2009

Hallo-​it

Wer kennt und nutzt ihn nicht, den klei­nen, kleb­ri­gen Klas­si­ker mit sei­nen 5625 gel­ben Qua­drat­mil­li­me­tern, mit dem man noch weit mehr machen kann, als schwer zu mer­kende Pass­wör­ter gut sicht­bar am Bild­schirm anzu­brin­gen? Erdacht in den 70er Jah­ren bei 3M und 1979 markt­ein­ge­führt hat die Post-​it-Haft­no­tiz ihren Sie­ges­zug nicht nur durch die Büros ange­tre­ten und hilft heute in zahl­rei­chen Vari­an­ten bei Kom­mu­ni­ka­tion und Organisation.

Hallo-it

Eine wei­tere Mög­lich­keit zur Um- und krea­ti­ven Nut­zung der haf­ten­den Hel­fer bie­tet seit weni­gen Wochen „The Hello Pro­ject“, das dazu auf­ruft, mit ihnen der ver­netz­ten Welt auf indi­vi­du­elle Weise „Hallo!“ zu sagen. Eine nette Idee, finde ich, und betei­lige mich gerne mit obi­ger Skizze, die ich bereits ein­ge­sandt habe.

Markiges Marketing (9)

„Koh-I-Noor”-Notizstifte von L. & C. Hardtmuth

Mit ent­spann­tem Gesichts­aus­druck und offen­bar zufrie­den führt der vor­nehme Herr am Steh­pult den dicken, lan­gen Blei­stift über das Papier. Seine für das Schrei­ben mit Gra­phit denk­bar unge­eig­ne­ten Hand­krau­sen las­sen ver­mu­ten, dass er nur für eine kurze Notiz am Kathe­der steht, ansons­ten aber schrei­ben lässt und allen­falls für eine Unter­schrift oder zur Erle­di­gung pri­va­ter Kor­re­spon­denz zum Feder­kiel greift.

„Koh-I-Noor”-Notizstifte von L. & C. Hardtmuth (Ausschnitt)

Das mit schwe­ren, leder­ge­bun­de­nen Foli­an­ten gut gefüllte Regal und die weiß­ge­pu­derte (Staats-?)Perücke des rei­fen Herrn könn­ten das auf die­ser etwa 58 × 40 mm gro­ßen und wahr­schein­lich vor 80 oder mehr Jah­ren aus­ge­ge­be­nen Rekla­me­marke des öster­rei­chi­schen Unter­neh­mens L. & C. Hardt­muth gezeigte Büro als eines des 18. Jahr­hun­derts aus­wei­sen; auch die Schreib­fe­der, deren stäh­lerne Vari­ante um 1800 erfun­den wurde, sprä­che dafür.

Die Angabe von Serien- und Bild­num­mer zeigt, dass man sich der gro­ßen Popu­la­ri­tät der Rekla­me­marke als Sam­mel­ob­jekt bewusst war und die­ses Bedürf­nis gezielt stei­gerte, aber auch befriedigte.

← vor­he­rige | Mar­ki­ges Mar­ke­ting | nächste →

Schieben und radieren

Einen wei­te­ren Radie­rer mit Kunststoff-​Schiebehülle schob schickte STAEDTLER bereits im Februar in den Ring. In star­kem Kon­trast zu sei­nen popu­lä­ren Sports­kol­le­gen, die meist die schlanke Figur eines Minen­hal­ters haben, tritt der statt­li­che, 85 × 20 × 16 mm große 525 PS1 in der klas­si­schen Block­form gegen den Gra­phit an; mit sei­nen 29 g radiert er zudem in einer ganz ande­ren Gewichtsklasse.

Radierer STAEDTLER 525 PS1

Das in Ver­eins­far­ben weiß-​blau gehal­tene und mit dem fami­liä­ren Mars-​Konterfei sowie dem Her­stel­ler­na­men geschmückte Tri­kot des 525 PS1 umhüllt einen Radie­rer mit den Maßen 58 × 11 × 19 mm, der, sind seine zehn zunächst her­aus­ra­gen­den Mil­li­me­ter abra­diert, mit einem grif­fi­gen Schie­ber in Posi­tion gebracht und in die­ser zuver­läs­sig arre­tiert wer­den kann. Die letz­ten 13 mm des an den Längs­kan­ten abge­run­de­ten Radie­rers müs­sen jedoch ent­nom­men und ohne Hülse genutzt werden.

