2009

Markiges Marketing (10)

Bleistiftschärfmaschine „Jupiter”

Teuf­lisch gut gewe­sen sein muss die „Blei­stift­schärf­ma­schine Jupi­ter“, wenn man die­ser 43 × 58 mm gro­ßen Rekla­me­marke Glau­ben schen­ken darf. Die wohl bekann­teste deut­sche Spitz­ma­schine, paten­tiert 1896 und her­ge­stellt von Guhl & Har­beck in Ham­burg, brachte Blei- und Farb­stifte mit­tels eines Schei­ben­frä­sers in Form. Ange­trie­ben wurde die­ser durch eine Kur­bel, die beim ers­ten Modell, der „Jupi­ter 0“, noch vorne, ab der „Jupi­ter 1“ (1905) jedoch an der Seite saß. Wie die her­vor­ra­gende „Kleine Anspitzer-​Fibel“ von Leon­hard Ding­werth infor­miert, folgte 1928 die „Jupi­ter 2“; das Nach­fol­ge­mo­dell „Jupi­ter 2/​51“ war bis Ende der 1960er Jahre auf dem Markt.

Bleistiftschärfmaschine „Jupiter” (Ausschnitt)

Bewor­ben wurde der etwa 3 kg schwere und 35 cm lange Spitz-​Gigant vor viel­leicht 90 Jah­ren in gleich sechs Spra­chen und zudem gra­fisch sehr auf­wän­dig. So zeigt der genaue Blick, dass die Schrift von Hand erstellt wurde und man­che Stifte im Hin­ter­grund les­bare Kenn­zeich­nun­gen tra­gen („Alde­ba­ran“, „Nota­bene“, „Schwan“); dies ver­leiht der Marke in mei­nen Augen einen beson­de­ren Charme. – Wei­tere bemer­kens­werte Details und Fotos der „Jupi­ter“ gibt es hier und dort.

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Maß und Mittelpunkt

Hoch­wer­ti­ges Schreib- und Zei­chen­ge­rät stei­gert die Freude an der Arbeit, ver­bes­sert die Qua­li­tät der Ergeb­nisse und ist durch nichts zu erset­zen. Ein gutes Bei­spiel dafür ist das prak­ti­sche „Two in one“-Lineal des bekann­ten Her­stel­lers RUMOLD, von dem auch der hier bereits vor­ge­stellte Prä­zi­si­ons­maß­stab aus Birn­baum­holz stammt.

Rumold „Two in one”

Das mit 15- und mit 30-​cm-​Skala erhält­li­che Aluminium-​Lineal, des­sen Pro­fil ein wenig an das einer Trag­flä­che erin­nert, hat auf bei­den Sei­ten eine metri­sche, blend­frei ables­bare Tei­lung, wobei der Null­punkt auf der einen Seite am lin­ken Ende und auf der ande­ren in der Mitte liegt; dies ver­ein­facht so man­che Mess- und Zeichenaufgaben.

Rumold „Two in one”

Für den rutsch­fes­ten Halt des für Schule und Büro gedach­ten Geräts sor­gen zwei in das Metall ein­ge­las­sene Gum­mi­lip­pen. – Die Schnitt­flä­chen könn­ten etwas glat­ter sein, doch ansons­ten ist die Ver­ar­bei­tung sehr gut und der Auf­druck widerstandsfähig.

Rumold „Two in one”

Das kleine „Two in one“-Lineal, das unter der Bestell­num­mer 937015 geführt und in einer trans­pa­ren­ten Schutz­hülle für etwa 4 Euro ange­bo­ten wird, fin­det mit sei­ner Länge von 16 cm bequem in einem Mäpp­chen Platz und ist so immer zur Hand.

Rumold „Two in one”

Fehlerfeger

Wer auch unter­wegs die Vor­züge eines Zei­chen­be­sens genie­ßen möchte und dazu immer einen im her­kömm­li­chen For­mat mit­führt, kann auf­at­men, denn jetzt gibt es einen klei­nen Feger, der in sei­nem höl­zer­nen Kor­pus oben­drein einen Radie­rer beher­bergt und so allen Blei­schrei­bern zwei­fa­chen Nut­zen bietet.

Radierer-Besen-Kombination „LIMPO”

Gestal­tet von Elder Fer­reira Mon­teiro und gefer­tigt in der „Ima­gi­nä­ren Manu­fak­tur“ der Union Sozia­ler Ein­rich­tun­gen gGmbH in Ber­lin ver­ei­nigt die­ses nütz­li­che, „LIMPO“ getaufte Uten­sil tra­di­tio­nelle Hand­werks­kunst mit zeit­lo­sem, grad­li­ni­gem Design.

