Aus heutiger Sicht etwas ungewöhnlich wirkt diese Anzeige von J.S. STAEDTLER aus dem Jahr 1940, in der die Wischfestigkeit des Bleistifts MARS-LUMOGRAPH 2886 hervorgehoben wird.
Den „Universal-Zeichen- und Lichtpausstift“ Lumograph, der am 1. August 1930 auf den Markt kam, diente STAEDTLER hauptsächlich solchen Nutzern an, die ihre Zeichnungen per Lichtpause vervielfältigen wollten. War es bis dahin üblich, Zeichnungen mit Tusche auszuziehen, um die notwendige Lichtundurchlässigkeit zu erhalten, so versprach der Lumograph, einen ausreichend opaken Abstrich zu liefern und so diesen Schritt überflüssig zu machen1.
Damit lagen die Originale nur in Bleistift vor, so dass die Wischfestigkeit noch wichtiger wurde. Doch was macht eigentlich den Abstrich eines Bleistifts wischfest? Jeder Bleistiftnutzer, der darauf achtet, kennt die zum Teil erheblichen Unterschiede.
Um es vorwegzunehmen: Ich weiß es nicht, möchte aber ein paar Details aufführen, von denen ich denke, dass sie von Bedeutung sind2. Zwei Aspekte entziehen sich dem Einfluss des Minenherstellers, nämlich die Oberflächenbeschaffenheit des Beschreibmaterials und der Anpressdruck des Schreibenden. Raues Papier und hoher Druck schaffen zwar eine festere Verbindung zwischen Papier3 und Mine4, sorgen aber auch für eine stärkere Abgabe; erstere verbessert die Wischfestigkeit und letztere verschlechtert sie.
Die Korngröße des Graphits spielt sicher ebenfalls eine Rolle – ist der Graphit fein, kriecht er besser in die Papierporen und lässt sich schlechter verwischen. Eine weitere Voraussetzung für gute Wischfestigkeit ist eine saubere Abgabe, die u. a. durch eine homogene Minenmasse und eine hohe Dichte erreicht wird. Auch die Wahl des Wachses, mit dem die Minen nach dem Brennen imprägniert werden, beeinflusst die Bindung von Minenmaterial und Papier: Ein hydrophiles (wasserliebendes) Wachs schafft eine bessere Verbindung mit dem Papier als ein hydrophobes (wassermeidendes)5.
Es fällt auf, dass vieles von dem, was die Wischfestigkeit verbessert, die Radierfähigkeit verschlechtert, und so liegt es in der Kunst des Herstellers, einen guten Mittelweg zu finden.
- Siehe dazu auch „Patentschrift Nr. 74853“ sowie „Mine und Mischung“.↩
- Ich möchte also – im positiven Sinn – dilettieren.↩
- Die im technischen Zeichnen beliebten Polyesterfolien, die unter den Markennamen Mylar und Hostaphan angeboten wurden, kamen erste Mitte der 1950er Jahre auf den Markt. Für diese Folien gab es dann auch spezielle Bleistifte wie z. B. den Duralar und den Dynagraph (beide von STAEDTLER), deren Minen anders zusammengesetzt waren.↩
- Ich betrachte hier nur den Bleistift mit keramisch gebundener Mine, also die Mine mit Ton, nicht jedoch die ungebrannte Polymermine (STAEDTLER WOPEX, EPCON, Conté Evolution) und die gebrannte Polymermine (Pentel Black Polymer 999, Feinminen für Druckbleistifte).↩
- Ich hoffe, bald mehr zu der Bedeutung des Wachses sagen zu können.↩
Hochinteressant, die Fotos, der Text und die Sache an sich.
Auch “ the better pencil“, prima Bilder. Es ist ein Vergnügen, sie anzusehen.
Liebe Grüsse: Albert
Danke! Das höre ich sehr gerne, denn das Fotografieren und Schreiben macht mir immer große Freude.