Januar 2013

Achtung, jetzt kommt Werbung!

Heute nur ein kur­zer Bei­trag mit zwei lan­gen Werbe-​Bleistiften, die viel­leicht von Schwan-​STABILO stammen.

Achtung, jetzt kommt Werbung!

Zum Grö­ßen­ver­gleich ein älte­rer STABILO Opéra.

Wie ich dar­auf komme, dass Schwan-​STABILO diese Stifte gefer­tigt haben könnte? Nun, in einem Abschnitt in der her­vor­ra­gen­den, aber lei­der inzwi­schen ver­grif­fe­nen Fest­schrift „Mil­li­ons of Colours – One World. Eine Unter­neh­mens­ge­schichte im Zei­chen des Schwans“ (2005) wird das Toch­ter­un­ter­neh­men „Schwan-​STABILO Pro­mo­tion Pro­ducts“ erwähnt, das in den 1950er Jah­ren als Rekla-​Abteilung (für „Reklame“) begon­nen hat, und die­ses Foto gezeigt:

Achtung, jetzt kommt Werbung!

Am Mon­tag geht es raus aus dem Muse­ums­kel­ler und rein in die Paper­world 2013, um die Neu­ig­kei­ten zu bestau­nen. Ich werde berichten!

Anm: Rich­tige Wer­bung kommt hier natür­lich nicht, denn die­ses Web­log ist und bleibt werbefrei.

Großberger & Kurz 1880

Das heu­tige Unter­neh­men Schwan-​STABILO geht zurück auf die Kauf­leute Georg Groß­berger und Her­mann Kurz, die 1854 nahe der alten Kai­ser­burg in Nürn­berg mit der nach dama­li­gen Maß­stä­ben moder­nen und fabrik­mä­ßi­gen Her­stel­lung von Blei­stif­ten begannen.

Großberger & Kurz 1880

1865 über­nahm Gus­tav Schwan­häus­ser den Betrieb und machte im Anklang an sei­nen Na­men den Schwan zum Mar­ken­zei­chen sei­ner Stifte; das Unter­neh­men fir­mierte von da ab als „Schwan-​Bleistift-​Fabrik, Schwan­häus­ser vorm. Groß­ber­ger & Kurz“1. Diese Über­sicht2 stammt aus einem Kata­log von 1880 (auf allen Stif­ten steht „REGR JANR 8 1867″). – Die Marke „Sta­bilo“ wurde erst­mals 1926 ein­ge­tra­gen.

Danke an Her­bert R. für den Scan!

Nach­trag vom 12.2.13: Wie kommt es, dass der Kata­log, aus dem die gezeigte Seite stammt, noch den Namen „Groß­ber­ger & Kurz“ trägt, obwohl das Unter­neh­men zu die­sem Zeit­punkt bereits 15 Jahre unter „Schwan-​Bleistift-​Fabrik“ auf­trat? Der Grund dafür waren der zu die­ser Zeit große Auf­wand und die hohen Kos­ten für die Umstel­lung von Maschi­nen, Druck­vor­la­gen usw., und so gab es den erwähn­ten Kata­log und die darin gezeig­ten Pro­dukte nahezu unver­än­dert bis etwa 1900. Der Schwan war bereits auf Pro­duk­ten von Groß­ber­ger & Kurz zu fin­den, die es noch bis ins 20. Jahr­hun­dert hin­ein gab; erst nach und nach tauchte er als eigen­stän­dige Marke auf.

  1. Quelle: Schwan-​STABILO (Hg.): 125 Jahre Schwan-​STABILO. Der Weg eines mit­tel­stän­di­schen Fami­li­en­un­ter­neh­mens (Intensiv-​Werbung GmbH 1980).
  2. Die Schrift in der Tabelle erin­nert mich sehr an die Kur­siv­schrift in die­sem Schrift­mus­ter.

STABILO 8770

Gut 30 Jahre alt ist die­ses Etui von STABILO, das es mir aus meh­re­ren Grün­den ange­tan hat.