Radierer-Besen-Kombination „LIMPO”

Das geschmack­volle Zube­hör aus unbe­han­del­tem Buchen­holz mit Rosshaar-​Besatz misst 95 × 26 × 17 mm, wiegt 27 g und kommt in einem schlich­ten Papp­schu­ber, des­sen Eti­kett mit anspre­chen­der Typo­gra­fie und eben­sol­cher Gra­fik über den Her­stel­ler und das Pro­dukt infor­miert; letz­te­res trägt keine Kennzeichnungen.

Radierer-Besen-Kombination „LIMPO”

Der 63 × 21 × 12 mm große Radie­rer sitzt 42 mm tief und zuver­läs­sig, aber nicht allzu fest. Inter­es­sant ist, dass seine Maße dem des (übri­gens sehr guten) Läu­fer PLAST-​0120 ent­spre­chen, sich die­ser also her­vor­ra­gend als Ersatz eignet.

Der „LIMPO“ kos­tet gut 8 Euro; ich habe ihn bei Pre­sent & Cor­rect erwor­ben. – Danke an Ste­phen von pen­cil talk für den Hin­weis auf die­ses unge­wöhn­li­che Produkt!

Nach­trag vom 23.10.09: Wie ich erfah­ren habe, kann man den „LIMPO“ und andere, eben­falls attrak­tive und im Kata­log auf­ge­führte Arti­kel der „Ima­gi­nä­ren Manu­fak­tur“ auch direkt von dort beziehen.

STAEDTLER WOPEX (2)

Ein klei­nes Update: Im FORMAT, einem der für mich mit Abstand bes­ten Fach­ge­schäfte in der Rhein-​Main-​Region für Künst­ler, Archi­tek­ten und andere gestal­te­risch Tätige, kam mir ges­tern der extru­dierte1 Blei­stift STAEDTLER WOPEX unter.

STAEDTLER WOPEX

Hat­ten die Exem­plare, die mir Ende Juni vor­la­gen, nur eine bedruckte Flä­che, so war­tet diese Ver­sion mit wei­te­ren Anga­ben auf, dar­un­ter die übli­chen wie Strich­code und EAN. Dar­über hin­aus fin­det sich das Logo des PEFC, einem Zer­ti­fi­zie­rungs­sys­tem für nach­hal­tige Wald­be­wirt­schaf­tung. – Im ver­gan­ge­nen Juni wurde der WOPEX auf der mate­ri­al­vi­sion mit dem „DESIGNPLUS“-Preis ausgezeichnet.

  1. Genauer: co-​extrudiert, denn die für den Stift genutz­ten Mate­ria­lien kom­men aus unterschied­lichen Extru­dern, die so gekop­pelt sind, dass das Extru­dat letzt­end­lich aus einer Düse gepresst wird; nur dadurch ist ein sol­ches Pro­dukt wie die­ser Blei­stift mög­lich.

Eberhard Faber kommt nach Hause

1978, also vor 31 Jah­ren, erwarb STAEDTLER die Mar­ken­rechte an „Eber­hard Faber“ für Europa. Wie eine Pres­se­mit­tei­lung vom 1.10.2009 infor­miert, wur­den die bis­her unter der Marke „Eber­hard Faber“ ange­bo­te­nen Pro­dukte (dar­un­ter die sehr beliebte Model­lier­masse FIMO) nun in das Sor­ti­ment von STAEDTLER inte­griert und die Marke mit Wir­kung zum 1. Januar 2010 an Faber-​Castell ver­kauft. Damit sind zum ers­ten Mal alle drei „Faber“-Marken im Besitz des ursprüng­li­chen, im Jahr 1761 gegrün­de­ten Unter­neh­mens A.W. Faber, das seit 1898 unter „Faber-​Castell“ firmiert.

Rasterfahndung

Bei mei­ner Suche nach Notiz­bü­chern mit ande­ren als den hier übli­chen Linea­tu­ren bin ich auf den Her­stel­ler Hight­ide gesto­ßen, der mit sei­ner „Grid Sys­tem Note­book“-Reihe gleich fünf erfri­schende Alter­na­ti­ven zum immer glei­chen Drei­klang aus liniert, kariert und blanko bietet.

„Grid System Notebook” von Hightide

Die Notiz­bü­cher mit 60 Sei­ten im For­mat A5 sind aus glat­tem 90-​g-​Papier faden­ge­hef­tet, haben einen Umschlag aus Kar­ton mit gold­far­be­nem Prä­ge­druck, eine unauf­dring­li­che, aber gut sicht­bare Ras­te­rung in hel­lem Blau und zwei abge­run­dete Ecken.