Radierer STAEDTLER 525 PS1

Im rau­hen All­tag schlägt sich der 525 PS1 sehr wacker. Die Spu­ren holz­ge­fass­ter Ton­mi­nen putzt er ebenso sou­ve­rän weg wie die der Poly­mer­mi­nen von Druck­blei­stif­ten, ohne dabei dem Papier erkenn­bar zuzu­set­zen, und kann bei sei­nem Kali­ber auch pro­blem­los groß­flä­chig auf­räu­men. Die Spar­rings­part­ner waren Druck­blei­stifte mit den Minen Pen­tel Ain Hi-​Polymer HB und Pilot Eno NeoX 2B sowie die bei­den Holz­blei­stifte STAEDTLER Mars Lumo­graph HB und Cali­for­nia Repu­blic Palo­mino 2B, wobei er mit letz­te­rem am meis­ten zu kämp­fen hatte. Sein Ver­eins­kol­lege Mars pla­s­tic geht zwar etwas bis­si­ger ran, hin­ter­lässt dafür aber auch mehr und klei­nere Krü­mel, die sich beim 525 PS1 in nur gerin­gem Umfang bilden.

Radierer STAEDTLER 525 PS1

Der STAEDTLER 525 PS1 am Unterwegs-​Werkzeugset. – Mit im Bild das Multifunktions-​Werkzeug Lea­ther­man squirt P4 und die Klapp­schere von Fis­kars.

Mit sei­ner Größe fin­det er in einem Standard-​Mäppchen nur schwer Platz, kann aber dank sei­ner 10 × 3 mm gro­ßen Öse z. B. an einem Kara­bi­ner­ha­ken auf Tour gehen. – Der 525 PS1 kommt laut sehr leicht ablös­ba­rem Auf­kle­ber aus China und wird noch in vier ande­ren sport­li­chen Farb­kom­bi­na­tio­nen für emp­foh­lene 1,95 Euro ange­bo­ten, ist aber schon für um die 1,40 Euro erhältlich.

Augen auf!

Ein offe­nes Auge und oben­drein einen sehr guten Blick beweist Michael Leddy in sei­nem lesens­wer­ten Blog-​Beitrag The Blob and I“, in dem sich über die Kul­tur der Dinge in der (wie er sie bezeich­net) alt­ba­cke­nen Welt im Film „Angriff aus dem Welt­all“ (The Blob, 1958) Gedan­ken macht.

Sein ana­ly­ti­scher Blick streift über einen Schreib­tisch im Film, des­sen Aus­stat­tung er mit der sei­nes in Ver­bin­dung bringt; die gut gefüllte Schub­lade ist für ihn ein Indiz dafür, dass diese und viele andere Sze­nen nicht im Stu­dio, son­dern vor Ort gedreht wur­den. Kleine Details der Wand­de­ko­ra­tion und den Zustand der Ein­rich­tung nimmt er ebenso sorg­fäl­tig wahr.

Alte Karteikarten-Register

Im fast vier Jahre alten Bei­trag „The dowdy world on film“ beschreibt er seine Freude, sich Filme zuwei­len allein wegen die­ser ver­gan­ge­nen All­tags­kul­tur „in ihrer gan­zen Schwarzweiß-​Pracht“ anzu­schauen. Mich spricht das sehr an, denn auch ich finde immer mehr Gefal­len an alten All­tags­din­gen und schaue gerne ganz genau hin (bei einer die­ser Gele­gen­hei­ten fie­len mir Blei­stifte auf, die spit­zer gespitzt waren als die hier­zu­lande). Zudem denke ich, dass man eigent­lich gar nicht auf­merk­sam genug sein kann – auch außer­halb von Fil­men und auch dann, wenn es nicht um Blei­stifte geht.

Flotter Feger

Wer viel mit Blei­stift arbei­tet, weiß vom lei­di­gen Pro­blem mit den Res­ten des Radie­rers und den äußerst unan­ge­neh­men Fol­gen des unbe­dach­ten Weg­wi­schens mit der Hand – nur allzu schnell ist das Werk ver­dor­ben und die Freude daran ebenso. Zeich­net man gar auf Trans­pa­rent, kann die­ses durch die Hand fet­tig wer­den und danach die Tusche abweisen.

