Seit es den Bleistift gibt, haben sich kreative Köpfe mit seiner Verbesserung beschäftigt, doch nicht alle Ideen konnten sich durchsetzen. Vermutlich nicht über das Konzept hinaus kam diese Idee eines Schreibstifthalters, gezeigt in dem Buch „Bleistifte, Farbstifte, farbige Kreiden und Pastellstifte, Aquarellfarben, Tusche und ihre Herstellung nach bewährten Verfahren“ von August Buchwald, erschienen 1904 in A. Hartleben’s Verlag1.
Schreibstifthalter mit kurzen auswechselbaren Minenstücken von Rudolph Spear in Nürnberg.
Dieser Stift sucht die gewöhnlichen Übelstände der nicht genügenden Befestigung der Minen in der Weise zu vermeiden, daß gegen das hintere Ende des in die Gebrauchslage gebrachten Minenstückes ein am Halter befestigter Zapfen drückt, der mit seiner Spitze in eine entsprechende Höhlung des hinteren Minenendes eingreift. Selbstverständlich kann sich die Höhlung auch am vorderen Zapfenende befinden, in welchem Fall das entsprechend gestaltete hintere Minenende in die Höhlung des Zapfens eingreift. In einem wie im anderen Fall wird hierdurch ein genaues Zentrieren des Minenstückes am Vorderende des Halters und eine feste Verbindung desselben mit dem letzteren erzielt, so daß das lästige Wackeln des Minenstückes mit Sicherheit vermieden ist. Der neue Schreibstifthalter in in Fig. 95 und 96 in einer Ausführungsform veranschaulicht. Der Halter besteht in der Hauptsache aus zwei Teilen, dem etwa die Stärke des Bleistifts aufweisenden Unterteil a, welcher an seinem oberen Ende einen schwächeren Zapfen b trägt, und einer über diesen Zapfen zu steckenden, durch Reibung oder gegebenenfalls mit Hilfe mechanischer Verschlußvorrichtungen festgehaltenen Kapsel c. Die letztere ist am vorderen Ende mit einer Öffnung d versehen, welche so gestaltet und bemessen ist, daß der von unten in dieselbe eingedrückte Bleistift allseitig fest umschlossen wird. Das Einführen des in der Zeichnung in der Gebrauchsstellung gezeichneten Bleistiftes e in den Halter geschieht nun in der …
Hier hat man zunächst den Eindruck, als ginge es dem Erfinder in erster Linie um eine frische Spitze, und fühlt sich an den Perpetual Pencil und den Yoropen erinnert. Die Beschreibung indes macht deutlich, dass der Aufwand hauptsächlich dem sicheren Halt der Mine gilt.
Fig. 95.
Schreibstift mit einer Spitze, die in eine entsprechende Vertiefung des Zapfens greift. (Schnitt.)Fig. 96.
Schreibstift mit Höhlung, in die das entsprechend ugespitzte Ende des Zapfens tritt.
… Weise, daß der Schreibstift mit der Spitze (Schreibseite) nach unten in die zu diesem Zweck abgenommene Kapsel c eingeworfen und letztere sodann auf den Zapfen b aufgesteckt wird, so daß sie mit ihrem unteren Rand c
1 auf dem Unterteil aufsitzt. Die Länge des Zapfens b ist so bemessen, daß beim Aufstecken der Kapsel der Schreibstift mit einem gewissen Druck durch die Öffnung d hindurch geschoben wird, daß er um ein gewisses, für den Gebrauch geeignetes Maß aus der Spitze hervortritt. Um nun die Festigkeit der Verbindung zu erhöhen, ist der Schreibstift an seiner unteren Seite mit einer kleinen Höhlung, in die das entsprechend zugespitzte Ende des Zapfens tritt, oder aber mit einer Spitze, die in eine entsprechende Vertiefung des Zapfens greift, versehen. Zum übrigen können natürlich die einzelnene Teile des beschriebenen Halters auch eine von der Zeichnung abweichende und dem jeweiligen Bedürfnis entsprechende Form und Größe erhalten.
Die bei dem neuen Halter als Schreibstift verwendeten Minenstücke können entweder in einem besonderen Behälter beigegeben oder aber, wie in Fig. 95 angenommen, in den Hohlraum des ausgebohrten Halterteiles untergebracht werden.
Wie schon beim im selben Buch beschriebenen Drehbleistift fehlt leider jedes Detail zur technischen Umsetzung dieser Idee, und ich bezweifle, dass sie sich als alltagstauglich erwiesen hätte. Interessant anzuschauen ist sie jedoch allemal!
- Da der Titel inzwischen gemeinfrei ist, gibt es die drei gezeigten Seiten hier als PDF.↩
Interessante Darstellungen. Fig. 95 könnte eine gute Verwendung bei Schulzirkeln haben. Da wird auch ein kleiner Graphitzapfen eingesetzt. Nur bisher wird dieser durch ein kleines Rädchen festgeschraubt, wenn ich mich korrekt erinnere. So eine Halterung, die in eine mittige Kerbung des Graphitzapfens greift, dürfte da sogar viel einfacher zu handhaben sein. Zumal die Höhe des Zapfens auch beim Einsetzen stets korrekt ist.
Für Zirkel könnte das praktisch sein, allerdings befürchte ich, dass dass Minenstück nicht so fest sitzt wie in der sonst üblichen Klemmung. Die Höhe des Zapfens wäre auch nur am Anfang korrekt, da die Mine im Gebrauch kürzer wird. – Vor gar nicht allzu langer Zeit gab es noch Klemm- und Druckstifteinsätze für Zirkel, die erheblich bessere Gebrauchseigenschaften hatten als die Halterungen mit der Schraube.