Neu von Caran d’Ache1: Der Bleistift 348 mit einem Schaft aus Schweizer Buchenholz.
Der Caran d’Ache 348 beeindruckt schon beim Anfassen, denn mit seinem Durchmesser von etwa 8,2 mm (Schlüsselweite 7,5 mm) ist er spürbar dicker als ein Standardbleistift und mit 6,4 Gramm fast doppelt so schwer wie dieser. Die Gestaltung halte ich für sehr gelungen, denn der weiße Prägedruck macht sich auf dem dunklen, klarlackierten Schaft sehr gut, ebenso die rote Tauchkappe.
Weniger schön sind der Strichcode und die GTIN, doch um das Anbringen dieser Daten kommt heute wohl kein international tätiger Hersteller mehr herum. (Kleine Anmerkung am Rande: Einige frühere Bleistifte von Caran d’Ache trugen diese Kennzeichnung nicht auf dem Schaft, sondern auf einem kurzen Stück Schrumpffolie. Dachte ich bisher, dass man diese Variante aus ästhetischen Gründen gewählt hatte, so wurde ich kürzlich eines Besseren belehrt – die Folie war nur eine Notlösung, da es damals nicht gelang, den Code in zuverlässig lesbarer Form aufzubringen.) Neben dem Strichcode findet sich eine fünfstellige Blindprägung.
Abgesehen von der Druckqualität des Strichcodes ist die Verarbeitung hervorragend. Die Oberfläche ist glatt und makellos und die Tauchkappe auch an den Kanten gut deckend (vermutlich hat man zweimal getaucht, um das Ausdünnen der Farbe an den Kanten auszugleichen). Das Kreuz ist mittig, gleichmäßig gefüllt und mit sauberen Konturen, und wenn man genau hinschaut, sieht man eine weitere Schicht Klarlack, die Kappe und Kreuz überzieht und einen halben Millimeter auf den Schaft reicht.
Das sehr schön gemaserte Holz gibt mir Rätsel auf. Die Färbung lässt mich eine Imprägnierung vermuten, die möglicherweise auch der Schnittigkeit zugutekommt, und das intensive Aroma des Bleistifts überrascht – es erinnert an Maggi-Würze. (Ja, ich rieche tatsächlich an Bleistiften und finde interessant, was es dabei zu entdecken gibt.)
Die 2,3 mm (!) starke Mine, deren Härtegrad ich als etwas weicher empfinde als den des STAEDTLER Mars Lumograph HB, sitzt mittig2 und gut verleimt im Holz. Sie ist sehr bruchstabil, gleitet angenehm leicht über das Papier und hat eine sparsame und außerordentlich saubere Abgabe. Schwärzung und Wischfestigkeit lassen keine Wünsche offen, und auch die Radierbarkeit ist perfekt – ein guter Radierer3 entfernt den Abstrich nahezu rückstandsfrei.
Im Kurbelspitzer Carl Decade DE-100 macht der 348 eine gute Figur, ja sogar im Faber-Castell Janus 40484. Es fällt jedoch auf, dass Fräser und Messer etwas mehr zu tun haben. Beim genauen Blick kann man glatte, glänzende Stellen im Holz erkennen; ich nehme an, dass das Holz dort dichter ist (Jahresringe?) und sich daher schwerer spitzen lässt.
Bis jetzt weiß ich nicht, ob es weitere Varianten dieses Bleistifts gibt oder er vielleicht sogar zu einem Set gehört; auch kenne ich den Preis noch nicht. Gut möglich, dass er den gleichen Ursprung hat wie die Crayons de la Maison Caran d’Ache (von denen es inzwischen übrigens das zweite Set gibt).
Fazit: Der Caran d’Ache 348 ist ein außergewöhnlicher Bleistift und sehr empfehlenswert.
Vielen Dank an Heiko für das Muster!
Nachtrag vom 30.9.13: Von Caran d’Ache konnte ich heute erfahren, dass das Aroma vom verwendeten Buchenholz stammt, das in Glovelier (Schweizer Jura) seine Wurzeln hat.
