Der schweizerische Schriftsteller Robert Walser (1878–1956) führte in den Zwanzigern und frühen Dreißigern ein zurückgezogenes Leben, schrieb aber weiter, jedoch mit spitzem Bleistift und in einer mit bloßem Auge nicht lesbaren Miniaturschrift. Einen Teil dieser sogenannten Mikrogramme übertrug Walser zurück in eine normal lesbare Form, doch vieles wurde erst in den Siebziger Jahren entziffert; im Jahre 2000 schließlich erschien unter dem Titel „Aus dem Bleistiftgebiet“ die Gesamtausgabe der Mikrogramme. Einige der darin enthaltenen Texte führte mahagonny – Theater Kunst Kulturarbeit Berlin e.V. unter „Das kleine Welttheater“ im April 2005 erstmals auf.
Zu diesem Anlass gibt es eine Sonderauflage des Bleistift-Klassikers Faber-Castell 9000 HB mit dem Schriftzug der Mikrogramme-Produktion. Ob Walser tatsächlich diesen Bleistift benutzt hat, weiß ich nicht, aber mir gefällt diese Edition ebenso gut wie das, was Walser in einem Brief aus dem Jahr 1927 zu seiner Arbeit mit dem Bleistift schrieb (er nannte es „bleistifteln”):
Für mich ließ es sich mit Hülfe des Bleistifts wieder besser spielen, dichten;
es schien mir, die Schriftstellerei lebe dadurch von neuem auf.
Ein Bleistift kostet 2 Euro; die Mindestbestellmenge beträgt fünf Stück. – Danke an Kai für den Hinweis!
Nachtrag vom 6.9.10: Im Special »100 Jahre „CASTELL 9000″« heißt es, Robert Walser habe Castell-Bleistifte benutzt.
Nach einer Suche im Internet habe ich eine Seite gefunden, die Walser mit seiner Minitaurschrift geschrieben hat. Faszinierend.
Ich empfehle zum Thema das Du-Magazin Nr. 730 vom Oktober 2002:
„Robert Walser. Aus dem Bleistiftgebiet.“
Die Ausgabe ist beim Verlag noch erhältlich.
http://www.du-magazin.com/de/magazin/nachbestellungen/
Matthias: Ja, auch ich habe über das, was ich sehen konnte, gestaunt. – Leider war nichts dabei, was ich hier ohne weiteres hätte zeigen können.
Frank: Danke für diesen Hinweis!