Tradition und Wandel
Diese Anzeige von J.S. STAEDTLER aus dem Jahr 1941 hat mich erneut dazu angeregt, genauer auf den Bleistift „Tradition“ zu schauen.
Die Marke „Tradition“ wurde 1931 eingetragen und seitdem für Schreibwaren unterschiedlichster Art benutzt, ist aber hier hauptsächlich durch den gleichnamigen Bleistift bekannt. Dessen Gestaltung hat sich in den über 80 Jahren seiner Existenz mehrmals geändert.
Der immer in schwarz und rot gehaltene Tradition1 hatte zunächst kein Kronenkäppchen (1, 19362), denn dieses kam erst 19383. Danach änderte sich u. a. die Darstellung des Härtegrads mehrmals. Die Kennzeichnung auf allen Seiten und die gewellten Linien (2, 19472) kamen und gingen, und von den Ziffern ging es zu Buchstaben und wieder zurück (3, ca. 1950er Jahre).
In den 1960er Jahren4 kehrte sich die Richtung der Beschriftung um. 19675 führte man ein neues Nummernsystem ein, wodurch 200 durch 110 ersetzt wurde. In der gleichen Zeit verschwanden meines Wissens auch der Viertelmond und die Jahreszahl 1662, die man nach einem Rechtsstreit mit Faber-Castell ab 2010 gar nicht mehr nannte.
Im Jahr 19775 wechselte man von der goldfarbenen zur weißen Beschriftung in Helvetica6-Versalien (4, zwischen 1973 und 20017). Zu sehen ist hier auch das Zeichen für „Sicherheitsverleimung”, bei der man unterschiedliche Leime für Mine-Holz und Holz-Holz einsetzte (dies wurde zum Standard).
20035 wich die Großschreibung der Gemischtschreibung in Frutiger6, und vermutlich bekam der tradition bei dieser Gelegenheit auch den kleinen Anfangsbuchstaben, der ihn heute noch ziert (5). 19905 kam der Strichcode hinzu.
Über 80 Jahre liegen zwischen diesen Bleistiften
Durch eine Umstellung in der Fertigung ließen sich neun statt bisher acht Stifte aus einem Sandwich fertigen, doch wann das war, kann ich leider nicht sagen. Ebenso wenig weiß ich, wann die Blindprägung hinzu kam und der tradition 112, die Ausführung mit Radiertip, eingeführt wurde.
Natürlich gab es noch weitere Änderungen. Inzwischen ist der tradition nicht mehr wie früher aus Zeder8, sondern aus Kolorado-Tanne9, und im Vergleich der Generationen sind deutliche Qualitätsunterschiede bei den Minen zu spüren. Ganz allgemein lässt sich sagen, dass die Minenqualität des tradition 110 wieder sehr gut ist (meine Exemplare mit der Beschriftung in Versalien sind eher enttäuschend10). Zudem gab es Varianten bei der Herkunftsangabe11.
Es wurde aber noch etwas geändert, doch was war das? Wer als erster einen Kommentar mit der richtigen Antwort und einer funktionierenden E-Mail-Adresse hinterlässt, bekommt eine kleine Überraschung.
- Mir ist zu spät aufgefallen, dass ich für die Fotos einen aktuellen tradition ausgesucht habe, bei dem der weiße Lack im Kronenkäppchen etwas dünner ausgefallen ist und den roten Lack daher leicht durchscheinen lässt. Dies ist natürlich eine Ausnahme und nicht die Regel.↩
- Quelle: Kennzeichnung des Stifts aus einer Sammlungsauflösung.↩↩
- Siehe dazu „J.S. STAEDTLER Noris 1100 № 2“.↩
- Ich meine, mal von 1963 gehört zu haben.↩
- Quelle: STAEDTLER.↩↩↩↩
- Oder ein sehr ähnlicher Font.↩↩
- In dieser Zeit nutzte man diese an einen Integralhelm erinnernde Variante des Marskopfes.↩
- Genauer: Weihrauch-Zeder; siehe dazu „Bleistifthölzer (1).↩
- Ich meine mich zu erinnern, dass der tradition – ebenso wie der Noris – auch mal (vor etwa zehn Jahren?) aus Jelutong gefertigt wurde.↩
- Gleiches gilt übrigens für den Lumograph 100 und den Noris 120 aus dieser Zeit.↩
- Einen interessanten Blick auf Exemplare des tradition aus Deutschland, England und Australien gibt es unter „Staedtler tradition 110“ bei Bleistift.↩