Nachtrag vom 17.2.21: Laut „Die Caran d’Ache Saga – Von Genf in die Welt“ von Ralph Brühwiler hat Caran d’Ache damals bei der Höheren Fachschule für Holz in Biel eine Studie beauftragt und basierend auf dieser nach geeignetem Buchenholz gesucht. Fündig wurde man schließlich in einem FSC-zertifizierten Wald, der zum kleinen Ort Glovelier im Jura gehört. Aus den dort geschlagenen Buchen wurden dann in einem Parkettunternehmen in Breuleux die 5 mm dicken Brettchen für den 348 geschnitten und in einem Sägewerk in Glovelier unter Vakuum gesetzt und mit Dampf erhitzt. – Wie ich später erfahren habe, handelt es sich bei dem Sägewerk, bei dem die Thermobehandlung vergenommen wurde, um die Ets Röthlisberger SA, und auf meine Anfrage teilte mir das Unternehmen damals mit, dass diese Behandlung des Holzes zu der dunkelbraunen Färbung führt.
- Die offizielle Schreibweise ist „CARAN d’ACHE“, doch zur besseren Lesbarkeit halte ich mich an „Caran d’Ache“.↩
- Ich erwähne das, weil ich mit zwei Bleistiften von Caran d’Ache andere Erfahrungen machen musste.↩
- Ich benutze zurzeit einen Tree’s Air-in Soft von Plus.↩
- Die Geometrie des Janus 4048 legt Schwächen in Holz und Mine meist schnell offen, und so eignet sich dieser Spitzer auch als Testgerät.↩
Ein sehr schöner Bleistift. Das Schweizerkreuz passt meiner Meinung nach sehr gut zu diesem Bleistift. Schade, dass die CdA Bleistifte außerhalb der Schweiz kaum erhältlich sind.
Wunderschöne Fotos, wirklich!
Und herrliche Stifte, jedenfalls optisch (wenn nur der Barcode nicht wäre … der ist aber wohl inzwischen unvermeidlich). Und Schokolade, hmnja, daran erinnert das letzte Bild tatsächlich. Nur der Maggi-Geruch würde mich doch irritieren.
A really interesting new pencil. Thank you for the excellent photos. I also learned about „Maggi“. Did you have an earlier version of the post without the explanatory link? :-)
The desire to create an all-Swiss pencil is commendable. I wonder if the slats were also processed in Switzerland?
Stephen, thank you for your kind words. Yes, there was an earlier version until it has occurred to me that „Maggi“ may need an explanation ;-) It is definitely an odd smell for a pencil, and I wonder where it comes from. I feel tempted to ask Caran d’Ache …
Regarding the all-Swiss pencil: If the wood is from Switzerland I assume the slats were also produced there. – I wonder where the graphite is from. Do you know of any graphite mines in Switzerland?
Matthias: Ja, das Kreuz ist ein gelungenes Designelement! Warum die Bleistifte von Caran d’Ache außerhalb ihres Ursprungslands so schwer zu bekommen sind, ist mir ein Rätsel; auch die Geschäfte in meiner Nähe, die einen Teil des Farbstift-Sortiments geführt haben, werden weniger.
Julie Paradise: Danke! Stimmt, der Barcode ist trübt die Freude ein wenig. Das Maggi-Aroma ist wirklich gewöhnungsbedürftig – ich wüsste zu gerne die Ursache dafür!
No, I am not aware of any Swiss graphite mines. I wonder what Conrad Gessner’s source of graphite would have been? Was Borrowdale still the only known source in 1567?
I found a very interesting article here (in French). It seems Caran d’Ache has been investigating alternate wood species for decades, and this „Swiss Wood“ pencil is meant to create differention from Staedtler and Faber-Castell products.
I have been looking for this pencil for quite a while. No response from Caran d’Ache even after I email to them.
May I know where to purchase it?
Gunther, thank you for the details (with citation!) about the history of graphite use.
