Modell 51, Teufel
Aus dem Katalog von Möbius+Ruppert des Jahres 1938: Ein Bleistiftspitzer in Form eines Teufels. – Hätte ich übrigens sofort gekauft.
Aus dem Katalog von Möbius+Ruppert des Jahres 1938: Ein Bleistiftspitzer in Form eines Teufels. – Hätte ich übrigens sofort gekauft.
Das wird ja immer schöner – jetzt kommen die Kerle sogar schon zu zweit! Getarnt als Hotel (als ob ich darauf hereinfalle) haben diese Zwillinge den Kölner Dom im Blick, doch als einer derjenigen, die letzteren bis zum höchsten durch Besucher erreichbaren Punkt erklommen haben, konnte ich sofort sehen, wen ich da vor mir habe.
← vorheriger | Stille Beobachter | nächster →
Über 70 Exponate aus der Zeit von 200 bis 1985 in einem virtuellen Museum: „Take Note – An Exploration of Note-Taking in Harvard University Collections“. Großartig! Einer meiner Favoriten: „The ultimate piece of office furniture“. – Auch die Bleistifte von Henry David Thoreau sind dort zu sehen.
(via Orange Crate Art)
Schnödes Universalpapier? Pah! Der Features fordernde User des 21. Jahrhunderts verlangt mehr.
Ihm und damit auch mir dient die Deutsche Post ihr Multifunktionspapier an, das mir beim Einkauf von Verbrauchsmaterial nicht nur aufgrund seiner Verpackung sofort ins Auge fiel.
Als Befürworter des bestimmungsgemäßen Gebrauchs habe ich umgehend nach dem Hinweis auf die Eignung des Multifunktionspapiers für den von mir angestrebten Verwendungszweck gesucht:
Doch leider hat dieser Hinweis gefehlt, und so musste ich auf den Kauf des Multifunktionspapiers verzichten. Schade! – Ich hoffe jetzt auf das „Performance Paper Extra Power“ aus der noch einzuführenden „Office Pro“-Serie.
Wer schon einmal die Bleistiftmine an einem Stück Schleifpapier gespitzt hat, kennt die damit verbundenen Probleme. Da die Mine keine bestimmte Lage in Bezug auf die Reibfläche einnimmt, muss man die Mine während des Spitzens drehen, um eine gleichmäßige, d. h. konische Spitze zu erhalten. Dabei besteht die Gefahr, die Mine durch zu hohen Anpressdruck abzubrechen oder gar mit den Minenhalter auf die Reibfläche zu kommen und ihn zu beschädigen; hinzu kommt, dass der Abrieb Hände, Zeichnung und Arbeitsplatz verschmutzen kann. Georges Dessonnaz aus Freiburg in der Schweiz hatte eine Idee, diese Probleme zu beseitigen, und reichte am 8. April 1939 seine Patentanmeldung beim Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum in Bern ein. Am 15. Mai 1940 wurde ihm das Patent № 2098701 für seinen „Schärfer für Bleistiftminen“ erteilt.
Der Anspruch aus dem deutschen Patent:
Schärfer für Bleistiftminen, bestehend aus einem im Querschnitt kreisrunden Behälter, in dessen oberer Wandung ein diametral durchbohrtes Kugelgelenk für die Aufnahme eines Bleistifts oder Minenhalters angeordnet ist und der in seinem Innern eine kegelige Reibfläche aufweist, deren Längsachse durch den Mittelpunkt des Kugelgelenks hindurchgeht, dadurch gekennzeichnet, daß er an dem Kugelgelenk (16) eine in das Innere des Behälters ragende, an ihrem freien Ende entsprechend der Bleistiftspitze kegelige, zum Führen des Stiftes dienende Hülse (15) und unten im Behälter einen in Richtung der Längsachse der kegeligen Reibfläche verlaufenden, fingerhutartigen, zum Führen des Stiftes während des Schärfens dienenden Kegel (12) aufweist2.
