Immer auf der Suche nach technik- und kulturgeschichtlichen Aspekten des Bleistifts hatte ich kürzlich das Glück, meine kleine Quellensammlung um gleich drei historische Fachbücher über den Graphit erweitern zu können:
- Donath, Eduard: Der Graphit. Eine chemisch-technische Monographie (Franz Deuticke 1904)
- Haenig, Alfred: Der Graphit. Eine technische Monographie (A. Hartleben’s Verlag 1910)
- Ryschkewitsch, Dr. Eugen: Graphit. Charakteristik, Erzeugung, Verarbeitung und Verwendung (S. Hirzel 1926)
Alle drei behandeln auch den Bleistift, doch das für mich interessanteste ist das zweite, aus dem hier der Haupttitel und einige bemerkenswerte Details wiedergegeben seien.
So schreibt Haenig zur Alibert-Mine, dass man erst 300 Tonnen mittelmäßigen Graphits abbauen musste, bis man an das Lager des „besten und reinsten Graphits“ stieß; acht Jahre unermüdliche Arbeit und ein Kapital von einer Million Francs seien dazu nötig gewesen. – Als einzige mir bekannte Quelle nennt Dr. Eugen Ryschkewitsch in „Graphit“ den Kosakenoffizier Tscherepanoff als Entdecker und Verkäufer dieser Mine.
Haenig:
Zwar finden wir in den Kirchenbüchern des Dorfes Stein (unweit Nürnberg) bereits im Jahre 1726 bei Gelegenheit der Verehelichungsanzeigen auch „Bleistiftmacher“, etwas später auch „Bleiweißschneider“ und „Bleiweißschneiderinnen“ verzeichnet, doch kam diese damalige Verfertigung von Bleistiften nicht über den Rahmen eines Handwerksbetriebs hinaus und konnte schon deshalb gar nicht daran denken, der englischen Fabrikation erfolgreich Konkurrenz zu machen. Erst als dann die bayerische Regierung auf diesen Industriezweig aufmerksam wurde und, um ihn zu fördern, im Jahre 1766 bereits dem Grafen von Kronsfeld die landesherrliche Bewilligung zur Errichtung einer Bleistiftfabrik verlieh, schien ein wirklicher Anfang für fabriksmäßige Herstellung gemacht zu sein. Indessen blieb doch diese Fabrikation, da es an Material, an Erfahrung und Absatz gebrach, zu unbedeutend, so daß die Bleistiftmacherei in der 1777 erschienenen Technologie von Beckmann zur oberflächlich Erwähnung findet. Die Regierung in Bayern sah sich daher sehr bald wieder veranlaßt, hier fördernd einzugreifen und errichtet im Jahre 1816 eine königliche Bleistiftfabrik in Obernzell (Hafnerzell), in der nunmehr nach dem damals neuen französischen Verfahren gearbeitet wurde, in dem man Ton als Bindemittel des Graphits verwendete.
Sobald diese Fabrik aber in Gang war, suchte die Regierung sie, wie von vornherein auch beabsichtigt, in Privathände übergehen zu lassen. Dieses Etablissement existiert auch heute noch und gehört einem Regensburger Fabrikanten.
Von Graphit Kropfmühl konnte ich kürzlich erfahren, dass lediglich 5% des Graphits in Bleistiften landet. Haenig nennt eine ähnbliche Größenordnung:
Wie gering aber dieser Materialverbrauch trotz der heutigen Massenfabrikation von Bleistiften sich tatsächlich stellt, geht daraus hervor, daß noch nicht 4% der gesamten Graphitproduktion für die Bleistiftfabrikation verbraucht werden.
Auch zum Holz hat Haenig ein weniger bekanntes Detail:
Inzwischen hat aber die Firma A.W. Faber Versuche angestellt, diesen virginischen Wacholder auch in Deutschland anzubauen und ist es ihr auch geglückt, aus Samen, die sie direkt aus Florida, von woher bekanntlich alles Zedernholz bisher für die Bleistiftfabrikation bezogen wurde, kommen ließ, auf ihrem Mustergut 5000 Pflanzen zu ziehen und auszupflanzen.
Bei dieser Gelegenheit sei Erhard Sattman aus seinem Buch „Vom Faustkeil zum Bleistift“ (1953) zitiert:
Interessant ist auch der Versuch, der in der Mitte der Siebziger Jahre von Lothar von Faber vorgenommen wurde, die Juniperus virginiana L. als Waldbaum in Deutschland heimisch zu machen. Zwischen Stein und Nürnberg wurde ein ca. 6 ha großer Acker angepflanzt. Die Pflanzen, die aus amerikanischem Samen gezogen wurden, überstanden sogar die außergewöhnlich strengen Winter 1879/1880 und 1880/81 überraschend gut, trotzdem in der Umgebung an anderen Bäumen und Pflanzen großer Schaden angerichtet wurde. Nachdem dieser Zedernwald, der übrigens der einzige seiner Art nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt war – da der Baum selbst in seiner Heimat nur vereinzelt auftritt –, fast 70 Jahre allen Witterungseinflüssen standgehalten und sich gut entwickelt hatte, fiel er im Jahre 1946 der Brennstoffknappheit zum Opfer. Die in der Umgebung ansässige Bevölkerung hatte den Wald bis auf ein Drittel seines ursprünglichen Bestandes abgeholzt. Der Rest wurde eingeschlagen und fand für die Bleistiftherstellung Verwendung. Es zeigte sich aber, daß dieses Holz infolge seines langsamen Wuchses zu dicht und dadurch viel zu fest war und dem fremdländischen Zedernholz an Qualität nicht gleich kam.
Es gibt immer noch etwas zu entdecken!
Nachtrag vom 8.8.11: Mehr Details zum und Bilder vom Zedernwald gibt es in „Schwanberg and the Pencil Cedar“ im Weblog „Bleistift“.