Der Pentel PG4 ist ein besonderer Druckbleistift.
Doch zunächst ein paar historische Details1. Das japanische Unternehmen, das 1946 als Dai Nihon Bungu Kabushiki Kaisha gegründet wurde und sich 1971 den Namen Pentel gab, brachte 1960 die Polymermine2 auf den Markt. Im selben Jahr bot es einen Druckbleistift für Minen mit 0,9 mm Durchmesser und später Modelle für 0,5-mm- und 0,7-mm-Minen an. 1965 kam der Pentel Graph auf den Markt, dessen charakteristisches Design mit zum Drücker hin verjüngtem und verschraubtem Endstück3 1966 mit dem Good Design Award ausgezeichnet wurde. Dem Graph folgten erst der Graph II und dann der PG5 im Jahr 1972; letzterer ist heute noch erhältlich. Zur PG-Reihe gehörten auch der PMG (0,3 mm; 1970), der PG7 (0,7 mm; Mitte der 1970er Jahre) und der PG2 (0,2 mm4; 1981)5. 1976 bekam die Reihe ungewöhnlichen Zuwachs: In diesem Jahr stellte Pentel mit dem PG4 den weltweit ersten Druckbleistift für 0,4-mm-Minen vor.
Der PG4 ist 14,7 cm lang, 8,5 mm dünn und wiegt gut 9 Gramm; damit gehört er zu den schlanken Druckbleistiften. Neben dem weißen Aufdruck „0.4 mm PG4″6 – hier kurioserweise ohne Herstellernamen7 – gibt es zwei 11 × 5 mm große Prägungen oberhalb der Griffzone, und zwar „GRAPH PENCIL“ und „PENTEL Japan“; letztere enthält bei meinem Exemplar zudem die Zahl 14 (wohl ein Produktionscode). – Der Schwerpunkt liegt etwa in der Mitte.
Die Gebrauchseigenschaften sind sehr gut: Der Pentel-typische Clip sitzt fest8, es klappert nichts, die Mine hat im Minenführungsröhrchen kein Spiel und die feinen Ringe des 25 mm langen Griffstücks bieten guten Halt. Der Minenvorschub ist mit 0,45 mm geringfügig größer als der Standard (etwa Minendicke bei einmaligem Drücken).
Der Aufbau des PG4 (und der anderen PG-Modelle) ist bemerkenswert aufwendig. Die Mechanik mit Minenreservoir (2) wird durch die aufgeschraubte Spitze (3)9 im zwölfflächigen Schaft (1) und zusätzlich durch den eingeschraubten Überwurf (4) gehalten. Auf letzterem sitzt die Hülse (5) mit dem Sichtfenster für den Härtegrad, wobei das verschraubte Endstück (7) diese klemmt und den Drücker (6) sichert; letzterer hat eine Nadel zum Entfernen von Minenresten im Minenführungsröhrchen und in der Zwinge. – Das Minenreservoir hat die eingeprägte Kennzeichnung „5b“ (vermutlich ebenfalls ein Produktionscode).
Die größte Besonderheit des PG4 ist natürlich der unübliche Minendurchmesser von 0,4 mm. Warum Pentel diesen eingeführt hat (und einige andere Hersteller mitgezogen sind), weiß ich nicht. Im Gegensatz zu 0,3/0,5/0,7 mm für das technische Zeichnen gab es für 0,4 mm10 wohl keinen konkreten Bedarf, und so denke ich, dass man einfach etwas neues anbieten und sich von den Mitbewerbern absetzen wollte11. – Ich nutze diesen Durchmesser gerne. 0,5 mm ist mir inzwischen zu dick und 0,3 mm manchmal zu dünn, und so empfinde ich 0,4 mm als sehr praktisch (ja, das Zehntel bemerkt man). Vielleicht hat ja der eine oder andere bei Pentel ähnlich gedacht …
Der Pentel PG4 wurde bis etwa 1996 hergestellt und kostete ca. 1000 Yen (knapp 8 Euro); inzwischen erzielen gut erhaltene Exemplare Preise von über 100 Euro.
