In frühem Reklamematerial für den Bleistift MARS-LUMOGRAPH von J.S. STAEDTLER wurde gerne mit einem lichtabsorbierenden Farbstoffzusatz geworben; in dieser Anzeige aus dem Jahr 19351 stand er sogar im Mittelpunkt. Was hatte es damit auf sich?
Zu der damaligen Zeit und auch noch bis in die 1990er Jahre hinein wurden vor allem großformatige technische Zeichnungen mittels Lichtpause (Diazotypie) vervielfältigt. Dazu legte man die Zeichnung auf ein Papier mit einer für UV-Licht empfindlichen Beschichtung und belichtete sie mit einer UV-Lampe. Das Papier wurde anschließend behandelt, wobei das Gezeichnete dunkel blieb (je nach Produkt dunkelbraun oder dunkelviolett) und die belichteten Stellen hell wurden. Wichtig für einen hohen Kontrast der Kopie war, dass der Abstrich der verwendeten Stifte möglichst wenig UV-Licht durchlässt, und um das zu erreichen, haben die Hersteller verschiedene Methoden angewandt. STAEDTLER hat damals mit dem Zusatz von im UV-Bereich stark absorbierenden Stoffen zur Minenmasse experimentiert, doch diese wurden durch das Brennen der Minen zerstört. Erfolg hatte das Unternehmen schließlich mit der Zugabe von sehr lichtdichten Farbstoffen2 zur – so das Patentdokument – Fettmasse3 und ließ sich dies am 9.12.19304 unter dem Titel „Verfahren zur Herstellung von Graphit-Ton-Minen“ patentieren5. Interessant zu wissen wäre, wie lange man dieses Verfahren angewandt hat6 und ob es heute noch Zusätze für andere Zwecke gibt, z. B. zur Verbesserung der Schwärzung oder zur Verringerung der Reflexion. –
Diese Anzeige ist noch aus einem ganz anderen Grund aufschlussreich. Als der MARS-LUMOGRAPH 2886 im Jahr 1930 auf den Markt kam, hatte er nur den marsblauen Lack, der mit seinem Vorgänger MARS 1225 eingeführt wurde. 1935 bekam er die schwarze Tauchkappe, doch diese hier gezeigte Variante gab es nur kurz, denn bereits 1936 kam der weiße Zierring hinzu. – Mehr zur Geschichte gibt es unter „90 Jahre Lumograph“ zu sehen.
- Angabe des Anbieters.↩
- Im Patent wird eine HB-Mine genannt, die aus 42% Graphit, 40% Ton und 18% Fettmasse besteht. 3 bis 5% von letzterer wurden durch Sudangelb oder Sudanviolett ersetzt, so dass der Farbstoff etwa 0,5 bis 0,9% der Mine ausmachte. – Der hohe Anteil der Fettmasse hat mich überrascht.↩
- Dass man hier von Fettmasse sprach – und nicht etwa von Paraffin wie heute – finde ich bemerkenswert. War das Imprägniermittel früher anders zusammengesetzt? Bei dieser Gelegenheit dachte ich an den Hinweis von Derwent: „Derwent Graphic Pencils B, HB, F, H, 2H, 3H, 4H, 5H, 6H, 7H, 8H and 9H are all free from animal products.“ Meiner Ansicht nach kann das nur mit der Imprägnierung zusammenhängen.↩
- Knapp zwei Monate zuvor wurde die Marke „Lumograph“ angemeldet, und im selben Jahr begann die Produktion.↩
- Kurioserweise wurde das Patent erst am 20.3.1936, also gut fünf Jahre später, veröffentlicht.↩
- Es gab Exemplare des MARS-LUMOGRAPH 2886 mit einem „+“ (?) auf der Tauchkappe (siehe z. B. „MARS LUMOGRAPH PENCILS“). Wurde mit dieser Kennzeichung der Zusatz beworben? – Zuweilen hat man ein Stück einer Lichtpause in das werbende Faltblatt geklebt, zu sehen z. B. unter „MARS-Marketing und „Der Universalstift“.↩
Danke! Sehr interessant.
Wowter, das freut mich zu hören! Auch wenn die Motivation für solche Zusätze heute nicht mehr (oder nicht mehr im damaligen Maß) besteht, so bleibt das Thema spannend, nicht zuletzt weil man kaum Informationen zur Imprägnierung und den dabei verwendeten Stoffen bekommt.