Schon sehr lange gehört daher der Zei­chen­be­sen zur Stan­dard­aus­rüs­tung aller mit Blei­stift Täti­gen, die mit ihm Radier­späne und Gra­phit­staub kom­for­ta­bel und sicher ent­fer­nen. Der Com­pu­ter indes hat das hie­sige Ange­bot auf wenige und zudem nicht son­der­lich attrak­tive Exem­plare zusam­men­schrump­fen las­sen, die oben­drein den Ein­druck erwe­cken, als dien­ten sie pri­mär der Sortimentsabrundung.

Zeichenbesen von Uchida

Die Ret­tung kommt – wie so oft bei der Suche nach Hoch­wer­ti­gem für den Schreib­tisch – aus Japan, und zwar vom mit Zei­chen­ge­rä­ten und -zube­hör erfah­re­nen Her­stel­ler Uch­ida. Des­sen etwa 30 cm lan­ger und sehr gut ver­ar­bei­te­ter Besen mit Holz­griff und der Katalog-​Nummer 1-​825-​0301 hat nicht nur einen sehr ele­gan­ten Kor­pus, son­dern im Gegen­satz zu sei­nen fegen­den Kol­le­gen gleich zwei unter­schied­li­che Besätze: Zusätz­lich zum übli­chen fin­det sich auf dem Rücken des Uchida-​Besens ein fes­te­rer zwei­ter Besatz mit sehr kur­zen Bors­ten, der sich her­vor­ra­gend zum Rei­ni­gen des Arbeits­ti­sches eig­net und damit einen ech­ten Zusatz­nut­zen bie­tet. – Der Besen von Uch­ida kos­tet 1470 Yen (gut 11 Euro) und ist u. a. bei Bun­doki erhältlich.

NB: Es emp­fiehlt sich, die Bors­ten des Zei­chen­be­sens ein­mal im Monat einer gründ­li­chen Rei­ni­gung in lau­war­mer Sei­fen­lage zu unterziehen.

Merkur

Am heu­ti­gen Mitt­woch, dem bei den alten Römern nach deren Gott Mer­kur „dies Mer­cu­rii“ („Tag des Mer­kur”) genann­ten Wochen­tag, ein schnel­ler Blick auf einen Radier­gummi, der eben­falls den Namen des Göt­ter­bo­ten trägt.

Radierer Mercur Record 60

Den gelb­wei­ßen, 30 × 19 × 6 mm klei­nen und 9 g leich­ten Radie­rer mit blauem Auf­druck schmückt außer dem Namen der mytho­lo­gi­schen Gestalt deren Kon­ter­fei inklu­sive des typi­schen, geflü­gel­ten Helms in einer ver­ein­fach­ten und für mich reiz­vol­len Form. Dar­un­ter fin­den sich die Schrift­züge „RECORD 60“ und „BRAZIL“.

Radierer Mercur Record 60

Weni­ger reiz­voll hin­ge­gen ist seine Radier­leis­tung. Trotz der schmir­geln­den Bei­men­gung (wohl Glas- oder Bims­mehl), mit der er ziem­lich abrei­bend zu Werke geht, ver­mag er den Gra­phit von ein­fa­chem Standard-​Papier nicht voll­stän­dig zu ent­fer­nen, hin­ter­lässt jedoch beacht­li­che Radier­reste und geht so eher als Krü­mel­kö­nig durch.

Radierer Mercur Record 60

Die Pro­dukt­seite des bra­si­lia­ni­schen Her­stel­lers zeigt den „Record 60“ in ande­rem Design; ich ver­mute daher, dass es sich bei oben gezeig­tem Stück, das ich in einem klei­nen Ort an der nie­der­län­di­schen Nord­see­küste erstan­den habe, um ein älte­res Exem­plar gehan­delt hat.

Gedanken zu Graphit

Johann Wolf­gang Goe­the (1749–1832), der immer Notiz­buch und Blei­stift mit sich führte, schrieb in „Dich­tung und Wahr­heit“ (1821–1831):

Ich war so gewohnt, mir ein Lied­chen vor­zu­sa­gen, ohne es wie­der zusam­men fin­den zu kön­nen, daß ich eini­ge­mal an den Pult rannte und mir nicht die Zeit nahm, einen quer lie­gen­den Bogen zurecht zu rücken, son­dern das Gedicht von Anfang bis zu Ende, ohne mich von der Stelle zu rüh­ren, in der Dia­go­nale her­un­ter­schrieb. In eben die­sem Sinne griff ich weit lie­ber zu dem Blei­stift, wel­cher wil­li­ger die Züge her­gab: denn es war mir eini­ge­mal begeg­net, daß das Schnar­ren und Sprit­zen der Feder mich aus mei­nem nacht­wand­le­ri­schen Dich­ten auf­weckte, mich zer­streute und ein klei­nes Pro­dukt in der Geburt erstickte.

