Mai 2012

Römisch Linkskursiv (2)

Man­che Dinge las­sen mir keine Ruhe, so auch die Frage nach der Her­kunft der auf topo­grafischen Kar­ten – und nur dort – ver­wen­de­ten Schrift „Römisch Links­kur­siv“1.

Römisch Linkskursiv (2)

Aus­schnitt der topo­gra­fi­schen Karte für Groß-​Gerau (© Hes­si­sches Lan­des­ver­mes­sungs­amt 1997)

Die die­ser Schrift eigene Ästhe­tik hat es mir ange­tan2. Schon ein­mal habe ich etwas über sie geschrie­ben; in der Zwi­schen­zeit hatte ich das Glück, mehr zu erfahren.

Römisch Linkskursiv (2)

Aus­schnitt der topo­gra­fi­schen Karte für Groß-​Gerau (© Hes­si­sches Lan­des­ver­mes­sungs­amt 1997)

Die links­ge­neig­ten Buch­sta­ben stam­men nicht immer aus typo­gra­fi­schen Satz­schrif­ten, son­dern wur­den beson­ders bei alten Kar­ten nur für diese gra­viert, gezeich­net oder geschrie­ben. Die typo­gra­fi­sche Erstel­lung der Kar­ten­be­schrif­tung wurde erst mit dem Foto­satz ren­ta­bel mög­lich; dass es die „Römisch Links­kur­siv“ bereits zu Zei­ten des Blei­sat­zes gab, darf bezwei­felt wer­den. – Den Pro­to­ty­pen eines Foto­satz­ap­pa­ra­tes ent­wi­ckelte Ing. Hugo Heine in den 1950er Jah­ren beim Braun­schwei­ger Westermann-​Verlag. Die­ser Pro­to­typ wurde spä­ter von der H. Bert­hold AG zur Dia­typ wei­ter­ent­wi­ckelt und 1958 auf der DRU­PA vor­ge­stellt. Erwäh­nens­wert in die­sem Zusam­men­hang ist ein Kom­men­tar von Ste­phen Coles bei Typophile, in dem er Erik Spie­ker­mann zitiert:

These used to be the fonts car­to­graph­ers used. Left-​leaning ita­lic for rivers, etc. They used to be engra­ved, thus the look. Bert­hold used to cre­dit them with the admi­nis­tra­tion respon­si­ble for the stan­dard, i.e. Baye­ri­sches Landes­vermessungsamt (Bava­rian Office for Land Regis­try or some­thing — the state car­to­gra­phy office). They’re really cool and i’ve been mea­ning to use them for years. I set maps with that stuff on a Dia­type, back in the 60s (i know, i know…)

Römisch Linkskursiv (2)

Aus­schnitt der Legende zur topo­gra­fi­schen Karte für Bad Karls­ha­fen (© Nie­der­säch­si­sches Lan­des­ver­mes­sungs­amt 1987)

Offen­bar gab es nicht nur eine links­kur­sive Kar­ten­schrift, son­dern ver­schie­dene, je nach Bun­des­land und zustän­di­gem Amt. Wer diese nie frei erhält­li­chen Schrif­ten gestal­tet hat, ist nicht über­lie­fert (Lino­type nennt daher ledig­lich „Ger­man Car­to­gra­phic Design“). In die digi­tale Zeit geschafft haben es nur zwei Schrif­ten mit gene­ri­schem Namen, näm­lich „Rö­misch“ und „Kur­siv­schrift“; von bei­den gibt es auch einen links­ge­neig­ten Schnitt.

Römisch Linkskursiv (2)

Römisch Rück­wärts Lie­gend (Lino­type)

Römisch Linkskursiv (2)

Kur­siv­schrift Rück­wärts Lie­gend (Lino­type)

Wer sich einige Ori­gi­nale anschauen möchte, wird im Mus­ter­blatt für die Topo­gra­fi­sche Karte 1:25000 fün­dig. Die­ses zeigt auf Seite 58 alle Vari­an­ten der links­kur­si­ven Schrift und macht Anga­ben zu ihrer Verwendung.