Stephen: Findings have shown that even the Celts had access to graphite and used it for watertight, high-temperature pottery, and mediaeval documents prove that farmers around Passau have pursued opencast mining in the 13th century (source: Helm, Winfried; Ortmeier, Martin (Hg.): »Millionenbauern« Bäuerlicher Graphitbergbau im Bayerischen Wald. Freilichtmuseum Finsterau, 2. Aufl. 2011). – Thank you for the link to the article about Caran d’Ache – it even shows the 348! (I can’t read French so I will have to used a translating service.) The differentiation is quite clever and sounds promising, all the more in combination with their excellent design.
T Square: I am sorry to hear that Caran d’Ache didn’t reply. – I got the pencil as a sample from Format, a specialist shop in Darmstadt, Germany.
You’re welcome, Stephen! I forgot to mention that, according to the cited book, the evidence for graphite pottery goes back as far as 3000 BC. Of course this does not prove the use of graphite for marking or writing purposes back then but these findings suggest that there were more mines besides the one in Borrowdale at that time (and earlier). – You can find some more details about graphite pottery at „Toller Tiegel“.
Hello, Thanks for the reply. I have been trying to find it online without any luck. Not sure do you have any recommendation?
I haven’t found it online either but I have asked Caran d’Ache about online retailers; as soon as I know more I’ll post it here.
„Locally sourced and produced“: I like this theme very much in contrast with our ever expanding globalisation effort. Searching the web I noticed this Swiss webshop: http://www.zumstein.ch/epages/Zumstein.sf/de_CH/?ObjectPath=/Shops/Zumstein/Products/64522070 . The pencil itself is quite expensive: 3,70 sfr. Transfer to other countries, however, is costly (15 sfr). So maybe Gunther will come up with alternatives.
Wowter, thank you for the link! It’s good to know that there is at least one online retailer who stocks the 348. Indeed, it’s quite expensive, but the 348 is such a beautiful pencil that every pencil afficionado should consider getting at least two – one to use and one to keep ;-) So far I haven’t found another source but I will keep at it. – Yes, „locally sourced and produced“ is really agreeable.
Auch ich habe mir diesen Bleistift zugelegt und bin ein grosser Fan. Ich kann bestätigen, dass der Bleistift einen intensiven und schwer zu zu ordnenden Geruch hat. Das ist also keine Einzelheit :) Wie auch immer, mir gefällt der Bleistift gut, wobei ich ihn mir etwas weicher gewünscht hätte(Caran d’Ache ist ja sowieso etwas härter mit der ganzen Skala). Vielen Dank für die tollen Bilder wie immer…
Es freut mich, dass Ihnen dieser Bleistift auch gefällt! Ja, das Aroma ist wohl typisch für dieses Holz, aber durchaus reizvoll. – Auch ich hätte nichts dagegen, wenn er etwas weicher wäre, doch ich bin froh, dass seine Härte nicht der der HB-Mine des Technograph 777 HB, wie ich ihn in Erinnerung habe, entspricht, denn diese war wesentlich härter.
Inzwischen habe ich von Stilus BSA erfahren, dass der 348 sehr neu und daher noch nicht so leicht verfügbar ist. Man kann ihn dort jedoch für 3,50 Euro pro Stück bestellen; die Lieferzeit beträgt etwa eine Woche.
An dieser Stelle ein dickes Lob an Caran d’Ache, sowohl an die Zentrale in der Schweiz als auch an die Vertretung in Deutschland. Erstere hat mir innerhalb von einer guten Stunde (!) auf meine Frage nach dem Aroma des Holzes geantwortet und letztere hat mich noch am selben Tag an Stilus BSA verwiesen. Auch Stilus BSA hat mir perfekten Service geboten – nachdem ich zunächst telefonisch kein Glück hatte, bekam ich kurz danach einen Rückruf und eine Bestellbestätigung per E-Mail. Klasse!
Wow, that is a gorgeous pencil. I love that deep woodgrain. And I really need to find myself one of those Janus sharpeners. I just love that long, sharp, concave point!
Thanks for the post!
It’s indeed a marvellous pencil, and it’s a pleasure to use it. – If you are looking for a Janus: Make sure to get one with a working blade. Sharpening a dull one is very difficult and most likely won’t yield the result of a new one.
