Bereits 2015 ehrte die österreichische Post den Erfinder Joseph Hardtmuth mit einer Sondermarke.
Die Post würdigte damit Hardtmuths größte Erfindung, die keramische Bleistiftmine. Aber wird diese nicht Nicolas-Jacques Conté zugeschrieben? Die Fachliteratur ist sich da nicht einig. Es heißt zwar zuweilen, Hardtmuth habe 1790, also fünf Jahre von Conté, die moderne Bleistiftmine erdacht1, doch Henry Petroski vermutet in „Der Bleistift“, dass diese Zahl das Gründungsjahr von Hardtmuths Unternehmen benennt. Petroski schreibt: „Hardtmuth selbst behauptete, das Verfahren – die sogenannte ‚Wiener Methode‘ – erst im Jahr 1798 erfunden zu haben, also drei Jahre nach Contés Patent. Andere Quellen berichten aber, dass das neue Verfahren in Wien erst viel später zur Anwendung kam, als es nämlich von Contés Schwiegersohn Arnould Humblot dort eingeführt wurde.“ Und wenn es tatsächlich Hardtmuths Idee war: Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Erfindung unabhängig voneinander an zwei unterschiedlichen Orten gemacht wurde.
Mich wundert, dass auf der Briefmarke Kopierstifte abgebildet sind, denn diese enthalten Anilinfarben, die erst knapp 40 Jahre nach der Erfindung der keramischen Mine entdeckt wurden. Auch das Millimeterpapier (?) im Hintergrund und die Typografie finde ich etwas seltsam. – Den vollständigen Bogen sieht man im Austria-Forum.
- Zum Beispiel in: Nagler, Dr. phil. Josef: Die keramische Bleistiftmine. Zum 200. Geburtstag von Joseph Hardtmuth. In: Blätter für Technikgeschichte, Heft 20, Technisches Museum Wien (Hg.) (Springer 1958).↩