Sechs
Kisho ist heute sechs! Natürlich wird das gefeiert, und während die Zweibeiner herumspringen, gönnt er sich eine Pause.
Kisho ist heute sechs! Natürlich wird das gefeiert, und während die Zweibeiner herumspringen, gönnt er sich eine Pause.
Mit großer Freude habe ich festgestellt, dass mein neues Hemd am unteren Ende der Knopfleiste eine kleine Tasche für einen kurzen Bleistift hat1.
Doch so praktisch, wie es klingt, ist es leider nicht: Setzt man sich, bohrt sich die Spitze des Bleistifts bestenfalls in den Oberschenkel, und möchte man den Bleistift herausnehmen, muss man sich teilweise ausziehen, was nicht immer möglich oder angebracht ist2. Dient diese Tasche vielleicht zur Aufbewahrung des Ersatz-Kragenstäbchens, das ursprünglich darin gesteckt hat?
Das wäre ziemlich langweilig.
… den STAEDTLER-Stift” verkündet diese Papiertüte und hat damit natürlich recht.
Die 12,3 × 18,7 cm große und einseitig bedruckte Tüte ist gut 60 Jahre alt1 und kommt somit etwa aus der gleichen Zeit wie das kürzlich gezeigte Löschblatt. – In den Rahmen am unteren Rand kam vermutlich der Händlerstempel.
Stellvertretend für alle STAEDTLER-Stifte sind hier hier der Bleistift MARS-LUMOGRAPH 2886 und der MARS Kopierstift 754 zu sehen.
Unnötig zu sagen, dass mir die Gestaltung sehr gut gefällt. – Warum es hier „ANNO 1662“ heißt, obwohl man im Jahr 2010 „175 Jahre STAEDTLER“ gefeiert hat, ist hier erläutert.
Das war’s auch schon für den heutigen Sonntag.
Bleistiftverlängerer mit Kappe sind selten anzutreffen, und so war ich erfreut, beim japanischen Anbieter Stationery Program gleich mehrere zu sehen. Sie sind alle auf ihre Weise reizvoll, doch zwei Modelle haben mich besonders beeindruckt und zur einer Bestellung veranlasst. Eines davon ist das Modell „Pinguin“ (ペンギン)1.
Der in Japan gefertigte Verlängerer kam sorgfältig verpackt in einer transparenten Folie und einer milchigen Polypropylen-Hülle mit einer Stecklasche in Form einer Schreibfeder. Ein kleiner Pinguin mit Stift und der Schriftzug „Gojuon” zieren die Hülle2.
Das Modell „Pinguin“ wurde entworfen von Kyoko Uino, der Betreiberin des Geschäfts und Bleistiftmuseums Gojuon in Tokyo3, und kam 2007 auf den Markt4. Weitere Modelle folgten und erweiterten die „Mimic“5 genannte Serie, zu der auch ein sehr kurzer, ein doppelter und ein Verlängerer mit Öse an der Kappe gehören.
Er ist aus Celluloseacetat6, gut 20 g leicht und mit Kappe 14,5 cm lang; das Griffstück hat einen Durchmesser von 11 mm. – Die Kappe wird durch einen Metalleinsatz mit fünf Blattfedern sicher auf dem Griffstück gehalten. Sie ist in ihrem Inneren so ausgeführt, dass sie nur bis knapp über das Griffstück reicht; so wird eine Beschädigung der Bleistiftspitze vermieden.
Der Verlängerer nimmt Bleistifte bis 11 cm Länge auf, und die viergeteilte Klemmung hält selbst einen sehr kurzen Stummel noch zuverlässig, wie am mitgelieferten zu sehen ist7. – Auf dem Griffstück finden sich der lasergravierte Schriftzug „Ginza Gojuon“ und der Pinguin.
Die Material- und Verarbeitungsqualität des Verlängerers ist makellos, und durch die Kappe sowie die Möglichkeit, ihn auch mit vergleichsweise langen Bleistiften nutzen zu können, hat er einen hohen Gebrauchswert. Es macht mir große Freude, mit ihm zu schreiben!
Zu meiner großen Überraschung waren neben den Clips noch einige Extras im Päckchen, nämlich zwei Handspitzer aus Kunststoff des japanischen Herstellers NJK8, ein spezieller Bleistift und eine Tintenpatrone mit Roller-Aufsatz9, die man statt eines Bleistifts im Verlängerer nutzen kann.
