In dieser Anzeige aus dem Jahr 19351 lässt die Schwan-Bleistift-Fabrik in Nürnberg den Architekten Grundfest ein gutes Wort für die STABILO Blei- und Farbstifte einlegen.
Man hatte bestimmt Freude daran, eine Figur auftreten zu lassen, die sofort als frei erfunden erkennbar war, und hat die humorvolle Wirkung mit der Formulierung „Architekt Grundfest spricht“, dem freigestellten Kopf und der einzelnen Hand mit den drei überdimensionierten Stiften sicher gerne unterstrichen. – Die Gestaltung des Schriftzugs „Bleistift-Fabrik“ finde ich reizvoll2.
Nachtrag vom 3.4.23: Von STABILO konnte ich erfahren, dass die Anzeige aus dem Jahr 1941 stammt.
- Angabe des Anbieters.↩
- Der charakteristische „STABILO“-Schriftzug wurde 1960 kräftiger und die Punze des „O“ neigte sich nach rechts (siehe „STABILO 8770“).↩
Hallo,
ich habe ein Problem mit der Jahreszahl 1935. Egal ob der Architekt Grundfest real oder frei erfunden war; 1935 in Deutschland eine Anzeige mit diesem Namen? Denn Grundfest ist ein jüdischer Name. Jüdische Architekten waren aber vom Reichskulturkammergesetz von 1933 betroffen und hatten ein Berufsverbot.
Und dann diese Anzeige aus Nürnberg, der offiziellen „Stadt der Parteitage“? Ich kann mir nicht vorstellen dass man 1935 bei Schwan so mutig war oder so unbedarft. Meine Vermutung, vor 1933 oder nach 1945.
Das sind gewichtige Argumente gegen die Jahreszahl! Den Hintergrund des Namens Grundfest kannte ich nicht. – Auf der Rückseite der Anzeige sieht man einen Teil eines Inhaltsverzeichnisses, überschrieben mit „Das März-Heft:“ in gebrochener Schrift und darunter die Einträge „Preußisches Soldatentum“ von F.W. von Oertzen, „Betriebsgemeinschaft, Arbeit und Kapital“ von Dr. Peter Quante und „Die Romantik in der deutschen Kunst. Mit Bildern“ von Herbert Freiherr von Oelsen. Dies spricht gegen die Zeit nach 1945, und da die Marke „Stabilo“ bereits 1926 eingetragen wurde, könnte die Anzeige vor 1933 erschienen sein. – Ich habe heute bei Stabilo angefragt.
Der im Inhaltsverzeichnis genannte F.W. von Oertzen gilt seit Sommer 1944 als im Osten vermisst. Nach 1945 kann man also ausschließen. Lässt sich den herausfinden, welches „März“-Heft das war, also aus welcher Zeitschriftenreihe diese Anzeige stammt?
Oertzen schrieb seit Mitte der 1920er u.a. für die Monatszeitschrift „Die Tat“. 1934 bis1937 war er Hauptschriftleiter bei der Zeitschrift des Reichsluftschutzbundes.
Danke für diese Details! Auch wenn es prinzipiell möglich wäre, dass man einen alten Artikel von F.W. von Oertzen posthum veröffentlicht, so halte ich das in diesem Fall für ausgeschlossen; damit muss die Anzeige vor 1945 erschienen sein. – Ich habe mich auch beim Anbieter nach der Zeitschrift, in der diese Anzeige erschien, erkundigt.
Der Anbieter hat mir mitgeteilt, dass die Anzeige aus „Der Baumeister“ entnommen wurde, doch weder die Themen auf der Rückseite noch die Typografie passen zu dieser Zeitschrift. Von STABILO konnte ich jedoch erfahren, dass die Anzeige aus dem Jahr 1941 stammt.