Der Spaziergang

Ohne Spa­zie­ren und damit ver­bun­dene Natur­an­schau­ung, ohne diese ebenso lieb­li­che wie ermah­nungs­rei­che Erkun­di­gung fühle ich mich wie ver­lo­ren und bin es auch. Höchst lie­be­voll und auf­merk­sam muß der, der spa­ziert, jedes kleinste leben­dige Ding, sei es ein Kind, ein Hund, eine Mücke, ein Schmet­ter­ling, ein Spatz, ein Wurm, eine Blume, ein Mann, ein Haus, ein Baum, eine Hecke, eine Schne­cke, eine Maus, eine Wolke, ein Berg, ein Blatt oder auch nur ein armes weg­ge­wor­fe­nes Fetz­chen Schreib­pa­pier, auf das viel­leicht ein lie­bes gutes Schul­kind seine ers­ten unge­fü­gen Buch­sta­ben geschrie­ben hat, stu­die­ren und betrach­ten. Die höchs­ten und nied­rigs­ten, die erns­tes­ten und lus­tigs­ten Dinge sind ihm glei­cher­weise lieb und schön und wert. 

Aus: Robert Wal­ser, Der Spa­zier­gang (1917). – Auf diese Pas­sage auf­merk­sam gewor­den bin ich durch „Wal­ser Wal­king“ bei Orange Crate Art.

2 Kommentare zu „Der Spaziergang“

  1. Oh! That’s impressive.

    I became inte­res­ted in Walser’s work mainly through your blog – your quo­tes have made me very curious. I also like his obser­va­tion on peo­ple in auto­mo­bi­les hurt­ling “past all the images and ob­jects which our beau­tiful earth dis­plays, as if one had gone mad and had to acce­le­rate for fear of des­pair”. Alt­hough I have to use the car not only to get to the office I enjoy moving slowly so I can per­ceive even the smal­lest detail in my sur­roun­ding. There are days on which I long to walk, of course with Kisho …

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