A.W. Faber 1927
Auf der Rückseite einer 14 × 22,5 cm großen Rechnung vom Oktober des Jahres 1927: Eine farbenprächtige Reklame für Stifte von A.W. Faber.
Auf der Rückseite einer 14 × 22,5 cm großen Rechnung vom Oktober des Jahres 1927: Eine farbenprächtige Reklame für Stifte von A.W. Faber.
Einfach schön, dieser kleine Elefant, der hier eine alte Pappschachtel mit Kopierstiften von STAEDTLER ziert und die vor langer Zeit eingetragene Marke verbildlicht. Zunächst kam er als „Elephant“, später als „Elefant“; einen Kiddifant gab es auch noch. Ein liebenswürdiger Sympathieträger!
Als man im amerikanischen Bürgerkrieg (1861–1865) mehr Gefangene machte als man unterbringen konnte, trieb man sie auf freiem Feld zusammen und zog eine in die Erde geritzte Linie um sie. Die Bewacher postierte man so, dass sie die Linie im Blick hatten, und wer sie überschritt, wurde erschossen. Diese „deadline“, also Todeslinie, ist als Begriff seit 1864 in den Kongress-Akten verbürgt1. Später hat sie es nicht nur vom Raum in die Zeit und als Synonym für den allerletzten Termin auch in die deutsche Sprache geschafft, sondern sogar auf einen Bleistift von J.S. STAEDTLER, Inc., USA.
Der runde, im Dutzend mit einer Karton-Banderole verpackte „Deadline“ ist gelborange lackiert; sein Alter schätze ich auf etwa 70 Jahre2. Alle Stifte sind noch gerade und bis auf kleine, vermutlich durch die Lagerung und den Transport bedingte Schäden sehr gut erhalten.
Die schwarze Bedruckung spricht mich sehr an, beschränkt sie sich doch auf das Wesentliche und ist typografisch gelungen. Es fällt auf, dass der „Deadline“ entgegen dem heute Üblichen eine sogenannte Linkshänderbeschriftung3 hat, seine Schrift also zur Spitze läuft. Die Angabe des Härtegrads fehlt, und auch eine Blindprägung gibt es nicht.
Der Viertelmond ist natürlich mit von der Partie.
Der in den USA hergestellte „Deadline“ ist nicht werkseitig gespitzt. Die Schnittflächen wurden von dem in der Fertigung übergetretenen Lack gesäubert und geben den Blick auf die bei allen Exemplaren zentrisch sitzende Mine frei.
Die Mine des 7,8 mm dicken Stifts ist beeindruckende 3,8 mm stark und damit fast doppelt so dick wie die der meisten heutigen Bleistifte. Dies lässt vermuten, dass man eine besondere Zielgruppe ansprechen wollte; interessant zu wissen wäre, welcher Einsatzzweck beworben wurde und warum man den Namen „Deadline“ gewählt hat.
Beim Spitzen (hier mit dem Kurbelspitzer Carl Decade DE-100) zeigt sich, dass der Lack mindestens dreimal aufgetragen wurde. Zudem ist eine Rotfärbung an der Verleimung zu sehen, die jedoch keinen Einfluss auf den Halt der Mine hat. Farbe und Maserung des Holzes sprechen für Zeder. – Die bruchstabile Mine, die ich als so weich empfinde wie die des STAEDTLER Mars Lumograph 2B, schreibt recht leicht, vergleichsweise sparsam und mit sehr sauberer Abgabe, aber ein bisschen wachsig. Ihr Abstrich schwärzt gut, ist mäßig wischfest, glänzt geringfügig weniger als der des Lumograph 2B und lässt sich selbst bei festem Andruck noch gut radieren4. Da der „Deadline“ beim Schreiben ein klein wenig am Papier haftet, halte ich es für möglich, dass seine Minenmischung Ruß enthält5.
Auch im Gebrauch bemerkt man die hohe Material- und Verarbeitungsqualität des „Deadline“, und so freue ich mich über diesen besonderen Fund6.
Sehr schön: „Time to Sharpen Up Dudes“ von Jacques Maes aus Belgien.
Diese Illustration gibt es auch als Druck in fünf Größen. – Danke an Jacques für die Genehmigung zur Reproduktion!
Die Ästhetik des Bleistiftspitzers und seiner Späne bringt der karoto in die Küche. Das von Avichai Tadmor aus Israel gestaltete Utensil schält und schneidet Längliches wie z. B. Karotten und gibt damit Leckerem eine ungewohnte, aber attraktive Form. – Der karoto ist in Gelb und Schwarz bei Monkey Business für 12 Euro erhältlich.
Danke an Max für den Hinweis!