Vor gut einer Woche gingen in Frankfurt/Main die Paperworld und die zeitgleich stattfindende Creativeworld zu Ende; hier ein paar subjektive Notizen1. – Gerne besucht hätte ich Brunnen, Carl, Conté à Paris, Doms, Lamy, Ohto, Pilot, Sakura, Schwan-Stabilo, Staedtler, Tombow und Mitsubishi/uni, aber diese Firmen waren diesmal leider nicht vertreten.
Möbius+Ruppert
Mein erstes Ziel war der Stand von Möbius+Ruppert, dem Erlanger Hersteller von Spitzern, Zeichengeräten und Schneidemaschinen. Dort gab diesmal zwar keine Neuigkeiten, doch die Gespräche und die geschmackvolle Präsentation nicht nur der Messingspitzer waren eine Freude.
Steinhöringer Werkstätten
Diese Einrichtung mit Hauptsitz in München fördert und begleitet Menschen mit Behinderungen. Präsentiert wurden Produkte aus Holz, die in den Werkstätten gefertigt werden, darunter ein Klebebandabroller in Form einer Schnecke, ein immerwährender Kalender und Stiftköcher sowie -ablagen, die sehr gelungen sind und obendrein zu attraktiven Preisen angeboten werden. Ein Foto durfte ich leider nicht machen, aber eine Übersicht der Produkte gibt es hier.
Chameleon
Während die meisten Hersteller zweifarbiger Stifte kontrastierende oder Komplementärfarben kombinieren, vereinen die holzgefassten Farbstifte von Chameleon ähnliche Töne, um das Erstellen von Übergängen zu erleichtern. – Die Stifte werden in Österreich gefertigt.
KUM
Den Stand von KUM habe ich nur wegen einer Reklamation aufgesucht, denn ein in der Schublade aufbewahrter Masterpiece-Spitzer hatte sich unschön verändert, und vom Service von KUM kam keine Antwort auf meine E-Mail. Ich hatte das Glück, mit dem Geschäftsführer sprechen zu können; er gab mir einen neuen Masterpiece und kündigte an, nach der Ursache für die Veränderung am Spitzer schauen und mich informieren zu lassen.
KACO
Bei KACO, einem chinesischen Hersteller von Füllfederhaltern, Kugelschreibern, Gelrollern und Zubehör haben mich das Design und die Qualität der Produkte sowie die Gestaltung des Auftritts sehr angenehm überrascht; auch der Katalog hat mich beeindruckt.
Brevi Madu Trade
Brevi Manu Trade mit Sitz in Bielefeld vertreibt seit 2010 u. a. die Produkte von California Cedar und Papier des japanischen Herstellers LIFE. Letzteres finde ich interessant, und so habe ich mich gefreut, dass es einen deutschen Vertrieb gibt. Wie immer habe ich mich korrekt als Endkunde zu erkennen gegeben, und auf Bezugsquellen angesprochen, nannte mir ein Mitarbeiter Manufactum. Als ich sagte, dass ich Manufactum nicht mag und ihn fragte, welche Händler er noch beliefere, antwortete er: „Warum soll ich ihnen das sagen? Ich kenne sie doch gar nicht.“ Ich war auch neugierig, wie das LIFE-Papier im Vergleich zum Tomoe River ist, worauf der Mitarbeiter sagte, dass das Tomoe River wesentlich schlechter sei, weil fast alle Tinten durchschlagen würden (was ich nicht bestätigen kann). Er ging, um ein Blatt eines 26-Gramm-Papiers von LIFE zu holen, kam aber nicht mehr zurück.
LYRA
Das 1806 in Nürnberg gegründete Unternehmen LYRA gehört seit 2008 zum italienischen FILA-Konzern, der einiges in China fertigen lässt, so auch die Blei- und Farbstifte der neuen „Graduate“-Serie. Die Gestaltung der Blei- und Farbstifte finde ich ansprechend, doch ihre Qualität enttäuschend: Ihr Äußeres ist ungleichmäßig, ja stellenweise sogar rauh, und die Minen der Bleistifte, die ich getestet habe, schrieben nicht glatt.