STABILO 8770

Das Etui 8770 für „Inge­nieure, Archi­tek­ten, Tech­ni­ker“ (so der Text im Innern) ist aus mit Kaliko über­zo­ge­nem Kar­ton, 180 × 103 × 15 mm groß und ent­hält zwölf Farb­stifte. Seine Gestal­tung in Schwarz, Gold und Weiß finde ich geschmackvoll.

STABILO 8770

Die Innen­seite der mit einem Druck­knopf zu ver­schlie­ßen­den Klappe zeigt Schraf­fu­ren und Far­ben für die Dar­stel­lung ver­schie­de­ner Mate­ria­lien1 nach DIN 2012 und nennt die korre­spondierenden Num­mern der Stifte sowie die Farb­na­men. Wie schon bei den Landkarten­stiften (z. B. dem LYRA-​ORLOW № 2736 oder dem Johann Faber Krokier-​Etui Nr. 3144) spricht mich die Ästhe­tik die­ser Legende an. – Den roten Stift mit STABILO-​Schriftzug und wei­ßem Schwan halte ich für ein wei­te­res gelun­ge­nes Detail.

STABILO 8770

Ein Abgleich der Legende mit dem Inhalt zeigt, dass das Etui die rich­ti­gen Stifte ent­hält – nicht immer selbst­ver­ständ­lich bei anti­qua­ri­schen Stü­cken wie diesem.

STABILO 8770

Die Stifte in die­sem Etui haben ihren Ursprung im 1925 von Schwan vor­ge­stell­ten Dünn­kernfarbstift, des­sen Sta­bi­li­tät den Namen „Sta­bilo“ (spä­ter „STABILO“) her­vor­brachte. Sie sind hexa­go­nal, werk­sei­tig gespitzt und aus Zedern­holz; in ihrem 7,6 mm dicken Schaft (Schlüs­sel­weite 7 mm) steckt eine was­ser­ver­mal­bare 2,5-mm-Mine.

STABILO 8770

Der sil­ber­far­bene Foli­en­prä­ge­druck der Farb­stifte läuft zur Spitze hin; bei den aktu­el­len Stif­ten von STABILO ist es umge­kehrt3. Neben der Farb­num­mer4 (die heute anders auf­gebaut ist) zeigt er zwei Rau­ten mit umschlie­ßen­dem Recht­eck, deren Bedeu­tung und Geschichte ich lei­der nicht kenne. – Die Blind­prä­gun­gen 380, 480 und 181 bele­gen, dass die Stifte zwi­schen März 1980 und Januar 1981 her­ge­stellt wurden.

STABILO 8770

Das soge­nannte Schwan-​Auge, ein für mich sehr schö­nes Gestal­tungs­ele­ment, ziert die auf das abge­run­dete Stif­tende beschränkte Tauch­kappe des Farbstifts.

STABILO 8770

Die Ent­nahme der Stifte wird dadurch erleich­tert, dass sich das Unter­teil auf etwa einem Vier­tel der Länge nach unten klap­pen lässt. Ver­mut­lich sollte das Gum­mi­band auf der Rück­seite den her­un­ter­ge­klapp­ten Teil in der geöff­ne­ten Posi­tion hal­ten, aber es ist ausgeleiert.

STABILO 8770

Ein Form­teil aus Kunst­stoff hält die Stifte am Platz.

STABILO 8770

Wie das Etui sind auch die Stifte in einem außer­or­dent­lich guten Zustand; ledig­lich der Lack des grauen ist ent­lang des Prä­ge­drucks ein­ge­ris­sen. Es mag irra­tio­nal klin­gen, doch da die Farb­stifte noch unbe­nutzt sind, konnte ich es bis jetzt nicht übers Herz brin­gen, sie zu tes­ten (ich bin mir jedoch sicher, dass sie mir zusa­gen würden).

