Der Bleistift braucht eine Spitze, und die machte man lange mit dem Messer. So ersannen findige Köpfe bereits vor 200 Jahren aufwändige „Bleistiftspitz-Vorrichtungen“, die das Spitzen erleichtern sollten1, und genauso sperrig wie die Bezeichnung muten heute diese Apparate an.
In dem Buch „Bleistifte, Farbstifte, farbige Kreiden und Pastellstifte, Aquarellfarben, Tusche und ihre Herstellung nach bewährten Verfahren“, erschienen 1904 in A. Hartleben’s Verlag2, beschreibt August Buchwald einige dieser Kontruktionen3. Eine arbeitete mit zwei unterschiedlichen Feilen und einer Federmesserklinge im Holzgehäuse, und in einer anderen drückte eine Feder den Bleistift auf eine Feile, wobei die Federkraft mittels eines über einen Knopf gewickelten Bindfadens geregelt wurde.
Die „Bleistiftschärfmaschine“ Jupiter, patentiert 1896 und hergestellt von Guhl & Harbeck in Hamburg, war dem Autor offenbar besonders wichtig, denn ihr widmete er über zwei Seiten. – Buchwald erwähnt kurz die damals neuen „hütchenförmigen“ Bleistiftspitzer aus Metall, bemängelt aber, dass sie ihren Zweck durch die meist ungleichmäßige Bewegung der Hand nicht erfüllen und sich die Schneidfläche des „Messerchens“ schnell abnutzen würde.
Der Griff zum allgegenwärtigen Handspitzer aus Messing, Magnesium oder Kunststoff ist schon lange selbstverständlich, und so ist es heute wohl nur schwer vorstellbar, dass man mal mit dem stumpfen Bleistift losgezogen ist und eine dieser Maschinen in Gang gesetzt hat4.
- Der kegelförmig gebohrte Spitzer, Urform unserer heutigen Handspitzer, wurde zwar schon 1852 erdacht, doch es sollte noch ein halbes Jahrhundert dauern, bis er weite Verbreitung fand.↩
- Es gilt als das erste deutschsprachige Buch, dass diese Themen ausführlich behandelte.↩
- Buchwald betont auch die Notwendigkeit einer „feinen, wirklich konischen Spitze“ für die Nutzung des Bleistifts mit dem Pantograph.↩
- Das Aufkommen des Handspitzers hatte jedoch nicht zur Folge, dass diese Maschinen verschwanden, wie die noch in den 1940er erhältliche IDUNA-2 der Idea-Maschinenfabrik von Hans Michaelis aus Leipzig belegt.↩
Danke für diesen informativen Bericht! Was für eine Konstruktion diese Jupiter Bleistiftschärfmaschine wohl hatte, unglaublich industriell.
Ja, die damals erdachten Geräte beeindrucken auch heute noch!
So Maschinen schaffen auch Bedeutung und machen das Spitzen zu einem Ritual. Ich könnte mir vorstellen, dass man auch heute noch so ein Produkt in einem Nischenmarkt verkaufen könnte. Im starken Gegensatz zu den Billigst-Spitzmaschinen aus Massenproduktion. Da fällt mir derzeit nur die Caran d’ache Maschine ein, die aber lange nicht so spannend ist, wie eine offene Technik-Konstruktion, wo man ganz nah am Spitzprozess dran ist.
Das diese alten Maschine begehrt sind, sieht man ja auch an den Preisen bei Ebay.
Ich liebe jedenfalls unmittelbar erfahrbare präzise Technik ohne Akku und Strom.
Das sind interessante Gedanken! Vielleicht gehen auch die Maschinen von El Casco ein wenig in diese Richtung, zumal diese auch ein Sichtfenster haben, durch das sich der Spitzvorgang beobachten lässt. – Mal sehen, wann jemand das Innenleben einer CARL Angel-5 in ein Acrylgehäuse setzt …
Danke für Eure spannenden Kommentare! Da Carl Angel-5 ein hervorragender Kurbelspitzer ist, welcher eine sehr scharfe Spitze produziert, würde mich dieser in einem Acrylgehäuse sehr interessieren.
Das Problem beim Standard-Angel-5 ist die Halterung, die unschöne Bissspuren auf dem Stift hinterlässt. Sollte sich wirklich mal jemand die Mühe machen, eine Acryl-Version zu bauen, wäre er gut beraten, die gummigepolsterte Halterung des Angel-5 Premium oder Royal zu verwenden.
Hab gerade diese Seite zugeschickt bekommen, finde sehr interessante Spitzmaschinen:
http://museum.ai.ch/ausstellungen/sonderausstellungen/spitzer
Danke für den Hinweis – das sieht wirklich sehr interessant aus!