Beide Ausführungsbeispiele der Patenschrift verdeutlichen die pfiffige Konstruktion: Die Stifthalterung (15) mit dem Kugelgelenk (16) wird bei abgeschraubtem Bodenstück (9) in das Oberteil (4) eingesetzt. Schraubt man das Bodenstück an, zwingt dessen Kegel (12) die Stifthalterung in eine Schräglage; in dieser Position verhindert die Auskragung (17) das Herausfallen der Stifthalterung. Zudem ist der Kegel so ausgeführt, dass er nur noch eine Kreisbewegung der Stifthalterung zulässt und damit die Mine am konischen Schleifring (13) entlangführt. Der Abrieb verbleibt dabei im Innern des Geräts.
Die Zürcher Büroartikel-Handelsfirma Hermann Kuhn erwarb das Patent 1944, ließ den Minenschärfer zunächst mit dunkelrotem, später mit grauem Oberteil herstellen3 und vertrieb ihn unter dem Namen „Gedess“ (Georges Dessonnaz) weltweit. – Diese Ausführung war jedoch bereits eine vereinfachte, hatte sie doch nicht mehr den in der Patentzeichnung dargestellten Spitzer im Sockel, der die Mine des Bleistifts vom Holz befreien sollte4.
Das Gehäuse des Gedess von Kuhn besteht aus Polystyrol und das Bodenstück sowie die Stifthalterung aus Acrylnitrilbutadienstyrol (ABS). Der ebenso wie die Kunststoffteile im Spritzgussverfahren hergestellte eiserne Schleifring hat auf der Innenseite eine etwa 0,5 mm dicke, abrasive Schicht. – Die Herstellung der Kunststoffteile, des Ringes und der Beschichtung besorgte je eine Firma; Kuhn übernahm die Montage, die Verpackung und den Versand.
Die nur vier Teile sind so gestaltet, dass sie nur durch ein Gewinde zusammengehalten werden; dies sowie die Form- und Farbgebung machen den Gedess zu einem minimalistischen Utensil.
Auch seine Kennzeichnung ist sehr zurückhaltend (der Schleifring und die Stifthalterung tragen keine).
Der Gedess ist 65 mm hoch, hat unten einen Durchmesser von 62 mm und wiegt knapp 70 Gramm. Er eignet sich für Minen mit 2 mm und 3,15 mm Durchmesser und Minenhaltern bis 9 mm Dicke.
Sein Gebrauch ist denkbar einfach und in der beiliegenden viersprachigen Gebrauchsanweisung beschrieben5. Auch auf das Zerlegen und den Einsatz des Gedess mit einem Holzbleistift sowie auf die separate Verfügbarkeit aller Teile geht das Faltblatt ein.
Das Gerät lässt sich leicht handhaben und bringt die Mine rasch in Form (das Spiel des Stifts in der Halterung gibt mir allerdings kein gutes Gefühl). Und wie ist das Spitzergebnis?
Das ist eher ernüchternd, zeigen sich doch die Spuren der abrasiven Schicht des Schleifrings sehr deutlich; auch ist eine Asymmetrie erkennbar6. Zum Vergleich das Spitzergebnis des Möbius+Ruppert 970:
(Der Vergleich ist natürlich nicht ganz fair, arbeitet doch im M+R 970 ein Fräser aus einer Speziallegierung mit einer Vickershärte von über 9007; zudem bietet der 970 durch seine Bauform einen Spitzstopp und dem Stift durch die Aufnahmen für verschiedene Durchmesser einen besseren Halt.) Der Blick auf den Schleifring des Gedess liefert die Erklärung für die Spuren an der Minenspitze:
Ich halte es für möglich, dass man bewusst eine gröbere Körnung gewählt hat, da sich diese nicht oder zumindest nicht so schnell zusetzt und vielleicht auch etwas langlebiger ist.
2011 hat die Standardgraph Zeichentechnik GmbH in Geretsried die Rechte am Gedess sowie dessen Herstellung und Vertrieb übernommen8. Ich war neugierig und habe mir für gut 18 Euro9 ein aktuelles Modell gekauft.