Den Bleistift hat Gojuon herstellen lassen. Es ist ein „syakyou enpitsu“, d. h. ein Bleistift zum Transkribieren buddhistischer Sutras (auf einer Fläche des Stifts ist auch eine Doktrin zu finden). Normalerweise macht man dies mit einen Pinsel, doch die 4 mm dicke 10B-Mine erlaubt das Schreiben der Zeichen fast wie mit einem solchen10.
Als weiteres Zubehör werden ein Einsatz für eine Jetstream-Mine von uni-ball und eine Lederhülle angeboten. – Das Griffstück und der Clip sind als Ersatzteil erhältlich.
Bemerkenswert ist auch der Umfang der mitgelieferten Dokumentation. Ich kann leider kein Japanisch, gehe aber angesichts der Zeichnungen davon aus, dass es sich um Anleitungen und weiterführende Informationen handelt.
Mit Tetsuya Wada, dem Betreiber von Stationery Program, hatte ich eine sehr freundliche Unterhaltung per E-Mail. Er ist der Autor einiger Bücher über Schreibwaren und deren Gebrauch und betreibt ein Weblog unter LowPowerStation. Danke an Tetsuya Wada für die zahlreichen interessanten Details und den hervorragenden Service!
Der Bleistiftverlängerer „Pinguin“ kostet 11.080 Yen (etwa 94 Euro) plus Porto.
Aus Kunststoff, mit Gummigriff und obendrein kein Bleistift: Macht es Spaß, damit zu schreiben? Ja, und wie!
Begonnen hat es mit der Suche nach einem roten Stift mit dünnem Strich für Korrekturen. Zunächst habe ich mich an den Pilot Hi-Tec-C1 0.4 erinnert, der noch in der Schublade lag, aber auch gleich an dessen Unzuverlässigkeit – kaum eines meiner Exemplare schreibt ohne Kratzen und Aussetzer. Der nächste genaue Blick galt dem Tintenroller uni-ball eye ultra micro, den ich über eBay bekommen konnte2 und der mich schon vor vielen Jahren in der „fine“-Version3 beeindruckt hat. Leider fasert er auf manchen Papiersorten aus und hinterlässt zuweilen einen Aufsetzpunkt; so habe ich weitergesucht. Auf Verdacht bestellt habe ich dann den Gelroller uni-ball Signo Needle4 in Rot, Blau und Schwarz5.
Und der ist es. Leichtes und glattes Schreiben, feine und gestochen scharfe Linien, kein Ausfasern selbst auf billigem Papier, schnelltrocknend – für meine Zwecke ideal. Darüber hinaus ist er licht- und dokumentenecht, wasserfest und lösungsmittelresistent6, sparsam im Verbrauch, in 15 Farben erhältlich, nachfüllbar und mit unter 2 Euro zudem preiswert.
Doch warum musste es die „Needle“-Variante7 sein? Ganz einfach: Die Form der Schreibspitze, die Gestaltung des Schafts und den Namen finde ich einfach flott.
Werde ich jetzt dem Bleistift untreu? Natürlich nicht.
Nachtrag vom 15.9.19: Ich habe mir den Needle noch in den anderen zwölf Farben gekauft, und beim Testen sind mir zwei Aspekte aufgefallen: 1. Manche Stifte (Farben?) haben nicht von Anfang an so leicht geschrieben, sondern erst nach längerem Gebrauch, und auch dann blieben geringe, aber spürbare Unterschiede. 2. Macht man eine längere Schreibpause, hält den Stift mit der Spitze nach unten und steckt die Kappe nicht auf, bildet sich bei manchen Stiften (Farben?) ein Tropfen, der beim anschließenden Aufsetzen auf das Papier für einen deutlichen Punkt sorgt.
