Zu den prominenten Nutzern des STAEDTLER Mars Lumograph gehörte der französische Modedesigner Yves Saint Laurent (1936-2008). So überrascht es, dass im Film „Saint Laurent“ (Frankreich 2014, Regie Bertrand Bonello) nicht dieser Bleistift-Klassiker, sondern ein anderer Stift zu sehen ist1.
Doch um welchen blauen Stift in dieser Szene, die im Jahr 1969 spielt, handelt es sich? Die goldfarbenen Akzente auf der schwarzen Tauchkappe und der Aufdruck sind eindeutige Hinweise: Es ist der STAEDTLER Mars DURALAR 100 30.
Dieser Spezialstift kam 1959 als MARS-LUMOGRAPH DURALAR 2830 auf den Markt und war gedacht für das Zeichnen auf PET-Folie (bekannt unter den Namen Mylar und Hostaphan). Er wurde in den Härtegraden K1 bis K5 angeboten3, enthielt Ruß als farbgebenden Bestandteil und hatte als erster holzgefasster Stift dieses Herstellers eine gebrannte Mine mit Polymerbindung4. Seine Vorzüge gegenüber einem herkömmlichen Bleistift waren die stärkere Schwärzung, die bessere Radierbarkeit und die höhere Wischfestigkeit auf Folie. – Den DURALAR gab es in einer abwaschbaren („washable”) und einer nicht abwaschbaren Version („washproof”).
In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre gab man dem Stift den Namen MARS DURALAR und die Artikelnummer 100 30. Zudem änderte man seine Gestaltung: Nutzte man für den alten Prägedruck eine Kombination aus Serifen- und Schreibschrift, kamen beim neuen serifenlose Versalien zum Einsatz; kurz darauf kehrte man die Richtung der Beschriftung um (die im Film gezeigte ist die alte, denn sie läuft von der Tauchkappe zur Spitze5). Außerdem wurde der Ring unter der Tauchkappe nun weiß statt goldfarben ausgeführt. 1973 änderte sich das Design des Marskopfes, und etwas später kam das Zeichen für „Spezialverleimung“ hinzu. – Nachfolger des MARS DURALAR 100 30 war der MARS DYNAGRAPH 100 50 in den Graden N0 bis N56.
Aber warum griff man für den Film über Yves Saint Laurent nicht zum Lumograph, sondern zum ungleich schwerer zu beschaffenden DURALAR? War es nur ein Fehler der Requisite? Es fällt jedoch angenehm auf, dass der gewählte Stift zeitlich perfekt zur Szene passt.
Danke an Kai für den Hinweis auf den blauen Stift in „Saint Laurent“!
Nachtrag vom 8.6.17: Weitere Exemplare des DURALAR und des DYNAGRAPH gibt es unter „Staedtler Mars Duralar and Dynagraph“ bei pencils and other things zu sehen.
- Im selben Jahr erschien der Film „Yves Saint Laurent“ (Regie Jalil Lespert), doch in diesem wurde der STAEDTLER Mars Lumograph benutzt.↩
- Ich gehe davon aus, dass die Veröffentlichung der beiden Screenshots des genannten Films als Zitat nach § 51 UrhG gilt, da ich das in den Screenshots Gezeigte im Beitrag thematisiere und die Screenshots als Beleg für meine Ausführungen notwendig sind.↩
- Übrigens schreibt selbst der weichste DURALAR (K1) auf Papier nicht allzu gut.↩
- Hier bin ich mich nicht 100%ig sicher.↩
- Sie ist auch bekannt als „Linkshänderbeschriftung“, da man sie lesen kann, wenn man den Stift in der linken Hand hält.↩
- Mehr zum Dynagraph unter „Staedtler Mars Dynagraph pencils and leads“ bei pencil talk.↩
Pingback: Staedtler Mars Duralar and Dynagraph – pencils and other things
Thank you for sharing this interesting find. I have to imagine there have been many interesting pencils used in fashion. Is the field computerized now?
Die erste Stunde des Filmes hatte ich mir im Schnelldurchlauf angesehen, da mir der Duralar auch aufgefallen war und mich die Neugier befiel, welche Stifte noch verwendet wurden und ob der Film hier historisch akkurat ist. Leider ist der Film bei arte nicht mehr verfügbar, aber in Erinnerung geblieben ist der in einer späteren Szene (im Jahr 1972?) verwendete Mars Lumograph 100-2B, klar erkennbar in der aktuellen Version. Man sieht zunächst die Vorderseite des Stiftes, dann dreht der Zeichner den Stift und man sieht den Barcode. Autsch.
Die Frage, ob die Requisite („besorg‘ mal ein paar Staedtler Mars aus den Sechzigern“) hier einen Fehler gemacht hat könnte man daher wohl bejahen, zumal der Mars-Duralar auf Papier nicht wirklich Freude bereitet (ich habe hier den Mars-Duralar 100-30 K1, washable, linkshändig, goldener Ring, Blindprägung „77“). Vielleicht geschah es auf Drängen des Zeichners, dessen Hände gefilmt wurden, dass in der späteren Szene der korrektere und geeignetere Lumograph zum Einsatz kam.
Nebenbei gefragt, ist irgendetwas über den Mars-Duragraph bekannt? Der scheint zumindest zeitweise parallel zum Duralar erhältlich gewesen sein.
Stephen: I wouldn’t be surprised that in fashion (as well as in architecture and maybe other fields) some still use analogue writing and drawing instruments, at least at certain stages (initial drafts?). I wonder if there also had been special types of paper or film!
Reaktorblogführer: Ich habe mir den Film über MediathekView aus der arte-Mediathek geholt und hoffe, ihn demnächst komplett anschauen zu können; zunächst hatte ich mich auf die Stelle konzentriert, auf die mich mein Leser Kai hingewiesen hat (übrigens gab es da auch einen Bleistift zu sehen, bei dem es sich um einen STAEDTLER tradition gehandelt haben könnte). Dass man da einen Lumograph mit Strichcode sieht, ist natürlich doof und spricht für einen Fehler der Requisite. – Den DURALAR sieht man übrigens u. a. bei 1.14:50 wieder.
Den Duragraph kenne ich nicht – keine Ahnung, was es mit diesem auf sich hatte. Aber es gab so einiges von STAEDTLER, was recht wenig bekannt ist, darunter den Impulsograph für die Zeichenlochung.