Mein erster Blick galt dem Schleifring, denn ich hoffte auf eine feinere Körnung. Beim Aufschrauben überraschte mich jedoch zuerst ein schmirgelndes Geräusch.
Im Gegensatz zum alten Schleifring ist der neue auf allen Seiten mit Schleifpartikeln bedeckt und kratzt daher auch am Bodenstück. Erschreckt hat mich allerdings die Verdickung am unteren Rand, von der ich befürchte, dass sie die Minenspitze abreißt, sollte die Mine soweit in das Gerät ragen.
Dass der Schleifring meines Exemplars nur ungleichmäßig beschichtet ist und sich die Partikel teilweise ablösen, spielt dann auch keine Rolle mehr, denn ich werde das Gerät zurückschicken. (Natürlich könnte es sich um einen Produktionsfehler handeln, aber ich möchte keinen zweiten Versuch wagen.)
Eine traurige Entwicklung von einer sehr guten Idee zu einem meiner Ansicht nach wenig überzeugenden Produkt. Umso kostbarer ist mir nun mein alter Gedess!
Von Praktikern für Praktiker: Ein Flyer für die Minenspitzdose 9601 von Möbius+Ruppert aus den 80er Jahren.
Mir gefallen die Illustration und die schnörkellose Sprache, die den Nutzen des Geräts herausstellt und ganz ohne die heute oft lästigen Worthülsen auskommt.
Danke an Herrn Fischer von Möbius+Ruppert für den Scan!
In den vergangenen Wochen habe ich fast ausschließlich Fallminenstifte benutzt. Dabei hat es mir der minimalistische Uchida 1-848-5100 besonders angetan.
Der Uchida macht den Eindruck eines No-name-Produkts, trägt er doch weder Kennzeichnungen noch herstellertypische Merkmale. Die konische Spitze und der zylindrische Korpus sind glatt und schmucklos, und die Eindrehungen am Druckknopf wirken nur auf den ersten Blick wie eine Verzierung: Er sitzt so fest, dass man ihn, wäre er ebenfalls glatt, nur mit Mühe abziehen könnte. Auch der hemdentaschenfreundliche Clip ist schlicht und funktionell.
Mit einem Leergewicht von knapp 24 g ist der 135 mm lange und 7 mm dicke Stift vergleichsweise schwer, denn bis auf den Kunststoff-Korpus besteht er aus Metall. Die Verarbeitung meines Exemplars ist gut, wenn auch nicht ohne Mängel, da das Gewinde im Korpus nicht exakt mittig ist. Diese Abweichung fällt jedoch kaum auf und beeinflusst die Gebrauchseigenschaften nicht.
Da sich der Stift von hinten befüllen lässt, nimmt er 2-mm-Minen mit Zwingchen auf, die nicht herausfallen können. – Das Fehlen eines integrierten Spitzers bedaure ich nicht; separate Minenspitzer wie den uni DPS-600 oder den alten Faber-Castell Minfix 50/65 halte ich für wesentlich praktischer und sauberer.
Es ist eine Freude, den Uchida zu benutzen, denn er liegt gut in der Hand, lässt sich trotz des glatten Korpus gut halten, greift die Mine sicher und hat keine beim Schreiben klappernden Teile.
Leider hat Uchida den Stift vor nicht allzu langer Zeit aus dem Sortiment genommen, doch bei manchen Versendern gibt es noch Restbestände. – Für meinen habe ich etwa 17 Euro bezahlt.
Nachtrag vom 13.7.24: Kürzlich konnte ich ein weiteres Exemplar bekommen, das im Gegensatz zum gezeigten auf dem Schaft die Kennzeichung „Uchida Drawing Holder S“ trägt.
Der Bleistift ist universell einsetzbar, im Englischen seit dem 17. Jahrhundert sogar als Verb, wie „How to make the numbers pencil“ im Language Log darlegt.
Danke an Viola für den Hinweis!