkeit, ihn auch mit vergleichsweise langen Bleistiften nutzen zu können, hat er einen hohen Gebrauchswert. Es macht mir große Freude, mit ihm zu schreiben!
Zu meiner großen Überraschung waren neben dem Clip8 noch einige Extras im Päckchen, nämlich zwei Handspitzer aus Kunststoff des japanischen Herstellers NJK9, ein spezieller Bleistift und eine Tintenpatrone mit Roller-Aufsatz10, die man statt eines Bleistifts im Verlängerer nutzen kann.
Den Bleistift hat Gojuon herstellen lassen. Es ist ein „syakyou enpitsu“, d. h. ein Bleistift zum Transkribieren buddhistischer Sutras (auf einer Fläche des Stifts ist auch eine Doktrin zu finden). Normalerweise macht man dies mit einen Pinsel, doch die 4 mm dicke 10B-Mine erlaubt das Schreiben der Zeichen fast wie mit einem solchen11.
Als weiteres Zubehör werden ein Einsatz für eine Jetstream-Mine von uni-ball und eine Lederhülle angeboten. – Das Griffstück und der Clip sind als Ersatzteil erhältlich.
Bemerkenswert ist auch der Umfang der mitgelieferten Dokumentation. Ich kann leider kein Japanisch, gehe aber angesichts der Zeichnungen davon aus, dass es sich um Anleitungen und weiterführende Informationen handelt.
Mit Tetsuya Wada, dem Mitentwickler des in Japan patentierten Mimic und Betreiber von StationeryProgram, hatte ich eine sehr freundliche Unterhaltung per E-Mail. Er war an der Entwicklung des Mimic beteiligt, ist Autor einiger Bücher über Schreibwaren und deren Gebrauch und betreibt ein Weblog unter LowPowerStation. Danke an Tetsuya Wada für die zahlreichen interessanten Details und den hervorragenden Service!
Der Bleistiftverlängerer „Pinguin“ kostet 11.080 Yen (etwa 94 Euro) plus Versand.
Nachtrag vom 7.11.24: Der erwähnte Mimic Short ist unter „Halbe Sachen“ zu sehen.
Nachtrag vom 26.11.24: Eine sehr attraktive Variante ist der Mimic Drops.
- Art.-Nr. 1470.↩
- Diese Hülle ist auch separat erhältlich.↩
- Mehr zu Gojuon unter „Ito-ya and Gojuon, Ginza, Tokyo“ bei Contrapuntalism.↩
- Die erste Serie wurde in einem Karton zusammen mit einem kurzen, eigens dafür gefertigten Tombow Mono B und einem Beileger angeboten (Quellen: 1, 2). Eine sehr frühe Vorstellung findet sich in „趣味の文具箱10“ (grob übersetzt „Hobby Stationery Box Vol. 10”), erschienen im März 2008; siehe Seite 3 der Vorschau. – Es fällt auf, dass die erste Variante ein anderes, nämlich ein gerändeltes Griffstück hatte, und hier ist die Ähnlichkeit mit einem Verlängerer von Kutsuwa mit dem gleichen Griffstück erkennbar.↩
- „Mimic” deshalb, weil man mit der Gestaltung des Verlängerers die eines Füllfederhalters nachgeahmt hat.↩
- Neben Celluloseacetat kommen für die anderen Modelle auch Bakelit und Ebonit zum Einsatz, und ein (wohl nicht mehr erhältlicher) Mimic aus Holz – genauer: japanischer Zelkove – ist unter „Gojuon: shoushin-mono“ und „欅(けやき)の鉛筆補助軸“ zu sehen.↩
- Der Anbieter nennt eine Mindestlänge von 1 cm ohne Spitze.↩
- Der zweite Clip gehört zum Mimic Short, den ich mitbestellt habe.↩
- Genauer: Die Modelle 516 und 850.↩
- Hierbei handelt es sich um die Rollerpatrone Universal 852 von Schneider, deren vorderes Ende mit einem Stück Schrumpfschlauch eingefasst wurde, um auf den Durchmesser eines Bleistifts zu kommen.↩
- Siehe dazu auch den „fude enpitsu“ von Mitsubishi.↩
der patronen-aufsatz ist ja interessant!
was es nicht alles gibt …
Allerdings! Dieses Teil ist pfiffig :-)
Sehr schön. Auch ein Bisschen Nostalgie. Die alte Werkstoffe sind immer begeisterend.
Ja, das stimmt! Es gibt übrigens auch eine Variante dieses Verlängerers aus Ebonit.
Hallo! Erst einmal – ich liebe dieses Blog! Danke.
Meine Frage: wie kann ich denn ohne Japanisch-Kenntnisse einen dieser herrlichen Verlängerer bestellen? Auf der Webseite von Stationary Program gibt es leider keine Englischversion.
Herzlich
Holger, München
Danke, das freut mich sehr!
Ich hatte mich in Englisch an die unter https://www.wada-denki.co.jp/bunguho/shop05.html genannte E-Mail-Adresse bunguho(at)wada-denki.co.jp gewandt und bekam sehr schnell eine englische Antwort.
Danke für die Antwort. Ich hab eine Email geschickt, mal sehen…
Bitte, gern geschehen! Ich bin zuversichtlich, dass es klappt.