Landkartenstifte1 üben großen Reiz auf mich aus, ohne dass ich sagen kann, warum – oft sind es nur Farbstifte in anderer Verpackung, und zum meist militärischen Hintergrund habe ich keine Beziehung. Am meisten sprechen mich jedoch die Gestaltung und die oft anzutreffende Legende an; vermutlich ist es deren Ästhetik, die mich auch in diesem Fall hat zugreifen lassen.
Das Krokier-Etui Nr. 7673 von A.W. Faber ist aus Blech, misst 185 × 54 × 18 mm und enthält zwölf Farbstifte der Marke „Pestalozzi“2. Wann diese Marke benutzt wurde, konnte ich noch nicht herausfinden; ich gehe aber davon aus, dass dieses Etui aus der Zeit des zweiten Weltkriegs stammt.
Der Name des Herstellers wurde in den Klappdeckel geprägt.
Auf der Papierummantelung des Etuis finden sich Angaben zur Verwendung der Farben sowie Details der topographischen Darstellung für Krokierzwecke.
Die mit den Farbmustern genannten Nummern korrespondieren mit denen der Stifte, und angesichts der Lücken in der Nummerierung vermute ich, dass die zwölf Farbstifte eine Auswahl aus einem größeren Sortiment waren.
Die sechsflächigen Farbstifte haben eine festere und deutlich weniger kreidige Mine als die meisten anderen mir bekannten Landkartenstifte. Diese ist wasservermalbar, lässt sich aber kaum radieren.
Ihr Aufdruck ist knapp, und neben der Farb- gibt es noch eine Artikelnummer und die damals als Logo genutzte Waage, eines der für mich schönsten Warenzeichen aus der Büroartikelwelt.
Der helle, leicht abwischbare Belag an den Spitzen stammt wahrscheinlich vom Ausblühen des Wachses, mit dem die Minen imprägniert wurden.
Für mich ein sehr schönes Etui!
Anm.: Bei der topografischen Karte im Hintergrund handelt es sich auch diesmal um das Blatt Lauterbach, bearbeitet durch das hessische Katasteramt 1909.
- Ich unterscheide nicht zwischen „Landkartenstift“ und „Krokierstift“.↩
- Es gab auch Bleistifte dieser Marke; Namensgeber war wohl der Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827). – In dem Buch „Faber-Castell since 1761“ wird der Warenkatalog des Jahres 1932 zitiert mit „Pestalozzi – der Schulfarbstift mit der dünnen Mine zum billigen Preis – mit Wasser vermalbar“.↩
Faber-Castell hat mir mitgeteilt, dass die Marke „Pestalozzi“ schon 1907 eingetragen wurde. Sie stammte ursprünglich aus dem Markenportfolio der Bleistiftfabrik J.W. Guttknecht in Stein, die 1907 von A.W. Faber übernommen wurde. Besonders in den 1930er Jahren war ein breites Sortiment Pestalozzi-Schulfarbstifte in dekorativen Blechetuis auf dem Markt.
Nach dem Firmenlogo zu urteilen, so Faber-Castell weiter, dürfte das Krokieretui Nr. 7673 in die 1930/40er Jahre zu datieren sein. Da dieses spezielle Krokieretui nicht in den Standard-Warenkatalogen verzeichnet ist, könnte es möglicherweise eine spezifische Zusammenstellung für Schulen gewesen sein.
Danke an Faber-Castell für die Details und die Scans!
Wunderschönes Set.
Ich habe noch zwei A.W. Faber Fabermännchen „Pestalozzi“ HB-Bleistifte mit weißer Tauchkappe aus meiner Grundschulzeit (ca. 1969-72) mit dem identischem Pestalozzi-Schriftzug (eine Art Süterlin-(Vereinfachte)-Ausgangsschrift); daher würde ich eher auf die 50er datieren; auch das Logo in Blau und Gelb kenne ich noch aus eigener Anschauung.
Das Ausblühen des Wachses habe ich bei einigen Fedra 2B- und 3B-Bleistiften aus den 50ern. Nach einmaligen Spitzen lassen sich die Stifte aber wie gewohnt nutzen.
Danke für die Details zu den Pestalozzi-Bleistiften. Bei der für diese Bleistifte verwendeten Schrift wird mir wieder deutlich, welche Vielfalt bei der Beschriftung es damals gab. Heute beschränken sich zumindest die großen Hersteller (vielleicht auch aus Kostengründen und wegen des Corporate Designs) auf einige wenige Standard-Fonts, was in meinen Augen zuweilen etwas langweilig wirkt. – Von Fedra gab es holfgefasste Bleistifte? Bisher wusste ich nur von Minenhaltern, Minen und Zubehör (wie Minenspitzer). – Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich das Wachs auch mit der Hand abwischen lässt.