Die PG-Reihe im Katalog des Jahres 1982 von Pentel USA (der PG2 wurde außerhalb Japans nicht angeboten)
Als kleine Beigabe eine Übersicht der noch erhältlichen Druckbleistifte für 0,4-mm-Minen:
- Pentel
GRAPHLET (PG504-DD)
GraphGear 1000 (PG1014)
GraphGear 500 (PG514)12
GRAPH 1000 for Pro (PG1004) - Mitsubishi/uni
uni SHIFT (M4-1010)
uni M4-552 (nicht auf der Website, aber auf Seite 109 des Katalogs 2022/2023) - Pilot
S3 (grau: HPS-30R-TB4, rot: HPS-30R-TR4)
S5 (HPS-50R-TR4)
S10 (HPS-1SR-TR4)13
Nachtrag vom 9.9.24: Die erste Version des PG4 mit der ungewöhnlichen Angabe „0.4 m/m“ in der Verkaufsverpackung (transparenter Deckel abgenommen):
- Wiederkehrende Leser wissen, dass ich sie zuweilen gerne damit strapaziere.↩
- Mehr zur Polymermine unter „Pentel Black Polymer 999“.↩
- Die an einen Pinsel erinnernde Gestaltung war beim Pentel Mechanica (1968) und beim Pentel Accu Graph (1979) noch konsequenter, denn bei diesen verjüngte sich nicht nur das Endstück, sondern der ganze Schaft.↩
- Der PG2 war jedoch nicht der erste Druckbleistift für 0,2-mm-Minen; diese Ehre gebührt dem Pentel PS1042, der 1973 auf den Markt kam.↩
- Einen PG9 für 0,9-mm-Minen gab es nie.↩
- Es gab den PG4 in mindestens drei Varianten; die erste trug die Kennzeichnung „0.4 m/m PG4“.↩
- Möglicherweise gab es Unterschiede bei den Modellen für den einheimischen Markt und den Export.↩
- Im Gegensatz zum Pentel P200 gibt es beim PG4 keine Aussparung, so dass der Clip nur durch Kraftschluss gehalten wird. Weil ich den Schaft nicht verkratzen wollte, habe ich den Clip für das Foto des zerlegten Stifts nicht abgenommen.↩
- Sie ist übrigens kompatibel zur Spitze des Pentel P200, was zu Sonderanfertigungen anregt.↩
- Der japanische Industrie-Standard JIS S 6005 (Minen für mechanische Stifte) macht auch für 0,4-mm-Minen Angaben zu Nenndurchmesser, Toleranzen und Biegefestigkeit.↩
- Erwähnenswert in diesem Zusammenhang sind die Druckbleistifte und Minen mit 0,6 mm, die Tombow vor einigen Jahren für die Türkei gefertigt hat.↩
- Wer den grauen Schaft nicht mag, sondern einen schwarzen bevorzugt, geht wie hier beschrieben vor.↩
- Den Pilot S20 gibt es nicht in 0,4 mm, aber er ist leicht selbst gefertigt (siehe hier und hier), ebenso der offziell nicht erhältliche S15.↩
Coincidentally just this week I ordered the current PG5 model of this wonderful mechanical pencil. It might not have any of the gimmicks people have come to expect from modern mechanical pencils, but the style and history are equal to none!
Interesting to find that this pencil brought us the first 0.4mm diameter. This lead size is one of those things you didn’t needed until you had it. Then, it is almost impossible to live without!
Sadly enough, lead grades and pencil offerings for 0.4mm have dwindled in the last 5 years.
You won’t regret the purchase of the PG5 – it’s a classic!
0,4 mm is an amazing diameter. At first you think that 0.1 mm doesn’t make a difference but it does ;-)
Not only recent offerings have gone but also vintage 0.4 mm pencils on eBay are very difficult to get now.
Do you have a favourite 0.4 mm pencil? And which leads do you prefer?
Great post Gunther! Loved it from start to finish. Great pencil I missed as I did many ;(. I can imagine Japanese characters require different sized leads and users have different preferences. Amazing!
Thank you, Wowter! There have been so many mechanical pencils in Japan (many of them have only been available there, and some of them only briefly) that it’s difficult to keep track. – Yes, maybe that lead diameter has addressed a certain demand which came from Japanese characters, similar to the Kuru Toga (but the latter doesn’t work as intended with Western script).
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