Nachtrag vom 15.10.19: Aus Neugier und Interesse an einigen Farben, die es nicht in der Needle-Variante gibt8, habe ich mir ein paar Exemplare des uni-ball Signo DX 0.38, also der Variante mit der konischen Spitze, gekauft9. Und ich bin enttäuscht: Diese Stifte gleiten bei weitem nicht so leicht wie die Needle-Variante und schreiben im Gegensatz zu dieser nicht unter Eigengewicht; in zwei Fällen (Khaki und Dunkelgrau) gibt es sogar Aussetzer. Dies trifft auf alle zwölf Stifte zu und tritt auch nach einigen Tagen der Benutzung noch auf; zudem reagieren die Stifte weitaus unterschiedlicher auf verschiedene Papiersorten. Ich habe den Eindruck, als gäbe die konische Variante etwas weniger Farbe ab als die Needle-Variante, was nicht nur dieses Verhalten, sondern auch die Tropfenbildung beim Needle erklären könnte. Aber wer weiß – vielleicht habe ich nur eine schlechte Charge erwischt (wobei mich solche deutlichen Schwankungen eigentlich sehr wundern würden).
Nachtrag vom 20.10.19: Eine interessante, aber – und da greife ich vor – nicht vollwertige Alternative zum uni-ball Sign Needle und DX ist die Signo-Komponente für den konfigurierbaren Mehrfachstift uni-ball Style Fit.
Der Signo Style Fit ist in drei Strichstärken (0.28/0.38/0.50), jeweils 16 Farben und außer als einzelne Mine auch mit dünnem Schaft erhältlich. Beim Gebrauch fällt jedoch auf, dass er nicht so leicht gleitet wie der Signo Needle und nicht immer sofort anschreibt. Als Grund für letzteres vermute ich eine leicht abgewandelte Tintenrezeptur, denn im Gegensatz zum Needle hat der Signo Style Fit keine Kappe, sondern eine Druckmechanik und ist daher nicht luftabgeschlossen; so wird sich beim Aufsetzen auf das Papier die sich nach dem Schreiben bildende Schicht an der Spitze zunächst ablösen, bevor die Tinte auf das Papier kommt. Ebenso wie der Signo DX schreibt der Signo Style Fit nicht unter Eigengewicht; zudem klappert mein schwarzes Exemplar beim Schreiben leicht. Kurz: Der Signo Style Fit ist im Schreibkomfort dem Signo Needle deutlich unterlegen. – Für manche dürfte praktisch sein, dass die Form dieser Mine nahezu identisch ist zu der des Jetstream SXR-80, nur 11 mm länger, so dass sie sich kürzen und in manchen Jetstream-Stiften und mit Adaptern von Tofty nutzen lässt.
Nachtrag vom 3.11.19: Der Vergleich des Signo Needle mit dem Signo DX 0.38, beide schwarz, zeigt nur sehr geringe Unterschiede im Schreibverhalten.
Der schwarze Signo DX schreibt ungleich leichter als die oben erwähnten Farben des DX und vor allem ohne Aussetzer, aber nicht so leicht wie der Signo Needle, was ich hauptsächlich darauf zurückführe, dass letzterer ein wenig mehr Tinte abgibt.
Nachtrag vom 6.11.19: „Pen Review: Signo RT1 vs Signo Needle“ bei Well-Appointed Desk.
Heute beginnt der Verkauf des Hobonichi Techo 2020, der für mich besten Kombination aus Kalender, Tagebuch und Notizbuch. Ich benutze ihn mittlerweile im sechsten Jahr und möchte nicht mehr auf ihn verzichten! (Eine Vorstellung gibt es hier.) – Da ich noch nichts aus dem aktuellen Sortiment zeigen kann, hier mein Techo in der Lederhülle, die es 2014 gab und mich seitdem begleitet.
Unnötig zu sagen, dass ich die Gebrauchsspuren sehr schön finde (hier ist die Hülle im ursprünglichen Zustand zu sehen).
Bei dem Druckbleistift handelt es sich um einen leicht modifizierten Pilot S20.
Bei dem Blick auf diese Hülle kam mir noch ein anderer Gedanke: Trotz dem (wohl nicht nur bei mir) häufigen Wechsel von Schreibgeräten und Zubehör – sei es aus Interesse oder aus Notwendigkeit – gibt es Dinge, bei denen man über die Jahre bleibt. Welche sind das und warum? Aber das wäre sicher einen eigenen Beitrag wert.
Anm.: Der Stoff im Hintergrund ist ein sogenanntes Tenugui, ein traditionelles japanisches Handtuch. Es ist von Hamamonyo und zeigt den Shiba Inu. – Danke an Sola von pencils and other things für dieses Tenugui!