Nach dem Ausflug in die Vergangenheit des Rot-Blau-Stifts heute ein Blick auf ein aktuelles Exemplar dieser Gattung, und zwar den JANUS 2160 von Faber-Castell.
Der JANUS 2160 hat die üblichen Abmessungen, aber eine bemerkenswerte Gestaltung. Der goldfarbene Prägedruck, der teils links- und teils rechtsläufig ist, wurde mal auf einer roten und mal auf einer blauen Fläche1 angebracht. Die eigentlich redundante Angabe „ROT•BLAU“ gibt es in vier Sprachen, wobei die deutsche und die französische Fassung mit einem Punkt (•), die englische und die spanische hingegen mit einem Divis (-) geschrieben wird. – Ein Strichcode ist nicht vorhanden, aber eine Blindprägung („m8“ (?) auf meinen Exemplaren).
Kurioserweise trifft hier ein aktuelles Logo von Faber-Castell – die kämpfenden Ritter – auf ein altes, nämlich den Januskopf, der den Schriftzug „JANUS 2160“ einfasst und perfekt zu diesem Stift passt.
Die Wortmarke „JANUS“ wurde 1906 eingetragen und 2015 gelöscht (hier ein Ausschnitt aus einem Werbemotiv um 1910/1920; das vollständige Motiv ist unter „Janus“ zu sehen). Der JANUS 2160 trägt zwar die Kennzeichnung „Germany“, doch ich bezweifle, dass er in Deutschland hergestellt wurde. Finden konnte ich ihn nur auf der internationalen Website von Faber-Castell (Janus colour pencil, red/blue), und ich vermute, dass die Marke „Janus“ in den Zielmärkten etabliert ist und man nicht auf sie verzichten wollte (ähnlich „Alligator“).
Blau: werkseitige Spitze, rot: gespitzt mit der „Granate“
Der JANUS 2160 ist einfach verarbeitet. Sein Lack ist dünn und hat einige Unregelmäßigkeiten, und im Prägedruck gibt es die eine oder andere kleine Lücke. Die Minen meiner Exemplare sitzen aber mittig und sind – soweit ich es bis jetzt feststellen konnte – ordentlich verleimt.
Das Holz kann ich nicht sicher identifizieren, doch ich gehe von Gmelina (bot. Gmelina arborea) aus, das Faber-Castell in Kolumbien anbaut. Es lässt sich in der „Granate“ von Möbius+Ruppert2 leicht spitzen, hat aber nach dem Spitzvorgang keine glatte, geschlossene Fläche3.
Die 3,5 mm dicke und für einen Farbstift sehr bruchstabile Mine hat eine gute Pigmentierung und eine saubere Abgabe; zudem ist sie sparsam und hat einen vergleichsweise wischfesten Abstrich.
Ich habe den JANUS 2160 von zwei, drei Jahren im Fachgeschäft FORMAT in Darmstadt gekauft, kann mich aber nicht mehr an den Preis erinnern. Mich hat es überrascht und gefreut, diesen Stift dort zu finden, denn ich denke nicht, dass er für den deutschen Markt gedacht ist.
Weitere Rot-Blau-Stifte in diesem Weblog:
- Venus Postal
- Rot und Blau (1, eine Zusammenstellung von 13 Stiften)
- Faber-Castell Jumbo Grip Bicolor
- J.S. STAEDTLER 3534 B Red & Blue Stork
- J.S. STAEDTLER MARS-LUMOCHROM 2642
- Koh-I-Noor Hardtmuth Bürofarbstift
- Beim genauen Blick auf die Spitze erkennt man, dass der Stift erst vollständig blau lackiert wurde und dann auf drei Flächen rot.↩
- Es wäre natürlich schön, wenn sich der JANUS 2160 auch im Janus 4048 spitzen ließe, aber in diesem brechen die Minen reproduzierbar ab.↩
- Dieser Effekt ist mir bereits beim Faber-Castell GRIP 2001 aufgefallen.↩