SUPER5
Am Stand des Vertriebs Aratrum wurden die Füllfederhalter und Tinten von SUPER5 präsentiert. Die Rezeptur der wasserfesten SUPER5-Tinte hat man vor kurzem verbessert; zudem gibt es die Tinten jetzt auch in Patronen. – Ebenfalls zu sehen war ein zylindrisches Glas, in dem sich ein zusammengerolltes und mit SUPER5-Tinte beschriftetes Papier befand2; dies demonstrierte die Wasserfestigkeit der Tinte auf beeindruckende Weise.
Tokyo Kinzoku Industry Co. Ltd.
Bei der Tokyo Kinzoku Industry Co. sind mir die Clips mit Profilen von Shibas aufgefallen, und so musste ich unbedingt um ein Muster bitten, natürlich nicht ohne unseren Kisho zu erwähnen.
Leuchtturm1917
Leuchtturm1917, Anbieter von Notizbüchern und Kalendern, hat jetzt auch holzgefasste Bleistifte im Sortiment. Sie sind in 17 auf die Papierprodukte abgestimmten Farben, aber nur im Härtegrad HB erhältlich und werden in Portugal hergestellt.
Faber-Castell
Bereits auf der Insights X im letzten Oktober hat Faber-Castell die „Goldfaber“-Farbstifte vorgestellt. Es gibt sie in einer permanenten (rund) und einer wasservermalbaren Variante (sechsflächig) und in 48 Farben; ihre Mine ist 3,3 mm dick. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 13 Euro für das 12er-Set sind diese in Deutschland hergestellten Stifte vergleichsweise günstig, doch man sieht die Einsparungen: Bei einigen sechsflächigen Exemplaren fiel mir auf, dass der Lack der Tauchkappe an den Kanten recht dünn ist und das Grau des Schafts durchscheint. Zudem werden die Farbstifte aus Gmelina gefertigt.
Den auf Farbstifte abgestimmten Radierer CP-10 von SEED hatte ich zufällig dabei; auch beim Goldfaber hat er überzeugt.
Viarco
Der portugiesische Hersteller Viarco ist mir ans Herz gewachsen, und so war ich gleich mehrmals am Stand. Neben Retro-Motiven hatten es mir vor allem das an ein Hemd erinnerndes Mäppchen und die Umhängetasche für bis zu 60 Stifte, Zubehör und einen Block angetan.
Sehr erfreulich waren auch die anregenden Gespräche, in denen ich viel über das Unternehmen und die Produkte erfahren konnte.
Awagami
Bei Awagami aus Japan gab es nicht nur geschmackvoll bedrucktes Papier zu sehen, sondern auch Produkte von Washida-Daigaku. Die Postkarte, die ich ergattern konnte, ist wie die anderen in dieser Reihe aus Baumwolle hergestellt und zeigt Tokugawa Tsunayoshi, einen Shōgun des späten 17. Jahrhunderts, der sich sehr für die Rechte und den Schutz der Tiere eingesetzt hat, aber besonders für Hunde, und daher auch als „Hunde-Shōgun“ bekannt war. Natürlich gefallen mir diese Motive wegen des Shibas besonders gut!
Caran d’Ache
Der Schweizer Hersteller Caran d’Ache hat dieses Jahr nur wenig neues gezeigt. Zudem fiel auf, dass ein großer Teil des Stands, der im vergangenen Jahr noch der Präsentation vor allem des Künstlersortiments diente, nur mit Tischen und Stühlen bestückt war.
In Zusammenarbeit mit Nestlé entstand eine limitierte Variante des Kugelschreibers 849, dessen Schaft aus wiederverwendeten Nespresso-Kapseln hergestellt wird.