STABILO 8770

Außer die­sem gab es noch andere Etuis mit 12 und 24 Far­ben, dar­un­ter eines für die Fotoretusche.

STABILO 8770

Die Kon­struk­tion, die Gestal­tung und die tech­ni­sche Aus­rich­tung die­ses Etuis gefal­len mir sehr gut, und so finde ich es schade, dass es nicht mehr erhält­lich ist.

Nach­trag vom 12.2.13: Die Beschrif­tung des STABILO wurde gegen 1989 von links- auf rechts­läu­fig umge­stellt. Andere Pro­dukte waren jedoch bereits lange vor­her rechts­läu­fig bedruckt, was zu unge­wöhn­li­chen Wer­be­fo­tos geführt hat: Man­che Stifte zeig­ten mit der Spitze nach rechts, andere nach links, und wenn alle Spit­zen in die glei­che Rich­tung zei­gen soll­ten, stand die Schrift eini­ger Stifte auf dem Kopf. – Das Gum­mi­band des Etuis hat aktiv die Klappe geöff­net, war also gespannt, wenn das Etui geschlos­sen war; dies erklärt auch, warum es jetzt aus­ge­lei­ert ist. – Das hier gezeigte STABILO-​Logo wurde von 1960 bis 1987 benutzt. – Das Schwan-​Auge wurde im April 1938 ein­ge­tra­gen und erst­mals beim STABILO Cel­lo­min ab 1939 ver­wen­det. – Danke an Her­bert R. für diese Details!

  1. Am Rande: Wie Ken Bay­nes und Fran­cis Pugh in „The Art of the Engi­neer“ schrei­ben, hat man in der tech­ni­schen Zeich­nung des 18. Jahr­hun­derts Far­ben nicht nur zur Dar­stel­lung des Mate­rials, son­dern manch­mal auch zur Kennt­lich­ma­chung der Funk­tion genutzt.
  2. Die DIN 201 wurde 2002 durch die DIN ISO 128-​50 abge­löst.
  3. Es wäre inter­es­sant zu wis­sen, wann man die Rich­tung geän­dert hat.
  4. Die Lücken in der Num­me­rie­rung kom­men daher, dass die Stifte die­ses Etuis nur ein Teil des Sor­ti­ments waren.

A.W. Faber 1902

A.W. Faber 1902

Anzeige in der „Jugend“, Nr. 45, 1902

Nach­trag vom 28.2.13: In der Fest­schrift „Die Bleistift-​Fabrik von Johann Faber in Nürn­berg“ von Carl Faber, her­aus­ge­ge­ben anläss­lich des 70. Geburts­tags von Johann Faber und des zehn­jäh­ri­gen Bestehens der Fabrik (Bieling-​Dietz, 1889), heißt es:

„Es gab damals eine Reihe von Pseudo-​Fabern, wel­che schlechte Ware betrü­gerischer Weise mit dem Namen Faber, in Ver­bin­dung von ande­ren Anfangs­buchstaben gestem­pelt, in den Han­del gebracht und so das kon­su­mie­rende Publi­kum miß­strau­isch gegen eine zweite ächte Faber-​Marke auf Blei­stif­ten gemacht hatte.“

Magische Milch

Magische Milch

Die Geheim­nisse frem­der Wel­ten ins Haus bringt der Dis­coun­ter ALDI mit sei­nem kakao­haltigen Geträn­ke­pul­ver „Tro­pen Gold“ und wir stau­nen: Wäh­rend man hier erst den Kühl­schrank und dann den Kar­ton öff­nen muss, reicht in den Tro­pen bereits das Auf­klap­pen einer höl­zer­nen Truhe, um die Milch aus dem Nichts erschei­nen und ins Glas gelan­gen zu las­sen. Aber viel­leicht gelingt das ja nur einem Comic-​Tiger mit Pira­ten­hut. Oder einem ein­äugigen Papa­gei mit Photoshop.

Nach­trag vom 25.12.13: Der Zau­ber ist vor­bei.

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