Es gibt einige Geschichten, in denen der Bleistift eine wichtige Rolle spielt, doch so detailliert wie in Arthur Conan Doyles „Die drei Studenten“1 wird er wohl nur selten beschrieben. Auf seiner Suche nach einem Studenten, der eine Abschrift der geheimen Unterlagen für eine am nächsten Tag stattfindenden Prüfung angefertigt haben soll, findet Sherlock Holmes einige Splitter, die beim Spitzen mit einen Messer angefallen sind, und begutachtet diese.
„Er arbeitete jedenfalls mit solcher Hast, daß die Spitze seines Bleistifts abbrach und er ihn neu anspitzen mußte, wie sie ja schon bemerkt haben. Sehen Sie sich das an, Watson. Das ist kein gewöhnlicher Bleistift. Größer als üblich, mit weicher Mine, außen dunkelblau, der Name des Herstellers in silbernen Lettern aufgedruckt, und das Stück, das ihm übrigblieb, ist nur noch etwa vier Zentimeter lang. Suchen Sie so einen Bleistiftstummel, Mr. Soames, und Sie haben den Schuldigen gefunden. Wenn ich Ihnen noch verrate, daß er ein großes und ziemlich stumpfes Messer besitzt, haben Sie noch einen Anhaltspunkt.“
Die Fülle dieser Informationen überwältigte Mr. Soames sichtlich. „In den anderen Punkten kann ich Ihnen folgen“, sagte er, „aber woher wissen Sie, wie lang …“
Holmes hielt uns einen Splitter entgegen, auf dem die Buchstaben NN standen, dahinter war noch etwas unbedruckte Fläche zu sehen. „Klar?“
„Ich fürchte, ich sehe immer noch nicht …“
„Watson, ich war wohl doch ungerecht zu Ihnen. Es gibt noch mehr. Also, was könnte dieses NN denn heißen? Jedenfalls steht es am Ende eines Wortes. Ihnen dürfte bekannt sein, daß der größte Hersteller von Bleistiften Johann Faber ist. Dann ist von diesem Bleistift jetzt höchstens noch so viel übrig, wie hinter dem ‚Johann‘ kommt.“ Er blickte flach über die Tischfläche. „Ich hatte gehofft, er hätte auf so dünnes Papier geschrieben, daß sich ein Teil auf die polierte Tischfläche durchdrückte. Aber ich sehe nichts dergleichen.
Danke an Thomas H für seinen Hinweis auf diese Geschichte!
- Arthur Conan Doyle: Die drei Studenten (The Adventure of the Three Students, erschienen 1904 als Einzelerzählung und 1905 im Band „The Return of Sherlock Holmes“).↩