Die Feder gibt es heute nicht mehr, doch ihr läs­ti­ges „Schnar­ren und Sprit­zen“ hat in den Wid­rig­kei­ten der Text­ver­ar­bei­tung ein moder­nes Pen­dant: Uner­wünschte Auto­ma­tis­men und andere unge­be­tene Hel­fer drän­geln sich rabiat zwi­schen Papier und Gedan­ken, und die Not­wen­dig­keit, häu­fig aus einer nicht sel­ten unüber­schau­ba­ren Viel­falt an Optio­nen wäh­len zu müs­sen, zer­stü­ckelt die Aufmerksamkeit.

Zahl­rei­che Ablen­kun­gen nicht nur in Form text­ge­stal­te­ri­scher Mög­lich­kei­ten, die jeder­zeit ver­füg­bar und nie voll­stän­dig vom eigent­li­chen Inhalt getrennt sind, stel­len die Dis­zi­plin der Schrei­ben­den arg auf die Probe. Hinzu kommt die tech­nisch per­fekte Reprä­sen­ta­tion selbst roher Texte und Bil­der, die bereits am Bild­schirm für den Ein­druck des Fer­ti­gen sorgt und auf dem Papier beim Ein­satz des kor­ri­gie­ren­den Rot­stifts hemmt.

Der ange­nehm zurück­hal­tende Blei­stift ist ganz bestimmt keine Alter­na­tive zur digi­ta­len Feder, aber frei von den oben auf­ge­führ­ten Stö­run­gen, Zer­streu­un­gen und Täu­schun­gen und damit für mich eine wohl­tu­ende Abwechs­lung und Ergän­zung. Die Beschrän­kun­gen die­ses schlich­ten Schreib­werk­zeugs emp­finde ich nicht als sol­che, son­dern als befrei­end und ziel­füh­rend, sor­gen sie doch dafür, dass es kaum an unse­ren Gedan­ken arbei­tet1. Und so greife ich immer wie­der sehr gern zum Blei­stift, der in den mehr als vier­hun­dert Jah­ren sei­ner Geschichte schon einige Auf­zeich­nungs­sys­teme hat kom­men und gehen sehen.

Schwan-STABILO Opera 285

  1. Bereits Fried­rich Nietz­sche wusste: „Die Werk­zeuge arbei­ten mit an unse­ren Gedan­ken“.

Rahmenhandlung

Man­che Dinge des täg­li­chen Gebrauchs sind (zumin­dest in mei­nen Augen) viel zu schön, um sie im Gewühl auf dem Schreib­tisch unter­ge­hen zu las­sen oder gar in einer Schub­lade zu ver­ste­cken. Nutzt man sie jedoch zur Deko­ra­tion, ent­zieht man sie meist gleich­zei­tig der Nutzung.

Doch das muss nicht sein. Im Falle des Zei­chen­drei­ecks aus der Griffit-​Serie von 3L (hier in der transparent-​gelben Aus­füh­rung) rei­chen bereits wenige Teile und Hand­griffe, um dem attrak­ti­ven Werk­zeug einen Platz zu ver­schaf­fen, an dem es nicht nur gut auf­ge­ho­ben ist, son­dern auch anspre­chend prä­sen­tiert wird.

Das Zeichendreieck aus der Griffit-Serie von 3L dekorativ aufbewahrt

Dazu benö­tigt man einen Bil­der­rah­men, des­sen Glas man durch einen Kar­ton ersetzt. Ein kur­zes Stück Rund­holz oder ein klei­ner, ggf. bekleb­ter Neodym-​Magnet mit geeig­ne­tem Gegen­stück auf der Rück­seite des Rah­mens hält das gute Stück in Posi­tion und für den nächs­ten Ein­satz griff­be­reit. Alter­na­tiv dazu kann man ein Stück Blech hin­ter den Kar­ton legen und auch einen grö­ße­ren Rah­men ver­wen­den, um so meh­rere Dinge gemein­sam unter­brin­gen zu können.

Nach oben scrollen