Zu den Themen, die schon länger auf ihre weitere Bearbeitung warten, gehört die Geschichte des Rot-Blau-Stifts, aber auch verwandter Schreibgeräte. – Die folgenden Dokumente konnte ich von Sean Malone (†7.12.201) bekommen.
Die letzten hier gezeigten Quellen belegen, dass es den Rot-Blau-Stift bereits vor 1869 gab, und ein Warenkatalog von A.W. Faber führte 1874 sogar Rot-Grün-, Rot-Graphit- und Blau-Graphit-Stifte auf. Doch auch letztere waren damals nicht neu, wie dieser Katalog von Eberhard Faber aus dem Jahr 1873 zeigt.
Allerdings werden hier unter der Rubrik „Colored Pencils With Two Colors“ die Kombinationen „Carmine and Black“ und „Blue and Black“ genannt, so dass offen bleibt, ob es sich bei dem Schwarz um eine Farb- oder eine Graphitmine gehandelt hat. – Ich finde es bemerkenswert, dass der Rot-Blau-Stift in drei und den Rot-Grün-Stift in zwei Qualitäten angeboten wurde.
Auch ein mechanischer Rot-Blau-Stift war im Sortiment. – Interessant finde ich den Rot-Schwarz-Stift mit dicker Vierkant-Mine, der Waldarbeitern angedient wurde.
Aus einem Bericht des United States Congress des Jahres 1864 stammt folgende Übersicht, die Rot-Blau-Stifte von Faber aufführt.
1872 gab es einen Großbrand in der Fabrik von Eberhard Faber in New York. Zu den Unterlagen, die das Feuer überstanden, gehört ein Geschäftsbuch aus dem Jahr 1857. (Eberhard Faber leitete ab 1849 zunächst die US-amerikanische Niederlassung von A.W. Faber in New York, bevor er 1861 seine eigene Bleistiftfabrik, ebenfalls in New York, gründete. Alle Dokumente vor 1861 sind also noch A.W. Faber zuzuordnen.) Im November finden sich die Eintragungen „10 Gr. Zinnober & Bleistifte“ und „11 3/4 Gr. Blau und Bleistifte“ (dritte Rubrik, erste und zweite Zeile; für einen Ausschnitt anklicken):
Ebenfalls im November: „8 Gr. Zinnober & Blau Stifte Gold“ (zweite Rubrik, dritte Zeile; für einen Ausschnitt anklicken):
Und im Dezember: „18 Gr. Roth & Blau Stifte 6eckig“ (19. Zeile)2 und „2 1/2 Gr. Blau & Zinnober Stifte“ (letzte Zeile; für Ausschnitte anklicken):
Doch es geht noch weiter zurück, und zwar in den Juli 1856. Das Geschäftsbuch von Eberhard Faber führte in diesem Monat und zum ersten Mal in diesem Jahr „Blue and Carmine“ auf (etwa in der Mitte; für einen Ausschnitt anklicken):
Der Rot-Blau-Stift dürfte also mindestens 166 Jahre alt sein, und die Idee dazu hatte nach eigenen Angaben Lothar vor Faber3.
Doch es bleiben Fragen: Wann kam der erste Rot-Blau-Stift auf den Markt? Als Erfinder des modernen Farbstifts auf Ölkreidebasis gilt Johann Sebastian Staedtler; er hat seine Erfindung im Februar 1834 präsentiert. Wann begann Lothar von Faber mit der Produktion von Farbstiften?
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- Seine hervorragenden Weblogs Contrapuntalism und Blackwing Pages sind glücklicherweise noch online.↩
- Darunter heißt es „9 Gr. Zinnober Stifte roth-Gold“, doch ich bin mir nicht sicher, ob es sich dabei wirklich um Rot-Blau-Stifte handelt oder „roth-Gold“ deren Gestaltung bezeichnen soll.↩
- Lothar von Faber (1817–1896) hat 1839 die 1761 gegründete Bleistiftfabrik A.W. Faber übernommen.↩