Pingback: Julie Paradise — Testpapier Gerstaecker I LOVE ART Aquarellpapier
Hi Lexikaliker,
Just to let you know that I enjoy your blog immensely (even with the constant help of a German dictionary) and have managed to order some of these 348 pencils. Thanks! I always look forward to new articles from you :)
Hi Sola, thank you for your kind words! :-) I am happy to hear that you have managed to order some Caran d’Ache 348 – enjoy them!
The smell might be caused by the high temperature treatment. There are several procedures to alter the characteristics of wood (different alignment of cellulose molecules makes them less interesting for insects and fungi, more like a hardwood and darker (caramel). It could be the beech wood was processed to make the material even stiffer. A technique that is used here in The Netherlands to improve the wood material of some wood species is the Plato method. See for Plato process description: http://www.platowood.nl/69/The-Plato-Technology.html .
Wowter, thank you for your comment and the link to the Plato treatment! I will look closer at it soon.
You are right – recently a wood expert told me that the smell is most likely caused by the heat treatment. At Caran d’Ache the beech wood is heated to 150–200 °C to suppress microbiological attack (see this article), and at this temperature the lignin is released from the wood fibre. The smell of the lignin in released form (i.e. pure), the expert said, is identical to the smell of the 348 so I would say that the smell is not typical for the Jura beech but rather for its processing.
Falls es noch von Interesse ist:
Den Bleistift kann man in Berlin bei RSVP, einem sehr schönen Papier- und Schreibgeräte Laden inkl. Onlineshop in der Nähe der Hackeschen Höfe sowie bei Dussmann Nähe Bahnhof Friedrichstraße kaufen.
Ich mag an dem Bleistift neben der außergewöhnlichen Farbe besonders den einmaligen Geruch ( nach Geräuchertem).
Danke für den Hinweis! Zu welchem Preis wird er denn dort angeboten? Inzwischen finde ich die 3,50 Euro pro Stück für zu teuer. – Interessant ist, wie unterschiedlich das Aroma beschrieben wird: Geräuchertes, Maggi, Lakritze …
Der Preis ist auch 3,50 €. Sicherlich nicht ganz billig, aber wie gesagt stellt der Stift schon etwas besonderes dar und einen kann man sich dann ja mal gönnen.
Danke für dieses Detail. – Vielleicht ist der Preis auch durch eine geringere Stückzahl bedingt.
Which pencil extensor works with the 348?
So far I haven’t found a suitable one.
First time I heard about Caran d’Ache was some 18 years ago when I was given a Natura-like pencil as a gift form none other than Apple Computer. Back then I was a digital guy, so instead of using it regularly, I dumped it into a pen case where it stood until about two years ago when I began re-appreciating writing instruments once again.
I only kept the pencil because I loved its natural wood finish and Apple’s restrained branding on it (a tiny white apple logo) but not because writing with it was something out of the ordinary.
It’s ironic then, that the pencil responsible from bringing me back into pencildom was to be another Caran d’Ache product, the 348.
I ordered a couple of these out of curiosity and to see what one of the world’s most expensive pencils was all about. Up to that point, pencils were just pencils for me. The minute I held one and started writing with it, the minute I was blown away by its sheer smoothness, it’s perfect girth and weight, and that bloody red cap with cute little cross to match. All reviews I had read up to that point -mostly from American fellows- were a „love it or hate it“ kind of affair. Wonder why I missed reading about this pencil here, that would have speed my conversion to the Grant World Order of the Graphite!
As a side note, the old Caran pencil is not anywhere near this smooth. Could it be that present day Naturas are like the old one or has Caran stepped-up their game?
BTW Derwent’s aluminum holder for oversize pencils (silver one) fits this pencil, the only issue is that it is sure to bruise a bit that beautiful dipped-end.
Thank you for sharing this exciting story!
So far I haven’t tried a Natura so I can’t say anything about its lead.
Thank you also for letting us know that the Derwent holder for oversize pencil fits the 348!