Römisch Linkskursiv (2)

Schrift­mus­ter für Gewäs­ser­na­men (Aus­schnitt des Mus­ter­blatts für die Topo­gra­fi­sche Karte 1:25000; Lan­des­ver­mes­sungs­amt Nordrhein-​Westfalen, 3. Auf­lage 1993)

Span­nend wäre ein Besuch der Biblio­thek des Georg-​Eckert-​Instituts in Braun­schweig, wo unzäh­lige alte Kar­ten ein­seh­bar sind. – Vie­len Dank an Indra Kup­fer­schmid, Flo­rian Hard­wig und Jür­gen Sie­bert für die inter­es­san­ten und hilf­rei­chen Details!

Nach­trag vom 21.9.12: Wei­ter geht’s unter „Römisch Links­kur­siv (3)“.

  1. Ich weiß nicht mehr, woher ich die­sen Namen habe. Auch wenn jetzt ein ande­rer viel­leicht bes­ser pas­sen würde, so behalte ich ihn wegen der Kon­sis­tenz bei.
  2. Nicht nur die Ästhe­tik die­ser Schrift, son­dern auch die der topo­gra­fi­schen Kar­ten all­ge­mein finde ich sehr reiz­voll. Schade, dass deren Gestal­tung nach und nach geän­dert wird und un­zählige schöne Details der Ver­ein­fa­chung zum Opfen fal­len.

Thoreaus Bleistifte

Henry David Tho­re­aus Bedeu­tung für den ame­ri­ka­ni­schen Blei­stift ist groß1, und so hat der Diogenes-​Verlag zum 150. Todes­tag des Schrift­stel­lers am 6. Mai 2012 sechs Blei­stifte in einer Metall­box her­aus­ge­bracht. Das Set2 ist jedoch mit rund 10 Euro recht teuer, so dass ich mich mit dem Kauf erst ein­mal zurück­halte. – Danke an Kai für den Hinweis!

Nach­trag vom 17.5.12: Eine Bespre­chung des Sets gibt es hier.

  1. Für einen schnel­len Ein­stieg siehe „Thoreau’s Pen­cils“ von John H. Lien­hard.
  2. Auf der Diogenes-​Website konnte ich die Blei­stifte kurio­ser­weise nicht fin­den.

Pocket Pencil

Bereits zehn Jahre alt ist der „Pocket Pen­cil“ des Desi­gners Alex­an­der Hulme.

Pocket Pencil

Das Beson­dere an die­sem Blei­stift ist sein Clip, den man durch Her­aus­schnei­den eines Teils des Schafts geformt hat.

Pocket Pencil

Der sechs­flä­chige „Pocket Pen­cil“ hat die übli­chen Maße, mit weiß glän­zen­dem Lack und matt­schwar­zer Tauch­kappe aber eine unge­wohnte und in mei­nen Augen geschmack­volle Farbgebung.

Pocket Pencil

Der zunächst gute Ein­druck wird durch die Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät getrübt. Der weiße Lack ist recht dünn, nicht ganz gleich­mä­ßig und zeigt auf mei­nem Exem­plar Kra­ke­lü­ren. Zudem ist die Aus­spa­rung sehr rauh und innen nur unvoll­stän­dig lackiert. – Der 43 mm lange Clip mit 2 mm brei­ter Öff­nung ist sta­bi­ler, als ich dachte; ich gehe davon aus, dass er im norma­len Gebrauch hält.

Pocket Pencil

Die Spu­ren an der Mine sind cha­rak­te­ris­tisch für den Kur­bel­spit­zer Carl Decade DE-100.

Deut­lich bes­ser sind Holz und Mine. Das Spit­zen fällt leicht und legt ein röt­li­ches, fein gema­sertes Holz und eine 2,5 mm starke Mine frei. Diese ist weich (ähn­lich 2B), schreibt sau­ber, schwärzt ordent­lich und lässt sich gut radie­ren. Bei einer Stift­länge von 55 mm ist jedoch Schluss – wäh­rend andere Blei­stifte in den Ver­län­ge­rer wan­dern, bleibt hier der Clip und damit ein unbe­nutz­ba­rer Rest übrig.

Pocket Pencil

Der „Pocket Pen­cil“ kommt auf einem Kar­ton in trans­pa­ren­ter Ver­pa­ckung in den Han­del; ich habe mei­nen von Pre­sent & Cor­rect, wo er für £ 4.75 (gut 5,90 Euro) pro Stück ange­boten wird. Fazit: Die Idee ist gut, aber die Ver­ar­bei­tung unter­durch­schnitt­lich und der Preis zu hoch.

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