„Grid System Notebook” von Hightide

Die iso­me­tri­sche Vari­ante hat es mir beson­ders ange­tan. Deren Ras­ter aus Recht­ecken der Größe 4,33 × 2,5 mm (im Bild fünf­ach ver­grö­ßert ein­ge­zeich­net) ist in jeder drit­ten Zeile mit wech­seln­den Dia­go­na­len durch­zo­gen, die in den Win­keln +30° und -30° zur Grund­li­nie stehen.

„Grid System Notebook” von Hightide

Die „Grid Sys­tem Note­books“ kos­ten 420 Yen (gut 3 Euro) pro Stück und sind u. a. bei Bun­doki erhältlich.

Mitsubishi uni Arterase Color

Einen inter­es­san­ten und hoch­wer­ti­gen Farb­stift hat Mitsubishi/​uni mit dem „Arterase Color“ im Pro­gramm; den schar­lach­ro­ten (Ver­mi­lion, 310) und den blauen (Blue, 343) aus die­ser Reihe möchte ich kurz vorstellen.

Mitsubishi uni Arterase Color

Der in 36 Far­ben erhält­li­che Stift ist rund, 8 mm dick, 175 mm lang und hat eine 3,5 mm starke Mine, deren Radier­bar­keit ihn zu einer Beson­der­heit macht. 

Mitsubishi uni Arterase Color

Die Bedruckung des Farb­stifts aus Japan ist knapp – neben dem Namen des Her­stel­lers und des Pro­dukts nennt der gold­far­bene Prä­ge­druck Farb­name und Farb­num­mer sowie das Her­kunfts­land. Auf einen Strich­code oder ähn­li­ches wurde erfreu­li­cher­weise ver­zich­tet, und die kleine, sie­ben­stel­lige Blind­prä­gung fällt kaum auf. Wie von Mitsubishi/​uni gewohnt, sind die Ver­ar­bei­tung sowie die Qua­li­tät von Mine, Holz und Lack exzellent.

Mitsubishi uni Arterase Color

Der unge­spitzt aus­ge­lie­ferte Farb­stift mit mat­ter, gold­far­be­ner Kappe lässt sich sehr gut spit­zen und hat eine äußerst bruch­sta­bile Mine mit einer ange­nehm sau­be­ren Abgabe. Die Spu­ren des Stifts sind recht wisch­fest, nicht was­ser­ver­mal­bar und mit einem hoch­wer­ti­gen Radie­rer (hier der „Boxy“ aus dem glei­chen Hause) selbst bei fes­te­rem Auf­druck nahezu rück­stands­frei radier­bar. – Wie „Blue Lead Fade Test­ing“ bei Dave’s Mecha­ni­cal Pen­cils zeigt, haben radier­bare Farb­mi­nen für Druck­blei­stifte das Pro­blem, nicht licht­echt zu sein; ob das auch für die Minen im Arterase Color gilt, muss ich noch testen.

Mitsubishi uni Arterase Color

Der Mitsubishi/​uni Arterase Color kos­tet pro Stück 157 Yen (knapp 1,20 Euro) und ist für mich ein rund­herum her­vor­ra­gen­der Farbstift.

Wei­tere sehr gute und radier­bare Farb­stifte von Mitsubishi/​uni, jedoch mit etwas här­te­ren Minen und einem Radie­rer am Ende, sind der 2451 (rot) und 2453 (blau); eine aus­führ­li­che Bespre­chung die­ser fin­det sich unter „Mitsu­bi­shi Ver­mi­lion and Prus­sian Blue pen­cils“ bei pen­cil talk.

Die Kunst des Ingenieurs

Zurück in eine Zeit, in der sich Kunst und Tech­nik viel­leicht etwas näher waren als heute, führt das exzel­lente Buch „The Art of the Engi­neer“ von Ken Bay­nes und Fran­cis Pugh, erschie­nen 1981 bei Lut­ter­worth Press.

Die Kunst des Ingenieurs

„The Art of the Engi­neer“ mit älte­rem STAEDTLER Mars Lumo­graph und Mitutoyo-Messschieber

Ent­stan­den nach einer vom Arts Coun­cil of Wales orga­ni­sier­ten Aus­stel­lung in den Jah­ren 1978 und 1979 prä­sen­tiert die­ser 240 Sei­ten umfas­sende und 23 × 34 cm große Band zahl­rei­che, Skiz­zen, Zeich­nun­gen und Stu­dien, aber auch kolo­rierte Litho­gra­fien und vie­les mehr aus der Zeit vom Ende des 16. bis Mitte des 20. Jahr­hun­derts. Die her­vor­ra­gende Kom­bi­na­tion aus sorg­fäl­tig recher­chier­tem, detail­lier­tem Text und einer Fülle an Bild­ma­te­rial zeigt in äußerst beein­dru­cken­der Weise die enge Bezie­hung zwi­schen der Zeichen- und der Inge­nieurs­kunst, wie sie sich von der aus­ge­hen­den Renais­sance über die indus­tri­elle Revo­lu­tion bis in die 1950er Jahre hin­ein ent­wi­ckelt hat.