Vorgestellt wurde das „Bullet Journal Starter Set“, das den holzgefassten Graphit-Highlighter-Stift GRAPHICOLOR 370.240 enthält. Er kam zusammen mit dem Graphit-Rot-Stift GRAPHICOLOR 370.070 auf den Markt und hat ebenso wie dieser eine 3 mm starke Mine; beide sind auch einzeln erhältlich. – Letzterer unterscheidet sich vom „Editor“ nur durch seine Kennzeichnung.
Ab März im Handel ist ein weiterer Bleistift der „Swiss Wood“-Reihe3. Er ist aus Waldkiefer gefertigt und wird nicht einzeln, sondern nur zusammen mit den Bleistiften aus Jura-Buche und Zirbe angeboten. – Der aktuelle Katalog führt übrigens einen „Edelweiss“-Bleistift auf, der ebenfalls aus Schweizer Waldkiefer gefertigt ist (Art.-Nr. 341.282), doch von Caran d’Cache konnte ich erfahren, dass dieser nicht in Deutschland erhältlich sein wird.
Das war’s! Die nächste Paperworld beginnt am 26. Januar 2019.
- Ich war auch im vergangenen Jahr dort und habe einiges gesehen, hatte aber keine Lust, darüber zu schreiben.↩
- Die sehr ansprechende Schrift auf dem Papier stammte von der Kalligrafin Elke Wunsch.↩
- Die Abkürzung „COBS“ auf dem Bleistift steht für „Certificat d’origine bois Suisse“, d. h. das Holz dieses Bleistifts kommt aus der Schweiz.↩
Thank you very much. Very interesting this report.
I look forward to the Lexikaliker Report™ every year. Thanks for sharing it with us!
Thanks for your report and great photographs, Gunther. I like seeing stationery items displayed as the beautiful things they are.
Danke für den ausführlichen Bericht.
Schade, dass Brevi Madu Trade so komisch war. Die Viarco Ledertasche schaut sehr gut aus!
Brevi Manu trade – Die Furcht des Großhändlers in Deutschland vor dem Endkunden. Das kenne ich aus meiner Branche nur zu gut. Ich weiß nicht woher es kommt, vielleicht liegt es an der Ausbildung. Bei amerikanischen Firma habe ich das zum Beispiel nie beobachtet.
Thanks for the comments! Danke für die Kommentare!
Vielleicht hat man bei Brevi Manu Trade schlechte Erfahrungen gemacht und befürchtet, dass ich entgegen meines Auftretens als Endkunde vielleicht doch Mitbewerber oder „Spion“ bin, doch diese Bedenken hätte ich nie zerstreuen können, weder vor Ort noch im Nachgang. Schade – ich hatte nur Interesse an einer anderen Bezugsquelle für LIFE-Produkte als Manufactum.
I love the Paperworld’s reports of this blog!
I really hope in next year M+R finds a way to reduce the costs of the Castor and Pollux sharpeners. They are so pretty but really expensive!
Vielen Dank für den interessanten Begriff, irgendwann möchte ich da selbst mal hin.
Aluisio: I’m happy to hear that! – Let’s see what the future brings :-)
Andreas Weinberger: Das lohnt sich, auch wenn die großen deutsche Firmen inzwischen nicht mehr auf der Paperworld, sondern auf der Insights X in Nürnberg ausstellen (Faber-Castell war eine Ausnahme).
Great report as always, and I’m jealous as always.
I really wonder about that Viarco shoulder bag though, seems a bit of an overkill.
Kiwi-d, great to hear from you! :-) And it is great too to see your weblog online again! Will you resume blogging?
Thank you for your kind words. Yes, I too think that this shoulder bag is a bit of an overkill but who knows – maybe there is one or the other artist who enjoys lugging so many pencils ;-)
I think maybe just a little bit of occasional blogging every now and then :)
This sounds promising – I’m looking forward to reading your new posts!
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