Die Kunst des Ingenieurs

Zeich­nung aus einer War­tungs­an­lei­tung für einen Flug­zeug­mo­tor (1929)

Aus­führ­lich kom­men­tierte Zeich­nun­gen von Schif­fen, Eisen­bah­nen, Autos und Flug­zeu­gen aus Europa und den USA, die zu einem gro­ßen Teil bis­her nur sehr weni­gen zugän­gig waren, ver­an­schau­li­chen die wach­sen­den Fähig­kei­ten der Inge­nieure und Zeich­ner sowie die zuneh­men­den Anfor­de­run­gen, die an sie gestellt wur­den. Die in der Mitte des 19. Jahr­hun­derts ein­set­zende Ent­wick­lung fällt dabei beson­ders auf: Gab es vor­her selbst bei kom­ple­xe­ren Maschi­nen nur ver­gleichs­weise wenige Zeich­nun­gen, die zudem teil­weise erst nach dem Zusam­men­bau erstellt wur­den, so sorg­ten in der indus­tri­el­len Revo­lu­tion die Spe­zia­li­sie­rung, die Arbeits­tei­lung und die sich damit ändernde Kom­mu­ni­ka­tion für eine starke Zunahme sowohl der Anzahl der Zeich­nun­gen als auch der dar­ge­stell­ten Details. Dar­über hin­aus macht das präch­tige Buch die außer­or­dent­lich hohe künst­le­ri­sche Qua­li­tät und die eigene Ästhe­tik die­ses nicht nur für die Tech­nik so wich­ti­gen Medi­ums deutlich.

Die Kunst des Ingenieurs

Kolo­rierte Litho­gra­fie des Dampf­schiffs „Great Eas­tern“ (1860)

Die sehr große Viel­falt des Anschau­ungs­ma­te­ri­als umfasst auch Fotos von Zei­chen­bü­ros, Fabrik­hal­len und Werf­ten, Por­traits von Inge­nieu­ren, Kon­struk­teu­ren und Zeich­nern sowie Teile aus alten Lehr­bü­chern und ande­ren Fach­pu­bli­ka­tio­nen. – Das Buch „The Art of the Engi­neer“ halte ich für unein­ge­schränkt emp­feh­lens­wert und ange­sichts der über­ra­gen­den Qua­li­tät und Infor­ma­ti­ons­fülle mit 46,25 £ (knapp 50 Euro) oben­drein für ver­gleichs­weise günstig.

Danke an Lut­ter­worth Press für die Geneh­mi­gung zur Repro­duk­tion der Aus­schnitte! – Der Ver­lag ist übri­gens auch auf der Frank­fur­ter Buch­messe 2009 ver­tre­ten und dort am Stand K975 in Halle 8.0 zu finden.

Wei­tere Bücher zum Thema:

  • Boo­ker, Peter Jef­frey: A History of Engi­nee­ring Dra­wing (Chatto & Win­dus 1963)
  • Dide­rot, Denis: A Dide­rot Pic­to­rial Ency­clo­pe­dia of Trades and Indus­try Vol. 1 & 2 (Dover Publi­ca­ti­ons 1993)
  • Feld­haus, Franz Maria: Geschichte des Tech­ni­schen Zeich­nens (Hg.: Franz Kuhl­mann KG, 1. Aufl. 1953. 3. Aufl. 1967)
  • Lefè­vre, Wolf­gang (Hg.): Pic­tu­ring Machi­nes 1400–1700 (MIT Press 2004)
  • Nedol­uha, Alois: Kul­tur­ge­schichte des tech­ni­schen Zeich­nens (Sprin­ger 1960)
  • Ramelli, Ago­s­tino: Various and Inge­nious Machi­nes of Ago­s­tino Ramelli (Dover Publi­ca­ti­ons 1994)
  • Sel­len­riek, Jörg: Zir­kel und Lineal. Kul­tur­ge­schichte des kon­struk­ti­ven Zeich­nens (Callwey 1987)
  • Wil­lard, Wil­liam F.: The Art of Mecha­ni­cal Dra­wing. A Prac­ti­cal Course for Draf­ting and Design (Popu­lar Mecha­nics 1912, Neu­auf­lage Hearst Books 2009)

Zu Nedol­uha, Sel­len­riek und Wil­lard siehe auch „Kunst und Kon­struk­tion“.

Anm.: Bei dem im ers­ten Bild die­ses Bei­trags gezeig­ten STAEDTLER Mars Lumo­graph 100 han­delt es sich um eine ältere, gering­fü­gig dickere Vari­ante ohne Strich­code und mit Beschrif­tung in Versalien.

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